Inhalt
Shadow sitzt im Knast, das Datum seiner Entlassung rückt näher. Er freut sich auf seine Frau Laura, Sex und ein Bad. Er ist eigentlich nicht der Typ, der in den Knast gehört – er hat sich gut gehalten, seiner Entlassung steht nichts im Weg. Für einen Job ist gesorgt, ein Flugticket zu Laura hat er auch. Dann bekommt er die Nachricht, dass er sogar ein paar Tage eher entlassen wird. Warum? Damit er es noch zu Lauras Beerdigung schafft, denn sie ist tödlich verunglückt. Shadow ist wie gelähmt. Auf dem Weg nach Hause begegnet ihm ein Mann, der sich selbst nur Wednesday nennt und ihm einen Job anbietet. Shadow geht ihm aus dem Weg, aber der Mann lässt sich nicht abschütteln, taucht immer wieder auf. Bis Shadow zusagt mit ihm über Amerikas Straßen zu fahren, Geld mit Gaunereien zu verdienen und Leute davon zu überzeugen, bei Wednesdays Sache mitzumachen. Was Wednesdays Sache ist, erfährt Shadow bald: Krieg. Wednesday ist ein Gott und er will Krieg gegen die neuen Götter, die sich die Menschen gemacht haben.
Hintergrund
Was war ich auf dieses Buch gespannt. Mein persönlicher Hintergrund wie ich zu dem Buch gekommen bin, ist der, dass ich schon länger was von Gaiman lesen wollte. Aber irgendwie habe ich das richtige Buch nicht gefunden. Zuerst wollte ich mit den Sandman Graphic Novels anfangen, bin aber daran gescheitert, dass mir der Zeichenstil kein Stück zugesagt hat. Und in dem Fall finde ich das Lesen von Manga, Comics und Graphic Novels immer etwas ätzend und habe eben aufgehört. Der Blog Popkulturschock hat dann aber einen Artikel rund um seine Werke veröffentlicht und seitdem weiß ich, dass ich American Gods lesen muss. Und wie das eben so bei mir ist, hat das wieder etwas länger gedauert (der SuB ist einfach zu groß). Im Frühjahr 2015 habe ich mir das Buch immerhin zugelegt und dann kam die Meldung: American Gods wird als Fernsehserie umgesetzt. Und plötzlich wanderte American Gods im Stapel ganz weit nach oben, denn ich wollte erst dann production stills sehen und Castinggerüchte lesen, wenn ich mir schon ein Bild gemacht habe. Ähnlich wie bei meinem letzten Buch, nur dass ich es da nicht mehr vor den ersten Bildern geschafft habe. Dass Bryan Fuller involviert ist, verspricht viel Gutes, schließlich hat der zuletzt meine Lieblingsserie Hannibal zu dem gemacht was sie ist. Sein Auge für Handlung, Ästhetik und das Visuelle sind inzwischen legendär. Allerdings hat er auch großes Pech, schließlich wurden die Mehrzahl seiner Werke vor dem geplanten Ende abgesetzt.
Und um noch vor dem Fazit ein paar Worte zu dem Buch zu verlieren: was mich am meisten und am positivsten überrascht hat, sind die verschiedenen Kulturen die Erwähnung finden. Die Götter, Volkshelden und Sagengestalten, die Shadow und Wednesday besuchen sind nicht nur die üblichen Verdächtigen. Dabei denke ich zuerst an nordische Mythologie, ägyptische Mythologie, indische und die großen Religionen Christentum, Judentum, Islam, sondern darunter befinden sich auch Gestalten von denen ich noch nie etwas gehört habe. Sich anschließend damit auseinanderzusetzen und nach und nach Zusammenhänge und Details zu erkennen und zu verstehen hat nochmal viel Spaß gemacht. Hier und da erfährt man, dass auch Figuren aus den Sandman-Novels auftreten – da ich die Reihe nur mal angefangen und früh abgebrochen habe, konnte ich die leider nicht wiedererkennen. Übrigens wurde American Gods erst im Mai 2015 in Deutschland veröffentlicht. In Amerika erschien es 2001.
Meinung
American Gods ist das beste Buch, dass ich in diesem Jahr bis jetzt gelesen habe. Gaimans Schreibstil erinnert mich an Stephen King: schnörkellos, manchmal schnoddrig und wie aus dem echten Leben, aber in seinen Vergleichen und den Schilderungen des Innenlebens der Charaktere manchmal regelrecht philosophisch. Ansonsten würde ich behaupten, dass er visuell sogar noch stärker ist. Er braucht nicht viele Worte, um die Situation zu beschreiben – schon gar nicht für das Aussehen der Charaktere oder die Umgebung im Detail. Er beschreibt mehr die Atmosphäre und schon ist das Bild in meinem Kopf fertig. Und das war stellenweise sehr düster und auch mal sehr bunt. In American Gods wird die Prämisse aufgestellt, dass die verschiedenen Nationalitäten ihre Kulturen nach Amerika mitbrachten, dazu zählen auch ihr Glaube, ihre Hoffnungen. Sie haben praktisch die Götter mitgebracht. Jahrzehnte, Jahrhunderte oder Jahrtausende später interessiert sich keiner mehr für diese Gottheiten und es gibt neue, die angebetet werden. Ich spoilere an dieser Stelle nicht welche das sind. Sich dazu Gedanken zu machen ist auch ganz spannend 😉 Und diese Theorie finde ich ganz smart und spannend. Die ersten Kapitel beinhalten immer Shadows und Wednesdays Reise, aber auch einen Abschnitt aus Sicht von Einwanderern oder Gottheiten selbst – der Roman fühlt sich wie eine Entdeckungsreise, eine Schauermär, manchmal wie ein Drama an. Das Thema Einwanderung, Sklaverei und Globalisierung wird in American Gods thematisiert und macht den zusätzlichen Mehrwert aus, das extra-Plus zum Unterhaltungsroman. Genauso wie der Umstand, dass das Buch auf andere Kulturen, Religionen und v.A. Mythologien aufmerksam macht und dazu anregt (mindestens) Wikipedia aufzumachen und nachzulesen mit wem man es da zutun hat. Die Handlung hat dabei für mich zu keinem Zeitpunkt einen Tiefpunkt gehabt, ich hätte weiterlesen und weiterlesen können. Leser seien aber vorgewarnt: wir reden mit Raben, fliegen mit Donnervögeln, prügeln uns mit Leprechauns. Auf Fantasy muss man gefasst sein. Und wer aufpasst, lernt sogar noch ein paar Münzentricks.
Fazit:
ganz große Empfehlung
„ausgelesen“ ist eine Kategorie meines Blogs, in der ich immer zwischen dem 15. und 20. eines jeden Monats ein Buch unter die Lupe nehme. Der Begriff „ausgelesen“ ist sehr dehnbar. So wie die Themenvielfalt meines Blogs. Ein „Buch unter die Lupe nehmen“ schließt Belletristik, Sachbücher, Manga, Comics unvm mit ein. 🙂
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