Wenn der Erzähler zu Beginn des Films sagt
„This is a story of boy meets girl, but you should know upfront, this is not a love story.“
dann hat er damit recht. Als Tom Hansen (Joseph Gordon-Levitt) die Neue in der Firma trifft, ist es bald um ihn geschehen. Die Neue heißt Summer Finn (Zooey Deschanel), mag seine Lieblingsband, sie haben einen ähnlichen Humor, er steht auf sie. In seinen Augen ist sie die Traumfrau und er weiß nicht wie ein Leben ohne sie aussehen soll. Mit ein bisschen Hilfe eines betrunkenden Freundes, der zuviel redet (Geoffrey Arend), erfährt Summer davon. Eine Sache haben sie aber nicht gemeinsam: Tom glaubt an die wahre, echte, einzige Liebe. Summer nicht. So beginnen beide eine Beziehung oder eine Affäre – etwas ohne Namen. Irgendwann hat er sie soweit und sie bekennt sich dazu, dass sie beide eine Beziehung haben. Die Frage ist aber: mit oder ohne Happy End?
Der aufmerksame Leser vermutet vielleicht anhand des Filmtitels, dass es kein Happy-End für die beiden gibt. Aber … wer weiß das schon? In jedem Fall ist der Film aber mehr als seine Inhaltsangabe. (500) Days of Summer ist witzig und schafft einen Spagat, der wenigen Filmen gelingt. Auf der einen Seite ist er wie ein Märchen, wenn beispielsweise Tom nach der ersten Nacht mit Summer am nächsten Tag durch die Stadt tanzt und ganz spontan von einer Kapelle begleitet und gefeiert wird. Inklusive Cartoon-Vögelchen. Die Welt ist schön. Auch Toms Berufsbezeichnung wirkt ein bisschen wie aus einer anderen Welt. Er ist Glückwunschkarten-Designer. Dann ist da aber der Realismus von (500) Days of Summer – er ist nur deswegen Glückwunschkarten-Designer, weil er als Architekt keine Arbeit gefunden hat. Das ist nämlich sein eigentlicher Beruf. Und seine Berufung. Der Film handelt viel von dem was passiert, während wir dachten, unser Leben zu planen. Die Geschichte ist leicht und nett und steckt voll Witz und Wahrheit und Lockerheit. Der Regiesseur Marc Webb blickt auf eine Karriere als Musikvideo-Regiesseur zurück und auch der kurzweilige (500) Days of Summer ist stellenweise wie ein gut choreografierter Tanz. Und tatsächlich voll guter Musik. Der Soundtrack mit Songs von Regina Spector, The Temper Trap, She & Him und Feist ist wie ein Indie-Pop-Feuerwerk. Selten hat ein Film übers Schlussmachen so gute Laune verbreitet und hat sich so real angefühlt – was eigentlich ein Widerspruch sein müsste.
Ich verstehe es, wenn der Zuschauer den Film als RomCom sehen möchte. Aber eigentlich kann der Film mehr. Er erzählt davon wie unterschiedlich die Menschen sind und wie unterschiedlich die Menschen glücklich oder unglücklich werden können. Außerdem von dem perfekten Zeitpunkt und Timing, dass das Leben manchmal hat und manchmal nicht. Von Neuanfängen und von Dingen die mal gut waren, sich aber ändern. Und das alles erzählt der Film mit einer angenehmen Leichtigkeit. Stempel wie RomCom oder Liebesfilm braucht man hier nicht zwingend. Und wer von den Tanzszenen nicht genug bekommen kann, der sollte sich diese Promo dringend anschauen, die im Film nicht enthalten ist. Möglicherweise ist (500) Days of Summer nicht der weltpolitische und moralische Film über den wir uns stundenlang nach dem Anschauen den Kopf zerbrechen wollen, aber als das was er ist, ist er richtig gut.
(500) Days of Summer, USA, 2009, Marc Webb, 95 min
Jeden Monat stelle ich einen Film vor, den ich für einen fantastischen Film halte – losgelöst von Mainstream, Genre, Entstehungsjahr oder -land. Einfach nur: fantastisch. 😆
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