Neulich auf der Nippon Connection … Besprechung und Filmkritik „Death Note – Light Up the NEW World“

Als ich hörte, dass ein weiterer Death-Note-Film herauskommt, war das ein Wechselbad der Gefühle. Ich bin ein großer Fan des Manga, habe aber bisher keine der Verfilmungen zu Ende geschaut, da mir Ausstattung und Abweichungen vom Original wenig zugesagt haben. Die Vorstellung, dass es mal einer richtig macht und einen Ansatz wählt, der vielleicht sogar den Manga toppt (was durchaus möglich wäre, da er in der Mitte ja doch sehr hinkt) ist schon ziemlich cool. Dann aber die erste Pressemeldung: der neue Film ist ein Sequel und spielt zehn Jahre nach den Ereignissen des Mangas bzw. der Vorgängerfilme. Uff. Der Verdacht liegt nahe, dass das eine billig aufgewärmte und angekurbelte money machine ist. Glücklicherweise wurde auf der Nippon Connection meine Neugier befriedigt (und ich war wirklich SO neugierig), ich hatte die Gelegenheit den Film bereits zu sehen und das ist (egal wie gut oder schlecht der Film ist) ein ziemlich cooler Umstand. Habe ich schon erwähnt wie neugierig ich war? Ich war sehr neugierig. Review ist spoilerfrei. Wer den Manga, Anime oder die Vorgängerfilme nicht kennt, wird u.U. Spoiler vorfinden.

Schaut man sich Shinsuke Satos Pläne der letzten und für die nächsten Jahre an, wird schnell klar, dass er sich aktuell auf etwas eingeschossen hat. Filmadaptionen aus Manga oder Anime. Nicht nur, dass er Gantz als Film umsetzte, er hat auch zeitgleich zu Death Note – Light Up the NEW World eine Adaption des Zombie-Survival-Manga I Am a Hero abgeliefert. In den nächsten Jahren wird er sich mit Bleach und Inuyashiki auch wieder den Umsetzungen aus Manga und Anime widmen. Scheinbar macht er seine Sache also gut, denn jemand macht viel Geld locker, damit er weiter Manga und Anime als Spielfilm umsetzen darf. Mit Death Note – Light Up the NEW World tritt er ein großes Erbe an, denn der Manga dessen Motiven und Figuren er sich bedient, war ein Welterfolg und wurde bereits 2006 verfilmt. Dabei setzt dieser Film aber 10 Jahre nach den Geschehnissen des Mangas und der Filme ein und startet mit einer Prämisse, die Chaos verspricht. Dieses Mal sind es gleich sechs Death Notes, die der König der Todesgötter in die Menschenwelt fallen lässt. Zur Erinnerung: schreibt man den Namen eines Menschen in ein Death Note, stirbt dieser.

Kenner der Vorlage wissen, dass bereits ein Death Note viel Chaos anrichten kann. Daher ist der Ansatz, dass einfach so aus Lust und Laune gleich sechs auf die Erde fallen gelassen werden, etwas reißerisch und zu gewollt. Der Film beginnt aber vielversprechend und ohne das gekünstelte Make-Up und die Frisuren-Experimente der Vorgängerfilme. Ein russischer Arzt findet eins dieser Death Notes und kommt ins Grübeln, als er einen Patienten im Todeskampf gerne von seinen Schmerzen erlösen würde. Nicht alle Finder von Death Notes agieren aber so subtil und schnell wird die Öffentlichkeit damit konfrontiert, dass Kira zurück zu sein scheint. Wieder ist es ein Sondereinsatzkommando, das sich den Killern stellt. Darunter befindet sich der engagierte Polizist Tsukuru Mishima (Masahiro Higashide) und ein Mann mit dem Decknamen „Ryūzaki“ (Sosuke Ikematsu), der als der Nachfolger von L gilt. Ihr Ziel ist es das Morden zu stoppen und die sechs Death Notes sicher zu verwahren, damit der Terror ein für alle mal endet, denn mehr als sechs Death Notes funktionieren nicht in der Menschenwelt. Dabei kreuzt ein fanatischer Fan Kiras, Shien (Masaki Suda), ihren Weg und verspricht ein Wiedersehen mit dem echten und einzigen Kira, denn Kira lebt.

„Death Note: Light up the NEW world – Official Trailer“, via Madman (Youtube)

Shinsuke Sato hat einen Film mit schönen Bildern gemacht, der dem Genie des Manga nicht gerecht wird. In Death Note sind alle Züge wohl überlegt. Manga und Anime zeichneten sich dadurch aus, dass sie das perfide Katz- und Maus-Spiel zweier Genies abbilden und mit moralischen Fragen jonglieren. Die Mischung bringt Zuschauer manchmal ganz schön ins schwitzen und man hat gut zutun an einigen Stellen mitzukommen. Der Film erreicht dieses Level an ausgeklügelter Handlung nicht und verirrt sich in Logiklücken, die er mit diffusen Wendungen zu kaschieren versucht. Aber das Aneinanderreihen von Wendungen und Twists macht noch keinen guten Film. Genauso wie die Legendenbildung. Im Film werden sehr bemüht einige Charaktere glorifiziert und schein-wiederbelebt. Darunter Ryūzaki, der als die DNA von L betitelt wird ohne eine stringente Erklärung ob er ein Schüler Ls war so wie beispielsweise Near im Manga oder ob er wirklich blutsverwandt ist. Sosuke Ikematsu spielt Ryūzaki herrlich schräg und cool, aber ein seltsamer Beigeschmack bleibt, da er doch nicht die Weitsicht und Kombinationsgabe des Detektivs L erreicht. Ein noch plakativeres Beispiel für die Legendenbildung findet sich in der angeblichen Wiederkehr Kiras, die sich eines der simpelsten Lösungsansätze der TV-Geschichte bedient. Und wenn wir schon beim Aufwärmen sind: es gibt ein Wiedersehen mit Charakteren, die schon in der Vorlage nicht übermäßig beliebt waren.

Was der Film aber kann ist state of the art. Filmische Mittel, Ausstattung, schauspielerische Qualität – das kann sich alles sehen lassen. Auch die spannung-erzeugenden Mechanismen tun ihre Arbeit. Man kann den Film schauen, man wird unterhalten. Ist man aber nicht mit den Regeln der Welt von Death Note vertraut, dann wird man sich verwundert fragen, was es mit den Augen eines Todesgotts auf sich hat und warum jemand unter bestimmten Umständen ein Death Note berühren muss. Damit ist Death Note – Light Up the NEW World ein passabler Fantasy-Krimi, der Zuschauer ggf wegen der Death-Note-Regeln vor den Kopf stößt. Aber eben leider auch ein Nachfolger des Franchise, der seinen Vorgänger in punkto Intelligenz nicht das Wasser reichen kann und Fans verprellt. Man könnte meinen, dass der Film damit in allen Punkten verspielt hat, aber es gibt zwei Dinge, die ich der Sache zugute halten muss. Erstens: der letzte größere Twist gegen Ende war nicht übel und zweitens: es hat irgendwie Spaß gemacht Ryuk und Konsorten wiederzusehen und das ist auch was wert.

Death Note: Light Up the NEW World (OT: デスノート Light up the NEW world), Japan, 2016, Shinsuke Sato, 135 min, (6/10)

Sternchen-6

Was sind eure Erwartungen an den Film? Habt ihr ihn schon gesehen und wie habt ihr ihn empfunden? Ist es eurer Meinung nach jetzt auch mal gut mit dem ausschlachten des Franchise oder würdet ihr euch noch einen und immer wieder noch einen Death Note Film ansehen? Die Möglichkeit habt ihr in dem Fall … in absehbarer Zeit kommt das anstehende US-Remake von Adam Wingard auf Netflix raus.

6 Antworten

  1. Der Manga wurde mir in Frankfurt sehr empfohlen! Bei der Idee bin ich zwiegespalten. Klingt nach wenigen Hindernissen und so einfach?! Auf der anderen Seite mag ich die Idee.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Aha! Ich kenne da einen Blog, auf dem eine sehr ausführliche Review dazu erschienen ist … https://miss-booleana.de/2017/03/13/ausgelesen-takeshi-obata-tsugumi-ohbas-death-note/ 😉 Also ich kann es dir auch sehr ans Herz legen. Aber für Manga-Einsteiger ist das vielleicht etwas dolle, weil es ja gleich soviele Bände sind. Dafür ist es insbesondere am Anfang ziemlich cool. Auf ProSieben MAXX läuft gerade der Anime. Aber ich denke die haben so um die 15 Folgen schon weg.
      Was meinst du was nach so wenigen Hindernissen klingt? Wenn man dieses geniale Buch hat? 😉 Das ist der Trick. Es reicht nicht den Namen da reinzuschreiben. Man muss das Gesicht der Person kennen und den richtigen Namen. Das macht es schon verzwickter und sorgt dafür, dass es das berühmte Katz-und-Maus-Spiel gibt.

  2. Ich war neugierig auf die Verfilmung, aber Deinem Review werde ich verzichten wie auch bei allen bisherigen Verfilmungen. Vielen Dank also für das hilfreiche Review. 🙂
    Den Anime halte ich hingegen für uneingeschränkt empfehlenswert – die Idee ist da bei weitem nicht das Beste, sondern die Auszeichnung der Charaktere.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Oh je … da habe ich wohl jetzt eine Ent-pfehlung ausgesprochen? Ja gut, für Fans des Manga ist es oftmals schwer. Geht mir auch so … habe mich sogar gefragt, ob ich wirklich „Ghost in the Shell“ als US-Remake sehen will. Aber die Neugier … und hier auch wieder. Die Neugier!
      Ich denke aber, dass ich nachdem ich den Anime nachgeholt habe, auch mal in die erste Verfilmung reinschauen werden. Denn in diesem Film hier sah es so aus, als ob sie in denen etwas anders gemacht hätten.

  3. […] erzählen, in die man sich was hineininterpretieren muss. Nämlich alle. Außerdem blieb auch Death Note – Light up the NEW world hinter meinen Erwartungen zurück. Trotzdem war es cool sich mal mehrere Tage am Stück in einen […]

  4. […] US-Remake von Death Note gesehen (und nicht gemocht) habe und auf der Nippon Connection den Film Death Note – Light up the NEW world, wuchs meine Neugier auf die „älteren“ Death-Note-Filme, die damals sehr gelobt […]

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