Serienlandschaft: Die Science-Fiction-Wiedergeburt … Genre-Fokus

Vor ein paar Jahren hatte ich ein Gespräch mit einem ähnlich serien-begeisterten Kumpel darüber, dass das Science-Fiction-Genre tot ist. Zumindest war er der Meinung, da es ewig keine Science-Fiction-Serien gab, die beispielsweise auf einem Raumschiff spielten. Erst durch das Gespräch fiel mir auf: er hat recht. Damals fiel mir beim besten Willen keine Serie ein, die relativ aktuell ist und auf einem Raumschiff spielt oder allgemein dem Science-Fiction-Genre zuzuordnen ist außer Doctor-Who und Fringe. Akte-X, Firefly und andere Science-Fiction-Serien waren inzwischen auch Geschichte. Wir sprechen hier von der Zeit so um 2010-2012. Aber siehe da: die Lücke wurde erkannt und geschlossen. Mit „Star Trek Discovery“ wurde sogar die Urmutter der Raumschiff-Science-Fiction-Serien vor Kurzem wiederbelebt. Außerdem wurde Seth McFarlanes Star-Trek-Parodie „The Orville“ gerade grünes Licht für eine zweite Staffel gegeben. Und wenn Parodien zu Genres unterwegs sind, bedeutet es, dass es den Genres gut genug geht. Oder? Obwohl ich „Star Trek: Discovery“ noch nicht gesehen habe, reicht mir das um genauer draufzuschauen was an guten Science-Fiction-Serien im Ether da draußen lauert und ein paar Empfehlungen zu sammeln. Heute im Genre-Fokus: Science-Fiction.

„Space-Ship-Science-Fiction“

Vermutlich habe ich diesen Subgenre-Namen gerade nicht erfunden, aber etabliert ist er auch nicht. 😉 Neben dem neuesten Streich des Star-Trek-Franchise Star Trek: Discovery gibt es noch zahlreiche andere Science-Fiction-Serien, die auf einem Raumschiff spielen. Selber gesehen und sehr empfehlen kann ich The Expanse. Die Serie kreiert eine komplexe Welt, in der die Menschen Teile des Sonnensystems besiedelt haben. Es gibt Kolonien auf dem Mars, aber auch welche auf einem Asteroidengürtel, die unter widrigen Umständen leben und über die Jahre eine komplexe, eigenständige Kultur gebildet haben und im ständigen Konflikt mit der Erde stehen. The Expanse ist in Hinblick auf die Vielzahl seiner Charaktere und die Schicksalsschläge dieser für mich das Game of Thrones unter den „Science Fiction“-Serien und bietet viel: Action, Mystery und Krimi-Einflüsse. Und gibt Stoff zum Nachdenken. In Deutschland kann man derzeit auf Netflix zwei Staffeln schauen und die Serie steigert sich merklich bis zu einem politisch brandheißen Level in Staffel zwei. Etwas weniger anspruchsvoll empfinde ich Dark Matter. Dort wachen sechs Menschen an Bord eines Raumschiffs auf und haben keinerlei Erinnerung. Die Serie funktioniert nach dem klassischen „Case of the Week“-Prinzip und nach und nach sammeln sie mehr Informationen darüber, was ihnen passiert ist oder wer sie sind. Zwar habe ich bisher nur die erste Staffel gesehen, aber die cases of the week haben sich für meinen Geschmack schnell abgenutzt. Dafür lebt die Serie von ihren sehr sympathischen Charakteren und dem Geheimnis um ihre Herkunft. Ob ich Doctor Who dazu zählen soll? Naja, irgendwie spielt die Serie ja schon zu großen Teilen an Bord eines Raumschiffs („It’s bigger on the inside“) oder setzt sich mit extraterrestrischen Kulturen auseinander 😉 Doctor Who startete 1963 und existiert (trotz längerer Pausen) noch heute.

„The Expanse | Haupt-Trailer [HD] | Netflix“, via Netflix Deutschland, Österreich und Schweiz (Youtube)

„Entering The TARDIS (Smaller On The Outside) – The Snowmen – Doctor Who – BBC“, via Doctor Who (Youtube)

Zu den Serien, die ich noch nicht gesehen habe gehört Defiance, das ab 2013 einer der ersten Vertreter war die das Eis brachen und Raumschiff-Science-Fiction wieder auf den Bildschirm brachten. Eine andere teilweise etwas gehypte Serie ist Killjoys, die von interplanetaren Kopfgeldjägern handelt und bei der ich einen stimmungstechnischen Mix zwischen Firefly und Dark Matter erwarte.

„Non-Space-Ship-Science-Fiction“

Im Grunde schränkt das Raumschiff-Setting die Themenvielfalt ein bisschen ein. Wenn eine Serie sich auch mit anderen Kulturen und Lebensformen auseinandersetzt sind die Möglichkeiten natürlich wieder riesig. Science-Fiction kann aber mehr sein wie einige der aktuellen Serien beweisen: das Genre wurde mehr als positiv und vor Allem vielschichtig wiederbelebt. So beweist beispielsweise Orphan Black, dass es keine Weiten des Weltraums braucht und Frauen Badass-Heldinnen abgeben. In der Serie entdeckt eine Frau, dass sie ein Klon ist und trifft viele ihrer Schwestern, die erstens von einer Krankheit bedroht werden und denen man zweitens auf den Fersen ist. Tatiana Maslany spielt ausgezeichnet mehrere der Sestras des Clone Clubs und bringt Science-Fiction wieder näher an das was schon im Begriff steckt: das Gedankenspiel rund um die Wissenschaft. Mein absoluter Liebling unter den aktuellen Science-Fiction-Serien ist Black Mirror. Die Episoden sind jeweils vollkommen unabhängig voneinander und widmen sich jeweils Zukunftsvisionen oder Gedankenspielen über den Mensch und seinen Umgang mit Technik. Dabei kommen witzige, bedenkliche, dramatische, gruselige und irrsinnige spannende Episoden raus. Wenn es ein bisschen spiritueller sein darf, dann plädiere ich für eine meiner Lieblingsserien: The OA. Hier darf man aber kaum zuviel verraten, außer dass es um eine Frau geht, die als verschwunden galt und eines Tages plötzlich wieder auftaucht inklusive einer Wunderheilung, denn vor ihrem Verschwinden war sie blind. Aber Achtung: ich sage nicht umsonst, dass es eine spirituelle Serie ist.

„Black Mirror trailer“, via UFets (Youtube)

Eine Science-Fiction-Serie die jüngst leider abgesetzt wurde ist Sense8. Meine Besprechung der Serie steht hier im Blog leider noch aus, aber soviel sei gesagt: sie handelt von Menschen, die miteinander empathisch verbunden sind und den Platz des Anderen einnehmen können. Dieses Band lockt (natürlich) Wissenschaftler an, die das für ihre Zwecke missbrauchen wollen. Dadurch, dass die miteinander verbundenen „Senseights“ aus unterschiedlichen Kulturen kommen und unterschiedliche Lebensumstände haben, bereichern sie sich gegenseitig an den Wendepunkten in ihrem Leben. So trifft ein mexikanischer, homosexueller Schauspieler auf eine koreanische Geschäftsfrau, die im Gefängnis sitzt und auf einen Berliner Ganoven und eine amerikanische Transsexuelle. Gute Botschaft, die die Serie ausstrahlt, auch wenn der Anfang etwas mühselig ist. Eine sehr gehypte Science-Fiction-Serie, die ich leider noch nicht gesehen habe ist Westworld, die von einer Art Vergnügungspark handelt, in der Menschen als Gäste zusammen mit Androiden Szenen in einer Westernstadt nachspielen können. Die Serie spielt dabei mit Moral und der Frage nach dem Bewusstsein von Androiden. Der Ruf eilt der Serie voraus, leider ist sie bisher auf keiner Streaming-Plattform, die ich nutze inklusive, sondern zu zahlender Extra-Inhalt. Viel länger kann ich nicht warten, allerdings kommen im November auch die DVDs raus, womit vielleicht die Serien auch endlich mal auf den Portalen landen wird oder eben im DVD-Player.

Und Anime!?

Ich glaube was Anime betrifft, war Science-Fiction nie so richtig weg, ist aber auch etwas weniger stark repräsentiert als Comedy, RomCom, Sport oder Battle-Anime. Aber es gibt einige extrem gute Stoffe wie den Zeitreise-Anime Steins;Gate, der zwar etwas trashig und ultra-nerdig beginnt, aber schnell zu einem irre spannenden Zeitreise-Dilemma wird. Ergo Proxy ist eher etwas düsterer Stoff, der von einer Komissarin handelt, die den Fall um eine brutale, künstliche Lebensform lösen will und dabei die Stadt verlässt, außerhalb der man angeblich nicht überleben kann. Nur eine von vielen falschen Wahrheiten, denen sie sich stellen muss. Psycho Pass erschafft ebenso eine Dystopie, undzwar eine in der die psychische Gesundheit der Menschen penibel überwacht und bewertet wird anhand der titelgebenden Skala ‚Psycho Pass‘. Und wenn jemand aus der Reihe tanzt, müssen Ermittler anrücken, die nicht selten in menschliche Abgründe blicken, aber auch eine Verschwörung aufdecken, die das System in Frage stellt.

„Steins;Gate – Trailer (german)“, via TheFerusDoyle (Youtube)

Lange Zeit konnte ich Science-Fiction, die auf einem Raumschiff spielt und dem clash verschiedener Zivilisationen nichts abgewinnen. In meinem Fall ist es tatsächlich Doctor Who zu verdanken, dass ich Neugier entwickelte. Und wie Leser des Blogs ja wissen, habe ich irgendwann sogar angefangen Spaß an Star Trek zu haben. 😉 Inzwischen reizen mich die Science-Fiction-Serien auf Raumschiffen auch. Nach Dark Matter Season 1, The Expanse Season 2 und Star Trek Season 1 brauche ich jetzt trotzdem eine kleine Pause. Die allgemeinen Science-Fiction-Serien wie Black Mirror sind hingegen etwas, dass ich immer und ständig durchsuchten könnte. Science-Fiction ist ein großartiges Genre, dass das Spiel mit den Ideen und dem Was-wäre-wenn zulässt. Durch das Aufkommen des Nerd-Hypes und als Geek-Sein öffentlich anerkannt und akzeptiert wurde, kamen auch die Science-Fiction-Stoffe wieder. Davor war nicht wirklich daran zu denken. Aber so gut wie anderen Genres (Comedy, Crime) geht es dem Genre trotzdem nicht. Warum? Wahrscheinlich weil es sehr speziell ist und ein bisschen Köpfchen und/oder Mut zum Nerdig-Sein voraussetzt. Oder was sind eure Theorien? Welche Serie vermisst ihr in meiner Auflistung? Habt ihr Tipps für mich und die Leser hier?

Immer zwischen dem 5. und 10. eines jeden Monats mache ich einen kleinen Ausflug in die Serienlandschaft. Ob aktuelle Serien, all-time-favorites, irgendeine TOP-5 oder einfach ein paar zerstreute Gedanken: es ist alles dabei :).

6 Antworten

  1. Killjoys ist klasse! Bin total süchtig danach. Dark Matter, Sense8 und Orphan Black mochte ich auch sehr. Ergo Proxy, The OA, Black Mirror und The Expanse stehen auch schon auf meiner Watchliste. Toller Beitrag – finde ich auch unheimlich toll, dass Science Fiction wieder so aufgelebt ist.

  2. Ja ich finde es auch sehr schön, dass es wieder SF-Serien gibt und darunter auch viele Weltraum-Serien sind. Star Trek: Discovery ist da aufgrund der Vorgeschichte mit Sicherheit der populärste Vertreter – aber The Expanse steht dem in nichts nach und ist qualitativ sehr gut. Killjoys mag ich auch gerne, auch wenn das nicht ganz so hochwertig und episch daher kommt.

    Black Mirror ist auch äußerst stark, auch wenn das deutlich stärker in der Realität verankert ist und vielleicht grade deswegen so eine hohe Wirkung hat. Orphan Black fand ich am Anfang sehr spannend, baut danach aber ab. Muss die letzte Staffel noch sehen, konnte mich aber noch nicht so recht dazu aufraffen.

    Battlestar Galactica müsste ich mal noch nachholen.

  3. Toller Bericht, habe noch ein paar Sachen entdeckt, die ich vorher nicht auf dem Schirm hatte. Ich bin natürlich irre happy darüber, dass SciFi in letzter Zeit wieder mehr Raum gewonnen hat. Als old school Treckie mag ich das Spaceship Setting schon sehr, kann aber auch mit anderer SciFi viel anfangen.

    Ich habe gemerkt, ich mag es wenn es in die Richtung speculative SciFi geht, Space Opera ist meistens nicht ganz so meins und auch Fantasy nur in geringen Dosen. Orphan Black, Black Mirror, Star Trek Discover, The OA davon gerne mehr 😉

    An Dr. Who habe ich mich nie so recht rangewagt, das war mir wie Prachetts Scheibenwelt immer etwas suspekt 😉 Vielleicht sollte ich es mal versuchen.

  4. Jetzt, wo du es sagst, ja, Science Fiction war zwischenzeitlich wirklich weg von der Bildfläche – ebenso wie auch Serien rund um Familie und Freundschaft (zumindest wie sie aus den 80ern bis frühen 00ern bekannt waren).

    Von den aktuellen Produktionen konnte mich bisher aber auch nichts wirklich anfixen, obwohl ich früher Serien des Genres wirklich mochte. „Steins;Gate“ war mir bisher unbekannt und wird getestet – vielleicht kann mich wenigstens das überzeugen. 🙂

  5. „Defiance“ spielt nicht auf einem Raumschiff, könntest du eher dem Case of the Week – Krimi – Genre im SciFi-Gewand (fast) ohne Raumschiff zuordnen. Die Serie macht aber ziemlich Spaß.

  6. […] ist Science-Fiction Tag. Bei meinem Genre-Fokus „Science Fiction“ vor ein paar Wochen habe ich den Reviews der Serien hier teilweise schon etwas vorgegriffen, aber […]

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