Tödliches Arsen und gute, feine Spitze wie aus dem Stübchen älterer Damen passen doch nicht zusammen. Das dachte auch Mortimer Brewster (Cary Grant) bis er erfuhr, dass seine beiden lieben, alten Tanten Abby und Martha Brewster (Josephine Hull, Jean Adair) regelmäßig mit Arsen alleinstehende, ältere Herren umbringen, die bei ihnen wegen eines freien Zimmers anklopfen. Sie halten das für einen Gnadensakt, um die einsamen Menschen ihrer Qualen zu erlösen. Mortimer denkt er hört nicht recht. Er würde es nicht glauben, hätter nicht gerade die Leiche einer dieser ‚Gentlemen‘ gefunden.
„Arsenic and Old Lace (1944) Official Trailer – Cary Grant, Peter Lorre Movie HD“, via Movieclips Trailer Vault (Youtube)
Dass die Tanten dabei Mortimers psychisch kranken Bruder Teddy (John Alexander), der sich für Theodore Roosevelt hält, zum Gräber schaufeln ausnutzen, ist nur das Sahnehäubchen auf dem Gipfel des Chaos. Bis dahin hatte er nur im Kopf mit seiner Elaine (Priscilla Lane) am nächsten Tag in die Flitterwochen zu fahren, jetzt will er dringlich Teddy in eine Nervenheilanstalt einweisen lassen, um das Morden der Tanten zu unterbinden – schließlich fehlt ihnen dann ein starker Mann zum Gräber ausheben. Als aber ständig die überengagierte Polizei vor der Tür steht und ein verbrecherischer Verwandter, der Mortimer und die Tanten erpressen will, wird das Haus der Brewsters zu dem Schauplatz einer charmanten, schwarzen Komödie, in der sich eine Gaunerei mit der nächsten ablöst.
Der Film basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück von Julius J. Epstein und ist ein wahnwitziges Feuerwerk von Pointen. Schwarzer Humor und Slapstick gingen selten so gut zusammen. Es macht irrsinnig Spaß mit welcher Überzeugung die gutmütigen, eigentlich lieben alten Damen einsame Herzen aus dem Verkehr ziehen und freudestrahlend meinen, dass sie nur gute Taten vollbringen. Wenn dann Gauner und theaterbegeisterte Polizisten im Haus ein- und ausgehen, ist es köstlich Mortimer/Cary Grant dabei zuzusehen wie er händeringend versucht die Gauner auszuliefern, die Tanten davon abzuhalten jemanden umzubringen, den Bruder einzuweisen und dass alles ohne dass seine Familie auffliegt und festgenommen wird. Seine frisch angetraute Elaine kommt dabei etwas zu Kurz. Der Film hat alles. Darsteller, die ihre Rolle auf den Punkt abliefern, einen fast zu schnell sprechenden Cary Grant und charmanten Wahnwitz, der so rasant und spitz ist, dass einem schwer fällt zu glauben, dass der Film mehr als fünfzig Jahre auf dem Buckel hat.
Arsen und Spitzenhäubchen (OT: Arsenic and Old Lace), USA, 1944, Frank Capra, 113 min
Jeden Monat stelle ich einen Film vor, den ich für einen fantastischen Film halte – losgelöst von Mainstream, Genre, Entstehungsjahr oder -land. Einfach nur: fantastisch. 😆
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