Mit Das Erwachen der Macht wurde 2016 eine epische Filmreihe fortgesetzt. Nun gehöre ich eher zu der Fraktion, die es nicht gern sieht, wenn Franchises vom hundertsten ins tausendste fortgesetzt werden. Trotzdem hat mich auch Episode VII diese Star Wars Atmosphäre einatmen lassen und mitgerissen, wenn schon die Titelmelodie erklingt. Dass der Film seinen Vorgängern in vielen Punkten (v.A. der Handlung) ein bisschen zu sehr ähnelt war nicht von der Hand zu weisen, aber die Neugier reißt einen mit. Wer sind Reys Eltern? Ist Kylo Ren wirklich unumstößlich der dunklen Seite verfallen? Und welche Figuren der früheren Episoden werden noch auftreten? Als sich also die Massen in den Kinosälen lichteten, schwangen wir uns endlich in die Kinosessel. Review ist spoilerfrei für Episode VIII, aber enthält Spoiler für Episode VII.
Nach dem Cliffhanger in Episode VII bei der Rey (Daisy Ridley) den emeritierten Luke Skywalker (Mark Hamill) aufsucht, erwartet sie in ihm einen Lehrmeister zu finden oder zumindest dazu zu bewegen, sich dem Widerstand anzuschließen. Allerdings hat der weder an dem einen, noch an dem anderen das geringste Interesse. Er hat sich von der Macht abgewandt. Während beide nebeneinanderher granteln, beginnt Rey Kilo Ren (Adam Driver) trotz großer Distanz ständig wie in einer Vision zu sehen und er sie, so als ob sie durch die Macht verbunden sind. In ihren Streitgesprächen erfährt sie, dass Kylo Ren einst ein Schüler Skywalkers war bis etwas vorgefallen ist, das alles verändert hat. Bei dem Obersten Anführer Snoke (Andy Serkis) hat Kylo Ren einen schlechten Stand, seitdem er von der Novizin Rey besiegt wurde. Währenddessen wird die Flotte des Widerstands von der ersten Ordnung verfolgt, scheinbar gibt es trotz Hyperraumsprung keine Möglichkeit ihnen zu entkommen und der Widerstand rund um General Leia Organa (Carrie Fisher) gerät an die Grenzen ihrer Mittel und muss herbe Verluste einstecken. Poe Dameron (Oscar Isaac) will dabei nicht kuschen und versucht zusammen mit Finn (John Boyega) und der Technikerin Rose (Kelly Marie Tran) eine gewagte Aktion, für die sie vom Widerstand kein grünes Licht bekommen haben.
„Star Wars: Die letzten Jedi – Offizieller Trailer (Deutsch | German)“, via Star Wars Deutschland (Youtube)
Es ist ein Jammer das sagen zu müssen, aber: der Film macht in der Fortführung der Handlung keinen Unterschied. Das klingt traurig, oder? Das ist es. Es ist sehr viel passiert, der Zuschauer wird 152 Minuten unterhalten. Gut unterhalten. Man spürt gar nicht wie die Zeit vergeht. Es fühlt sich nicht wie zweieinhalb Stunden an. Unsere Helden und Antihelden fallen von einem Abenteuer und eine brenzlige Lage in die nächste. Aber die Lage vor dem Film deckt sich mit dem wie es nach dem Film ist. Plus minus ein, zwei kleinere Überraschungen. Und das ist dann recht dünn. Es ist das mittlere Kind. Es ist weder der erste Film, der die Origin-Geschichte neuer Helden und Bösewichte erzählen darf, noch ist es der letzte einer Trilogie, der den großen Endkampf und das finale Schicksal der Protagonisten auf den Bildschirm bringt. Es ist eben das in der Mitte. Rian Johnson, der sowohl Regie führte als auch das Drehbuch beisteuerte, gelang es nicht diesen typischen Film-Fluch zu brechen. Sehr widrig sind aber auch die verpassten Chancen der Charaktere. Die werden sich ihrer Mittel scheinbar immer erst relativ spät bewusst. Leia und die Macht, Vizeadmiral Holdo (Laura Dern) und das Schiff, der Weg aus der Mine und einiges mehr. Der Zuschauer denkt konsequent: und darauf sind sie nicht früher gekommen? Das sind meistens schlechte Voraussetzungen. Aber es gibt auch ein Plus: er wiederholt die Handlung des Franchise nicht so unterschwellig frech wie J.J. Abrams Das Erwachen der Macht es 2016 getan hat. Er erlaubt sich sogar den einen oder anderen Bruch und angenehmen Seitenhieb auf die Filmreihe. Stichwort Bügeleisen. Und würdigt seine Figuren, beispielsweise mit einer Widmung für Carrie Fisher und denkwürdigen Zitaten, die sicherlich auch ihr gelten wie „Selbst wenn wir gehen, bleibt etwas von uns zurück“.
Früher oder später kommt der Moment für die meisten, die die Macht in sich tragen. Dunkle oder helle Seite? Jedi oder Sith? Das ist auch hier wieder eine Fragestellung, die gelingt. Soviel muss man dem Film lassen. Während Rey auf Lukes Insel mit der Verantwortung konfrontiert wird, die die Macht mit sich bringt, ist sie konsequent. Sie stellt sich der dunklen Seite, aber diese hat keine Antworten für sie und anders als es der Trailer andeutet ist die Seite für sie keine Alternative. Bei Kylo Ren/Ben Solo ist das anders. Er ist wie zuvor Anakin einer, in dem man die dunkle Seite sah und sich so davor fürchtete, dass man den jungen Mann vor lauter Bedenken und Angst der dunklen Seite annäherte. Die Chemie zwischen Rey und Kilo Ren funktioniert. Es passiert eigentlich sehr langsam, sie haben eigentlich sehr wenige Szenen – aber schleichend entwickelt sich ein stillschweigender Bund zwischen den Beiden, die wenn auch auf andere Art, von der Macht und dem Beherrschen der Macht hin- und hergerissen sind. Der Film vermag es auch Kilo Ren ein Profil zu geben, das ihm in Das Erwachen der Macht noch fehlte. Er wirkt in seiner Rolle und Zerrissenheit glaubwürdiger. Allgemein wird aber Die Erste Ordnung zu sehr als dysfunktionales Organ dargestellt, das man nicht fürchten kann, obwohl der Film einem eindrucksvoll erklärt, dass man es fürchten sollte. Sie sitzen am längeren Hebel, haben mehr Personal, mehr Mittel, sie sind die Bösen und beherrschen die ganze Zeit über das Feld. Aber man kann sie kaum ernst nehmen. Die Nazi-Vergleiche aus Episode VII sind vergessen, man sieht nur noch General Hux und fragt sich, ob Domhnall Gleeson dazu geraten wurde General Hux so ‚drüber‘ zu spielen und overacting zu betreiben. Da Kylo Ren auch nicht der stabilste ist, muss man sich doch fragen: was sind das für Gegenspieler? Und das fragt man sich leider trotz der 152 Minuten lang inszenierten Machtbeweise.
Schauwerte bietet der Film allemal, allerdings muss man auf die ein bisschen warten. Ikonische Szenen erwarten den Zuschauer spätestens ab der Szene in der Rey und Kylo Ren einmal gezwungenermaßen Seite an Seite kämpfen. Die Kampfszenen und das alles beherrschende Rot brennen sich ein und es wirkt wie ein Augenaufschlag nach langer Dunkelheit. Genauso wie die Schlacht auf dem Mineralplaneten Crait, auf dessen mit Salz weiß überzogenem Boden die Gleiter, Raumschiffe und schweren Geschütze rote Spuren hinterlassen. Wenn sie ihre Kreise auf dem Planeten ziehen, sieht es hinterher aus wie ein in Blut getränktes Schlachtfeld, das einem die Verluste der gesehenen Kriege an den Titel der Reihe denken lässt: da steckt nicht umsonst WAR drin. Auch was die Kulissen, Planeten und Wesen betrifft, ist der Film interessanter als sein Vorgänger. Ob man nun die Funkelfüchse/Vulptex, Porgs oder Fathiers lieber mag: Auswahl gibt es. Und auf Luke Skywalkers Insel würde ich mich auch mal zu einem Urlaub hinreißen lassen. Mit oder ohne Macht. Obwohl der Film was seine Einzelteile betrifft mehr überzeugt als der Vorgänger, ist die Handlung – die Summer aller Teile – leider aber nicht überzeugend.
Star Wars: Die letzten Jedi (Star Wars: The Last Jedi), USA, 2017, Rian Johnson, 152 min, (7/10)
Es gibt ja diesen insgeheimen, kleinen Glaubenskrieg. Star Wars oder Star Trek? Ich muss gestehen, dass für mich die Antwort immer eher Star Wars war. Nun habe ich letztes Jahr v.A. mehr Star Trek geschaut und sitze da im Moment eher etwas zwischen den Stühlen. Generell reißt mich das Dilemma der Charaktere in Star Wars, ihr Ehrgefühl und die Frage um Gut und Böse sehr mit. Motive, die so alt wie die Welt sind. Aber ich muss gestehen, dass ich nicht gerne sehe wie sich ein Franchise weiter um sich selbst dreht, insbesondere da Episode VIII nun bis auf einige Highlights so inhaltsleer wirkte. Ob Star Trek da besser ist, sei mal dahingestellt. Ich bleibe unentschlossen und erkenne in beidem einem Reiz. Und ihr? Trekkie oder Star Wars?? Mal ehrlich … die beiden Reihen sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Scheinbar sind auch nicht alle so wahnsinnig zufrieden mit Episode VIII. Den typischen Aufruhr gibt es aber wahrscheinlich bei allen Star Wars Trilogien. Bei Episode I bis III gab es schließlich auch genug Stöhnen und Beschwerden. Star Wars ist eine Legende geworden und berührt deswegen die Gemüter. Bisher konnte ich die Filme immer mit einer gewissen Distanz gucken. Ich falle in die Jahre derer, die zu jung für die alten Filme waren und zu alt für die äh – neuen Filme!? Das hat dafür gesorgt, dass ich genießen konnte, wo sich andere aufregten. Wie ist das bei euch?
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