Serien-Besprechung: „Sick Note“ Season 1-2 und „Future Man“ Season 1

Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen und es wird doch langsam mal Zeit die eine oder andere Besprechung in die Welt zu schicken, die schon lange in den Entwürfen schlummert oder zu lange schon geschrieben sein wollte. Schließlich nahen die Jahresrückblicke 😉 Ich gestehe, dass ich die zwar müde geworden bin, aber ein bisschen Ehrgeiz ist noch da. Und es wird wirklich allerhöchste Eisenbahn, denn „Sick Note“ habe ich beispielsweise vor fast einem Jahr(!) gesehen. Ups. Der gemeinsame Nenner der heute besprochenen Serien ist, dass sie dem Comedy-Genre zuzuordnen sind. Dass bei mir naturgemäß schlechte Karten hat. Reviews sind spoilerfrei.

„Sick Note“ Season 1

Sick Note hat sich den Stempel schwarze Komödie wirklich verdient – das Thema ist durch und durch morbide. Daniel Glass (Rupert Grint) arbeitet als Kundenberater für eine Versicherung („We Cover“) und liebt seinen Job so sehr, dass er ständig krank macht. Er liebt auch seine Freundin Becca (Pippa Bennett-Warner) so sehr, dass er ihr nicht erzählt, dass er ihre Katze aus Versehen getötet hat. Die Menschen, die er in seinem laxen Leben ständig bescheißt, schlagen aber zurück. Er verliert seinen Job und Becca. Als er aber am selben Tag die Diagnose erhält, dass er an Krebs erkrankt ist und das den Menschen in seinem Umfeld mitteilt, ändert sich einiges schlagartig. Becca will ihn nicht im Stich lassen und die Versicherung feuert ihn nicht, sondern macht ihn sogar zu ihrem neuen Werbegesicht. Seine Eltern interessieren sich wieder für ihn und Daniel wirkt geläutert. Er will aus seinem Leben etwas besseres machen. Ups. Da fällt doch Daniels Arzt, Dr. Glennis (Nick Frost) auf, dass er sich ein klein wenig getäuscht hat. Daniel ist kerngesund. Daniel will aber auf die neu gewonnene Empathie nicht verzichten und macht einen Deal mit Glennis. Sie ziehen das durch. Daniel bleibt bei der Krebs-Story.


„Sick Note | Rupert Grint, Nick Frost and Don Johnson star“, via NOW TV (Youtube)

Boah. Ist das böse. Mein Gedanke, auch euer Gedanke? Das Prinzip der Serie ist ziemlich einfach. Die ersten ein, zwei Episoden sind sehr entlarvend. Alle sind nur dann nett zu dir, wenn sie damit rechnen, dass du bald krepierst oder sie Grund haben dich zu bemitleiden. Manch einer hat vielleicht wirklich ehrliche und aufrichtige Gefühle. Aber im Großen und Ganzen sind einige Menschen aus Daniels Umfeld nicht besser als er. Heuchlerisch ist das Wort. Aber dieser entlarvende Charakter ist schon nach wenigen Episoden weniger zentrales Element der Serie, sondern die Bemühungen Daniels und von Dr Glennis nicht aufzufliegen oder für Mord verhaftet zu werden. Wie das kommt? Das wäre jetzt zuviel verraten 😉 Jedenfalls verschiebt sich der Charakter der Serie zu einer relativ stereotypen Komödie, die zwar viele schwarzhumorige Elemente hat, aber auch nicht mehr aus der Masse heraus sticht . (7/10)

Sternchen-7

„Future Man“ Season 1

Als „Tiger“ (Eliza Coupe), der Hauptcharakter seines Lieblings-Videospiels, lebendig und in Farbe vor Josh Futturman (Josh Hutcherson) steht, wird sein feuchter Traum wahr. Josh arbeitet als Hausmeister in einem Forschungsinstitut und hat das Gefühl mit seinem jungen Leben bisher wenig angefangen zu haben. In Biotic Wars sitzt er aber als Held am Controller und rettet die Menschheit. Er hat das undenkbare geschafft – das Level durchgezockt, das niemand schafft. Plötzlich stehen die Figuren des Spiels, „Tiger“ und „Wolf“ (Derek Wilson), vor ihm und erklären ihm, dass das alles nicht nur ein Spiel, sondern ein Test war, um den einzig wahren Soldaten und Retter zu finden. Es soll der Nachweis sein, dass er der einzige ist, der die Zukunft verhindern kann, aus der Tiger und Wolf zu ihm durch die Zeit gereist sind. Eine düstere Welt, in der genmanipulierte Menschen die des Widerstands gewalttätig unterjochen. Um die Zukunft in Biotic Wars zu verhindern, soll er nun mit ihnen in die Vergangenheit reisen und den Ursprung all des Unheils ausmerzen. Das bedeutet seinen liebenswürdigen Chef Doktor Kronish (Keith David) zu töten, als er noch ein Baby war. Natürlich hat die Sache den einen oder anderen Haken. Zum Einen findet Josh den Plan gar nicht toll, zum Anderen ist man noch lange kein Retter der Menschheit, weil man ein Spiel erfolgreich durchgezockt hat … oder?

Die u.a. von Seth Rogen und Evan Goldberg produzierte Serie hat von der ersten Folge an Nerd- und Popkultur-Humor en masse. Was soll man auch sonst erwarten, wenn der Plot ist, dass ein Gamer seine Helden trifft und selber zum Held gekürt wird, nur weil er ein bestimmtes Level gemeistert hat? 😉 Man spürt den Einfluss Seth Rogens aber u.a. an den Schattierungen des Humors. Während der an der einen Stelle herrlich meta oder smart ist, strotzt er an anderer Stelle nur so vor Pipi/Kacka/Penis-Witzen und derben Anspielungen. In der wilden Mischung ist aber für jeden was dabei. Herrlich anzuschauen ist wie Josh stets versucht den Verlauf der Geschichte auf humane Weise zu ändern, d.h. beispielsweise ohne seinen eigentlich sehr netten Chef umzubringen. So wird das ungleiche Trio der zwei Söldner immer wieder mit dem „Timetravel 101“ konfrontiert und was man besser sein lässt, wenn man mit Zeitreisen experimentiert. Manch derber Witz ist dann auch wieder genial. So widmet sich quasi eine ganze Folge dem Haus James Camerons‘ in dem in der nahen Zukunft etwas liegt, dass die Drei unbedingt für ihre Mission brauchen und schießt zahlreiche Witze auf Kosten desjenigen, der mit seinen Terminator-Filmen den Grundstein für den Plot von Future Man gelegt hat. Aber ist auch zu köstlich mit anzusehen wie Tiger und Wolf die Annehmlichkeiten des Lebens der Gegenwart kenne lernen. Insbesondere, wenn der eigentlich harte Wolf beginnt sich für Haute Cuisine und Beach Volleyball zu interessieren. 🙂 Und es gibt definitiv derbere Witze für Fans des falcheren Humors. Ich fühle mich schuldig, aber ich musste auch manchmal lachen, selbst wenn mich der Ekel peitscht. Das ungleiche Gespann, der „culture clash“ und Humor macht, dass man über die Formelhaftigkeit der Handlung leichter hinwegsehen kann. (8/10) Sternchen-8


„Future Man Staffel 1 | Offizieller Trailer | PRIME Video“, via Prime Video DE (Youtube)

„Sick Note“ Season 2

In der zweiten Staffel gewinnt und verliert die Serie eine ganze Menge. Lindsay Lohan ersetzt als dessen Tochter den Chef von Daniel Glass (Rupert Grint) bei der Versicherung „We Cover“. Der zuvor von Don Johnson als sexgeil und ruchlos, aber auch leiderprobt dargestellte Konzernchef wurde kurzerhand aus der Serie geskriptet. Ein weiterer Neuzugang besteht in Dustin Demri-Burns als „Will_5000“, der Gamer-Kumpel von Daniel, der sich kurzerhand bei ihm einnistet. Der Fokus der zweiten Staffel verschiebt sich vom Krankheiten faken zum Lüge aufrecht erhalten und nicht auffliegen. Die Tendenz war schon in der ersten Staffel früh zu erkennen. In der zweiten ist gar noch weniger von der anfänglichen Prämisse zu erkennen. Fokus liegt v.A. darauf, dass Daniel von „Will_5000“ erpresst wird, der inzwischen hinter so ziemlich alle Geheimnisse des (de)motivierten Versicherungs-Sachbearbeiters gestiegen ist. Die Witze funktionieren immer noch gut und es macht nach wie vor Spaß Rupert Grint und Nick Frost dabei zuzusehen wie sie sich aus einem Schlamassel nach dem anderen manövrieren. Was weniger gut funktioniert ist Lohans Parodie auf eine Jung-Unternehmerin und -Millionärin, die versucht das komplette Gegenteil ihres Vaters zu sein und dabei Hipster, Neureiche, Umweltaktivisten und was weiß ich noch verballhornt und damit einige Jahre zu spät dran ist.

(6/10)

Sternchen-6

Fraglich ist, ob es von „Sick Note“ noch eine dritte Staffel geben wird – bis jetzt war davon wenig zu merken. Allerdings würde sich das Prinzip der Serie mit einer weiteren Staffel dann auch so ziemlich totlaufen. Aus dem morbiden Charakter wurde letzten Endes zu wenig gemacht. Bei „Future Man“ finde ich es fast schade, dass eine zweite Staffel erschienen ist, denn zweite Staffeln können ein Fluch sein. Aber ich denke, dass ich da nochmal reinschaue – die Serie hat schon ziemlich Spaß gemacht, auch wenn manchmal etwas flach. Wer kann schon einer Serie widerstehen, in der James Cameron eine ganze Folge gewidmet und er herrlich verballhornt wird? 😉

3 Antworten

  1. Schön dass dir „Future Man“ auch so gut gefallen hat. Mit der 2. Staffel bin ich leider nie wirklich weitergekommen, obwohl ich sie nicht schlecht fand. Die erste Staffel hat sich dagegen toll entwickelt und gerade die von dir angesprochene Episode in James Camerons Haus fand ich herrlich! 😀

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      An die zweite habe ich mich immer noch nicht rangewagt, irgendwie ist das Bedürfnis doch nicht so groß … manchmal wäre es eben auch einfach ok, wenn eine Serie nach der ersten auch mal enden darf. 🙂 Das hätte ich mir für viele Serien gewünscht. Wie beispielsweise auch Broadchurch. Aber was solls …
      Ich frage mich was James Cameron zu der Folge sagt XD (vermutlich saß er nebenan als sie geschrieben wurde …)

  2. Avatar von donpozuelo
    donpozuelo

    Future Man fand ich auch wirklich sehr toll. Irgendwo wartet da bei mir auch noch die Review drauf, mal veröffentlicht zu werden…

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