Einer der Filme, die zuverlässig jedes Jahr irgendwann irgendwo in der Adventszeit liefen ist Die Feuerzangenbowle. Ein Film, der mit Weihnachten bis auf den Genuss eben jener hochprozentigen Bowle nicht viel gemein hat. Denn eigentlich handelt er von einer Gruppe Männer im besten Alter, die sich gegenseitig um eine Feuerzangenbowle versammelt einen Schwank aus ihrer Jugend erzählen. Und das nicht an Weihnachten, sondern einfach irgendwann. Vor Allem um die Schule, Streiche und ihre Lehrer geht es. Da outet sich der gefeierte Schriftsteller Dr. Johannes Pfeiffer (Heinz Rühmann), dass er nie eine Schule besucht hätte. Er wurde privat zuhause unterrichtet und kennt keine Streiche an Lehrern, keine verschwörerischen Debatten auf dem Schulhof oder die Nostalgie, die mit dem Klassenzimmer und den Schulfreunden mitschwingt. Seine Freunde fordern ihn heraus das verpasste nachzuholen. Als Oberprimaner „Hans Pfeiffer“ verkleidet drückt er nochmal die Schulbank – und mischt den Laden ordentlich auf. Alkoholische Gärung, anyone? 🙂
„Trailer Die Feuerzangenbowle“, via Theater am Wall (Youtube)
Es kann einem schon ein bisschen die Laune verderben, wenn man darüber nachdenkt, dass Die Feuerzangenbowle ein Film der NS-Zeit ist. Ein Film, auf dem das Label „veröffentlicht im Deutschen Reich“ prangt. Schaut man ihn als Kind oder Teenager, dann bekommt man von dem seltsamen Beigeschmack nicht viel mit. Irgendwann merkt man dann, dass der als cool dargestellte Oberlehrer Dr. Brett (Lutz Götz) mit den ach so „modernen Methoden“, ein Freund seiner Schüler, der sie zu „schönem, geraden Wachstum“ erziehen will ein Nazi ist. Vielleicht schaut man die Die Feuerzangenbowle dann ein bisschen anders. Wenn man weiß, dass Rühmann selber bei Hitler und Göring vorstellig werden musste, um den Film doch noch durchzukriegen. Der sollte nämlich verboten werden, weil er den Lehrerberuf veralberte und ein aus damaliger Sicht zweifelhaftes Bild zeichnete.
Trotzdem wird Die Feuerzangenbowle seit Jahren mit Begeisterung v.A. in der Adventszeit gezeigt. Die Zeit, wo man beginnt auf das Jahr zurückzublicken, wo man gemütlich zusammensitzt – manchmal bei einer Feuerzangenbowle. Und wenn man zurückblickt, zum Beispiel in die Geschichte oder auf den Umstand wann dieser Film erschienen ist, dann findet man Details, die einem nicht schmecken. Aber letzten Endes gehört auch das dazu. Schließlich schauen wir einen Film, der in einem anderen Zeitalter und gefärbt von eben diesem entstanden ist. Das wichtige ist, die hier leicht durchscheinende Ideologie zu erkennen und dabei „BUUUH“ zu rufen. Und das was gut an dem Film ist zu schätzen. Heinz Rühmann selber und viele viele Zuschauer, die auch jetzt in der Gegenwart noch jedes Jahr Die Feuerzangenbowle sehen, sehen darin zu recht vor Allem eines: schelmische Erinnerungen an das Erwachsen werden. Die Charakterköpfe, Querdenker und alten Eisen mit denen man erwachsen geworden ist. Es ist diebisch und genial wie sich Pfeiffer mit drei f aus dem Musikunterricht herauslügt, indem er schief singt oder wenn er die Oberprima dazu anstiftet betrunken zu spielen und danach in die Rolle seines Lehrers schlüpfen muss. „Dieser Film ist ein Loblied auf die Schule, aber es ist möglich, daß die Schule es nicht merkt.“ Und wichtig ist, was uns vor Allem in Erinnerung kommt, wenn wir den Film schauen: nämlich unsere Streiche als wir Schüler waren. 🙂 Und das gelingt. Übrigens handelt es sich bei dem Film um ein Remake des 1934 veröffentlichten So ein Flegel.
Die Feuerzangenbowle, Deutsches Reich, 1944, Helmut Weiss, 94 min
Jeden Monat stelle ich einen Film vor, den ich für einen fantastischen Film halte – losgelöst von Mainstream, Genre, Entstehungsjahr oder -land. Einfach nur: fantastisch. 😆
Schreibe einen Kommentar