TAG: Bin ich ein „Buch-Snob“?

Überall da, wo eine Leidenschaft ist, entstehen Vorlieben, Abneigungen und sehr feste Meinungen darüber. 🙂 Man kann, wenn man für etwas brennt, schon mal als Snob rüberkommen. Gerade erst habe ich den TAG bei Jana auf Wissenstagebuch gesehen und fand den Book-Snob-TAG doch ganz witzig. Ins Leben gerufen wurde der vom Booktube-Channel „tia and all the books“ und übersetzt von Gedankenfunken. Vielen Dank dafür und viel Spaß mit den Fragen und Antworten – die sind alle mit einem Augenzwinkern zu verstehen. 😉

Adaption Snob | Liest du immer zuerst das Buch, bevor du dir den Film anschaust?

Um ehrlich zu sein, würde ich gern. 🙂 Vor Allem weil ich die Theorie vertrete, dass in vielen Fällen einfach nur das gewinnt, was man zuerst kennen gelernt hat. 😉 Ansonsten gehöre ich nicht zu den Leuten, die sagen, dass das Buch grundsätzlich besser ist. Das hat auch meine Blogparade zu dem Thema vor einigen Jahren bewiesen. (Hier gehts zum Aufruf und zur Auswertung). Es sind eben beides Versionen einer Geschichte, die auf unterschiedlichem Medium festgehalten wurden und deswegen grundsätzlich unterschiedlich „funktionieren“. Ich kenne auch einige Filme, die ich besser fand als das Buch (siehe Links).

Aber wenn ich könnte, würde ich trotzdem lieber zuerst das Buch lesen. Wenn es andersrum ist, sehe ich vor meinem inneren Auge einfach zu oft Dinge, die mir die Film- oder Serienadaption vorgibt und dann fühle ich mich beeinflusst. Neulich habe ich das beispielsweise in der Leserunde mit du Mauriers Rebecca gemacht in Erwartung die Verfilmung auf Netflix möge bald mal rauskommen. Ebenso habe ich die Verfilmung von Stephen Kings Dunkler Turm-Reihe mit Idris Elba trotz großer Neugier (super Cast!) vorerst gemieden, weil ich lieber zuerst die sieben oder acht oder was weiß ich wieviele Bücher lesen möchte. Ehrlich ich mag Reihen eigentlich gar nicht – ihr erkennt also … scheinbar bin ich ein Adaption Snob. 😉 Aber hey … es gibt so viele Adaptionen aus Büchern, dass man eh nicht hinterherkommt.

Format Snob | Du kannst nur ein Format wählen, in welchen du Bücher für den Rest deines Lebens lesen wirst. Welches wählst du: Physische Bücher, E-Books oder Hörbücher?

Ganz klar Format-Snob und ganz klar physisches Buch. 😀 Für E-Books habe ich bis jetzt absolut keine Liebe entdeckt. Mir fehlt da einfach was. Außerdem bin ich noch was ganz anderes: nämlich ein Shelf-Snob. Ich liebe mein Bücherregal, den Moment da ein Buch (gelesen oder ungelesen) reinzustellen, welche rauszunehmen, darin zu blättern oder gedankenversunken den Blick darüber schweifen zu lassen während ich zum Beispiel über Book-Snob-Tags nachdenke. Bei Hörbüchern und E-Book-Readern kommt da für mich gar kein Feeling auf. Und wenn ich Umzugskisten mit Büchern tragen muss, dann tue ich das erhobenen Hauptes, jawoll. ^^‘

Tatsächlich höre ich zwar oft Hörbücher, aber die immer als Zeitvertreib bei so Dingen wie sauber machen, kochen und Zeug. Das heißt als Hörbuch genehmige ich mir Bücher die geteilte Aufmerksamkeit verkraften. Beispielsweise lange Schmöker und Bücher bei denen ich mir nicht 100%ig sicher bin, ob sie mir gefallen werden. Manchmal ist das aber trotzdem ein Volltreffer. Homo faber wird lange eins der besten Hörbücher und Bücher sein, die ich mir genehmigt habe.

Ship Snob | Würdest du eine nicht-lesende Person daten oder heiraten?

Wie sagte John Waters „If you go home with somebody, and they don’t have books, don’t fuck ‚em!“ 😉 Aber jetzt im ernst … wo die Liebe eben hinfällt. ^^‘ Und ob man gleiche Leidenschaften teilt, sollte da finde ich keine Rolle spielen. Also bin ich wohl kein Ship Snob. Aber! Es ist sicherlich sehr schön, wenn man neben der Liebe zufällig auch Leidenschaften teilt. Und in dem Atemzug gestehe ich, dass ich beim daten immer etwas enttäuscht war, wenn mein Gegenüber meinte, dass er nicht liest. Was tatsächlich für mich gar nicht geht, ist wenn man Bücherfans seltsam oder das Hobby uninteressant findet – die haben bei mir alle Sympathien verspielt. Wo ist die Toleranz? Das sind ganz andere Snobs …

Genre Snob | Du musst dich von einem Genre trennen und es niemals wieder für den Rest deines Lebens lesen. Welches lässt du fallen?

Komödie. 🙂 Es ist wirklich so, ich kann mich selten für das Genre begeistern. Da muss schon noch irgendwas anderes mit rein. Ähnliches gilt für Liebesgeschichten. Aber ganz verzichten möchte ich nicht auf sie. Wenn das aber heißt, dass ich nie wieder auch nur ansatzweise ein Buch lese, das nebenbei auch witzig ist, dann wäre ich lieber kein Genre Snob … .

Uber Genre Snob | Du kannst nur ein Genre wählen, welches du für den Rest deines Lebens liest. Welches Genre wählst du?

Darauf kann ich mich nicht festlegen … ich lese zuviele Genre gern. Horror und Thriller, Dramen und Klassiker, Magischer Realismus und Science-Fiction. Fiction, Belletristik, Comic, Manga, sogar Lyrik und auch mal ein Sachbuch. Nee … schaffe ich nicht. Janas Antwort ist geschickt: wenn ich mich auf Fiction festlegen könnte, wäre ich dabei. 😉 Ansonsten dann eben kein Uber Snob.

Community Snob | Welches Genre bekommt deiner Meinung nach den meisten Snobismus von der Buch-Gemeinschaft ab?

Willkommen bei der Snobismus der anderen. Alles, was das Feuilleton und die Literaturkritikerszene nicht mag. Die oft zitierte „leichte Lektüre“ als kaltes Buffet aus Young Adult, Trash, Chicklit, aber auch Comics bzw. Manga landen zuweilen darunter. Manchmal hat man den Eindruck, dass die Szene die Leichtigkeit des Seins verlernt hat. Alle Bücher müssen immer schwere Kost sein und sich mit den großen Themen unseres Daseins beschäftigen. Ist der shit nicht deep genug, dann ist immer alles doof. Und wenn Comic und Manga ihnen gefallen, dann muss der Stempel Graphic Novel draufgeknallt werden, weil die feinen Herren und Damen Literaturkritiker*innen lesen doch keine Comics oder Manga, nein nein nein. Aber eine Graphic Novel, also „etwas mit Anspruch“, ja das ist was gaaaanz anderes! Ich hoffe ich konnte die Ironie deutlich machen. 😉

Snobbery Recipient | Wurdest du schon einmal für etwas, was du gelesen hast, oder für das Lesen allgemein, brüskiert?

Die zweite Frage, bei der es um den Snobismus der anderen geht. 🙂 Ja, so frei nach dem Motto: wie man’s macht, macht man’s falsch. Ich wurde schon mehrmals schief dafür angeschaut, dass ich gern Klassiker lese. Was würde man denn daraus lernen und was wäre daran besser als an modernen Büchern? (Antwort: Nichts, aber sie sind halt „da“ und interessieren mich. Außerdem kann man wie allgemein bekannt ist viel aus der Geschichte lernen … .) Warum nur „alte“ Bücher und keine neuen? (Antw.: Das stimmt so erstens nicht, ich lese auch neues, aber ich bin eben neugierig auf Klassiker. Es gibt ja meistens einen guten Grund, warum ihnen ihr Ruf noch Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte später vorauseilt.) Die sind doch staubtrocken! (Antw.: Ja es gibt halt solche und solche und dann gibt’s auch die anderen, ne?) Manchmal wirkt es so, als ob einem die Leute unterstellen, dass man das gar nicht aus Interesse liest. Why? Wer würde das tun? Wer würde dafür seine Lebenszeit und sein Geld opfern? Klassiker können Spaß machen, man muss halt seinen Geschmack etwas kennen – das ist die eigentliche Krux.

Andererseits wurde ich v.A. oft in meiner Teenagerzeit für das Lesen von Manga schräg angeschaut und dumm angemacht. Meine Klassenkameraden haben das früher als extrem uncool und nerdig abgetan. Andere haben mich komisch angeschaut und gesagt „Manga ist Kinderkacke“. Mal hieß es auch „Manga sind doch nur was für Jungs“. Jaja … das gab es alles. Aber die sind wenigstens noch jung und lern(t)en vielleicht dazu. Schlimmer sind die Weisen, die mitten im Leben stehen.

In meinem Leben gibt es eigentlich immer „diese eine Buchhandlung“, wo ich immer meine Bücher beziehe. Darunter waren im Laufe meines Lebens welche, die an Manga nichts seltsames fanden. Aber auch manchmal welche, deren Buchhändler mich nicht als ernstzunehmende Kundin betrachtet haben, wenn ich Manga oder Comics bestellte. Kurz die Cover abschätzig angeschaut – aha Manga. Schnell abgehandelt, abkassiert, tschüß. Bestelle ich aber einen Bestseller, einen Klassiker, einen Indie-Hit, dann reicht es für ein Gespräch. Es gibt sie alle – die Guten und die Anderen. Überall. Immer. Es ist schön Leute zu verwirren und einfach mal mit beidem in der Öffentlichkeit aufzuschlagen. Sich zum Beispiel sowohl Manga als auch Klassiker in der Buchhandlung zu bestellen und abzuholen – nimm das! Im Großen und Ganzen ist mir aber nie ein sehr persönlicher Snobismus begegnet. Und das kann auch gerne so bleiben. XD

Zusatz: Cover Snob | Kaufst du Bücher aufgrund ihres Covers oder bevorzugst Schmuckausgaben und nimmst dafür auch gern eine Stange Geld in die Hand?

Die Frage habe ich hinzugefügt. 😉 Und die Antwort … so-so. Ich sehe Bücher nicht als Geldanlage, sondern als Freunde. Also wenn ich eine schöne Ausgabe zu einem schönen Preis finde, gewinnt die oftmals gegenüber einer immens teuren Schmuckausgabe. Die leiste ich mir dann doch eher bei Lieblingsbüchern. Und dann sehr gerne. Denn schließlich steckt in deren Design und Verarbeitung Liebe zum Detail und ein Handwerk, was nicht aussterben sollte. Aufgrund der Preise überwiegen die Schmuckexemplare aber nicht in meinem Regal. Aber zum Teil bin ich dann schon ein Cover Snob, weil ich schon sehr abwäge, welches Exemplar ich kaufe. Manchmal ist das der ausschlaggebende Grund, ob ich die Übersetzung oder in der Originalsprache lese. ^^‘ Und ich gestehe: Es kam v.A. in meiner Studentenzeit auch durchaus schon vor, dass ich ein Buch wegen eines schönen Covers gekauft habe ohne besonders viel über den Inhalt zu wissen und ich dafür dann lieber auf andere Dinge verzichtet habe. Und auch was Reihen betrifft, habe ich das seltsame Bedürfnis nach Geschlossenheit … mein Schatzzzzzz. Verurteilt mich nicht!

Die Fotos von den (bestimmt gar nicht so eitlen) Pfauen stammen von … Tj Holowaychuk und mana5280

Und bin ich jetzt ein Snob? 🙂 Und ihr??? Seid ihr Buch-Snobs? In welchen meiner Einstellungen erkennt ihr euch wieder? In welchen so gar nicht?  Natürlich darf und sollte der eine oder andere „Rant“ hier stets mit einem Augenzwinkern betrachtet werden. 😉 Wenn ihr die Fragen mögt, schnappt sie euch und macht mit!

5 Antworten

  1. „Alle Bücher müssen immer schwere Kost sein und sich mit den großen Themen unseres Daseins beschäftigen. Ist der shit nicht deep genug, dann ist immer alles doof.“

    Du schreibst mir aus der Seele! Und dann haben wir zusammen ja doch einige Bücher gelesen, die so viel Unterhaltungspotenzial hatten, dass sie allein deshalb zu Klassikern wurden. Mal ehrlich, „Anna Karenina“ war schon stellenweise schnulzig und enorm Gossip-lastig! Und „Rebecca“ bot zwar interessante feministische Ansätze, aber, ob der ship jetzt wirklich deep war… naja. Vielleicht wird alles, was die Dekaden überdauert, irgendwann deep genug für die Bildungselite.

    Fürs Mangalesen als Teenager wurde ich – und werde ich – auch immer noch komisch angeschaut. Dabei haben viele Reihen schon Kultstatus und andere behandeln so wichtige Themen, dass man sich hüten sollte, alles als „Kinderkacke“ abzutun. Ich bin ganz bei dir!

    Und zum Schluss: „Ich sehe Bücher nicht als Geldanlage, sondern als Freunde“ ist das Schönste, das ich heute gelesen habe.

    Viele Grüße!

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Haha, ja das kann sein! 😉 Dass man sich mit dem Lesen von Klassikern rühmt, vollkommen egal wie schwer zugänglich oder schmonzettig der Stoff ist, scheint ja doch sehr verbreitet zu sein. Ich kenne auch Leute, die kaufen Klassiker, um sie ins Regal zu stellen, nicht zu lesen. Weil sieht halt gut aus. Bei sowas fällt man immer fast vom Stuhl, wenn man das liest/hört. Also ja – durchaus möglich, dass der Elite irgendwann alles als Klassiker recht ist, nur weil Klassiker draufsteht und man sich hervortun kann als jemand, der keine „Trivialliteratur“ liest. Was soll das überhaupt sein? Darf das keinen Spaß machen oder wie? XD

      Hach Mensch, dein Kommentar ging mir jetzt aber auch richtig an’s Herz. Vielen Dank dafür! <3 Das motiviert extrem, wo man sich doch manchmal fragt, wem jetzt mein Geschreibe hier was bringt.

      Ebenso viele Grüße

  2. […] Miss Booleana […]

  3. Lustige Idee! Deine Antworten finde ich echt spannend, weil sie sich so sehr von meinen Unterscheiden. Ich stimme dir zu, dass seichte Unterhaltung am meisten unter Literatursnobismus leidet. Aber ansonsten würde ich sagen:
    -schaue gerne den Film zuerst, weil ich dann weiss, ob sich das Buch lohnt
    – eBooks!
    – Genre auf das ich verzichten würde: Krimis (aber nicht Thriller!)
    – nur 1 Genre für immer – puh, das ist schwer, da finde ich die Antwort „fiction“ ganz gut, obwohl ich auch Sachbücher mag, unbeantwortbar 😉
    – Genre, weshalb Leute mich schief anschauen: dass ich immer noch Jugendliteratur lese

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Das mit dem Film zuerst anschauen ist natürlich auch eine spannende Idee. 😉 Hast du dann echt noch Lust das Buch zu lesen, wenn du bspw. das Ende schon kennst?
      Bei dem Genre tun sich glaube ich alle schwer 😉

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