Serien-Besprechung: „Community“ Season 1

Eine der Serien, die so ziemlich alle gesehen haben außer ich: „Community“. Als sie im deutschen Free-TV lief, habe ich das zu spät mitbekommen. Aber spätestens als neulich alle Staffeln bei Netflix aufschlugen, hatte ich dann keine Ausrede mehr … und obwohl ihr die wahrscheinlich schon alle kennt, schreibe ich trotzdem darüber! XD Review ist spoilerfrei.

College, Universität … so richtig blicke ich da nicht durch, warum es so viele tertiäre Bildungseinrichtungen gibt und man doch irgendwie durch alle Programme denselben Bildungsabschluss bekommt. Andererseits ist das in Deutschland auch nicht so anders mit Fachhochschulen und Universitäten und was noch. Community Colleges sind lokale Ableger der jeweiligen Städte oder Countys, die auch denjenigen Bildung und Hochschulabschlüsse ermöglichen sollen, die nicht tausende Dollar Semesterbeiträge für Universitäten aufbringen können oder nicht zu dem erlauchten Kreis der Stipendiaten gehören. Im Greendale Community College in Colorado will oder viel mehr muss der ehemalige Anwalt Jeff Winger (Joel McHale) seinen Abschluss nachholen. Denn: er hat beschissen.


„Community Season 1 Trailer“, via SonyPicturesDVD (Youtube) … lasst uns über die Auflösung des Trailers schweigen …

Jeff hat in einer renommierten Kanzlei gearbeitet, aber eigentlich gar keinen Abschluss. Ja, das geht offenbar nicht nur in Suits. 🙂 Am Greendale Community College hat er aber vor Allem sofort ein Auge auf Britta (Gillian Jacobs) geworfen, die ihn erstmal abblitzen lässt. Im Spanischkurs beim schrägen „Señor Cheng“ (Ken Jeong) beschließen ein paar der Kursteilnehmer eine Lerngruppe zu bilden, um das Semester und die Prüfung zu überstehen. Jeff ist hauptsächlich wegen Britta dabei. Außerdem treffen dort der Popkultur-Nerd Abed (Danny Pudi), der ehemalige Quarterback und Schulstar Troy (Donald Glover), die idealistische und etwas naive Annie (Alison Brie), Shirley (Yvette Nicole Brown) als geschiedene Mutter mit zwei Kindern und der politisch-inkorrekte, reiche Pierce (Chevy Chase) aufeinander. Anfangs „nur“ eine Lerngruppe, werden sie bald Freunde und durchstehen im Laufe der Staffel viele Hochs und Tiefs – und Seltsamkeiten des Greendale Community College.

Die Serie heißt zum Einen sicherlich Community, weil die Lerngruppe eine Community, also eine Gemeinschaft, abbildet. Die lebt so wie es die Serie definiert dankbarerweise von verschiedenen Meinungen, Lebensumständen, Beziehungen, Altersgruppen, Hautfarben, Gesinnungen, Geschlechtern, Religionen, … . Diese Community ist bunt und das ist richtig großartig.! Manchmal hat man den Eindruck, dass sich die Lerngruppe in ihrem Meetingraum wie „The World in a nutshell“ anfühlt. In der Weihnachtsepisode beispielsweise stellen sie fest, dass sie von A wie Agnostiker über J wie Jüdin bis hin zu den Zeugen Jehovas jeder einer anderen „Glaubensrichtung“ angehören und dementsprechend jeder eine eigene Meinung zum Fest der Liebe hat. Andererseits heißt die Serie offenbar auch Community, weil es die Eigenheiten von Community Colleges abbildet und comedy-lastig auf die Spitze treibt. Es gibt keine Episode, in der der überengagierte und von diversen Fetisches besessene Dekan Pelton (Jim Rash) keine seltsamen Lautsprecherdurchsagen macht oder irgendwelche Aktionstage und Veranstaltungen organisiert, mit denen er versucht Greendale zum besten Community College des Landes zu erheben.

Und beide Faktoren sorgen entsprechend für irrwitzigen Spaß. Einerseits die Unterschiede innerhalb der Gruppe und ihre individuellen Charaktere. Das kann sich schon mal zu großen Diskussionen über das Leben und Sein hochschrauben, aber immer auf einem Level, das man sehr sehr gut nachvollziehen kann. Die Gruppe bildet alles erdenkliche an Beziehungen innerhalb eines Freundeskreises ab. A liebt B. B liebt C. C liebt B aus Prinzip nicht. D ist am engsten mit E befreundet. F ist eher so für sich selbst. Y und X sind sich selten einig. M duldet N nur, etc etc. Gruppendynamik-Theorie, ick hör dir trapsen. Und weil einem das alles so aus dem echten Leben bekannt vorkommt, funktioniert es so gut! Gespickt mit den ganzen Popkulturreferenzen und entlarvenden Witzen über typische Serien-Muster (TV-Tropes) wird die Serie dann auch noch herrlich meta. Wenn dann noch manche der Ideen des Dekans wie der Paintball-Contest eskalieren (nennen wir es Krieg), dann ist einfach genial anzuschauen und wirkt so als ob sich die Serie alle Freiheiten nehmen kann ihre Charaktere auch mal richtig freidrehen zu lassen. Für Leute, die nach Friends und How I Met Your Mother mal wieder eine schöne Sitcom über Freundschaft suchen, die gerne etwas mehr gaga sein darf, dann ist Community genau das richtige. Der so ziemlich einzige Nachteil der kurzweiligen Serie ist, dass sich die Muster halt auch schnell totlaufen können – je nach Zuschauer und je nachdem wieviele der Single-Camera-Comedyserien man gesehen hat. Aber hey – bei mir hat es Comedy schwer und ich bin durchaus ein Fan geworden.

(8/10)

Sternchen-8

Take these bloopers ….


„Season 1 Bloopers And Outtakes Part 1 – Community (Exclusive)“, via Community (Youtube)

Ein echtes kleines Highlight sind ja auch die kurzen Abspann-Einspieler in der die „Best-Bros“ Troy und Abed zusammen Beatboxen oder eine fiktive Morgenshow moderieren. 😀 Nicht abschalten! Aber was erzähle ich da – inzwischen hat wahrscheinlich schon jeder „Community“ geschaut – ich bin etwas „late for the party“. 😉 Oder gibt es da draußen noch jemanden?? Wer von euch hat Community gesehen und was mögt ihr an der Serie besonders? Oder seid ihr evtl nicht so wirklich rangekommen?

8 Antworten

  1. Wirklich eine Top-Serie! Leider haben dann Streitigkeiten hinter den Kulissen dafür gesorgt, dass die Qualität mit der Zeit spürbar abnehmen wird.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Jaaa, davon habe ich schon gehört. Sehr schade. Aber andererseits sind die Serien, die nicht mit zunehmender Staffelanzahl schlechter werden ja auch fast Einhörner, so selten. 🙂 Ich versuche die Serie dann jetzt umso mehr zu genießen

  2. Schön, dass du noch zu der Serie gefunden hast. Die ersten zwei Staffeln sind fantastisch! Danach kommen ein paar Durchhänger, aber bleibt immer noch sehenswert. Mir fehlt noch die sechste Staffel, aber die hebe ich mir noch bis zum Film auf… ;= #sixseasonsandamovie

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Oha – „nur“ die ersten zwei!? :’D Oh je. Habe nämlich eigentlich schon weitergeschaut und kenne die zweite auch schon, habe jetzt aber erstmal ein Päuschen eingelegt. Ich habe schon oft gehört und gelesen, dass die Serie nachlässt, hatte aber gehofft, dass das noch etwas dauert. Immerhin wird #sixseasonsandamovie das erste Mal in der zweiten Staffel fallen gelassen 😉 Ich hätte nix dagegen, wenn der Film kommt.

  3. „Community“ hat sich über kurz oder lang im Grunde zu meiner liebsten Comedy-Serie etabliert – gerade weil sie im Verlauf immer stärker in Richtung Parodie, Dekonstruktion und Metaelemente geht und die regulären Sitcom-Elemente, die am Anfang noch prominenter sind, hinter sich lässt. Meine Favoriten sind die Staffeln 2 und 3; Staffel 1 ist in meinen Augen auch schon sehr gut, aber sie braucht halt ein wenig Zeit, um ihren Tonfall zu finden – und meine Favoriten unter den Folgen finden sich fast alle in Staffel 2 und 3 😉 Staffel 4 ist mit Abstand die schwächste, weil der Sender Dan Harmon, den Schöpfer der Show feuerte, und man sehr deutlich merkt, dass er fehlt. Die Ersatzleute haben zwar versucht, in der Tradition Harmons weiterzumachen, aber es war mehr gewollt als gekonnt. Für Staffel 5 und 6 kam Harmon dann zurück – aufgrund von anderen Faktoren (z.B. der Weggang von Darstellern) wurden die Höhen der ersten drei Staffeln zwar nicht mehr erreicht, aber die letzten beiden Staffeln sind trotzdem immer noch sehr viel stärker als die vierte und im Großen und Ganzen auch sehr gelungen.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Haha, das war jetzt die Geschichte von Community in a nutshell 😉 Not bad. Von den Meta-Elementen nehme ich gern mehr, wenn sich das noch steigert. Inzwischen habe ich auch Staffel 2 gesehen und war etwas erstaunt über ein paar der Entwicklungen. Ich fand es etwas künstlich hergeleitet wie er plötzlich als „mean guy“ nach außen geschoben wird. Er war doch schon immer zweifelhaft. Dabei gehe ich jetzt schon nicht wirklich davon aus, dass er die Gruppe verlässt. Mal gucken, was die dritte Staffel bringt.

  4. schade… vielleicht gibt es doch irgendwann nochmal einen Sender, der sie wieder ins Programm nimmt.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Achso Netflix kommt für dich nicht in Frage? Wenn es das Free-TV sein muss, kann man glaube ich hier rauskriegen, ob und wann es wieder läuft.

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