Filmbesprechung „My Blood And Bones In A Flowing Galaxy“ (Nippon Connection 2021)

Bei uns zuhause gibt es nur eine Aussage, wenn irgendwo jemand „SABU“ sagt: „SABU always understands the assignment. Lets watch a SABU movie.“ Was muss ich sonst noch sagen? Vielleicht war ich nicht der größte Fan von Dancing Mary, aber SABUs Filme treffen immer ins Herz, das aber auch nicht nur metaphorisch. Es kann brutal-emotional und schonungslos werden. Es ist schwer sich dem zu entziehen, wenn man gerne fühlt. Das beste Beispiel dürfte Mr Long sein, aber auch sein neuester Streich. Die Besprechung ist spoilerfrei.

Als Kiyozumi (Taishi Nakagawa) mitbekommt, dass seine jüngere Mitschülerin Hari (Anna Ishii) schwer gemobbt wird, wäre es sicherlich einfacher gewesen wegzuschauen. Aber so verhält sich kein Held, oder? Und das ist das Ideal, nachdem Kiyozumi strebt. Er könnte es sich nicht verzeihen, wegzuschauen, während jemandem all das angetan wird, was Hari jeden Tag aushalten muss. Für eine gewisse Zeit gelingt es ihm zu Hari aufzuschließen, die sich zum Selbstschutz komplett zurückgezogen hat. Auch einige Mitschüler*innen sehen, dass Zivilcourage funktioniert und ein neues Gemeinschaftsgefühl wächst. Doch als Hari einen Rückschlag erleidet, zeigt sich, dass Kiyozumi noch nicht mal das ganze Ausmaß der Gewaltspirale erlebt hat.


„My Blood And Bones In A Flowing Galaxy // Trailer“, via NipponConnectionTV (Youtube)

Es ist zauberhaft dabei zuzusehen wie Hari langsam auftaut, Vertrauen zu Kiyozumi gewinnt und sich das Blatt scheinbar für sie wendet. Gleichzeitig ist der Film ein weiteres Mahnmal, das vor Mobbing warnt und für Zivilcourage sensibilisiert. Gerade deswegen fühlt es sich wie ein Aufatmen an, wenn Hari das erste Mal lacht, spricht und sie selbst ist. Auch die Chemie zwischen Kiyozumi und ihr wärmt nochmal richtig das Herz der Zuschauer, kurz bevor es uns das selbige aus der Brust reißt. Manch einer mag es zu offensichtlich finden wie Haris Leiden bei der Wurzel gepackt und nochmal aufgearbeitet wird. V.A wie sich Kiyozumi und sie in Gefahr begeben, wo es einfach gewesen wäre die Polizei zu rufen. Hier lauern einige Filmtropen und ausgezehrte erzählerische Muster, die auch meine Freunde um einen Bewertungspunkt schmälern. So mag die letzte Etappe des Films zu durchschaubar erscheinen, ist aber deswegen nicht weniger effektiv. Und das nicht mal, wenn der Film noch einen dramatischen Bogen schlägt. Warum nur zwei Mal, wenn man drei Mal kann? Am Ende des Films erfahren die Zuschauenden, ob sie wirklich aufmerksam hingeschaut haben. 😉

Neben der zarten und langsamen Liebesgeschichte, referenziert My Blood And Bones In A Flowing Galaxy auch zahlreiche Action- und Superheldenstoffe und macht sich die Tropen zunutze. Die Bedrohung in Haris und Kiyozumis Umfeld wird durch große UFOs am Himmel dargestellt, die insbesondere nachts wenig auffallen, aber auch kaum erreichbar und schwer besiegbar erscheinen. Wie dagegen ankommen? Der Held schreckt vor den Herausforderung nicht zurück. Und es ist so angenehm zu sehen wie sich Kiyozumi ohne zu zögern auch mal zum Affen macht, um Hari aufzumuntern. Es ist eine schöne Hoffnung, dass der Held immer weiß was zutun ist und nie geschlagen werden kann, weil das Gute immer siegt. Ist das so? My Blood And Bones In A Flowing Galaxy macht es unseren Helden und Heldinnen erschreckend schwer, heitert uns mit launigen Nebencharakteren auf und lässt uns so sehr hoffen, dass die Guten auch dieses Mal gewinnen. Spätestens hier dürfte klar sein, was ich meine mit „SABU always understands the assignment.“

My Blood And Bones In A Flowing Galaxy (OT: 砕け散るところを見せてあげる „Kudakechiru tokoro o misete ageru“), Japan, 2019, SABU, 126 min, (9/10)

Sternchen-9

Wenn es die Bewertung nicht schon tut, dann mache ich es nochmal amtlich … „My Blood And Bones In A Flowing Galaxy“ wurde einer meiner Lieblingsfilme der „Nippon Connection 2021“. Habt ihr den zufällig auch gesehen? Welcher ist euer Lieblingsfilm von SABU?

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