Es ist ja so: zu manchen Serien gibt es vielleicht nicht soviel zu sagen oder zu analysieren wie bei anderen. Manchmal ist es einfach auch eine schöne Übung sich kurz zu fassen. Es heißt also wieder „challenge accepted“. 😀 Ziel ist es die gesehenen Serienstaffeln in nicht mehr als fünf Sätzen zu besprechen. Schachtelsätze sind dabei verboten. Das ganze funktioniert spoilerfrei. Bei fünf Sätzen bleibt ja auch gar keine Zeit viel zu spoilern!
„Schneller als die Angst“
Die Serie war Pflicht, da es einfach nicht soviele gibt, die in Magdeburg gedreht wurden, wo ich lebe. Schneller als die Angst handelt von den Ermittlungen des LKA Magdeburg unter der Führung der Ermittlerin Sunny Becker (Friederike Becht) im Falle des flüchtigen Serienkillers André Haffner (Felix Klare). Während Sunny und ihre Kolleg*innen Haffner entlang der Elbe, des Doms und Elbauenparks jagen, versucht Sunny außerdem im Alleingang ihren Vergewaltiger zu finden. Obwohl alle Schauspieler*innen einen super Job machen, ist wegen der klischeehaften Charakterzeichnung des Serienkillers letzten Endes Sunnys persönliche Ermittlung in ihrem Fall spannender und mitreißender. Auch übertreibt es die Serie etwas mit dem Bemühen um fancy Szenen und setzt etwas zu stark auf semi-moderne Schnitte und verzerrte Einstellungen, wohingegen die Serie eine sehenswerte Ausstattung hat und Magdeburg tatsächlich in ein ziemlich cooles Licht rückt. (6/10)
„Schneller als die Angst | Trailer Deutsch German HD | Thriller-Serie“, via Pandastorm Pictures (Youtube)
„The Woman in the House Across the Street from the Girl in the Window“ Season 1
The Woman in the House … ist eine Persiflage auf Filme wie The Woman in the Window oder Girl on a Train in der vornehmlich weibliche Protagonistinnen auf eine Gefahr aufmerksam werden, ihnen niemand glaubt, sie unbedingt selber ermitteln, gefühlt alles falsch machen, vor Allem weil sie zusätzlich aufgrund eines Traumas leiden. So auch unsere Vorstadt-Heldin Anna (Kristen Bell), die meint im gegenüberliegenden Haus einen Mord beobachtet zu haben. Obwohl die Serie mit acht Episoden zu je nur ca 25 Minuten sehr kurzweilig ist, gelingt der Spagat zwischen Krimi und Satire nur so mäßig. Als Krimi ist es zu flach und als Satire hat es zu wenige der eigentlich guten Gag-Momente wie den unscheinbaren Hausmeister Buell (Cameron Britton), der eine Staffel braucht um einen Briefkasten zu montieren oder die verschwurbelten semi-psychologischen Voice-Over-Monologe Annas. Die channeln immerhin angenehmste Erinnerungen an Desperate Housewives. (5/10)
„The Woman in the House Across the Street from the Girl in the Window | Official Trailer | Netflix“, via Netflix (Youtube)
„Blue Period“ Season 1 (Anime)
Basierend auf der Mangareihe von Tsubasa Yamaguchi handelt Blue Period von dem Schüler Yatora Yaguchi, der kurz vor seinem Schulabschluss seine Liebe zur Kunst und Malerei entdeckt und beschließt ein Kunststudium anzustreben. Leider hat er aber Jahre der Vorbereitung und des Lernens nachzuholen, um überhaupt nur eine Chance zu haben die Aufnahmeprüfungen zu bestehen. Anime, die vom Streben eines Einzelnen, Schweiß und harter Arbeit erzählen, haben (analog zu Sport-Anime) sowieso schon einen gewissen Reiz, weil sie uns an unsere eigenen Herausforderungen erinnern und damit sehr einfach zum Mitfiebern einladen. Blue Period punktet zusätzlich mit dem Einblick in das „Kunst-Lernen“, den sehr abwechslungsreichen Werken Yatoras, sowie dem Einblick in sein Seelenleben zwischen „Was werden meine Freunde sagen, die Kunstunterricht bisher blöd fanden?“ und „Habe ich überhaupt bisher irgendwem mein wahres Gesicht gezeigt“ oder auch „Wie verkaufe ich das meinen Eltern?“ Abgesehen von diesen sehr menschlichen und sehr nahbaren Problemen Yatoras überzeugt der Anime auch mit der Darstellung eines nicht-binären Charakters namens Yuka, adressiert über das xier-Pronomen und überhaupt das erste Mal, dass ich nicht-binäre Repräsentation in einem Anime und vielleicht sogar generell in einer Serie sehe! (8/10)
„Blue Period | Haupttrailer | Netflix Anime“, via Netflix Anime (Youtube)
„Pflicht und Schande“
In der britisch-japanischen Serie Pflicht und Schande (Original: Giri/Haji) wird der japanische Kommissar Kenzo Mori (Takehiro Hira) unter einem Vorwand nach London abbeordert, um dort seinen Bruder Yuto (Yōsuke Kubozuka) zu suchen und mit dessen Aussage evtl. einen Yakuza(Mafia)-Krieg in Tokio beizulegen. Dabei wird Mori in laufende britische Untersuchungen verstrickt, in dessen Zuge sich seine Wege mit der Londoner Polizistin Sarah Weitzmann (Kelly Macdonald) kreuzen und etwas entfacht, das Moris Ehe in Frage stellt. Pflicht und Schande spielt an japanischen wie britischen Schauplätzen, wird in Englisch und Japanisch erzählt und haut britischen Unterwelt-Krimi und japanisches Mafia-Drama in einen Topf. Das Grundkonzept ist so lohnenswert wie die Schauspieler*innen großartig, aber die Handlung entwickelt sich schleppend aufgrund der vielen Nebencharaktere und künstlich wirkenden Konflikte (zu labeln als „jede Menge Rumgerenne“). Absolut hervorzuheben und unverzichtbar um die Stimmung hochzuhalten ist Will Sharpe als flippiger wie gleichermaßen tragischer Sex-Worker Rodney Yamaguchi und der künstlerische Einschub in Form einer wunderschön choreografierten Contemporary Dance Einlage, die weil so inmitten der Serie alleinstehend, auch etwas befremdlich wirkt. (6/10)
„Giri/Haji – dancing scene“, via Paul_ Lyk (Youtube)
Schneller als die Angst kann noch bis Juli in der ARD Mediathek gestreamt werden. Alle anderen auf Netflix. Unter die Serien haben sich heute auch einige geschlichen, die ich eigentlich schon in 2020 oder 2021 gesehen habe und bisher eine Besprechung schuldig blieb. Die Gründe dafür sind manchmal: kein Interesse, weil ich die Serie nicht so sehr mochte. Oder: keine passende Formulierung dafür, wie die Serie sich denn nun anfühlte. Manchmal tut’s die Zeit. Und dann gehts plötzlich auch mal in kurz. Für welche Serie, die ihr kürzlich gesehen habt, reichen euch auch 5 Sätze? Weil sie so für sich sprechen und ein unschlagbar einfaches, aber wirkungsvolles Konzept haben (siehe „Blue Perdiod“) oder weil ihr sie nicht nur in bester Erinnerung habt (siehe „Pflicht und Schande“)?
Immer zwischen dem 5. und 10. eines jeden Monats mache ich einen kleinen Ausflug in die Serienlandschaft. Ob aktuelle Serien, all-time-favorites, irgendeine TOP-5 oder einfach ein paar zerstreute Gedanken: es ist alles dabei :).
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