Serienlandschaft: Schöne neue Anime-Streaming-Welt

Anime-Streaming in Deutschland war ein heißes Pflaster. Zwischen Wakanim, Anime on Demand, Crunchyroll und all den anderen Anbietern konnte ich mich nie so wirklich entscheiden. Scheinbar hatte jeder Dienst seine Vor- und Nachteile. Mal lag es an den Preisen, mal am Katalog, mal am Mangel an Apps, die auch auf einem Smart TV laufen. Der Rest ist Geschichte, denn im Frühjahr ’22 hat sich ganz schön was getan auf dem deutschen Anime-Streaming-Markt.

Einmal alles zum Einpacken, bitte!

Bedingt durch den Kauf Crunchyrolls durch Sony wurden die Dienste Wakanim und Anime On Demand mit geschluckt und damit die deutsche Anime-Streaming-Landschaft ausgedünnt. Wer derzeit nach Anime on Demand sucht, findet schon nichts mehr. Wakanim findet man noch und dort v.A. die Ankündigung FUNIMATION- UND WAKANIM-INHALTE WANDERN ZU CRUNCHYROLL FÜR WELTGRÖSSTEN ANIME-KATALOG, ANIMAX-TITEL FOLGEN! vom 28.02. im Blog des Anbieters. Das schränkt die Auswahl von nun an ein und dürfte eine große Überraschung für Abonnent:innen der jeweiligen Dienste gewesen sein. Für eine ausführliche Erklärung der Zusammenhänge zwischen Sony und den jeweiligen Diensten verweise ich mal auf die Kolleg:innen von Ninotaku TV, die das sehr plastisch erklären.



„BUMM! Crunchyroll schluckt Wakanim & weiteren Dienst!“, via ninotakutv (Youtube)

Wer sich ein bisschen umgeschaut hat, weiß: da war schon vorher einiges in Bewegung. So beispielsweise als der Dienst als App für u.a. die Nintendo Switch angekündigt wurde. Damit beendete Crunchyroll zumindest für einige Nutzer:innen großes Leid, denn der Dienst ist auf verhältnismäßigen wenigen Smart TVs verfügbar, die Weboberfläche war mit nerviger Werbung regelrecht verseucht und bisherige Mobile Apps sagen wir mal nicht besonders performant. Bis dahin war es eine gangbare Alternative Screen Mirroring zwischen verschiedenen Geräten zu betreiben oder (wer nichts gegen Amazon hat) einen Fire TV Stick zu benutzen, um darüber die verhältnismäßig performantere App zu frequentieren. Mit der Switch und dem generellen Neuaufbau der App wurde aber im Vorfeld ein großer Schmerz beendet, der zumindest mich vor einigen Monaten bis Jahren schon mal von der Plattform vertrieben hat. Jetzt weist Crunchyroll tatsächlich den größten, in Deutschland verfügbaren Anime-Katalog auf. Eine genaue Zahl konnte ich nicht finden, aber Crunchyroll wirbt mit „1000+ Titeln“.

Meine schöne neue Anime-Streaming-Welt

Bis vor wenigen Monaten waren meine hauptsächlichen Quellen um Anime zu schauen Netflix und Amazon, gelegentlich das Free-TV (ProSieben Maxx meistens) und Crunchyroll. Letzteres eher sporadisch und in den letzten Monaten sogar gar nicht mehr wegen oben besagtem Mangel an performanter App und der Masse an Werbung. Am Katalog der anderen Anbieter hatte ich zwar Interesse, konnte mich aber nie entscheiden oder meine Faulheit wurde belohnt, indem Anime auf den Plattformen erschienen, die ich eh schon abonniert hatte und für mich spannend genug waren. Ich denke da beispielsweise an Blue Period oder Dorohedoro auf Netflix oder an die Anime-Nostalgie auf Amazon Prime mit Mila, Lady Oscar, usw. Als ich aber beim Rumscrollen bei Nintendo die Crunchyroll-App fand, war es um mich geschehen und zusammen mit den Neuigkeiten über das Schlucken der anderen Dienste zumindest für mich win-win.

Immer noch nervig: die Werbung. Was sich bei Crunchyroll nicht geändert hat ist die Frequenz mit der einem Werbung um die Ohren gehauen wird. Das verlängert das Schauen einer Episode schon mal +30% ihrer eigentlichen Spieldauer. Zudem ist die Werbung von einer Lautstärke und Aufdringlichkeit, die man gut mit der von Spotify ohne Premium-Account vergleichen kann. Andererseits: klar ist es fair einen Dienst zu bezahlen, der einem Unterhaltung anbietet. Verfügbarkeit der Titel und Apps, Bedienbarkeit, zeitnahe Auswertung, Untertitelung usw. will bezahlt werden und v.A. auch die Animestudios, die das ganze produzieren, zeichnen, planen, vertreiben. Daher unterstütze auch ich das Abomodell und lege inzwischen Geld für meine Anime hin. Vielleicht fühle ich mich auch einfach zu alt für die quietschfidele Werbung.

Die Premium-Modelle von Crunchyroll kommen inzwischen in drei Stufen daher und erlauben beispielsweise das Schauen ohne Werbung, das offline laden, etc. Vielleicht ein Fall von Murphys Law, aber sehr ärgerlich war für mich, dass kurz nach dem Bestätigen des Abos der Durchsatz aller mir zur Verfügung stehenden Apps von Crunchyroll (verschiedene Geräte, u.a. die Switch, Web, Mobile und Fire TV!) aus dem Buffern kaum herauskamen und ich kaum mal 5 Minuten ohne Unterbrechung schauen konnte trotz guter Leitung. Vergleichbare andere Streaminganbieter liefen reibungslos, aber ja, einen waschechten Benchmark habe ich nicht gemacht. Der Effekt war unschön, hat sich aber gelegt und kommt hoffentlich nicht so bald wieder. Sonst glaube ich noch daran, dass Crunchyroll gern hätte, dass ich ein teureres Premium-Modell kaufe. 😉

Was mich dann doch aber verblüfft hat ist, dass wie Anime2You am 25. März berichtete und ich selber auf Crunchyroll sah, die kostenlosen Simulcasts eingeschränkt wurden. Simulcast ist ja die zeitnahe und womöglich gar simultane Auswertung aktueller Titel aus dem Ursprungsland, in diesem Fall vornehmlich Japan. Das dürfte einige Fans verärgert haben. Mich selber betrifft es kaum, da ich meist warte bis Serienstaffeln vollständig verfügbar sind und meine Watchliste ist eh lang genug. Hier stellt sich nun die Frage, ob die schöne neue Animewelt wirklich besser ist? Das Ninotaku Team fragte auf Facebook beispielsweise mal sehr provokativ, ob es nicht okay sei, wenn ein Hobby auch ein bisschen was kostet. Andere mögen unterstellen, dass Animefans häufig Kinder, Teenager, Student:innen sind und nicht selbst in Lohn und Brot stehen. Naja, für letzteres bin schon mal ich und fast alle Animefans, die ich kenne, der Gegenbeweis. Meine Argumentation habe ich schon oben dargelegt und schiebe nach: man kann halt auch überall lesen wie wenig man in der Animebranche in Japan verdient. Genauso verstehe ich aber auch die Frustration derer, die bisher ihre Simulcasts geschaut haben. Aber: es gibt ja trotzdem noch die Möglichkeit kostenfrei den Rest des Katalogs (mit der schrecklichen Werbung) zu schauen.

Netflix und Konsorten als Hauptkonkurrent

Was bleibt dann jetzt aber nach dieser Mega-Fusion noch übrig? Offenbar sind Netflix und Amazon (inkl. diverser Channels) nun die Hauptkonkurrenten auf dem deutschen (und internationalen?) Streamingmarkt. Nicht verschweigen will ich außerdem all die Publisher, die ihre Anime auf Disc anbieten wie Kazé Anime und peppermint anime. Da wird aber schon deutlich wie aufgeräumt das Feld plötzlich ist. Wettbewerb hat natürlich auch Chancen wie Innovationstrieb, das Bedürfnis aktuell zu bleiben, usw. Mein Herz schlug eigentlich auch immer für die kleineren Dienste statt nur die großen Player zu unterstützen. Übrigens: Disney+ könnte durch die Fusion mit Nippon TV auf dem Vormarsch sein wie Ninotaku berichtete. Derweil bin ich gespannt wie der Markt auf die Entwicklung reagiert und ob das Sich-neu-erfinden Crunchyrolls noch weitere Früchte trägt.

Welche (Streaming)Plattformen nutzt ihr um Anime zu schauen? Oder schaut ihr komplett nur von Disc? Haltet ihr solche Mega Fusionen für wünschenswert? Oder auch die Simulcasts nicht mehr kostenfrei anzubieten? Ich denke da auch immer etwas an das abwandern zu illegalem Streaming und Fansubs, was dann der Industrie keine müde Mark mehr einbringt. Andererseits: lernt die Branche in Japan? Trotz wachsender Beliebtheit höre ich wenig von Besserungen. Für welchen Anime habt ihr mal einen Dienst abonniert? Und welcher ist eurer Meinung die perfekte Plattform? Was müssen all die Anbieter tun, um die perfekte Plattform zu sein?

Immer zwischen dem 5. und 10. eines jeden Monats mache ich einen kleinen Ausflug in die Serienlandschaft. Ob aktuelle Serien, all-time-favorites, irgendeine TOP-5 oder einfach ein paar zerstreute Gedanken: es ist alles dabei :).

Eine Antwort

  1. […] kann’s gehen – seit der Crunchyroll-Zeitenwende habe ich deutlich mehr Lust dort zu streamen. Als eines der Ergebnisse schaue ich nun […]

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