Was war denn nun wieder für den deutschen Verleih so falsch am Originaltitel „The Unbearable Weight of Massive Talent“? Der Titel ist doch witzig!? Aber zu kompliziert und musste so vermutlich auf „Massive Talent“ verkürzt werden? Ja, was auch immer… . Normalerweise hätte ich es auch ausgehalten den Film im Heimkino abzuwarten. Aber was soll ich sagen. Mein Freund ist ein großer Nic Cage Fan. 🙂 Egal, ob es um seine irren Rollen, B-Movies, seine Klassiker oder die künstlerischen Spitze seiner Karriere geht. Also geht man mit. Außerdem fand ich die Idee, dass sich Cage selber persifliert schon ziemlich witzig. Ist der Film es denn aber auch? Die Besprechung ist spoilerfrei.
Was leider nicht wirklich spoilerfrei ist, ist wohl der Trailer. Der nimmt leider mindestens eine der besten Szenen vorweg. Aber immerhin nicht alle. Nicolas Cage spielt in Massive Talent sich selber. Nach der Scheidung von seiner Frau Olivia (Sharon Horgan) hat er einigermaßen Schulden angehäuft, die Beziehung zu seiner Tochter Addy (Lily Sheen) ist schwierig und Engagements, die Nic wirklich will, bleiben aus. Als sein Agent Fink (Neil Patrick Harris) ihm die Anfrage eines Millionärs weiterleitet für ein stolzes Sümmchen ein Wochenende mit Nicolas Cage verbringen zu wollen, wittert er das Ende seiner Karriere. Deprimiert erklärt er mit dem Schauspielern aufhören zu wollen, aber wenigstens das Angebot des Millionärs anzunehmen, um seine Schulden zu deckeln. Ganz anders als Nic erwartet ist der Millionär Javi (Pedro Pascal) aber kein Perverser, sondern ein sympathischer Nic-Cage-Fanboy. Kaum, dass sich Nic wieder wie ein Mensch fühlt und das bisschen Anbetung erhält, das seinem Unbearable Weight of Massive Talent gebührt, tritt aber die CIA an ihn heran und bittet ihn Javi auszuspionieren. Javi soll der Kopf eines Verbrecherkartells sein.
„MASSIVE TALENT Trailer German Deutsch (2022)“, via KinoCheck (Youtube)
Das trifft Nic schwer, denn Javi und er hatten nach einem anfangs großen cringe eine echte Bromance am Laufen. Inklusive einiger wirklich schöner Dates. 😉 Und auch ansonsten verzapfen sie einigermaßen Blödsinn, der die erste Hälfte des Films sehr unterhaltsam macht. Die Chemie zwischen Nic Cage und Pedro Pascal ist goldig. Wenn sie auf einem LSD Trip sind wie auch, wenn sie über ihre Top 3 Filme fabulieren. Seitdem möchte ich dann auch Paddington 2 sehen. Die ganze Geschichte um Javis Verbrecherkartell und Nic Cages anfangs plan- und hilflose Spionageversuche sind in der ersten Hälfte des Films noch ganz spannend anzuschauen. Dass die Bromance der Beiden unter einem Ablaufdatum steht und beide sich irgendwann misstrauen, trägt zur Dramaturgie bei. Aber in der zweiten Hälfte verliert sich der Film dann in Actionfilm-Mustern a la „schon tausend Mal gesehen“. Dass können selbst Nic Cages zum Scheitern verurteilte Ideen nicht mehr retten und der Film gleitet in Beliebigkeit ab und langweilt.
Was aber durchgängig immer mal wieder das Interesse der Zuschauende entzündet sind die ganzen Meta-Szenen und Selbstreferenzen auf Nic Cages Filmographie. Der Aufhänger des ganzen Films ist sowieso wie der Titel verrät die Bürde, das „Unbearable Weight of Massive Talent“ Nic Cages. Das ist es, was die Beziehung zu seiner Tochter so empfindlich stört. Er hält es eben nicht aus, mal nicht im Mittelpunkt zu stehen und die Bedürfnisse anderer zu respektieren. Das ist es auch, was ihn immer die nächstbeste Idee und irgendein Drehbuch jagen lässt, dass er unbedingt spielen will. „Wir waren ja nie wirklich weg“ sagt dieser Nic Cage zu seinem Alter Ego „Nicky“. Der aus Wild at Heart entliehene, jüngere Nic Cage. Der sieht dank CGI-Kur aus wie er aussieht, aber nicht zwingend wie Nic Cage früher wirklich aussah. „Nicky“ ist ungefähr so aufgedreht wie Nic Cage in seinen turbulenteren Rollen und davon überzeugt, dass Nic aufs Gas gehen und zu alter Größe und Motivation zurückfinden soll. Sagen wir mal so: es ist gut, dass Nicky nicht im Trailer war oder nur kurz zu sehen. Es ist zwar ein witziger und irrsinniger Kniff, dass er da ist, aber er ist auch nicht unbedingt ein Argument für den Film. Das CGI ist nicht ganz furchtbar, aber auch nicht ganz gut.
Immerhin gibt es massig mehr Verweise auf Nic Cages Filmografie. Und ich bin mir nicht mal sicher, ob ich alle mitbekommen habe. Mandy, Face/Off, Tess und ihr Bodyguard, In nur 60 Sekunden, Wicker Man, … es sind einige und das hat mein Cineasten-Herz schon sehr gefeiert. Der Meta-Humor, Nic Cages Selbstpersiflage („schamanische schauspielerische Intuition“) und die Bromance funktioniert also deutlich besser als die vorgeschobene Action/Spionage-Handlung. Allgemein zieht der Film viele Parallelen zu Nic Cages echtem Leben, hält sie aber zahm. Das private lässt er großzügig außen vor. Natürlich spielt seine Frau hier nicht seine Frau und seine Tochter wird überraschenderweise von Michael Sheens und Kate Beckinsales Tochter Lily Sheen gespielt. Aber der Querverweis auf Schulden und die Erinnerungen an Blockbuster besserer Zeiten lassen sich nicht von der Hand weisen. Das faszinierende an Nicolas Cage ist ja eben, dass wir ihn so lieben, weil er alle Rollen ernst nimmt. Auch die obskuren. Deswegen hat Massive Talent etwas sehr charmantes.
Massive Talent (OT: The Unbearable Weight of Massive Talent), USA, 2022, Tom Gormican, 107 min, (7/10)
Bei der Endroll wird sein Alter Ego „Nicky“ übrigens als Nicolas Kim Coppola referenziert, was mir erstmal wieder in Erinnerung rief, dass Nic Cage ja in den Coppola-Clan hineingeboren wurde. Ja, es gibt schon eine Menge in dem Film zu entdecken oder wiederzuentdecken, was Nic Cage betrifft. Habt ihr „Massive Talent“ gesehen oder plant den zu schauen? Ich weiß nicht, was ich euch empfehlen soll. Ihr findet schon selber heraus, ob ihr auf den im Heimkino warten könnt oder sofort ins Kino müsst. Er ist jedenfalls unterhaltsam. 🙂 Tatsächlich hätte ich den im Nachhinein aber lieber im OV gesehen.
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