Serien-Besprechung: „Loki“ S1 & „What If…?“

Mein letzter Beitrag zum #MCUAufholen mag zwar etwas zurückliegen, aber noch bin ich dran. Immerhin ist es auch ein, naja, einigermaßen zeitraubendes Projekt. Die Filme scheinen jedenfalls immer länger zu werden und fühlen sich manchmal auch nochmal extra lang an. Heute geht es hier aber erstmal (spoilerfrei) um die nächsten Serien des MCU. Mit denen ich immerhin ein ganzes Stück zufriedener bin als mit den Filmen.

„Loki“ Season 1

Während des Endgames gegen Thanos spielten die Avengers etwas mit der Timeline – und das zugunsten des Lokis (Tom Hiddleston) aus dem Jahr 2012. Der nutzte die Verwirrung und entging seiner Verhaftung im Avengers Tower. Zwar dachte Loki in dem Moment, dass das unbemerkt geblieben wäre, aber ein paar Augen waren offenbar doch auf ihn gerichtet. Die Time Variance Authority (TVA) verhaftet ihn, weil er aus der Zeitlinie ausgebrochen ist. Denn infolge seiner Entscheidung verzweigt sich nun die einzige und stabile Zeitlinie des Multiversums in mehrere Versionen der Ereignisse. Das gibt nur Ärger, findet die TVA. Sie entfernen die sich aufspannenden alternativen Zeitlinien und auch die Personen darin, die sie „Varianten“ nennen. Loki ist nun eine solche Variante und soll beseitigt werden. Der TVA-Agent Mobius M. Mobius (Owen Wilson) legt aber ein gutes Wort für Loki ein. Denn der kann bei der Ergreifung eines viel größeren Übeltäters noch hilfreich sein. Loki soll Mobius helfen eine andere Unruhe stiftende Variante zu finden – einen anderen Loki. Bzw eine. Sie nennt sich Sylvie (Sophia Di Martino, schon in Flowers sehr mit ihr mitgelitten).


Marvel Studios‘ Loki | Official Trailer | Disney+, Marvel Entertainment, Youtube

Wow, Lokis nun eigene Serie im Marvel-Universum ist ein sehr spannendes Gesamtpaket, dass den Gott des Schabernacks in ein Science-Fiction-Setting packt. Wir dürfen mit Loki während der Jagd auf Sylvie verschiedenste Planeten besuchen. Dabei spielen Zeit und Raum jeweils eine übergeordnete Rolle und nehmen immer größere Dimensionen und Superlativen ein. Es verschlägt uns an das Ende der Zeit und wir werden Zeuge von Planeten, die ins Chaos stürzen. All dem versucht sich die TVA als bürokratisch geführte und entsprechend gestylte Autorität entgegenzusetzen. Stechuhr, Büroklammern und Aktenordner inklusive. Der Retro-Charme der TVA steht im krassen Gegensatz zu dem, was sie versucht unter Dach und Fach zu halten. Zwei absolute Gegensätze: Ordnung und Langeweile vs. Chaos und überbordende Möglichkeiten. Kann das gut gehen, wenn Loki an der Schaltstelle zwischen dem Universum und der Zeit sitzt? Valide Frage. Dieser Loki hier ist zumindest ein geläuterter, dafür sorgt Mobius.

Kaum, dass Loki, konfrontiert mit seinen nie begangenen Taten einigen Anlass zur Selbstreflexion hat, trifft er dann auf eine andere Version seiner selbst. Sylvie ist irgendwie anders als er, irgendwie aber gleich in ihrem Trotz gegen die Welt und die TVA. Auf zwiegespaltene Weise lernt Loki, mehr oder weniger, sich selbst zu lieben – mit Sylvie als Stellvertreter:in? Was kann rauskommen bei dieser Verbindung? Kann überhaupt was rauskommen? Und können sich zwei Götter der List gegenseitig vertrauen? Können wir als Zuschauende überhaupt vertrauen, dass sie wirklich gute Entscheidungen treffen? Und letzten Endes das ganze Universum retten? Denn in die Situation kommen sie. Was die Serie hier aneinanderreiht sind Unmöglichkeiten. Wenn man bereit ist diese zu erörtern ist das ein Mindfuck nach dem anderen. Irgendwann gab es in der Serie aber auch einen Moment, an dem sich Loki nicht mehr wie Loki anfühlt wegen der 180°-Wendung des Charakters. Die Gags, Sci-Fi, alles kann leicht davon ablenken, dass ich mir unschlüssig bin, ob die Charakterreise nicht zuviel wollte. Ich bin mir allerdings auch sehr sicher, dass Fans von Loki/Hiddleston das absolut nicht interessieren wird. 😉 (8/10)

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What If…?

What If…? ist die logische Konsequenz. Jetzt, nach Endgame und Loki Season 1, sind Zeitlinien und Multiversen innerhalb des MCU ein Konzept. Es ist also eine fast natürliche Folge, dass sich die Frage stellt, was wäre wenn … ? Was wäre, wenn Steve nie das Serum genommen hätte, sondern stattdessen Peggy Carter? Was wäre, wenn Tony Stark nie entführt worden wäre und nie zu Iron Man geworden wäre? Der MCU-Konjunktiv wird als Animationsserie präsentiert mit einem Stil der irgendwo zwischen Cartoon und Anime liegt. 3D-animiert, aber in toon shading, sodass der dreidimensionale Look wieder mehr zum flachen, zweidimensionalen, gezeichneten verschoben wird wie es die als Vorlage dienenden Comics tun. Der Look funktioniert sicherlich je nach Präferenzen und Gewohnheiten Zuschauender mal besser, mal schlechter. Für mich war es ein 50/50-Ding. Zwar sieht der Look in Actionszenen phänomenal aus, überzeugt mich aber nicht beim Character Design. Die Mimik ist sehr einseitig, die Serie verlässt sich sehr auf Totalen und unspannende Winkel. Die Charaktere erkennt man mehr oder weniger wieder (was vielleicht auch beabsichtigt ist) und gerade bei den weiblichen Charakteren ist da sehr wenig Varianz im Character Design. Alles sieht sehr ähnlich aus. Das Matte Painting der Umgebungen ist wiederum wunderschön und ich hätte fast alles gern als Wallpaper.


Marvel Studios‘ What If…? | Official Trailer | Disney+, Marvel Entertainment, Youtube

Die einzelnen Folgen werden lose verknüpft durch die Figur des Watchers (Jeffrey Wright), der ohne einzugreifen all diese Varianten der Geschehnisse beobachtet. Zwar kennt er den vielleicht besseren Ausgang für die Personen, interveniert aber nicht (sagt er). Die uns bekannten Darsteller:innen treten hier außerdem als Synchronsprecher:innen auf. Das „Was wäre wenn“-Spiel funktioniert erwartungsgemäß gut und erfüllt uns einige heimliche Wünsche wie Peggy Carter mal wiederzusehen oder auch einfach Versionen der Geschehnisse zu erleben, in denen es unseren Held:innen und Schurken mal besser ergeht – oder einfach nur anders. Darin liegt der unbestritten größte Reiz der Serie, der auch unterhält und funktioniert. Vielleicht fixt die Serie sogar das irgendwie wenig beeindruckende und wenig nachhallende Auftreten von Ultron im MCU. In punkto Comedy und Dramaturgie ist What If …? solide, aber manchmal auch einseitig. So wird Thor konsequent als etwas naja, gedankenlos und dumm dargestellt oder Witze auf seine Kosten gemacht. Ab und zu erweckt es den Eindruck als ob sich What If …? damit an ein jüngeres Publikum richten soll. Auch das erneute Avengers Assemble am Ende war unnötig, wird aber sicherlich auch einige Fans finden. (7/10)

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Ein bisschen stelle ich mir ja schon die Frage, ob das nur so mein Gefühl war oder „What If …?“ wirklich auch ein jüngeres Publikum ansprechen soll? Oder bin ich jetzt einfach wirklich aus dem MCU rausgewachsen? Andere Situationen in der Serie widersprechen der Theorie wie die konsequenten Witze über Thanos und „das ist kein Holocaust, nein nein“. Sollte es eben doch als klassische Familienserie angedacht sein, weckt das in mir den Verdacht, dass es gerade deswegen als Animationsserie umgesetzt wurde. Während ich anfangs dachte, dass man sich dafür entschieden hat um die Kosten geringer zu halten, die bei sovielen Charakteren und Szenarien sicherlich explodiert wären. Tja, wer weiß. Wie haben euch die Serien gefallen? Und was sind eure Erwartungen an die angekündigte, zweite Loki-Staffel? Welche Serie des MCU hätte die Verlängerung eurer Meinung nach noch verdient? Übrigens ist das der 23. und damit fast letzte Beitrag des Blog-Adventskalenders.

4 Antworten

  1. Avatar von donpozuelo
    donpozuelo

    Von What If hätte ich mir mehr Mut gewünscht. Mehr kreativen Wahnsinn, was das ganze Multiverse Zeugs angeht

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Da hast du wohl Recht … eine Welt ohne Avengers oder ohne Bedrohung wäre auch mal interessant werden. Das Ende der Kreativität war dann aber für mich als der Watcher doch eingreift und dieses erneute Avenger Assemble.

  2. Avatar von BoomHoschi
    BoomHoschi

    „What if…“ hat mir auch nicht zugesagt, zu belanglos!
    Ansonsten würde ich gerne von allen MCU Serien mehr bekommen, außer „Falcon & Winter Soldier“. Ich mag den Charakter „Winter Soldier“ aber mit „Falcon“ konnte ich noch nie wirklich was anfangen. Die Serie insgesamt war nur zum Einschlafen gut.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ja, aus „Falcon & Winter Soldier“ hätten sie ne ganze Menge mehr machen können, finde ich. Ob ich von allen Serien eine zweite Staffel brauche, weiß ich nicht. Ich habe gerade „Hawkeye“ zu Ende geschaut und war jetzt nicht so angetan, obwohl ich „Hawkeye“ als Figur sehr mag. Auf „Moon Knight“ freue ich mich schon sehr und bin gespannt wie es wird.

      Bei „What if“…tja, täuscht es mich oder war das als relativ seichte Familienserie angelegt?

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