angelesen: „Asadora!“ Bd. 2, „Chainsaw Man“ Bd. 4-6 & „Blood on the Tracks“ Bd. 2

Ok, ich bin durch den Anime deutlich am meisten gehyped auf „Chainsaw Man“, aber auch nicht weniger begeistert von „Asadora!“ und „Blood on the Tracks“. Heute bespreche ich also ausschließlich Reihen, die ich fortsetze, bemühe mich aber tunlichst um spoilerfreie Texte. Wer auf Nummer sicher gehen will, findet im Blog natürlich auch die Besprechung zu „Chainsaw Man“ Bd. 1, „Asadora!“ Bd. 1 und „Blood on the Tracks“ Bd. 1

„Asadora!“ Naoki Urasawa, Carlsen Manga

Der zweite Band von Naoki Urasawas „Manga-Novela“ setzt nicht ganz direkt am heftigen Cliffhanger des ersten Bandes ein. In bester Urasawa-Manier gibt es erstmal einen Exkurs zu Forschern, die in tropischen oder subtropischen Gegenden mit einem Monster konfrontiert werden. Urasawa mischt die Storylines und Helden in der Fasson, die uns vielleicht noch aus 20th Century Boys und Billy Bat bekannt ist. Und es funktioniert wie immer sehr gut. Danach springen wir aber erstmal wieder zu der kleinen Asa, die hier zusammen mit dem widerborstigen Kasuga versucht nach der Flutkatastrophe soviele Leute wie möglich mit Essen zu versorgen und vielleicht ihre Familie zu finden. Tapfer ist wohl das Wort für Asa. Ich mochte den zweiten Band sehr und war froh, dass hier mit einigen der männlichen Charakteren aufgeräumt wird, die im ersten Band nicht immer gut weg kamen. Namentlich Asas Mitschüler Shota. Das Versprechen der Reihe ist, dass wir Asa durch ihr ganzes Leben begleiten und tatsächlich dürfen wir sie hier schon in ihren nächsten Lebensabschnitt begleiten, wo sie ähnlich wehrhaft ist.

„Chainsaw Man“ Bd. 4-6, Tatsuki Fujimoto, Egmont Manga

Ja, ich war fleißig. Dass ich ausgerechnet die nächsten drei Bände bespreche, liegt v.A. daran, dass sie zusammen einen Story Arc abgeben. Den Namen davon kneife ich mir aber, weil ich das für einen Spoiler halte. Stattdessen nenne ich den Story Arc „Stadtmaus-Landmaus„, da das ein wiederkehrendes Konzept ist. Grundsätzlich setzt die Handlung nach dem Katana Man Arc ein und beendet damit Denjis Auseinandersetzung mit einem sehr mächtigen Gegner und die Rache wegen verstorbener Kolleg:innen. Tatsächlich der wohl größte Schocker der Bände eins bis drei für mich. Nachdem Denji vorgeworfen wurde, dass er seine Menschlichkeit aufgegeben hätte und „kalt“ ist, scheint der davon dieses Mal einigermaßen beeindruckt. Es gibt eine kurze, ruhige Zeit, in der Denji in sich selber reinhört und versucht herauszufinden, ob das so ist und was das für ihn bedeutet. Mehr oder weniger gleichzeitig lernt er ein Mädchen kennen. Das verläuft erstmal zur Abwechslung ziemlich normal und wirft viele Fragen auf, denen Denji gewohnt lakonisch begegnet („Bin ich nicht eigentlich in Makima verliebt?“, „Mein Leben ist doch ok so“ usw.), während sich natürlich im Hintergrund die nächste Katastrophe anbahnt. Ich mag wieviel Zeit sich die Bände für diesen Story Arc nehmen und die Frage, ob Denji noch ein Herz hat – metaphorisch gesprochen.

Die Frage Stadtmaus oder Landmaus wird einige Male gestellt, während die anderen Charaktere in dieser „Ruhe vor dem Sturm“ gar nicht mal so viel zutun haben. Stadtmaus lebt gefährlich, erlebt aber eben auch was. Landmaus lebt ein ruhiges, unaufgeregtes Leben, erfüllt sich aber vielleicht nicht die großen Träume. Viele der Charaktere beantworten die Frage, manche Antworten fallen überraschend aus. Makima hatte ich beispielsweise von Band 1 an nicht für den Typ Landmaus gehalten. Aber das ist vielleicht auch Teil der Farce Makimas. Vielleicht liegt es auch an den ruhigen Momenten und an dem besonders abgefahrenen Finale, aber der Story Arc ist der für mich bisher rundeste. Und abgefahren – was kann sich hier noch steigern? Ich sah einen Kettensägenmann auf einem Hai an einem Hochhaus reiten. Kannste dir nicht ausdenken, es sei denn du heißt Tatsuki Fujimoto. Mit dem Zeichenstil habe ich aber irgendwo ab Band 5 oder 6 eine harte Zeit. In den Bänden davor habe ich bspw. Denjis Charakterdesign nicht so abgehackt und (absichtlich) ungeschliffen erlebt. Manchmal wirkt es so, als ob keine Zeit gewesen wäre das jetzt vernünftig zu zeichnen. Kann auch Absicht sein wegen des rauen Charmes der Reihe. Ich mag aber die ausgearbeiteteren Panel mehr.

„Blood on the Tracks“ Bd.1, Shūzō Oshimi, Manga Cult

Nach den Geschehnissen des ersten Bandes sitzt Seiichi zwischen den Stühlen. Er kann nur erahnen, aber nicht vollends verstehen, was seine Mutter zu der Tat bewegt hat. Wie kann sie danach so tun als ob nichts gewesen wäre? Was soll er tun? Die Wahrheit sagen oder für seine Mutter lügen? In den Seiten ist der Kampf gut ablesbar, den Seiichi mit dem Loyalitätsbeweis und mit sich selber austrägt. Seine Mutter wie immer unergründlich. Neben ihm wirkt sie zerbrechlich, höchstens so als ob sie selber noch eine Teenagerin wäre. Wir können genauso wenig wie Seiichi abwägen wie lange diese Lüge der Realität standhalten würde und möchten innerlich doch, dass es ans Licht kommt und jetzt schon die ungesunde Abhängigkeit der Beiden zueinander ein Ende findet. Spätestens das Ende des zweiten Bandes beweist aber, dass das nicht so einfach zu sein scheint. Der Ton des Manga verschiebt sich schon im zweiten Band in die Richtung Horror. Zwar sicherlich eines moralischen Horrors und Dramas, aber auch mit einigen verstörenden Träumen, die bereits jetzt schon Seiichis Ängste offen legen. Die Panel sind deutlich öfter dunkel, die Stimmung wird davon maßgeblich geprägt. Oshimi macht noch stärker Gebrauch von Schraffuren und Teile der Handlung spielen offenbar im Zwielicht der Abenddämmerung, auf Autofahrten durch die Nacht und der Schatten wird mehr, das Licht weniger. Seiichi sieht den Abgesang und wir das Dunkel in dem was in Band 1 schon so kunstvoll angedeutet wurde. Stark! Was auch so bleibt: durch den wenigen Text und die Konzentration auf Bildsprache rast man geradzu durch den Band.

An dem Punkt muss ich wohl nicht mehr erklären, dass ich alle Reihen weiterlese und bei allen sehr „hooked“ bin. „Chainsaw Man“ werde ich wohl weiter in so großen Blöcken von mehreren Bänden besprechen, weil sich zum einen Story-Arcs identifizieren lassen und ich gerade so gespannt bin wie es weitergeht. Streng genommen hätte ich auch heute mehr Bände besprechen können. Das wird dann umso bitterer, wenn man nicht mehr so leicht nachlegen kann und auf die Veröffentlichungen in Japan und danach in Deutschland warten muss. Aber ein bisschen Zeit zum durchfliegen habe ich ja noch. Welcher Manga begeistert euch gerade schwer?

In „angelesen“ sammle ich die Eindrücke von Buchreihen, die ich lese. D.h. insbesondere von Manga und Comics, die ich noch nicht abgeschlossen habe und deswegen nur als Teil eines Ganzen betrachten kann. Wer andere Literatur sucht und die Meinung zu abgeschlossenen Reihen, findet die in ausgelesen, einer weiteren Rubrik hier im Blog. 🙂

Eine Antwort

  1. […] Habe ich nie den siebten Band hier besprochen? Eigentlich habe ich den sehr bald nach dem sechsten gelesen. Der Zeitstempel im Blog zeigt, dass ich danach fast ein Jahr nicht weitergelesen habe. Das […]

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