Der Saxofonist Fred Madison (Bill Pullman) hat Grund zur Annahme, dass seine Frau Renée (Patricia Arquette) ihn betrügt. Aus ihren Dialogen spricht eine oberflächliche Freundlichkeit und Vertrautheit, aber viel mehr nicht. Eines Tages tauchen auf ihrer Türschwelle Videotapes auf. Die zeigen zwischen Rauschen mal ihre Wohnungstür, mal sie beide schlafend. Niemand kann sich erklären wie jemand in ihre Wohnung gekommen ist. Es ist das Foreshadowing zur Katastrophe, bevor Fred die Reise auf einen Lost Highway antritt. Der zweite Teil von Lost Highway widmet sich Peter (Balthazar Getty), der Automechaniker ist und eine Affäre mit Alice (Patricia Arquette) anfängt. Wohlwissend, dass sie die Freundin eines gewalttätigen und einflussreichen Mannes ist.
Lost Highway ≣ 1997 ≣ Trailer ≣ German | Deutsch, TrailerTracker, Youtube
Lost Highway verknüpft beide Handlungsstränge des Drehbuchs von David Lynch und Barry Gifford auf surreale Weise. Peter verkörpert alles, was Fred gern wäre. Als Automechaniker das Sinnbild von Maskulinität, jung und hat ein erfülltes Sexualleben. Es lässt die Lesart zu, dass Fred sich in seiner Zwangslage in Peter verwandelt, aber auch, dass Peter nur ein Wunschtraum ist. Das vielleicht einzige Manko des ganzen Films ist, dass eine Dialogzeile gegen Ende beide Lesarten in Frage stellt und Zuschauende eine zusätzliche Denksportaufgabe mit auf den Weg gibt. Was die surreale Bildsprache betrifft ist Lost Highway betörend und konsequent. Schaut man den Film aufmerksam, lässt er sich durchdringen und erklären. Die Bilder sind voller großartiger Parallelen. Ich denke nur an den sinnbildlichen elektrischen Stuhl am Ende, das voyeuristische, der Fokus auf Renées sowie Alices Lippen während des Gesprächs am Telefon in zwei entscheidenden Wendepunkten der Handlung unvm.
Legendär sind die Szenen der brennenden Hütte als Ort verbotener Wünsche, Weltflucht und von Transformation. Sowie Alices erstes Auftreten im Film – der Inbegriff der Sinnlichkeit und einer Femme fatale. Dabei ist Alice letzten Endes nur ein Zerrbild, in dem ein Mann seine Sehnsüchte und Frustrationen projiziert, um einen anderen Täter zu schaffen. Die Frau als Quelle des Bösen vorzuschieben, statt sich seiner eigenen Schuld und Unzulänglichkeit zu stellen. Oder wie drückt Fred es aus? Er erinnere sich lieber an die Dinge „auf seine Art“. Ein Meisterwerk, das sowohl von den kurzen Momenten skurrilen Comic Reliefs profitiert wie dem pointierten Soundtrack mit brutalen Sequenzen sowie ätherischen von This Mortal Coil. Ein Jammer, dass die Maske des verprügelten Petes Maske so phänomenal unecht aussieht.
Lost Highway, USA/Frankreich, 1997, David Lynch, 135 min
Header image uses a Photo by Kilyan Sockalingum on Unsplash
Jeden Monat stelle ich einen Film vor, den ich für einen fantastischen Film halte – losgelöst von Mainstream, Genre, Entstehungsjahr oder -land. Einfach nur: fantastisch. 😆
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