Ist das erst die zweite Ausgabe von Spotlight dieses Jahr!? Leider ja! Na dann immerhin Teil des Blog-Adventskalenders bevor das Jahr endet. Heute widme ich mich meinem Lieblings-Super(Anti)Helden Batman. Und weil ich mich durch die Comics immer so abgehängt fühle eher den „Limited Series“ und Filmen, die uns Batman mal in einem ganz anderen Setting zeigen. Heute: Batman im feudalen Japan, bedroht durch kosmischen Horror und einmal mit verdrehten Rollen. Das ganze als Buch und Film.
Buch: „Batman – Der Weiße Ritter“
Die aus acht Ausgaben bestehende Limited Series folgt einer Story von Sean Murphy und ist auch (wie könnte es anders sein) Auftakt eines Murphyverse innerhalb des Batman-Kosmos. Unter dem Titel Batman – Der Weiße Ritter liegt das ganze aber auch als Sammelausgabe im Deutschen vor. Sean Murphy zeichnete die Ausgaben auch ,Todd Klein war für das Lettering verantwortlich und Matt Hollingsworth haben wir die atmosphärische Farbpalette zu verdanken. Der weiße Ritter versetzt uns in ein Gotham, in dem der Joker „geheilt“ wird und vor Gericht gegen Batman aussagt. Er nennt sich nun Jack Napier, tritt sehr bodenständig auf und spricht davon wie er als Superschurke stigmatisiert wird und die Polizei nur zusieht wie Batman auf ihn eindrescht. Davon, dass Batman in Rächer-Pose die Stadt in Schutt und Asche legt. Plötzlich ändert sich die öffentliche Wahrnehmung des „dunklen Ritters und Jack Napier wird der „weiße Ritter“ mit plötzlich sehr reiner Weste.
Dieses Umkrempeln der moralischen Wahrnehmung ist nur der Anfang eines sehr persönlichen Kampfes, aber auch eines, das Gotham einiges abverlangen wird. Ich mochte alles an Sean Murphys Weißem Ritter. Das düstere, derbe Artwork mit dem Spiel von Licht und Schatten. Besonders die Abstufungen zwischen Napier und dem Joker waren für mich Highlights der Handlung. Inhaltlich mäandert es eben eine Weile umher die quasi Bandenkriege innerhalb Gothams auszubauen und dreht einige Runden, um Batman als Schurken zu labeln bzw. ihn darum kämpfen zu lassen nicht so wahrgenommen zu werden. Dasselbe gilt für Napier/den Joker. Obwohl ich hier einige Längen wahrgenommen habe, könnte ich nicht sagen, was ich weglassen würde. Was die Story betrifft, hat mir aber v.A. gefallen, was für eine größere Rolle Harley Quinn bzw. (Dr.) Quinzel am Ende spielt.
Besprochene Ausgabe: ISBN 978-3-7416-0984-8, Panini Comics
Film: Batman Ninja
Unter irgendeinem nicht so wichtigen und wenig Sinn ergebenden Vorwand, den auch niemand hinterfragt, baut ein Gegenspieler Batmans eine Zeitmaschine, die kurzerhand ihn, seine Wahl-Familie und einige seiner langjährigen Feinde in das feudale Japan versetzt. Offenbar zeitversetzt, denn als Bruce/Batman ankommt, wird er schon längst per Kopfgeld gesucht. Der Joker ist inzwischen ein Feudalherr, der sich wie auch einige andere auf Batmans Ankunft vorbereitet hat. Die Prämisse sollte schon erklären, dass wir uns hier weniger im Fahrwasser der Detective Comics bewegen, sondern mehr in der over the top comic action, in der man nicht alles hinterfragen sollte, sondern sich einfach zurücklehnt und das Theater genießt.
Der Look des Anime-Films ist so als ob man die typischen Batman-Themen in Stile japanischer Animation gekleidet hätte und noch oben drauf all das streut, was „irgendwie japanisch“ ist. Teehäuschen, Samurai, Ninja, Mecha, Fuji, Ukiyo-e-style Landschaftsaufnahmen, Frisuren Nightwings und Robins, die an Super-Saiyajin erinnern… . Habe ich da eine kurze Sequenz gesehen, die mich an Neon Genesis Evangelion und Gundam erinnert? Ich habe. Das alles ist so in japanischen Motiven ertränkt, dass man abwechselnd unangenehm berührt ist, es cool findet, überrascht ist und schon drauf wartet, dass Poison Ivy oder Two Face die Anime-Behandlung erfahren. Manchmal lösen sich animierter Vor- und Hintergrund unangenehm stark voneinander. Kurz hat mich der Film mal verloren als ein Kaijū in Form eines Classic Batmans erscheint. Es ist nur ein Symptom der übermäßig vielen Plot Twists und Turns. Die sind sogar so viele, dass es irgendwann langweilig wird. Dabei fand ich es noch irgendwie cool und witzig als sich die Supervillain-themed Schlösser der „Daimyōs“ zu einem einzigen großen Mecha formen. Auch hätte ich es lieber, dass die weiblichen Charaktere durch ihre Charaktereigenschaften im Gedächtnis bleiben und nicht durch die Größe bestimmter Körperteile. Aber man kann nicht alles haben. Insgesamt macht einfach Spaß wie over the top alles ist und wie Batman im feudalen Japan aussehen würde.
Batman Ninja (OT: ニンジャバットマン „Ninja Battoman“), Japan, 2018, Junpei Mizusaki, 85 min, (7/10)
Film: „Batman: The Doom That Came to Gotham“
Von der Spielzeit her ähnlich knapp wie Batman Ninja, erzählt The Doom That Came to Gotham die gleichnamige Limited Series von Mike Mignola und Richard Pace aus dem Jahr 2001 nach. Der Animationsfilm hingegen ist erst aus 2023 und ich habe darüber bei Hemator gelesen. Batman & Lovecraftscher Horror, da kann ich nicht widerstehen. Die Handlung wird in ein alternatives Gotham der 20er Jahre versetzt, das allerdings auch „nur“ leicht steampunkige Anleihen hat, mehr nicht. Bruce Wayne und seine tollkühne Crew kommen dort gerade von einer Expedition in die Arktis zurück, bei der sie erfolglos das Verschwinden Oswald Cobblepots untersuchten. Und wie sich das gehört bei kosmischen Horror haben sie aus versehen „etwas unaussprechliches“ auf die Menschheit losgelassen. 😉
Eigentlich ist es abgesehen von einzelnen Body Horror Motiven her weniges, was wirklich an Lovecraft erinnert. Natürlich: die Expedition erinnert an Berge des Wahnsinns. Allerdings gibt es auch jede Menge vertane Chancen. Die Figur Grensons hätte man mit Mr. Freeze verzahnen können. Andere Brücken zwischen Lovecraft und gerade den Bösewichten funktionieren sehr gut. Ausgerechnet Lovecrafts Fremdenfeindlichkeit scheint sich in der Involvierung Talias und Ra’s al Ghuls Wiederzufinden – ich muss mir noch überlegen wie ich das einordne. Was Bruce Wayne und die Figur des Batman betrifft, ist The Doom That Came to Gotham fast eine Origin Story, wer hätte es gedacht. Aber alles wird sehr gemächlich erzählt und lässt etwas an Spannungspotential vermissen bis am Ende dann gefühlt „alles“ passieren muss. Darüber täuscht auch nicht das Auftreten Oliver Queens aka Green Arrows hinweg.
Batman: The Doom That Came to Gotham, USA, 2023, Christopher Berkeley/Sam Liu, 86 min, (7/10)
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Bei Batman Ninja hatte ich auch etwas Bauchschmerzen. Der von Warner Brothers produzierte Film arbeitet kultureller Aneignung entgegen, indem er eine japanische Crew ins Boot holt, um den typischen Anime-Look und japanische Motive umzusetzen. Trotzdem kann man hier und da lesen, dass letzten Endes das Skript ja doch angepasst wurde. Die meisten Veränderungen sollen sich wohl um den Dialog zwischen der englischen dubbed Version und der japanischen Originalversion drehen. Falls ihr euch fragt: ich habe die japanische Originalversion gesehen. Kennt ihr die Filme bzw. Comics? Oder habt noch andere Tipps für mich, die die Figuren des Batman-Universums in ein anderes Setting versetzen?
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