Fantastischer Film: The Green Knight

Basierend auf der Rittersaga von Sir Gawain und dem grünen Ritter hat David Lowery eine originelle, eigene Version geschrieben und inszeniert. Dev Patel stellt hier den Neffe von König Arthur dar, Sir Gawain. Der darf noch nicht an der Tafelrunde sitzen und wurde auch noch nicht zum Ritter geschlagen. Seine Abenteuer sucht er bisher in Bordellen. Es lastet auf ihm, dass er nicht die Größe all dieser Ritter erreicht, aber es fehlt ihm an Mut Herausforderungen zu suchen. Als am Weihnachtsabend ein „grüner Ritter“ die Tafelrunde und König Arthur herausfordert, nimmt Gaiwan an. Die Herausforderung ist, dass er den grünen Ritter hier und jetzt schlagen muss. Überlebt er, wiederholt er denselben Schlag an Sir Gawain, wenn dieser ihn zu Weihnachten in einem Jahr in seiner Grünen Kapelle aufsucht. Sir Gawain willigt ein, setzt an, leider steht der grüne Ritter aber wieder auf. Das kann man dann wohl ein Dilemma nennen.

The Green Knight | Official Trailer HD | A24, Youtube

Tja, will Gawain ritterlich sein (dazu gehört Ehrlichkeit, zu seinem Wort zu stehen und Mut), dann tritt er die Reise zur Grünen Kapelle an. Das bedeutet aber wahrscheinlich auch seinen Tod, denn nach einer Enthauptung steht er im Gegensatz zum grünen Ritter sicherlich nicht wieder auf. David Lowerys Take auf die Sage von Sir Gawain und dem grünen Ritter erlaubt sich einige spannende Auslegungen. Und die beginnen schon bei Camelot, Arthur und Guinevere selber. Camelot verströmt Gravitas, aber kein prunkvolles. Arthur und seine Guinevere sind Figuren, denen Tribut gezollt wird, die aber inzwischen auch betagt, später krank und bettlägerig sind. Gawain ist als ihr Neffe ein möglicher Thronfolger, aber er spürt selber, dass es ihm an den ritterlichen Tugenden mangelt. Auf seiner Reise zur Grünen Kapelle stolpert er über mehrere Prüfungen, die testen, ob er ritterlich sein kann.

Es wäre eine schöne Sage, wenn er an jeder von ihnen wachsen würde. Aber wie schon bei der unglamourösen Darstellung Camelots, entschied sich Lowery dafür Gawain an den Prüfungen durchaus auch mal scheitern zu lassen. Aber sicherlich eine Lehre daraus zu ziehen. Er wird eine Geistererscheinung haben, ausgetrickst werden, Verführungen werden ihn locken. Aber er wird auch unerwartete Freundschaften schließen. 🦊 Lowerys Take auf die Sage ist exzellent in Intention und Ausführung. Die Kamera-Arbeit von Andrew Droz Palermo fängt auf vielfältige Weise Atmosphäre und Botschaft ein. Das altehrwürdige der Bauten in Camelot, aber auch wie sich zum Schluss der grüne Ritter (die Natur) alles zurückholt, weil sie/es/er das einzige ist, das alles überdauert. Nicht umsonst fragt Gawain gegen Ende: und das ist alles? Ja, das ist alles. Vielleicht wird er erkennen, dass wer wirklich „Ritterlichkeit“ beweist, eine Geschichte hinterlässt, die bleibt, wo es keine physischen Überreste geben wird. Die Musik unterstreicht das alles mit sehr facettenreicher Palette. Mittelalterlichen Gesängen, Instrumentalstücken, aber auch Folk-Musik. Länglich, unerwartet, aber sehr gut.

The Green Knight, USA/Irland, 2021, David Lowery, 130 min

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Jeden Monat stelle ich einen Film vor, den ich für einen fantastischen Film halte – losgelöst von Mainstream, Genre, Entstehungsjahr oder -land. Einfach nur: fantastisch. 😀

2 Antworten

  1. Avatar von BoomHoschi
    BoomHoschi

    Ich weiß nicht was ich von dem Film halten soll.
    Tolle Atmosphäre, Musik, Landschaftsbilder und auch die Story ist gut.
    Aber…
    Ich mag Dev Patel, nur nicht in dieser Rolle. Er leidet die meiste Zeit und das ging mir irgendwann auf die Nerven, da er immer auf die gleiche Weise(Mimik) leidet.
    Auch ist der Film mir etwas langatmig geworden, man hätte ihn etwas straffer erzählen sollen (für meinen Geschmack).
    Dafür ist aber die Message des Films natürlich super!

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Das mit dem etwas straffer erzählen fühle ich auch. Allerdings fühle ich das auch immer stärker bei den meisten Filmen, die über 120 Minuten Spielzeit haben und in 90% der Fälle finde ich das absolut unnötig.

      Aber … der arme Dev Patel. 🙂 Naja, ist halt deine Meinung. Ich fand ihn in seiner Unbeholfenheit ganz gut.

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