Man muss sie nicht mögen, die Oscars, aber ich fiebere gern mit meinen Lieblingsfilmen und Filmpersonen mit. Und dieses Jahr sogar wieder live, wenn ich nicht verschlafe. 😆 Es ist schon Tradition, dass ich im Vorfeld mal ein kleines Tippspiel mache. Meine Quote war bis jetzt nicht ganz schlecht, aber ein Orakel bin ich sicherlich auch nicht. Es ist ja doch mehr ein Glücksspiel. Welche Filme habe ich gesehen? Wie tippe ich? … und wie tippt ihr?

Als Grundlage für das Tippspiel nutze ich wieder die Vorlage von Letterboxd. Zur Erklärung: ein X auf der Übersicht bedeutet, dass ich tippe, die Academy wird den Preis an diesen Film oder Filmschaffende:n vergeben oder sollte das zumindest IMHO tun. Habe ich ein Herz ♥ gesetzt, dann würde ich den Preis hier vergeben, denke aber, dass die Academy eine andere Wahl trifft. Der Beitrag heißt nicht umsonst Wunschkonzert. Denn erstens habe ich nicht alles gesehen und zweitens spiegelt das eben meine eigene, subjektive Meinung wieder. Falls euch die im Detail interessiert und ihr wissen wollt, womit ich meine Wahl untermauere, findet ihr die Besprechungen der Filme unten verlinkt.

Ein paar Kommentare kann ich mir ja doch nicht verkneifen. Aus meinen Picks spricht auch ein gewisses Misstrauen. Glaube ich wirklich, dass die Academy den Award an Justine Triet in der Kategorie Director vergibt? Nein. Ich denke sie hat es mehr verdient als die anderen Nominierten. Aber die Academy erschien mir in den letzten Jahren trotz des inzwischen bewussten Fokus auf Diversität immer noch zu verliebt in bestimmte Personen, Themen und Stile. Deswegen denke ich, dass Oppenheimer und Nolan genauso wie Scorsese sehr wahrscheinlich in mehr Kategorien abräumen werden als ich jetzt denke. So entsteht auch mein Pick des Best Picture, den ich eigentlich mehr bei Anatomie eines Falls sehen würde und wenn Popularität eine Rolle spielt, dann bei Barbie.

Versteht mich nicht falsch. Ich mochte den Barbie-Film und sehe den eine Nasenlänge weiter vorn, wenn es um #Barbenheimer geht und was davon das größere Highlight war. Aber ich denke nicht, dass Barbie der beste Film 2023 ist. Sondern Anatomie eines Falls. Aber ich denke, dass Botschaft, Popularität und öffentlicher Diskurs in dieser Kategorie eine Rolle spielen, was Barbie doch ins Rampenlicht schieben könnte. Es wäre jedenfalls mal eine sensationelle Botschaft, denn Ryan Goslings Nominierung (Sorry Ryan, aber: er hat doch ganz andere phänomenale Rollen gehabt) und dass Greta Gerwig nicht in der Director-Kategorie bedacht ist, setzt eine zweifelhafte Botschaft. Die kommentiert selbst Moderator Jimmy Kimmel (und der Cast von Barbie).

Wahrscheinlich geht es aber am Ende an Oppenheimer aus Gründen die ich schon öfter nicht verstanden habe bei den Oscars. Oppenheimer sehe ich eigentlich vorrangig bei den männlichen Rollen (den wenigen Frauen hat Nolan wie so oft nichts zutun gegeben, es ist ein bitterer Witz) und in den technischen Kategorien.

Kategorien, in denen ich zu wenige Nominierte gesehen habe, bedenke ich nicht und versuche mich nicht an einer Wahl. Einer der größten Oscar Snubs ist für mich All of us Strangers. Ein Witz ist, dass The Creator bedacht ist. Ich sagte 2023, dass der Film eine einzige Ohrfeige ist und das sehe ich immer noch so. Von allen oben erwähnten wird er aber trotz des offensichtlichen kreativen Raubs von Simon Stålenhag Visuals am Ende den Preis abräumen, wenn es dumm läuft.

Kommen wir mal zu erfreulicheren Themen. Ich halte es selber für unwahrscheinlich, dass beide Leading Ladys von Nyad den Award bekommen, aber ich war sehr beeindruckt von Annette Bening und Jodie Foster in Nyad. Leider habe ich es zeitlich nicht geschafft den Film zu besprechen, kann aber zumindest hier noch sagen: ich war anfangs nicht sehr investiert in das Thema, dann aber so mitgerissen, dass ich quasi nur auf der Sofakante saß während der letzten Stunde. Gönnen würde ich den Award allerdings allen in der Leading Actress Kategorie 💕 Aber bei Sandra Hüller schwingt nochmal etwas mehr Enthusiasmus meinerseits mit, der wahrscheinlich sehr subjektiv ist. Meine Lieblingsfilme mit ihr sind ja eigentlich Toni Erdmann und In den Gängen. Emma Stone ist als Gewinnerin in der Kategorie auch sehr wahrscheinlich, was aber auch in Anbetracht des Male Gaze des Films ein komisches Geschmäckle hätte. Dafür kann ja aber Emma nix… .

Ähnlich enthusiastisch und unentschlossen bin ich beim International Feature Film. Ich finde sowohl Das Lehrerzimmer als auch Perfect Days absolut großartig. Aber ich habe das Gefühl, dass Perfect Days eine überwältigend rührende Schlussnote hat, die bei Zuschauenden stark resoniert und deswegen den Preis abräumen wird. Ich könnte noch Stunden darüber reden, aber das will dann glaube ich niemand mehr lesen. Deswegen belasse ich es dabei – das waren die Gedanken, die am dringendsten raus mussten.

Ich bin selber etwas überrascht, dass ich 19 der Oscarnominierten gesehen habe. Vorrangig Feature Films. Es war deutlich zu spüren, dass die Nominierung von Sandra Hüller, ihre Involvierung in einen weiteren mehrfach nominierten Film („The Zone of Interest“) und „Das Lehrerzimmer“ dieses Jahr hierzulande einen kleinen Oscar-Hype ausgelöst hat. Die Kinosäle waren voll und teilweise komplett belegt. Gut für die Kinos! Es wurde ebenso viel über die Filme und Personalien gesprochen. Wenn auch nicht gleichermaßen, was auch auffällig war. Für wen drückt ihr diese Nacht die Daumen?