So richtig fing der Buzz über „From“ offenbar erst mit der zweiten Staffel an. Dann berichteten die gängigen Serien-Webseiten und Medien-News-Portale darüber und die Serie drang zu mir durch und ist nun einer der wenigen Gründe, warum ich Paramount+ noch aushalte*. Denn Gegenstand der Serie sind Mysterien, die zu gut sind, um sie zu ignorieren. Die Besprechung ist spoilerfrei.
Die Familie Matthews verfährt sich auf dem Weg in den Urlaub mit ihrem Campingwagen und landet in einem etwas heruntergekommenen kleinen Ort, in dem die Einheimischen etwas zu befremdlich reagieren als sie nach dem Weg fragen. Sie fahren zum einen Ortsausgang raus und kommen am anderen Ende wieder rein. Und wieder und wieder. Tabitha Matthews (Catalina Sandino Moreno), ihr Mann Jim (Eion Bailey) und ihre beiden Kinder können es anfangs nicht glauben, aber: sie werden den Ort nicht verlassen. Sehr schnell müssen sie außerdem die Regeln ihres neuen Zuhauses lernen. Eines Ortes, an dem Sheriff Boyd Stevens (Harold Perrineau) abends mit einer Glocke rumläuft und die Dämmerung einläutet. Denn danach wird es Dunkel und mit der Dunkelheit bricht ein schreckliches Grauen Nacht für Nacht über den Ort herein. Auf gute Nachbarschaft!
Wie From beginnt verursacht fast schon kognitive Dissonanz. Entweder man hat den Trailer gesehen und weiß was hier passiert oder man erklärt es sich eben selber – viel geschenkt wird einem anfangs aber nicht. Es gibt keinen Erklärbären, keine Einführung. Nur die langsame Realisierung, dass das Leben wie es beispielsweise die Familie Matthews bisher kannte vorbei ist. Ungewöhnlich. Aber das macht auch den Reiz der Serie aus. Wie oft sind wir bei Serien am Haken, um zu erfahren, ob unsere Theorien stimmen?
Zeitgleich sind die Charaktere so smart, dass sie ähnliche aussprechen. Relativ früh stellt sich beispielsweise Tabitha die Frage, ob sie in einem Vorraum zur Hölle gelandet sind? Ob das alles nur ein böser Traum ist? Das ist ein überraschend guter Spielzug – nur wenige Zentimeter abseits üblicher Erzählmuster und trotzdem weit genug, um sich erfrischend anders anzufühlen und darüber hinwegzutäuschen, dass der Auftakt ziemlich lange dauert. Ein bisschen Geduld braucht man schon.
Mit dieser Mischung erinnert From an „Lost“ und „Under the Dome“ wegen der Abkapselung, des Mysteriums, der Suche nach Antworten und latenten Gefahr. Das Konzept des Ortes ohne Entkommen könnte auch an die wunderbare französische Serie Les Revenants erinnern – das wird aber nicht so lange halten wie man jetzt denken könnte. Zum Teil erinnert From auch an The Walking Dead wegen der begrenzten Ressourcen, mit denen die Bewohner:innen klarkommen müssen und vor Allem wegen der Brutalität. From ist nichts für zart besaitete, auch wenn die Gore-Elemente spärlich eingesetzt werden. Die Vergleiche sind aber v.A. auch deswegen naheliegend, weil sie von den Executive Producern von „Lost“ stammt und Harold Perrineau mitspielt, der dort ab einem gewissen Zeitpunkt erschreckend kurz kam. Es stellt sich nur die Frage, ob die naheliegenden Parallelen nicht auch dafür sorgen, dass From auch die negativen Aspekte von „Lost“ erbt. Das zu lange hängen lassen bis zu einer schlüssigen Erklärung? Immer nur deepen the mystery statt solving the mystery? Fakt ist aber auch, dass From eine klaffende Lücke schließt – oder fällt euch eine gute Mysteryserie ein, die in den letzten Jahren startete?
Erstmal sind wir aber schon bei deepen the mystery. Immerhin versuchen die Charaktere auf verschiedene Weise ihre Möglichkeiten auszuloten und gehen dabei u.a. wissenschaftlich vor oder zeigen rückblickend wie sie manche ihrer Ressourcenprobleme gelöst haben. Denn nein: der Lebensmittellieferant kommt nicht zufällig durch den Ort. In anderen Belangen weiß From auch zu überzeugen und erinnert an oben genannte Serien. Sie alle haben den gemeinsamen Nenner, dass sie uns liebevolle gestaltete Charaktere mit an die Hand geben, an deren Schicksal wir interessiert sind. Deren Beziehungen untereinander sich entwickeln und die den kleinen Subkosmos des mysteriösen Ortes mit Drama, Tragödie, Hoffnung und Witz anreichern. Und denen es mit jedem Einbruch der Nacht an den Kragen gehen könnte. Doch das Tempo muss man mögen. Bei all den Mysterien ist die Handlung doch sehr gestreckt. Vielleicht zieht die zweite Staffel ja etwas an. (7/10)
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Ach ja, der Schnitt sitzt tief und tut noch manchmal weh. Bitte macht Fortschritte. Es wäre kläglich, wenn man uns mit „From“ am langen Arm verhungern lässt, stets mit der Hoffnung auf Auflösung vor der Nase und dann bemüht um eine kohärente Auflösung kurz vor der Absetzung? Ich mochte „From“ und hoffe, dass die Serie nur noch besser wird, aber auch keine zehn Staffel bis zur Auflösung streckt. Habt ihr sie gesehen und was sind eure Gedanken dazu? Achso …
*Ich sprach weiter oben von Paramount+ „aushalten“, weil ich das Geschäftsmodell und den Umgang mit Eigenproduktionen katastrophal finde. Mal schauen wie es mit mir und Paramount+ weitergeht, wenn ich die zweite Staffel „From“ geschaut habe … .
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