Oftmals nutze ich ja die „fünf Sätze“, um über Serien zu schreiben, über die ich keine Lust habe viele Worte zu verlieren. Häufig bei Serien, die mir nicht gefallen haben. Manchmal ist es aber auch so wie heute: die Serien haben mir teilweise sogar sehr gut gefallen und für eine längere Analyse fehlt mir der Hintergrund oder die Zeit oder es ist schlicht nicht notwendig. Überraschend? 🤔 Ja, für mich auch. Wie immer hier bei den „fünf Sätzen“ gilt: Ziel ist es die gesehenen Serienstaffeln in nicht mehr als fünf Sätzen zu besprechen. Schachtelsätze sind dabei verboten. Spoilerfrei.
„Fallout“ Season 1
… basiert nicht auf einer existierenden Storyline der Fallout-Computerspielreihe, sondern erzählt eine eigenständige Geschichte in der postapokalyptischen und radioaktiv versuchten Welt von Fallout. Genauer dreht sich die erste Staffel um die idealistische und behütet im unterirdischen „Vault“ aufgewachsene Lucy MacLean (Ella Purnell), einen Ghul-Kopfgeldjäger (Walton Goggins) und Maximus (Aaron Moten), der sich als Mitglied der Brotherhood of Steel zu beweisen versucht. Zusammen mit ihnen allen und ihren individuellen Zielen und Überlebenskämpfen sehen wir einiges bekanntes aus der Videospielreihe und kommen vielleicht der Antwort auf die Frage ein Stück näher wie sich die Zivilisation selber so ruiniert hat!? Ich kenne nur Fallout 4 und hatte meinen Spaß mit allem, was ich daran wiedererkannt habe auch wenn nicht allzu viel von der vorrangig unterhaltsamen Serie hängen geblieben ist. Obwohl relativ konventionell erzählt und um fast schon zu sehr um Twists bemüht macht es die Serie einem dank der Rätsel, offenen Fragen und drei Identifikationsfiguren im Cast sehr leicht mitzufiebern und sich auf eine zweite Staffel zu freuen. (8/10)
„Trigun Stampede“ Season 1 (Anime)
Die 2023 erschienene Animeserie erzählt in ihrer ersten Staffel in zwölf Episoden die Geschehnisse rund um „Vash the Stampede“ aus dem Manga und der 90er Jahre Serie in verändertem Flavour. Meryl ist hier eine Journalistin und soll auch in dieser Version des Stoffs dem „menschlichen Taifun“ auf den Grund gehen, d.h. dem Typen der überall wo er auftaucht so schweren Schaden wie ein Taifun anrichtet. Der offenbart sich auch hier als der eigentlich eher tollpatschige und liebenswerte (vielleicht sogar zu handzahme) Vash, dessen Hintergrundgeschichte aber sehr viel früher auf den Tisch gepackt wird als zuvor und damit eben leider auch die volle Breitseite und Tragik seiner Figur stellenweise einbüßt. Recht effektiv ist wie aber der Fokus auf ein moralisches Dilemma gelegt wird, das in den anderen Medien fast untergeht (Auf wessen Kosten „darf“ ausgebeutet werden?) und Figuren wie Nicholas D. Wolfwood bekommen eine weitaus bessere Backgroundstory als im älteren Anime. Trotz anfänglicher Zweifel über das Fehlen der großartigen Millie Thompson und den glattgeleckten 3D-Look erweist sich Trigun Stampede dann am Ende als eine zwar leider doch mit Effekten überladene, aber sehenswerte Variante des tragischen, vor Wüstensand staubigen, Techno-Dramas. (7/10)
„Shōgun“ Season 1
Shōgun ist eine weitere Adaption von James Clavells gleichnamigen Roman und der Serie aus den 80ern Jahren. Darin erreicht irgendwann zu Beginn des 17. Jahrhunderts der britische Seefahrer John Blackthorne (Cosmo Jarvis) Japan und gerät mitten in den Konflikt zwischen fünf Daimyōs (Fürsten), allen voran Yoshi Toranagas (Hiroyuki Sanada). Darüber wer hier wessen Spielball ist, ändern sich die Meinungen einige Male in einer Serie, die gut und gern als „japanisches Game of Thrones“ bezeichnet werden kann. Bei der Adaption wurden einige (für amerikanische Produktionen) mutige Entscheidungen getroffen wie beispielsweise japanischen Dialogen Raum zu geben und diese teilweise sogar unübersetzt zu lassen (wenn es für die Situation nicht entscheidend ist oder sich die Bedeutung so oder so transportiert). Dabei legt Shōgun besonderes Augenmerk darauf die japanische vs. der westlichen Mentalität zu vermitteln und wäre nur noch besser, wenn es ein bisschen an Geschwindigkeit und Spannung zugelegt hätte. (9/10)
„3 Body Problem“ Season 1
Die erste US-Adaption von Liu Cixins Science-Fiction-Romanreihe (wohlgemerkt aber nicht die erste per se) erschien auf Netflix und beinhaltet bereits Aspekte des ersten und zweitem Romans. In der ersten Staffel erfahren wir in mehreren parallelen Handlungssträngen von Wissenschaftler:innen, die Gegenstand eines großen Komplotts werden beginnend mit der Astrophysikerin Ye Wenjie (Zine Tseng/Rosalind Chao), die während der chinesischen Kulturrevolution die Ermordung ihres Vaters mitansehen muss und anschließend auf einer wissenschaftlichen Satellitenstation in Zwangsarbeit geschickt wird. In der Gegenwart wiederum wird die Theoretische Physikerin Jin Cheng (Jess Hong) mit einem VR-Spiel konfrontiert, dass ein unlösbares Problem schildert, während ihre Freundin Augusta Salazar (Eiza González) einen ominösen Countdown „sieht“. Die Bedrohung der Wissenschaftler:innen und der Link zur Vergangenheit findet sich im Laufe der Staffel zu einem größeren Ganzen zusammen und tatsächlich einfach ungemein spannend. Allerdings kann all das auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass 3 Body Problem wie viele populäre Serien und Massenmagneten relativ konventionell gefilmt ist (wenig show und zu viel tell, Fokus auf Drama und Shock Value), wohingegen das Verlegen der Handlung in mehrere Länder und die Diversifizierung der Charaktere der Glaubwürdigkeit des Settings und dem Bewusstmachen der globalen Auswirkungen hilft. (8/10)
Ich finde es übrigens absolut verdient, dass „Shōgun“ bereits um 2 Staffeln verlängert wurde (Quelle: Deadline, 16.05.24). Dass ich eingangs erwähnte zu „wenig Hintergrund“ zu haben, zielte übrigens auf genau „3 Body Problem“, „Shōgun“ und „Fallout“ ab. Die Literaturvorlage von „3 Body Problem“ habe ich nie gelesen und mich auch nicht tiefergehend mit der Agenda des Autors beschäftigt. Außerdem ist fast alles ein Spoiler. Auch bei „Shōgun“ kenne ich weder den Roman, noch die andere Adaption. Sicherlich hätte ich zu der Darstellung Japans einiges zu sagen, was aber auch kurz zusammengefasst werden kann: sie erfolgt mit sichtlichem Feingefühl für die japanische Mentalität. Auch bei „Fallout“ sehe ich mich nicht als Spezialistin. Zwar habe ich mal Fallout 4 gespielt, aber nicht lang. Bei welcher Serie seid ihr Spezialist:in? Und wie haben die besprochenen euch gefallen? (kann auch in mehr als fünf Sätzen geschrieben werden 😉 ).
Immer zwischen dem 5. und 10. eines jeden Monats mache ich einen kleinen Ausflug in die Serienlandschaft. Ob aktuelle Serien, all-time-favorites, irgendeine TOP-5 oder einfach ein paar zerstreute Gedanken: es ist alles dabei :).
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