Netzgeflüster: Games für alle Herbst- und Horrorstimmungen

Eigentlich hatte ich dieses Jahr richtig Lust an Halloween was uriges, gruseliges zu spielen. Andererseits habe ich wahrscheinlich noch so um die 60-100hh „Zelda: Tears of the Kingdom“ vor mir (optimistisch geschätzt). Ich spiele verhältnismäßig wenig. Als ich zurückgeblickt habe, lassen sich aber unter den Spielen, die ich schon durchgespielt habe, ein Hang zu Mystery erkennen und ein paar Schubladen, in die man die packen kann. Manchmal macht es auch Spaß zurückzublicken auf gute Spiele.

Für Shooter-Affine 🎮

Ich bin ja mehr so der Typ Spielerin für Puzzles, Rätsel, Open World und Walking Simulator. Aber wenn mich ein Setting interessiert, dann kann es auch mal ein Shooter sein. Bioshock I & II hat mich durch die Steampunk-Atmosphäre gekriegt. Teil I sieht trotz Remaster nicht mehr so toll aus wie man es von aktuelleren Spielen kennt, punktet aber trotzdem mit der Geschichte und den Kulissen. Teil II ist auch heute noch eine Augenweide. In beiden Fällen ist auch der Soundtrack wunderbar. Was es auch zu einem Horrorgame macht, sind die Zombie-esquen Gegner, die moralischen Verwicklungen, die blutigen Auseinandersetzungen, der Hauch Bodyhorror und die allgegenwärtige Atmosphäre einer untergegangenen Zivilisation – oder nennen wir es mal eines „Experiments“.

Ein Herz für Horror 🩸

Horror gibt es aber auch ohne Shooter-Storyline und wie ich finde da noch viel effektiveren. Zwei Spiele, die mir tatsächlich die Händchen am Controller schwitzig gemacht und den Puls nach oben getrieben haben waren Call of Cthulhu und Until Dawn. Call of Cthulhu ist nicht direkt „dieser einen“ Geschichte Lovecrafts nachempfunden, sondern verwendet einfach viele Motive des lovecraftschen Kosmischen Horrors und v.A. des Wahns, den diese auslösen. Unser Protagonist bekommt das auch physisch zu spüren, wenn der Horror näherkommt. Die Sicht verschwimmt, uns schlägt das Herz bis zu den Ohren, wir können nicht mehr so rational agieren wie zuvor – man muss sich sichtlich Mühe geben unseren spielbaren Charakter davor zu bewahren, wenn wir den Monster entkommen wollen. Das Spiel ist herrlich atmosphärisch, die Kulissen toll, nur die NPCs sehen so-so aus.

Das kriegt Until Dawn besser hin, obwohl nicht neuer. Das Spiel setzt auf namhafte Schauspieler:innen, die per Motion Capture den spielbaren Figuren Gesicht und Bewegungen liehen. Wir spielen in verschiedenen Kapiteln jeweils mehrere Personen einer Gruppe von Freunden, die in einer abgeschiedenen, verschneiten Berghütte von der Umwelt abgeschnitten sind und offenbar Opfer eines Killers werden. Oldschool-Horror-Nostalgie trägt viel zur Atmosphäre bei: junge Erwachsene und ihr fragiles, soziales Gefüge, alte Indianersagen und Serienkiller? Ja da kommt was zusammen. Man kann Einfluss darauf nehmen, welche Charaktere den Trip in die Berghütte überleben. Viele der actionreicheren Sequenzen (Flucht/Kampf) werden durch zeitlich gut gesteuerte Button-Clicks geregelt. Beide Spiele zeigen: Horror funktioniert auch wunderbar ohne Shooter-Aspekt! Until Dawn sollte wohl ein PC-Release haben, was allerdings mehr als holprig verlief. Auf der PS4 lief es bestens und war wie ein spielbarer Slasher-Film.

Geht das auch mit einem Tick weniger Blut? 👻

Ja, nun wollen nicht alle so durchgeschüttelt werden, dass der Puls rast. Dafür gibt es natürlich auch eine Menge Spiele, die etwas unheimliches haben, aber auf Blutfontänen verzichten. Da denke ich als erstes an Oxenfree. Ein sehr kleines, feines Spiel, das sich um eine Gruppe (ehemaliger) Freunde rankt, die in ihren Heimatort zurückkehren. Dort ist etwas passiert, dass sie alle schwer getroffen und auseinander gerissen hat. Sie gehen einer urban legend nach, an der offenbar etwas dran ist. Es hat mit Radiowellen zutun und löst ein Unheil aus, das sie korrigieren müssen. Die Entscheidungen und ihre Konsequenzen können einiges beeinflussen. Es wird urig, leicht schaurig und „timey-wimey“. Oxenfree hat als 2.5D-(quasi) Sidescroller einen tollen Look und einen phänomenalen Soundtrack, der zur Nostalgie der entfremdeten Freunde passt. Abgesehen von einem komischen Speicherbug auf manchen Plattformen vielleicht eins meiner Lieblingsgames.

Noch etwas schauriger ist Little Nightmares, wo wir als kleines Wesen versuchen aus einer durch und durch tödlichen Umgebung zu entkommen. Die Atmosphäre ist wunderbar gruselig, obwohl es nicht oft etwas wirklich schauriges zeigt. Subtile Andeutungen machen den Grusel-Faktor aus – zumindest bis wir dem Bösen wieder in die Arme laufen. Hier entscheiden manchmal Millimeter. Daher ist das Überleben auch nicht gerade frustrationsfrei in dem Spiel.

Wie man sieht mag ich die subtileren Spiele ohne Blutfontänen etwas lieber. Death Stranding ist hier aber ein echter Kategoriensprenger. Einerseits hat er eine Story mit Horroraspekten, andererseits ist er ein Open World Game mit beeindruckenden, postapokalyptischen Kulissen und auch ein Shooter. Wer also kein klassisches Horrorgame sucht, sondern v.A. viel erkunden will und es abkann etwas Schaurigem in die Arme zu laufen (und sich daraus zu befreien), trifft mit Kojimas Game eine gute Wahl. Es empfiehlt sich nicht zu versuchen alles von der Game Lore bis ins Detail durchdringen zu wollen.

Death Stranding mag man auch als Walking Simulator sehen. Dear Esther hingegen ist tatsächlich einer. Man tut dort nicht anderes als Dinge anzuschauen, rumzulaufen und eine Insel zu erkunden und den eigenen reflektierenden Gedanken nachzusinnen. Was der Protagonist mit der Insel verbindet und erlebt hat, geht in die Richtung Trauerverarbeitung. Durch die Spurensuche und rau-schöne Landschaft bekommt es einen Touch Mystery, der aber v.A. melancholisch ist, nicht nur lebensbejahend und bewegt am Ende tief. Es ist eins der wenigen Spiele an dessen Ende ich ein paar Tränchen vergossen habe. Ihr seid hiermit gewarnt! 😢

Wer es lieber hyggelig mag 🍂

Wer weder Horror mag, noch heruntergeschraubten Grusel, aber Herbstfan ist, wird sicherlich Freude mit Firewatch oder Bear and Breakfast haben. In Firewatch arbeiten wir als Brandwächter in einem Nationalpark, streifen in First-Person-Perspektive durch die Natur und versuchen ein Rätsel zu lösen, das den Park in Unruhe versetzt und unseren Job nicht leichter macht. Wie das eben so ist, laufen allerdings auch wir selber vor unserer Vergangenheit davon. Das Spiel ist ein wunderbarer Walking Simulator vor Naturkulisse, der deutlich lebensbejahender und einfacher zu verdauen ist als Dear Esther. Bear and Breakfast hingegen habe ich auf der Switch bis 2023 gespielt, wo es leider wegen vieler Spielabstürze kein frustrationsfreies Erlebnis war. Man kann es aber auch u.a. via Steam spielen und vielleicht inzwischen mit weniger Bugs auf der Switch? Es würde sich lohnen, denn es ist ein absolut wunderschönes und liebevoll gestaltetes Cozy Management Game in dem ihr als Bär Hank diverse Hotels vor schöner Landschaft leiten müsst. Ich habe es geliebt und nur sehr schweren Herzens die Controller zur Seite gelegt.

Diese Liste kann nur gnadenlos unvollständig sein. Natürlich habe ich nicht alle cozy Herbstgames und bei Weitem nicht alle Horrorgames gespielt, die es da draußen gibt. Wenn ich ein neues im Oktober angefangen hätte, wäre meine Wahl auf „The Mortuary Assistant“ (Empfehlung eines Kumpels), „Lorelei and the Laser Eyes“ (Empfehlung eines Blogs) oder (Sub)Liminal Space Games (Empfehlung einer Freundin) gefallen. Kennt ihr die? Was sind eure Empfehlungen für die Kategorien oben?

Netzgeflüster ist eine Kategorie meines Blogs in der ich mich immer zwischen dem 10. und 15. eines jedes Monats Themen aus IT, Forschung, Netzwelt und Internet widme genauso wie Spaß rund um die Arbeit mit Bits und Bytes. 🙂

4 Antworten

  1. Ich habe mit Bear and Breakfast Schluss gemacht, als es anfing stressig zu werden. Ich sollte mich nicht mehr nur um die Zimmer kümmern, sondern auch noch gleichzeitig kochen (und war auch noch zu blöd dazu). Das ist genau das, was ich an Echtzeitspielen so hasse, ich will nicht unter Zeitdruck stehen, das hatte ich im Job zur Genüge… 🙁
    P.S. Ausfälle hatte ich auf der Switch eigentlich kaum bei dem Spiel.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Oha, kann mich noch gut erinnern, dass wir im Zusammenhang mit solchen Management-Spielen schon mal darüber gesprochen haben, dass die schnell (zu) stressig werden können. Irgendwann gibt es in Bear & Breakfast ja den Mechanismus, dass du die Tiere des Waldes für die Aufgaben einstellen kannst – bist du bis dahin gekommen? Mir hat das sehr geholfen, davor war’s mir auch zuviel stellenweise.

      Witzigerweise mochte ich das kochen (und Zutaten sammeln) sehr, aber alles andere hat mich ganz schön genervt.

      Dass es bei dir nicht abgestürzt ist, wundert mich ja. Hattest du das zufällig auf dem Gerät selber oder auf einer SD-Karte abgelegt? Das fiele mir noch als möglicher Unterschied ein. So oder so dürfen eigentlich keine Crashes passieren – bei anderen Spielen passiert das bei mir ja auch nicht.

      1. Oh, sorry, hab deine Antwort nie gesehen, ich bekomme ja keine Benachrichtigungen… Ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich das Spiel auf die Switch heruntergeladen hatte, kann bei Gelegenheit mal nachschauen.
        Nee, bis an diese Stelle bin ich nicht gekommen. Ich hab aufgehört, als ich einen Gast hatte, der total sauer war, weil er kein Essen bekommen hat… Ich hab nicht ganz kapiert, wie das mit dem Kochen funktioniert, hätte das an sich gerne gemacht, aber dann wäre die Arbeit an anderer Stelle liegengeblieben…

  2. […] jetzt kommt der Teil mit Self-Promotion…) Am meisten Spaß hat es gemacht all die Spiele für Games für alle Herbst- und Horrorstimmungen Revue passieren zu lassen, meiner Begeisterung für „Interview with the Vampire“ Season 2 […]

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