Kurz vor Weihnachten hatte ich eine Krimi-Phase, sah dass „Der Pass“ auf Netflix gelandet ist und dachte „yeah endlich“. Denn ich war nie so ein Sky Deutschland Girl und bin deswegen einigermaßen spät dran. Was ich bekam war schon fast eine Weihnachtsserie. ⛄ Aber nur fast… . Die Besprechung ist spoilerfrei.
Genau auf der Grenze zwischen Deutschland und Österreich wird auf einem verschneiten Pass eine Leiche gefunden, was sowohl die deutsche Ermittlerin Ellie Stocker (Julia Jentsch) als auch den österreichischen Ermittler Gedeon Winter (Nicholas Ofczarek) auf den Plan ruft. Während Stocker in dem Fall aufgeht und ein sehr spezifisches Psychogramm des Täters sieht, könnte Winter der Fall kaum egaler sein. Im Gegenteil, er überlässt ihn gern den Deutschen. Der Täter schlägt aber wieder zu und es wird eine deutsch-österreichische SoKo gebildet, die die idealistische Ellie und den schroffen Gedeon aneinanderkettet. Zudem sucht der Täter/die Täterin Gehör bei der Presse in Form des Journalisten Charles Turek (Lucas Gregorowicz). Zwar ist schnell ein potentieller Verdächtiger gefunden, aber wenn es das schon gewesen wäre, ginge alles etwas zu geschmeidig, oder?
Der Pass ist ein fabelhaftes Polizeidrama, das sowohl Ellies Idealismus als auch Gedeons Kruste sprengt. Der scheint mit dem Polizeidienst, Rechtssystem oder was auch immer abgeschlossen zu haben. Wir bekommen zwar ein paar Hinweise darauf, warum und wie es dazu kam, mehr aber auch nicht. Was der einzige zaghafte Kritikpunkt an der Serie sein könnte. Ellie hingegen wird vorgeführt, dass sie doch immer die positive, optimistische ist – was auch anfangs der Serie tatsächlich zwei spannende Pole gegenübersetzt. Und tatsächlich könnte man meinen, dass die sich zu unterschiedlichen Zeitpunkten und auf unterschiedliche Weise gegenseitig brauchen. Und das ganz ohne eine abgeschmackte Liebesgeschichte. Die gibt es auch, aber wo anders und abgeschmackt ist sie nicht.
Darüber hinaus ist es aber nicht nur ein Polizeidrama, sondern auch ein ansprechender Kriminalfall. Im Gegensatz zum typischen Storyboard-Reißbrett-Produkt weiß Der Pass mit tatsächlichen Zufällen, Problemen und irreführenden Spuren zu überzeugen statt Gimmicks wie dem klassischen Stolperer auf der Flucht. Gegen Ende der Staffel wagt die Serie auch einen Bruch, an dem sich viele andere Formate verheben und schwer erholen. Hier aber gelingt der sogar sehr gut und konsequent. Zu meiner Überraschung trägt bei, dass ich dieses Jahr sowohl Lucas Gregorowicz bereits in Oderbruch sah als auch Nicholas Ofczarek in Kafka. In anderen Rollen sieht man Hanno Koffler, Franz Hartwig, Lukas Miko unvm, ein fabelhaftes Ensemble und ein grandioses Beispiel einer deutsch-österreichischen Zusammenarbeit – nicht nur in der Serie, sondern auch hinter der Kamera. (10/10)

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Die Lehre von der Geschichte ist dann übrigens, dass ich (obwohl die Staffel großartig war) schon irgendwie die Nase voll von Krimis hatte und durch die ganzen Schneelandschaften in Weihnachtsstimmung kam und jetzt endlich eine Weihnachtsserie gucken wollte. Das war dann übrigens Single Bells. Kontrastprogramm. Aber soviel dazu – Weihnachten ist vorbei und heute denke ich eher „wann wird’s endlich Frühling?“ Wie hat euch „Der Pass“ gefallen?
Immer zwischen dem 5. und 10. eines jeden Monats mache ich einen kleinen Ausflug in die Serienlandschaft. Ob aktuelle Serien, all-time-favorites, irgendeine TOP-5 oder einfach ein paar zerstreute Gedanken: es ist alles dabei :).
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