ausgelesen: Gabriel García Márquez „Die Liebe in den Zeiten der Cholera“

"Die Liebe in den Zeiten der Cholera", Roman

Inhalt

Schausplatz des Romans ist eine kolumbianische Hafenstadt Ende des 19. Jahrhunderts bis Anfang des 20. – eine Zeit in der die Cholera das Land mal mehr mal weniger im Griff hat und viele Opfer fordert. Die Erzählung beginnt mit der Schilderung des Tagesablaufs von Dr. Juvenal Urbino, einer sehr angesehen Person des öffentlichen Lebens und gibt auch Einblick in seine Ehe mit der resoluten Fermina Daza und die Launen und Alltagskonflikte, die beide durchstehen. Als der Doktor durch eine Verkettung unglücklicher Ereignisse stirbt, findet sich schon bald ein Mann in Ferminas Haus ein, um ihr seine Liebe zu gestehen. Er tut das nicht zum ersten Mal. Florentino Ariza heißt er und hat sein ganzes Leben auf den Tod ihres Mannes gewartet, um sie wieder für sich zu gewinnen. Er ist in der Zwischenzeit alt und grau geworden. Ein halbes Jahrhundert lang hat er gewartet. Doch Fermina Daza wirft ihn raus. Eingeleitet von dieser Rahmenhandlung erfährt der Leser nun rückblickend wie sich Florentino Ariza und Fermina Daza kennen gelernt haben. Hastige Blicke und viele Briefen werden nervös ausgetauscht. Florentino Ariza verschreibt sich Fermina vollends, legt sich mit ihrem Vater an und vergeht fast vor Sehnsucht. Er hat körperliche Schmerzen aus Liebeskummer, die nicht nur einmal mit den Symptomen der grausamen Cholera verwechselt werden. Das Leben kommt den beiden aber zuvor und hat andere Pläne. Werden sie jemals zueinander finden? Will und kann Fermina Daza das überhaupt noch? Und was ist zwischen ihnen vorgefallen?

Hintergrund

„Die Liebe in den Zeiten der Cholera“ ist ein Roman dessen Name ich kannte, bevor ich überhaupt eine Ahnung hatte worum es geht. Das könnte zum einen daran liegen, dass Gabriel García Márquez Literaturnobelpreisträger und politische Person ist. Wahrscheinlicher ist aber, dass es in aller Munde ist, weil es eine der ehrlichsten und ungeschöntesten aber auch sehnsuchtsvollsten Bücher über die Liebe ist.

Der Roman wurde mitlerweile nicht nur von Mike Newell verfilmt, sondern wird auch recht häufig in der aktuellen Popkultur erwähnt. So ist es bspw. das Lieblingsbuch von Ted aus How I Met Your Mother und man sieht ihn sogar wie er das Buch liest, während die sagenumwobene Mutter nur wenige Meter von ihm entfernt steht. Tatsächlich findet das Buch auch noch in anderen Filmen Erwähnung aber in HIMYM ist es sehr sehr passend, da Ted die Jahre auch vorbeiziehen sieht ohne die Frau fürs Leben gefunden zu haben und sieht wie sich alles um ihn weiterentwickelt, seine Freunde heiraten oder Kinder bekommen. Damit spricht er vielen aus dem Herzen und es macht unheimlich melancholisch, wenn man ihn das Buch lesen sieht und um seine und Florentino Arizas Odyssee weiß. Die Verfilmung des Romans glänzt außerdem mit einigen bekannten Namen wie Javier Bardem (‚Skyfall‘, ‚Das Meer in mir‘) als Florentino und Benjamin Bratt (‚Private Practice‘, ‚Miss Undercover‘) als Juvenal.

Meinung

Anfangs war ich sehr verwirrt von der Rahmenhandlung, da die Vorstellung Urbinos doch sehr viel Zeit für sich beansprucht. Später dämmert es dem Leser warum das so wichtig ist. Danach war ich etwas amüsiert, weil die Annäherung des jungen Florentino und der jungen Fermina so schön unschuldig, nervös und keusch wirkt. Briefe werden geschrieben und heimlich am abgemachten Ort hinterlegt. Und das monatelang. Man kann die Nervosität und Fiebrigkeit fühlen aber braucht ein wenig Zeit um sie zu fassen. Vor Allem heutzutage in Zeiten von SMS und Speed-Dating. Es ist aber sehr leicht sich darauf einzulassen. Gabriel García Márquez hat eine mitreißende und bilderreiche Sprache, die einen tatsächlich die schwül-heiße Luft auf der Haut spüren läßt. Sein Schreibstil ist verglichen zu manchen anderen Büchern eine reichhaltige, bunte, wohlduftende Kost, von der man nicht genug bekommen kann. Er beschreibt mit so wenigen Worten so klar, dass mein Bild der Handlungsorte und Personen sich mit der Verfilmung nahezu glich. Selbst der Humor kommt nicht zu kurz – er braucht nur wenige Zeilen, um eine hinreißend komische und ironisch groteske Situation zu schildern und zu verzaubern. Es ist wahrscheinlich das am besten geschriebene Buch das ich jemals gelesen habe.

Márquez schildert die Liebesnöte auch bald nicht mehr so keusch wie der Briefaustausch anfangs wirken mag. Wenn die Hauptcharaktere erst einmal etwas älter sind, geht es um Liebe und Sex in allen Facetten. Verzweifelt, lustvoll, überstürzt, tragisch, peinlich, komisch, Affären, Eheleben, Freundschaften, Liebeskrämpfe und -schmerzen die so heftig daherkommen wie die Symptome der verfluchten Cholera.

Fazit:

Sehr liebenswert. Sehr lesenswert.

„ausgelesen“ ist eine Kategorie meines Blogs, in der ich immer zwischen dem 15. und 20. eines jeden Monats ein Buch unter die Lupe nehme. Der Begriff „ausgelesen“ ist sehr dehnbar. So wie die Themenvielfalt meines Blogs. Ein „Buch unter die Lupe nehmen“ schließt Belletristik, Sachbücher, Manga, Comics unvm mit ein. 🙂

11 Antworten

  1. Ja, ein wunderbares Buch des Großmeisters (das nur durch „Hundert Jahre Einsamkeit“ geschlagen wird). Die Parallelen zu HIMYM sind sehr interessant, vielen Dank für den Hinweis! Und: Javier Bardem spielt in der Verfilmung mit?? Ich MUSS den Film sehen… 🙂

    1. Ja genau – Javier Bardem *.* siehst du ihn auch so gern? 😉 Da zeigt er mal wieder eine ganz andere Facette. So ‚leidend‘ vor Liebe habe ich ihn noch in keinem anderen Film gesehen. Und danke für den Tipp ‚Hundert Jahre Einsamkeit‘ werde ich mir merken. 🙂

  2. Ich hab mich bisher nicht an GGM rangetraut… Ich muss gestehen, ich glaube inhaltlich ist das Buch nicht so meins. Vielleicht versuche ich es eher mal mit 100 Jahre Einsamkeit, hast du das auch gelesen?

    1. 100 Jahre Einsamkeit habe ich noch nicht gelesen aber ich möchte :). Danares hat das ja im vorherigen Kommentar empfohlen – vielleicht liest sie das und antwortet!? Danares? *ruf* 🙂 Oder du schreibst ihr in ihrem Blog, habe ich auf ihren Nickname verlinkt.

      1. Ok, gern, ich hab sie auch abonniert 🙂

    2. Hat da jemand gerufen? 🙂 Also, meiner Meinung nach: Wenn man nur ein Buch von GGM liest, dann sollte es unbedingt 100 Jahre Einsamkeit sein. Seine kürzeren Romane sind zwar einfacher zu lesen, aber 100 Jahre Einsamkeit ist einfach bombastisch – sowohl in Bezug auf den Inhalt als auch auf den Stil. Bei mir haben sich bei der Lektüre ganz neue Welten aufgetan, und das passiert mir nicht so oft. 🙂

      1. Haha :D, wusste ich doch, dass du das am besten beschreiben kannst, ob und warum man das lesen sollte.

      2. Ok, dann setze ich das jetzt endlich mal auf meine Liste. Ich glaube auch, dass das eher was für mich ist. Danke! 🙂

  3. Ich hatte das Buch schon ein paarmal in den Händen, hab es aber doch immer wieder zur Seite gelegt und ein anderes Buch gekauft. Nach Deinem Blogartikel denke ich aber, dass ich beim der nächsten Einkaufsorgie im Buchladen dieses Buch sicherlich mit nach Hause nehmen werden. Danke!

    1. Freut mich, dass dir der Artikel eine Hilfe war. 🙂

  4. […] ich letz­tes Jahr total begeis­tert von Die Liebe in den Zei­ten der Cho­lera war (vom Buch, vom Film nicht so sehr …) und es als ‘das Buch mei­nes Som­mers’ […]

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