Horrorctober 2015 – The Reckoning

Horrorctober-2015

Ja – ich habe die Überschriften meiner shOKTOBER-Artikel des letzten Jahres recycelt. Und ich bereue nichts. Außer, dass ich einen so gruseligen Film gleich zu Beginn der Challenge geschaut habe. Ob das jetzt auch heißt, dass es ein guter Film war? Tja … .

V/H/S (OT)

Die vier fragwürdigen Typen Brad, Gary, Rox und Zak machen kleine schmierige Filmchen von ihren Übergriffen an Frauen und verkaufen die oder betreiben Vandalismus. Scheinbar findet sich für jeden Mist ein Publikum. Sogar jemand, der sie bezahlt, um aus dem Haus eines Rentners eine Videokassette zu klauen. Die vier machen das und filmen sich natürlich auch dabei. In dem Haus bekommen sie aber mehr als sie erwarten, denn da gibt es jede Menge Videokassetten und der Rentner macht ihnen wohl auch keinen Ärger, der liegt nämlich tot in seinem Sessel. Nach und nach schauen sie die VHS-Kassetten, die sie in dem Haus finden. Die Rahmenhandlung um diese Typen heißt Tape 56, zusätzlich werden fünf Videos/Kurzfilme gezeigt, die so um die 15 Minuten dauern. Der erste, Amateur Night, handelt von einer Gruppe junger Männer, die Discos und Kneipen abklappern, um sich ein One Night Stand klarzumachen. Einer von ihnen trägt eine Kamera an der Brille und nimmt alles auf. Auch wie der Abend ausgeht. Second Honeymoon ist der zweite Film um ein Pärchen, das während ihrer Flitterwochen beobachtet wird. Tuesday the 17th ist ein Slasher um eine Gruppe, die an einem See baden geht – abgewandelter Klassiker. Der vierte Filme heißt The Sick Thing That Happened to Emily When She Was Younger – und … der Titel sagt alles und nichts. Es geht um Emily, die seltsame Dinge in ihrer neuen Wohnung hört und ihren weiter weg wohnenden Freund via Videochat um Hilfe bittet. Im letzten Segment namens 10/31/98 wollen ein paar Männer auf eine Halloween-Party, finden aber nur ein leeres Haus und denken, es ist schlau sich dort mal umzusehen. An Halloween. In einem menschenleeren Haus. Jaaaaa, klar. Zwischen den fünf Filmen sieht man immer wieder wie es bei Tape 56 weitergeht, also den Typen, die sich durch das Haus und die Kassetten wühlen. Der Name lässt schon vermuten: auch bei ihnen wird es blutig enden und da ihre Kameras immer schön mitlaufen, sind sie auch bald eine der Kuriositäten, die per Video festgehalten wurden.

Mit V/H/S funktioniert Found Footage seit sehr langer Zeit wieder Mal für mich. Chronicle habe ich akzeptiert, Blair Witch Project zuvor auch, alle anderen hatten es eher etwas schwer bei mir. Hier fühlt man sich tatsächlich wieder an das VHS-Gefühl erinnert, zig Mal überspielte Videokassetten, auf denen noch Fregmente von alten Aufnahmen sind, Bildschirme auf denen kurz Schnee ist oder das markante „Play“ oder „Eject“-Zeichen am Bildschirm – alles da. Ich hatte kurz das Gefühl wieder einen Videorekorder zu haben. Auch die Fragmente selber sind abwechslungsreich: einmal erlebt man alles aus dem First-Person-Point-of-View und bekommt einen Vorgeschmack auf das Google-Glass-Erlebnis. Ein anderes Mal wird normal per Hand gefilmt oder man sieht das Geschehen über einen Videochat. Mal wird mehr gewackelt, mal weniger. So abwechslungsreich wie die Darstellungsformen ist auch die Qualität der Filme, die allesamt ins Gore- und Horrorgenre passen. Es gibt keinen davon, der ohne Blut auskommt, und lediglich einen, der ohne etwas übersinnliches auskommt. Die ersten drei Filme fand ich sehr spannend, die letzten beiden schon ziemlich hanebüchen. V.a. die Handlung des vierten Films empfand ich als totale Grütze. Viele Fragen aufwerfen, von denen praktisch keine beantwortet werden, ein paar jump-scares, seltsame Charaktere mit nicht nachvollziehbaren Handlungen, seltsames Geschehen, schlechte Maske. Der letzte Teil hat auch keine besonders starke Handlung und nimmt sich am Anfang viel zu viel Zeit, endet aber sehr spannend und kombiniert ziemlich gute visuelle Effekte mit der verwackelten Found-Footage-Optik, was einem das Gefühl gibt wirklich ein Home-Video anzuschauen und Zeuge von Spuk zu werden. Was mir aber bei allen sechs Filmen (also die fünf „Kassetten“ plus die Rahmenhandlung) aufgefallen ist, sind die unsympathischen Charaktere und das Ködern mit Sex und nackter Haut. In fast jedem Film braucht es mindestens eine nackte Frau, Sex, kiffen oder Betrunkene oder irgendwelche Typen, um die es mir nicht leid tun würde (autsch, ich weiß). Braucht V/H/S das um cool zu sein? Brauch die Zielgruppe das, um den Film cool zu finden? Irgendwie banal. Ansonsten ist V/H/S trotz der durchwachsenen Geschichten und oftmals unsympathischen Charaktere ein Horrorfilm, der wirklich richtig gruselig und abstoßend ist. Was manchmal an den Gedärmen und dem Blut, manchmal an den miesen Charakteren liegt. Trotz dem was gut ist, gibt es auch viel was schlecht ist, weswegen meine Bewertung einfach nicht besser ausfallen kann.

(6/10)

Sternchen-6

The Lazarus Effect

Das Forschungsteam um Zoe McConnell (Olivia Wilde) und Frank Walton (Mark Duplass) hat ein Serum generiert, das Nervenzellen aufbaut und der Behandlung von Koma-Patienten helfen soll. Das Projekt entwickelt sich aber in eine andere Richtung, als das Team bemerkt, dass man Tote mit dem Serum wiederbeleben kann. Versuchskaninchen ist in dem Fall ein Hund – Rocky. Als Rocky aber tagelang nur depressiv rumhängt, nichts frisst oder trinkt und plötzlich sehr aggressiv wird, ist klar, dass etwas nicht stimmt. Als das Team einen erneuten Versuch unternimmt, kommt es zu einem Kurzschluss, Zoe bekommt einen Stromschlag ab und fällt tot um. In der Verzweiflung beschließt Frank sie mithilfe des Serums wiederzubeleben. Das gelingt, aber Zoe ist nicht mehr dieselbe.

The Lazarus Effect versucht viel. Zuviel. Kann sich nicht entscheiden und scheitert. Und das Scheitern beginnt früh: da wird eine Videoredakteurin (Sarah Bolger) eingeladen, um eine Doku über das Projekt zu drehen. Das wäre die Chance gewesen, um aus der Metaebene Film im Film etwas zu machen, das wurde aber nicht ausgebaut. Dann kommt ein Pharmaunternehmen ins Spiel, dass das Projekt finanziert und sich die Ergebnisse aneignen möchte. Das wird zum Streitthema aufgebauscht, immer wieder auf den Tisch gebracht, hat aber für die eigentliche Handlung absolut keinen Nutzen. Man hätte den Film 1:1 genauso drehen können ohne diesen Aspekt. Die wiedererweckte Zoe durchlebt nicht ganz die Phasen, die man zuvor bei ‚Rocky‘ gesehen hat. Stattdessen wird an ihrer Figur scheinbar alles ausprobiert was geht. Schuldfrage, Moral und Religion wird ein Thema. Klar, das Thema kann man kaum umgehen, wenn man Menschen von den Toten auferstehen lassen will. Dass sie aber plötzlich Bibelverse zitiert? Ihre Darstellung schwankt von Opfer zu besessen, zu übermenschlich, zu verzweifelt, zu rachsüchtig, zu religiös, … das ist einfach zuviel und deswegen zu inkonsequent. Leider ist The Lazarus Effect nicht besser als andere Horrorfilme, trotz der interessanten Prämisse. Die Charaktere handeln hochgradig unlogisch oder naiv. In den Nebenrollen sieht man Evan Peters als Clay und Donald Glover als Nico, die beide noch am normalsten reagieren und auch mal vorschlagen die Polizei zu rufen. Aber hier schlägt die billige Horrorfilmer-Masche zu: der Strom fällt natürlich aus (Zoe wars). Leuten, die zu Epilepsie neigen, rate ich von dem Film generell ab. Das ständige Lichtgeflacker und die ständigen Stromausfälle dürften davon mal abgesehen aber jedem auf den Keks gehen. The Lazarus Effect wird hier und da als Sci-Fi-Film beschrieben, kann ich nicht nachvollziehen. Schon allein deswegen, weil es mehr Mystery als Sci-Fi ist. Und dass der Film alles falsch macht, was andere Horrofilme falsch machen, ist eigentlich ein eindeutiger Beweis dafür, dass es ein Horrorfilm ist.

(4/10)

Sternchen-4

Und Serien?

Inzwischen bin ich fast mit meinem Akte X Staffel 1 Rewatch durch und das hat bisher viel Spaß gemacht und für ein wenig Grusel gesorgt. Manchmal sind auch Mulders Krawatten das gruseligste. American Horror Story Season 4 habe ich auch angefangen, bin bis jetzt aber wenig begeistert und kaum motiviert weiterzuschauen. Es gibt keine Figur deren Schicksal mich ernsthaft interessiert. Schade, denn bisher war ich ein Fan der Serie, auch wenn viele die 3. Staffel als ach so schlecht kritisierten. Na mal sehen wo die Reise hingeht.

Zu den bisherigen Artikeln
The Beginning (Ankündigung)

Ernsthaft … ‚V/H/S‘ war kein durch und durch guter Film, aber ich habe mich gegruselt. Wer das also möchte, dem kann ich den Film empfehlen. Sofern euch Exzesse und nackte Frauen nicht stören … . ‚The Lazarus Effect‘ war besser gefilmt und ausgestattet, aber zu konfus, um ernst genommen zu werden. Daher ist ‚V/H/S‘ wahrscheinlich wirklich der bei weitem bessere Horrorfilm. Wer hätte das gedacht.

9 Antworten

  1. Was, über Mulders tolle 90er Jahre Krawatten schimpfen? 😀

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ja und über Scullys viel zu große Anzüge 😉

  2. Wir haben fast die gleiche Meinung zu „VHS“, den ich vor zwei Jahren auch im shOKTOBER reviewt habe 😀
    Ich freue mich schon sehr, wenns auch bald wieder bei mir los geht 😀

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Mensch, ich wollte schon längst mal deinen Artikel gesucht haben – der muss dann ja auf dem „alten“ Blog sein, oder? Wo überschneiden sich denn unsere Meinungen? Bei den sinnlosen Trinkexzessen?

      1. Yep. Der Beitrag ist noch auf dem alten Blog 🙂
        Die Meinung zu den Charakteren und zu der großen Freizügigkeit ist ziemlich gleich 😀

  3. V/H/S habe ich auch im Zuge dieses Horrorctobers gesehen und wir sind uns ziemlich einig was den angeht.. 🙂 Fand – genau wie du – die Geschichte um Emily am langweiligsten.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ah, du auch?? 🙂 Du warst auch nicht so ganz überzeugt oder?? So rückblickend muss ich aber sagen, dass es bisher aus meiner Liste wahrscheinlich der halloween-mäßigste Film ist. Kann schwer sagen warum, er hat eben von allem ein bisschen.

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