Ich bin ein glückliches Kind, denn zu Weihnachten lag tatsächlich diese DVD-Box mit der gesamten Animeserie Cowboy Bebop unter dem Tannenbaum. Ein großer Gewinn, denn die Serie ist für mich einer der warscheinlich besten Anime, die es gibt und steckt meines Erachtens nach auch die Vielzahl der (Live-Action-)Fernsehserien in die Tasche. Aber ich habe Cowboy Bebop vor etwas mehr als 10 Jahren das erste Mal gesehen – wie ist der Eindruck nach so langer Zeit? Und was taugt die DVD-Box?
Cowboy Bebop besteht aus 26 Episoden mit jeweils ca. 25 Minuten Lauflänge und ist ein Urgestein unter den Anime. 1998 ist das Erscheinungsjahr, aber insgesamt ist er dank der abwechslungsreichen Episoden, des realitätsnahen und sympathischen Character Designs und des Noir-Feelings sehr gut gealtert. Die Serie spielt in der fernen Zukunft, in der das Weltall teilweise durch die Menschen kolonialisiert wurde. Durch den sogenannten ‚Hyperspace‘ sind schnelle, interplanetare Reisen möglich und sein eigenes Raumschiff zu haben ist nicht ungewöhnlich. Um der Kriminalität Herr zu werden, sind Kopfgeldausschreibungen an der Tagesordnung. Und wo es Kopfgelder gibt, gibt es Kopfgeldjäger, die sich als Cowboys bezeichnen. Als solche verdienen sich der alte, raue, Ex-Polizist Jet Black und der Kung-Fu-erprobte Spike Spiegel an Bord des Schiffs Bebop. Beide wollen eigentlich in Ruhe gelassen werden und ihrer Arbeit nachgehen, aber die Crew bekommt unfreiwillig Zuwachs. So gesellt sich zu ihnen die Betrügerin Faye Valentin, die ein loses Mundwerk und eine schlechte Einstellung zu Geld hat, der hochintelligente Corgy Ein und das geniale Hackermädchen Ed. Zusammen schlagen sie sich durch Abenteuer, die mal himmelschreiend komisch sind, manchmal gruselig und manchmal einfach ein guter Krimi. Die Geister ihrer Vergangenheit suchen sie aber früher oder später auf. Die Serie ist gespickt mit großartigen Details. Die urbanen Landschaften ähneln mal asiatischen Großmetropolen, Slums oder spielen sogar auf der Erde, die man kaum wiedererkennt. Es ist nicht alles Gold was glänzt – vieles funktioniert in dieser weit verstreuten Welt nicht gut und die Gegenden sind mal mehr mal weniger gut erschlossen. Stil und Musik sind geprägt von Elementen wie Jazz, Blues, Noir und Kung-Fu und bilden damit eine einzigartige und erstaunlich stimmige Mischung, die auch nach vielen Jahren noch funktioniert. Mehr zum Inhalt und Stil kann man im Blog an anderer Stelle nachlesen.
Die DVD-Box der AV Visionen GmbH bzw. Dybex kommt in einem Pappschuber mit 9 DVDs. Auf den Discs 1-7 sind die Folgen im japanischem Originalton (Dolby Digital 5.1), wahlweise auch mit der deutschen Synchronisation (Dolby Digital 5.1) und selbstverständlich optional mit Untertiteln enthalten. Die Synchronisation ist aber eine der vorbildlichen Beispiele mit tollen, originalgetreuen Stimmen, die ich lobend erwähnend möchte am Beispiel von Viktor Neumann als Spike Spiegel oder auch Antje von der Ahe als Faye. Man hat den Eindruck das deutschsprachige Pendant von Spike und Faye zu hören, große Klasse. Auf den Discs 8 und 9 befindet sich Bonusmaterial bestehend aus einigen Interviews mit Mitwirkenden wie dem Regiesseur Shinichirō Watanabe, den Original-Synchronsprechern oder der großartigen Yoko Kanno, die dem Anime einen fantastischen Soundtrack voller Melancholie, Funk und Jazz beisteuerte. Außerdem finden sich im Bonusmaterial Gimmicks wie gecleante (von Credits gesäuberte) Openings und Endings, Produktionsskizzen und Zusammenschnitte. Als sehenswert empfand ich vorrangig die Interviews und die Produktionsskizzen, wobei de Navigation durch letztere nicht sehr benutzerfreundlich gestaltet ist. Wo ich eine Galerie erwartet hätte, durch die man sich durchklicken kann, gab es ein Video in dem verhältnismäßig lang die Bilder gezeigt werden und dann wechseln. Schwierig, wenn man ein bestimmtes Bild sucht.
Insgesamt hat man bei der DVD-Box den Eindruck, dass die Macher durchaus den Anime verstanden haben und sich bemühten Kernelemente einzubinden, andererseits hätte die Aufmachung wertiger sein können. Die Hüllen der Discs sind sehr dünn und immerhin zieren die Charaktere in Farbbildern die Cover und Rückseiten. Dadurch, dass die Rückseiten aber etwa zur Hälfte weiß sind, wirkt die Aufmachung unfertig und etwas billig, wenn man die Hüllen mal dreht und wendet. Der Pappschuber und das DVD-Menü erinnern an den Cowboy-Bebop-typischen-Stil und die split screens im Opening Tank und sehen wirklich gut aus. Das Design auch bei den Hüllen durchzuziehen wäre aber wünschenswert gewesen. Das DVD-Menü ist liebevoll gestaltet mit stills und Illustrationen rund um Cowboy Bebop und mit einigen schönen Stücken aus dem Soundtrack unterlegt. Aber unter dem Gesichtspunkt der Benutzerfreundlichkeit sind die Menüpunkte etwas unglücklich angeordnet und fallen beim ersten Benutzen der DVD kaum auf zwischen den Grafiken. Der Sound der DVDs ist satt, die Farbsättigung könnte aber besser sein. Das Schwarz ist kein Schwarz, sondern Dunkelgrau. Die Tiefen lassen zu wünschen übrig, ansonsten wirkt die Serie aber bunt wie sie sein soll – es gibt keinen Grauschleier. Über die Auflösung muss man sich keine Sorgen machen bis auf eine Ausnahme. Natürlich ist eine fast 20 Jahre alte Serie auf DVD nicht auf dem Niveu eines in HD gefilmten Streifens auf hochaufgelöster BluRay. Das Qualitätsniveau ist gut, wenn man das Alter der Serie berücksichtigt. Die Episoden, die nicht ganz mit anderen mithalten können, sind offensichtlich bereits billiger produziert worden – da kann man wenig rausholen. Den Zahn der Zeit kauft man bei solchen älteren Anime durchaus mit. Warum aber sieht der grandiose Abspann mit dem Ending-Song The Real Folk Blues so unterirdisch aus? Die körnige Schwarz-Weiß-Aufmachung ist so gewollt, sieht aber selbst auf Youtube besser aus als auf der DVD. Schade, was sonst für Gänsehaut gesorgt hat, ist hier kaum noch der Rede wert und das einzige Beispiel für schlechte Auflösung.
Die DVD-Komplettbox ist deswegen grandios, weil Cowboy Bebop grandios ist. Im Design sind zwar deutlich die Cowboy-Bebop-typischen Stilmittel zu erkennen und das Bemühen dem ganzen den Look und das Feeling des Animes zu geben, aber Kleinvieh macht auch Mist. Die kleinen Unzulänglichkeiten summieren sich etwas auf. Für das Fan-Herz ist es aber so oder so ein großer Gewinn die fantastische Serie endlich auf DVD sein Eigen nennen zu können.
Kennt ihr den Anime? Habt ihr vielleicht sogar die DVD-Box und wie bewertet ihr sie? Was ist euer genereller Eindruck zu DVD-Boxen – gibt es ‚die‘ perfekte DVD-Box oder Sammleredition? Und was ist für euch ein No-Go bei einer Box? Oder ist das Thema DVD für euch durch und ihr verlasst euch drauf, dass ihr auf immer und ewig streamen könnt? Das wird bei Cowboy Bebop schon etwas schwieriger.
Immer zwischen dem 5. und 10. eines jeden Monats mache ich einen kleinen Ausflug in die Serienlandschaft. Ob aktuelle Serien, all-time-favorites, irgendeine TOP-5 oder einfach ein paar zerstreute Gedanken: es ist alles dabei :).
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