Grüne Tomaten ist die Geschichte von vier Frauen, die sich den Schranken wiedersetzen, die ihnen die Gesellschaft auferlegt. Die Geschichte beginnt mit Evelyn Couch (Kathy Bates), einer frustrierten Hausfrau. Sie lässt sich von allen rumschupsen, hat wenig Selbstbewusstsein, isst zuviel Schokolade und guckt zu wie ihre Ehe in die Bedeutungslosigkeit abrutscht. Beim Besuch einer Verwandten im Altersheim lernt sie die rüstige Rentnerin Ninny Threadgoode (Jessica Tandy) kennen, die ihr die Geschichte zweier großartiger Frauen erzählt. Undzwar die Geschichte von Idgie (Mary Stuart Masterson) und Ruth (Mary-Louise Parker), die sich unter tragischen Umständen als Kinder in den 1920er Jahren in den Südstaaten der USA kennenlernten. Anfangs können sie sich nicht besonders leiden. Ruth ist eine echte Lady, Idgie eher ein Wildfang und burschikoser Typ. Jahre später retten sie sich gegenseitig das Leben. In der Gegenwart kommt Evelyn immer wieder und besucht Ninny um zu erfahren wie die Geschichte von Idgie und Ruth weitergeht und nimmt aus der Geschichte mehr als nur eine Lektion für sich und ihr Leben mit.
Grüne Tomaten basiert auf dem Roman von Fannie Flagg, der 1987 unter dem Titel Fried Green Tomatoes at the Whistle Stop Café erschien. Der Name ist dabei eine Anspielung auf eins der Hausgerichte im Café, das Idgie und Ruth eröffneten. Jon Avnets (u.a. auch Das Baumhaus) Film kann man getrost als Feel-Good-Movie beschreiben, obwohl es einige schwer verdauliche, dramatische und traurige Momente gibt. Ganz nebenbei charakterisieren Film und Buch die damalige Gesellschaft in den Südstaaten. Dazu zählt die Rassendiskriminierung, die eingeschränkte Rechtssprechung und das Bild dem sich Frauen unterwerfen mussten. Die Klappe halten, früh einen guten Mann heiraten, nicht arbeiten, feine Dame sein, sich alles gefallen lassen. Genau das machen Idgie und Ruth nicht, sie lehnen sich gegen diese Regeln auf und haben damit kein besonders einfaches Leben. Im Unterschied zum Buch kann der Film so gedeutet werden, dass sie sehr gute Freundinnen sind, die ihr Leben auf platonische Weise teilen. Auch Freundschaft ist eine Form von Liebe. Was sie verbindet und was sie durchgemacht haben ist mehr als genug für mindestens fünf Menschenleben. Im Buch ist, so kann man nachlesen, ihre Beziehung homosexuell. Sie lieben und leben als Paar, müssen das aber wegen der gesellschaftlichen Konventionen verstecken. Allerdings würde ich das nicht als großen Kritikpunkt am Film betrachten, dass er an dieser (und weiteren Stellen) vom Buch abweicht. Er lässt mehr Raum für Interpretationen, auch was andere Aspekte betrifft. Und schafft vielleicht sogar ein noch hoffnungsvolleres Ende. Aber das zu bewerten bleibt dem Zuschauer überlassen.
Ein Kernpunkt, der anfangs negativ auffällt ist, dass Evelyns Probleme gegen die von Idgie und Ruth vielleicht nichtig oder wie Luxusprobleme wirken. Aber was die Geschichte vermittelt ist, dass jeder sein Päckchen zu tragen hat und das darf keiner abwerten. Wenn man unglücklich ist, hat auch das Relevanz. Evelyn bemerkt am Beispiel der Beiden, was sie bewirken kann und dass sie ihres Glückes Schmied ist und dumm wäre, wenn sie die Dinge nicht anpackt. Das und der Humor des Films macht ein Feel-Good-Movie aus, nachdem man mindestens genauso voller Tatendrang in den nächsten Tag startet und Bäume ausreißen möchte. Ein zeitloser Film-
Grüne Tomaten (Fried Green Tomatoes (at the Whistle Stop Cafe)), USA, 1991, Jon Avnet, 130 min
Jeden Monat stelle ich einen Film vor, den ich für einen fantastischen Film halte – losgelöst von Mainstream, Genre, Entstehungsjahr oder -land. Einfach nur: fantastisch. 😆
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