Ich mag Guy Ritchie Filme. Undzwar richtig richtig gern. Sie strotzen nur so vor interessanten Schnitten, Transitions, dreckschnäutzigen aber oftmals liebenswerten Charakteren und er schafft meistens den popcornkino-tauglichen Spagat zwischen Komödie, Noir, Krimi, Thriller, Wasauchimmer. Zwar ist er in den letzten Jahren deutlich kommerzieller geworden, aber er ist mit genau einer Ausnahme, über die wir nicht reden wollen, ein Regiesseur, der sich treu geblieben ist und eine deutliche Handschrift hat. Tatsächlich war seine Inkarnation der Artussage einer der ersten Filme (mit einer Ausnahme, über die wir nicht reden wollen), auf die ich mich nicht so richtig gefreut habe. Dann kam der Trailer raus. Und Junge, ich hatte dermaßen Bock auf den Film. Hat es sich gelohnt? Die Prämisse sah nicht gut aus, der Film war eine Box-Office-Bomb. Review ist spoilerfrei.
Der König Uther Pendragon (Eric Bana) hat gerade erst einen mächtigen Zauberer in die Knie gezwungen, wird dann aber von seinem eigenen Bruder hintergangen. Vortigern (Jude Law) übt sich heimlich in Magie und geht einen unheiligen Pakt ein. Letzten Endes wird er der neue König und beginnt eine Schreckensherrschaft. Aber sein Neffe konnte als kleines Kind entkommen, genauso wie das magische Schwert des Königs, Excalibur, Vortigern quasi unter den Fingern entglitt und verschwand. Viele Jahre später taucht das Schwert wieder auf, steckt aber in einem Fels fest. Die Sage geht um, dass nur der wahre Thronfolger das Schwert aus dem Fels ziehen kann. Der Aufruhr im Volk ist Vortigern zuwider. Er lässt alle jungen Männer des Landes zu sich bringen, sie sollen versuchen das Schwert aus dem Stein zu ziehen. Dabei entgeht ihnen ein junger Mann, der in einem Bordell aufwuchs. Arthur (Charlie Hunnam) ahnt nichts von seiner Herkunft. Spätestens als er das Schwert aus dem Fels zieht und die Hölle losbricht.
Guy Ritchie hat Fantasie gemacht. Man merkt’s. In seiner Version der Artussage ist Arthur ein kleiner Gangster, ein charmant-arroganter Typ, der als Kind oft genug die Fresse poliert bekam, um zu lernen wie man sich durch Londiniums (London) Gassen und Gossen schlägt. Er kümmert sich in Ruhe um seinen Stadtteil, legt ein bisschen mehr Gold zur Seite als nötig und beschützt die Frauen, die ihn eins großzogen. Obwohl Hunnam Darstellung von Arthur etwas zu glatt ist und ihm zuviel gelingt, kann einem der Typ aus dem Volk nur sympathisch sein, denn er gibt nichts auf den Königstitel und will nichts von seiner Herkunft wissen. Als aber die Menschen in seiner Umgebung bedroht werden, weil seine Herkunft aufgeflogen ist, gibt es kein Zurück mehr. Es ist allerdings anzuzweifeln, dass harte Artus-Fans mit der Umsetzung glücklich werden. Da kontrollieren die Zauberer riesengroße Kampf-Elefanten und Schlangen, Mordred ist ein böser Zauberer und nicht ein Sohn von Arthur und die Kostüme könnten auch alle ein bisschen dreckiger sein. Insbesondere die gelackten Uniformen der Garde des Königs sind nichts für Frühmittelalter-Romantiker. Guy Ritchie dehnt das Spektrum des Möglichen dieses Mal etwas. Zwar ist die Formel seiner Klassiker-Neuinterpretation wie bereits bei Sherlock Holmes gewohnt gut, aber einige moderne Elemente sind etwas over-the-top und zu gelackt. Andere wiederum sind gekonnt und erinnern uns, dass London/Londinium von Römern gegründet wurde. Und so sieht es auch aus – eine unerwartet aufschlussreiche, filmische Zeitreise.
Aber zurück zu gelackt: Arthur übersteht die einen oder anderen Endgegner-Kämpfe etwas zu leicht, was man ihm nur deswegen verzeihen kann, weil er zwischendurch ziemlich oft aufs Maul bekommt und einige herbe Verluste einstecken muss. Die anderen Charaktere neben ihm wie Goosefat Bill (Aidan Gillen), Mage (Àstrid Bergès-Frisbey), Sir Bedivere (Djimon Hounsou) und viele andere wurden zwar wunderbar divers gecastet, aber weisen leider einen Mangel an starken Frauencharakteren auf und einen ebenso großen Mangel an Hintergrund-Geschichte. Über diese kleinen Schwächen kann man v.A. dank der rasanten Story hinwegsehen, die in gewohnter Guy-Ritchie-Manier mit cleveren Dialogen, vollgestopft mit cross cuts, jump cuts, match cuts und allerlei anderen smarten Schnitten und Transitions den Zuschauer einfängt. Die allseits beliebte Sprintszene (u.a. auch so ähnlich in Rock’n’Rolla zu sehen) ist auch wieder dabei. Auf Guy Ritchie kann man sich verlassen. Langweilig wird es definitiv nicht, eingestaubt ist es auch nicht. Fast schon ein bisschen zu rasant um noch allem folgen zu können. Aber mit einem gekonnten Hauch von Komik und schnoddriger Badass-Attitüde. Ich muss an dieser Stelle mal festhalten, dass Jude Law hervorragend den Bösen mimt. Dazu der wirklich geniale Soundtrack des mir bis dahin unbekannten Daniel Pemberton voller Schnaufen, Atmen, Stampfen, mittelalterlichen Gesängen gepaart mit harten Bässe. Extrem gut. Jetzt schon einer der besten Soundtracks, die ich dieses Jahr gehört habe. Man kann doch eigentlich nichts als den Film bei all dem cool zu finden, oder?
„OFFICIAL: Assassins Breathe – Daniel Pemberton – King Arthur Soundtrack“, via WaterTower Music (Youtube)
Naja. Geplant ist tatsächlich eine sechsteilige Reihe mit Episoden der Artussage. King Arthur – Legend of the Sword erzählt die Origin-Storyline, quasi das „King Arthur – The Beginning“ dieser angestrebten Hexalogie. Schwer zu glauben, dass daraus etwas wird, wenn die Spatzen von den Dächern pfeifen, dass der Film an den Kinokassen gefloppt ist. Andererseits … er ist schon fast aus dem Plan des örtlichen Multiplexes verschwunden und doch war der Saal gut gefüllt. Und mir hat der Film richtig gut gefallen. Er fällt in die Kategorie richtig guten Popcornkinos. Zwar kann ich nicht behaupten, dass ich eine sechsteilige Reihe über die Artussage brauche, aber dass zumindest der erste Teil so gefloppt ist, ist ein Jammer und wird wohl eine Hexalogie unmöglich machen. Einer der Gründe für den Flop könnte sein, dass man sich der Schwert- und Magie-Abenteuer mittelalterlicher Sagen bedient, deren Motive die breite Masse mit frenetischer Begeisterung in Game of Thrones verfolgt. Manchmal dominiert ein Epos einen Markt und lässt nichts neben sich zu. Wahrscheinlich war es in den Köpfen der Zuschauer fragwürdig, was King Arthur ihnen bieten kann, was nicht bereits GoT abdeckt? Ein Jammer. Was bleibt mir übrig zu sagen außer: mir hat der Film sehr viel Spaß gemacht, ich fühlte mich bestens unterhalten.
King Arthur – Legend of the Sword, USA, 2017, Guy Ritchie, 127 min, (8/10)
„King Arthur: Legend of the Sword – Official Comic-Con Trailer [HD]“, via Warner Bros. Pictures (Youtube)
Habt ihr ihn schon gesehen? Kommt ihr klar mit dem Fantasy-Ansatz zur Artussage – so mit Riesenelefanten? Oder habt ihr etwas anderes erwartet? Findet ihr es auch so schade, dass der Film gefloppt ist oder ist der Film für euch tatsächlich ein Flop?
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