Serienlandschaft: Eine Ode an Serien, die ein Ende finden

Vor Kurzem habe ich noch darüber gewitzelt, dass ich mir wirklich wünschen würde, dass die Serie Mr Robot endet. Neulich wurde bestätigt, dass sie mit der vierten Staffel tatsächlich beendet wird. Heute geht es in der „Serienlandschaft“ darum, dass mein „Rant“ absolut ernst gemeint war, prominente Beispiele und warum ein Ende gut ist.

Das Privileg sich Zeitpunkt und Ende aussuchen zu können

Vor einer Weile habe ich im Blog schon mal darüber geschrieben, dass es ein paar Schubladen gibt, in die man Serien anhand der Art wie sie produziert werden stecken kann. Da habe ich mir Namen ausgedacht wie „Endlosserien“ (Greys Anatomy), „Haltestellen-Verpasser“ (Supernatural), „zu Unrecht Abgewiesene“ (Hannibal), die „Musterknaben“ (Friends), etc. Produktions- und Budgetentscheidungen können viel verhunzen. Wenn eine Serie ein profitabler Einnahmetopf ist, dann neigen Serien-Macher leider zu oft dazu das Material auszuschlachten. Looking at you Greys Anatomy. Das funktioniert natürlich v.A. bei Serien, die keine Vorlage aus der Literatur o.Ä. haben. Bei Anime (Stichwort Filler-Episoden), Game of Thrones oder anderen prominenten Beispielen merkt man leider allzu deutlich den Qualitätsunterschied, wenn Drehbuchautoren Inhalte hinzufügen, die eben nicht vom Autor der Vorlage stammen. Glücklicherweise gibt es aber scheinbar auch genug Schlauköpfe, die genau diese üblichen Fehler vermeiden. Eine Reihe betrüblicher Ereignisse darf beispielsweise wie im Frühjahr 2018 verkündet nach der dritten Staffel enden, wo auch „Lemony Snickets“ Literaturvorlage ausgeschöpft wäre. Schließlich hat die erste Staffel der Serie vier Bücher abgedeckt, die zweite Staffel fünf und es blieben noch vier weitere. Sicherlich wäre es ein leichtes sich neue Kapitel für die Geschichte der Baudelaires auszudenken oder die Erzählung über mehrere Staffeln zu strecken. Aber das hat man einfach mal nicht gemacht und das ist ein großer Gewinn.

„Eine Reihe betrüblicher Ereignisse | Staffel 2 Teaser | Netflix“, via Netflix Deutschland, Österreich und Schweiz (Youtube)

Ähnlich verhält es sich bei Mr Robot. Die Serie war in Staffel 1 ein großartiger Mind-Fuck mit realistischer Darstellung von IT, social engineering und hacking, der so manchem Zuschauer vielleicht über das Informationszeitalter die Augen geöffnet hat. Aber die Serie war auch ein schmerzhafter slow burner. In Staffel 2 hat sie sehr aufgedreht. Und sich in Staffel 3 teilweise selbst wiederholt. Wobei man hier kaum böse sein kann, denn sie führte auch zum Klimax und der wahrscheinlich großen Erkenntnis, die unser Hauptcharakter Elliot gebraucht hat. In dem Fall, dass Anarchie nicht die Lösung ist und nur jede Menge Leid verursacht hat. Er versucht wortwörtlich rückgängig zu machen, was er in den ersten beiden Staffeln getan hat. Trotz des großen politischen Spannungspotentials, dass die Serie in der dritten Staffel anspricht (die Staffel thematisiert wortwörtlich, dass ein anderes Land die Wahl Trumps herbeigeführt hat), war klar: hier geht es nicht mehr ewig weiter. Es gibt kaum noch mehr Chaos, das man stiften kann, noch mehr weitreichende Erkenntnisse und wenn es so weitergeht, sind die Hauptcharaktere auch bald aufgeraucht. Nach der dritten Staffel war klar, entweder kommt die Serie jetzt zum Schluss, oder sie wird schlecht. Und dankbarerweise hat man sich für das Ende entschieden. Gerade hier hätte es auch auf andere Weise nach hinten losgehen können, denn die Zuschauerzahlen waren wohl zuletzt leider etwas unterwältigend.

Ansonsten ergeht es euch noch wie „Supernatural“ …

Bekennen sich Serienschöpfer nicht zu einem Ende, dann geht die Sache meistens auf die eine oder andere Weise schlecht aus. Werden beispielsweise Serien mit einem Originaldrehbuch, das nicht auf einer Vorlage basiert, zu Endlosserien, spürt man das leider sehr deutlich an der Qualität. Die Handlung wiederholt sich häufig, wirkt schablonenhaft oder hanebüchen. Als Greys Anatomy darauf hinauslief, dass jede Staffel ihren Höhepunkt in einem grausigen Unwetter oder einer Katastrophe findet, die mehrere Charaktere das Leben kostet, wusste ich, das macht keinen Sinn mehr. Stürme, Flugzeugabstürze, Brände, Amokläufe … denkt euch was aus. Supernatural ist was das betrifft, sogar aus meiner Sicht ein besonders tragisches Beispiel. Die Serie hatte nämlich in Staffel 5 das perfekte Ende. Eine Staffel, in der alles was vorher gewesen ist, mündete und zu einem großen Finale kumulierte. Und trotzdem haben sie weitergemacht. Die Qualitätsminderung ist deutlich spürbar. Konstant ist in jedem Staffelfinale der nächste big bad an der Reihe und das Leben beider Winchester-Brüder oder nur von Einem steht auf der Kippe oder sie werden durch unglückliche Umstände getrennt und es ist nicht klar, ob sie zueinander finden (machen sie ja aber doch). Womit sich die Serie beschäftigt, wird immer globaler, immer größer, aber nach oben sind keine Grenzen. War es in Staffel 5 noch Luzifer, ging es bald um die Leviathane, revoltierende Engel, das Fegefeuer, Gott und seine unverstandene Schwester(!), danach die Apokalypse, Dunkelheit oder die Leere oder sonstwas. Aber Cast und Witz der Serie scheinen so sympathisch zu sein, dass die Fanbase nicht schrumpft, der Rubel rollt und es geht weiter. Es gibt sogar Spin-Offs aus der Serie. Und selbst ich muss gestehen, dass ich bei der einen oder anderen Meldung über witzige Folgen wie eine Crossover-Episode mit Scooby-Doo auch am überlegen war, ob ich wenigstens dafür nochmal einschalte. Aber schablonenhafte 25 Episoden-Staffeln mit dem Gefühl das alles schon zehn Mal gesehen zu haben? Nein danke.

Andere, unverdiente Arten aus dem Serienleben zu scheiden sind wohl diejenigen, die ein übereiltes Ende finden, weil das Budget gestrichen wird, die Zuschauer ausbleiben, etc. Beispiele gibt es leider zuhauf und das übereilte Ende ist dann meistens hanebüchen oder fühlt sich schmerzhaft knapp an. In 666 Park Avenue beispielsweise wurden gefühlte zwei Folgestaffeln in eine letzte Episode gepackt. Penny Dreadful hätte noch reichlich Stoff zum Erzählen gehabt und hat einiges an Zeit in Nebenhandlungen der dritten Staffel investiert. Die Produzenten entschieden sich aber für ein Ende, dass eine quasi-Apokalypse der Gesellschaft schmerzhaft verknappt erzählt. Sehr sehr schade. Und manchmal ist sogar einfach Schluss und es gibt gar kein Ende, keinen Abschluss der Handlung wie beispielsweise in Almost Human, weil die Serie scheinbar so hinter den Erwartungen zurückblieb. Waren die Zutaten gut sind, ist das besonders schade. Daher: lieber ein geplantes Ende, das im Sinne der Geschichte ist, die man versucht zu erzählen.

Bei welchen Serien bangt ihr, dass sie ewig laufen? Und mit welchem Serienende wart ihr zuletzt sehr zufrieden? Bitte aber Spoiler vermeiden oder gut kennzeichnen. 😉 Welche haben eurer Meinung nach ihr Haltbarkeitsdatum überschritten? Eine weitere Serie, um die ich sehr bange ist The Handmaids Tale. Irre gut, ich bin ein großer Fan der ersten Staffel, aber ich bin mir nicht sicher, ob kommende Staffeln das Niveau halten können. Nicht zuletzt weil klar ist, dass sie sich weiter vom Buch entfernen werden.

Immer zwischen dem 5. und 10. eines jeden Monats mache ich einen kleinen Ausflug in die Serienlandschaft. Ob aktuelle Serien, all-time-favorites, irgendeine TOP-5 oder einfach ein paar zerstreute Gedanken: es ist alles dabei :).

8 Antworten

  1. Es gibt vermutlich so viele Haltestellenverpasser, dass man ewig am Aufzählen wäre: Ich habe die wichtigsten, die mir gerade eingefallen sind hier mal aufgeschrieben. Diese endlos Animes klammere ich mal bewusst aus, Stichwort Naruto und sein Nachfolger Boruto. Irgendwann muss doch mal wirklich gut sein… Ich weiß bei dem Rest allerdings auch nicht, ob dort ein Ende abzusehen ist falls ja dann würde ich meine Beschwerde natürlich zurücknehmen.

    Frankie and Grace
    Eine sehr lustige Serie, die ein wenig Feel-Good transportiert und man sich gemütlich mit der Familie anschauen kann. Ich hoffe sie versauen es nicht, denn ich möchte schöne Abende mit witzigen Momenten haben und keine fremdschäm Abende.

    Vikings
    Der Macher plant das Ende zwar bereits, aber er schwankt noch zwischen 90 oder 100 Episoden. Ich hoffe wirklich, dass es bei 90 bleibt höchstens bei 100. Ich will kein zweites GoT.

    Dr. Who
    Ich glaube damit mache ich mir jetzt garantiert keine Freunde, aber das Prinzip hat sich mittlerweile leider wirklich ausgelutscht sorry.

    Dexter
    Nach Staffel vier hatte Schluss sein müssen, es wäre so perfekt gewesen!!!!!!!

    Friends kann ich ja noch eher etwas abgewinnen als HIMYM, aber beide sind definitiv zu lang.

    Lost:
    Der Klassiker schlecht hin….

    Vorbildlich:

    Rita
    Perfekte Serie, perfektes Ende, guter Storyarch. Gibt nichts besseres.

    Full Metal Alchemist Brootherhood:
    Es zog sich zwar, besonders im hinteren Teil aber sie haben es gerade noch so gewuppt.

    ID-0:
    Kurzer Anime, geile Story. So muss das.

    Die Nanny:
    Ja, die Seifenoper war echt lang nur hatte sie wirklich ein Ende und seien wir ehrlich… ich habe diese Serie bereits dreimal durchgesehen. So viele Episoden können es gar nicht sein.

    Bescheidenes Ende:

    Die Titel der beiden Serien sagen schon alles insbesondere Dr. House und ALF wurde einfach abgebrochen. Ich will trotzdem kein Reloaded.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ja, Haltestellenverpasser sind echt tragisch. Naruto schaue ich gerade zu Ende und habe noch einige Staffeln vor mir. Eigentlich war ich was die Serie betrifft zunehmend positiver, mal man (Filler-Episoden wie immer ausgenommen) sehr merkt, dass die Serie auf ein geplantes Ende zuläuft. Und als sie dann wirklich mal endete, fand ich das doppelt gut. Als dann aber tatsächlich Boruto rauskam, nahm ich mein Lob dahingehend auch wieder zurück … . Man hätte es ja echt mal gut sein lassen können.

      Vikings befremdet mich auch sehr. Habe zwar nach der ersten Staffel aufgehört, weil es nicht mein Geschmack war, aber sie Serie machte einen ordentlichen Eindruck. Und gerade wenn die Hauptcharaktere schon gegangen sind … ähem. Nja. Dann macht es oftmals keinen Sinn mehr…

      Dr Whos letzte Staffel fand ich auch sehr lame muss ich leider sagen. Aber jetzt wo es einen weiblichen Dr geben wird, bin ich angefixt genug es mir weiter anzuschauen. Außerdem ist es so eine Serie, von der ich einfach noch zuviel Fan bin, um sie gehen zu lassen – aber ich kann deine Kritik seeehr gut nachvollziehen.

      Ja Dexter Staffel 4 ist vielleicht eins der besten Beispiele. 🙁 Leider … die letzte Staffel war furchtbar. Man wusste gar nicht, ob man weg- oder hinschauen soll.

      Bei Lost muss ich gestehen, dass ich es eine meiner Lieblingsserien ist und mal abgesehen von einer Talfahrt in der Mitte der Serie, ist das Ende für mich perfekt. Tatsächlich. Da scheine ich eine der wenigen zu sein.

      Und was die Vorbildlichen betrifft: tatsächlich habe ich nach Fullmetal Alchemist mit dem Gedanken gespielt FMA:Brotherhood zu schauen, weil alle meinten es sei näher am Manga und insgesamt besser und schlüssiger. Aber ich hatte einfach keinen Bock mehr. FMA fand ich stellenweise irre gut, stellenweise extrem zäh, sodass ich mich zwingen musste weiterzuschauen. Aber scheinbar lohnt sich Brotherhood ja!?

      Ja ALF hatte ungefähr ein so schockierendes Ende wie Die Dinos … zumindest hat es mich irgendwie getroffen. Die Neuauflage wünsche ich mir auch nicht so wirklich, aber meine Neugier ist wie immer unstillbar … . Leider habe ich sowohl Die Nanny als auch Dr. House nicht zu Ende geschaut. Manchmal verliere ich Serien aus den Augen, wenn sie sehr lang werden. Ein weiterer Grund, warum es Langläufer bei mir schwer haben ….

  2. Mir fällt dazu Desparate Housewives ein. Da hat man das Ende zum gerade noch richtigen Zeitpunkt so hingekriegt, das keine Chance zum Weitermachen bot..

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Oha, da fällt mir gerade auf, dass ich mich an das Ende von Desperate Housewives gar nicht mehr erinnern kann! D: Aber irgendwie gab es da einen ziemlichen Zeitsprung oder so, kann das sein? Ich weiß noch, dass mich das geärgert hat und dass ich vorher schon aufgehört habe zu schauen…. leider. Anfangs war ich aber sehr angefixt von der Serie. 🙂

  3. Als Positiv-Beispiel fallen mir spontan Breaking Bad und Bates Motel ein – beides Serien, die von Anfang an auf Seasons ausgelegt waren und denen man diesen Plan auch anmerkt. Das Gegenbeispiel ist The Walking Dead, die einfach den Absprung verpasst haben.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Breaking Bad habe ich tatsächlich nie gesehen. Ziemlicher frevel, ich weiß. Aber damals war der Hype so groß und jeder hat es geschaut und irgendwie wollte ich dann nicht mehr. Aber jetzt wo nicht mehr jeder darüber spricht, wäre wohl ein guter Zeitpunkt mal damit anzufangen. 🙂 Bates Motel fand ich auch wirklich gut! Und ja, da hast du absolut recht, man hat der Serie angemerkt, dass sie geplant war und sie endete wirklich auf den Punkt und alle Fäden griffen sehr stimmig ineinander. In den ersten Staffeln waren mir aber meistens die Nebenhandlung etwas zu uninteressant. Bspw. das Marihuana-Geschäft … aber naja. The Walking Dead kann ich auch nicht beurteilen, aber ich höre das so ziemlich von fast allen. Schade.

  4. Ich kann deine Gefühle da nachvollziehen. Es gibt nichts besseres, als ein gute, abgeschlossene Serie mit einer runden Geschichte. Bei Supernatural habe ich auch zeitweise aufgehört zu schauen, weil es einfach immer weiter geht mit denselben Problemen, die sie einfach nie lösen können. Aber dann bin ich doch wieder schwach geworden und habe mittlerweile alles gesehen 😉 Die letzte Folge der 5. Staffel ist für mich nach wie vor das absolute Highlight und danach geht es, wie du sagst, nur noch abwärts. Aber Supernatural ist nun nunmal auf einer anderen Ebene, nämlich wirklich teil des Fandoms mit jede Menge lustigen Folgen und Metafiktion etc. Es ist zu einer Fanfiction seiner selbst geworden 😉 Trotzdem schaue ich die Serie noch immer gerne, denn ich habe angefangen für Sam und Dean und die werden sich nie wirklich ändern, was auch irgendwie beruhigend ist 😉 Die neueste Staffel hat sich aber meiner Meinung nach wieder etwas weiterentwickelt, denn 1. wird eine laaange Storyline endlich komplett beendet und 2. wird eine neue Hauptfigur einführt, die auch wirklich was Neues in die Serie bringt. Also falls du doch mal wieder Lust hast weiterzuschauen – nur musst du dich dann erstmal bis zur 13. Staffel kämpfen 😉

  5. Ein sehr interessanter Beitrag, bei Greys stimme ich dir voll und ganz zu! 🙂
    Interessanterweise habe ich sehr viele Serien, die zb mit einem Cliffhanger endeteten, weil sie einfach abgesetzt wurden oder aber meiner Meinung nach noch hätten länger laufen könne, so zum Beispiel Reign oder Legend of the Seeker.

    Als Haltestellenverpasser würde ich noch Vampire Diaries, Pretty little liars und leider auch Lost bezeichnen 😉

    Ich freue mich auf deine kommenden Beiträge!

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