Japanreise: „Manga-Tourismus“ – Schauplätze aus Mangas

Als Mangafan kannte ich einige Sehenswürdigkeiten Japans und insbesondere Tokyos aus eben den japanischen Comics. So habe ich mit Absicht den einen oder anderen Platz besucht und wollte es Filmtourismus gleich tun. 🙂 Die Nostalgie, die damit einhergeht ist schwer zu beschreiben. Bekannt und gleichzeitig neu und überwältigend. Schlüsselmomente aus „X“ auf der Rainbow Bridge, bei jedem Konbini musste ich an Kenji und Kanna denken. In kleinen Gassen und Restaurants meinte ich jeden Moment Taniguchis „einsamen Gourmet“ zu treffen. Es ist nicht übertrieben, es hat etwas magisches. Es folgt: Ein Beitrag auf den ich mich besonders gefreut habe. Manga-Tourismus.

Tokyo Metropolitan Government Building (Shinjuku)

Tokyo ist kein eigenständiger Verwaltungsbezirk und hat deswegen kein Rathaus. Nennen wir daher das Tokyo Metropolitan Government Building einfach „Stadtverwaltung“. Im apokalyptischen Manga X der Mangezeichnerinnen-Gruppe CLAMP ist hier der Sitz der „Erddrachen“, der Gruppierung, die das Ende der Menschheit anstrebt. Und CLAMP hat sich damit ziemlich Mühe gegeben. Es ist in den meisten Panels kein Foto, das „gerastert“ wurde, sondern mühsam gezeichnet. Fenster für Fenster. Und: in echt sieht es genauso aus 😉 Wir haben es spät abends besucht, nachdem wir in Shinjuku einen drauf gemacht haben, und wollte mal nachsehen, ob da noch Licht an ist. War es.

Parlamentsgebäude von Tokio (Chiyoda)

Das Parlamentsgebäude haben wir nur in der Peripherie wahrgenommen – wir wohnten nicht so weit weg davon. Es ist auch nicht direkt eine klassische Sehenswürdigkeit, aber hat durch seine Rolle öfter Platz im Manga. So ist es im Manga X der Sitz der geheimen Gruppierung der „Himmelsdrachen“, die sich gegen oben erwähnte „Erddrachen“ wehrt und für den Fortbestand der Menschheit kämpft. Im Keller des Gebäudes sitzt wortwörtlich eine Wahrsagerin – im Manga. Anders, politischer, aber auch dystopisch ist es im großartigen Manga 20th Century Boys von Naoki Urasawa. Dort hat es die „Freund-Partei“ in das Parlament geschafft und sitzt hier ganz offiziell und anerkannt. Dabei haben die und ihr Vorsitzender „Der Freund“ nichts Gutes im Sinn …

Rainbow Bridge

Da er hier noch öfter erwähnt wird – worum geht es im Manga X? Zwei Gruppen von Menschen mit besonderen Fähigkeiten kämpfen für/gegen den Fortbestand der Menschheit. Hauptaugenmerk sind mehrere Orte in Tokyo, die (so heißt es im Manga) das Magnetfeld der Erde beeinflussen. Und sobald zerstört, gerät der ganze Planet aus den Fugen und somit steht das Überleben der Menschen auf der Kippe. Die einen verteidigen diese Punkte, andere greifen sie an. Die Rainbow Bridge ist im Manga auch ein solcher Ort. Und nicht zuletzt, weil es Schauplatz meiner Lieblingsszene des Manga ist, hatte ich Gänsehaut als wir die Brücke sahen. Sie ist auch so oder so beeindruckend. Von Odaiba aus gibt es einen fantastischen Blick.

Große Kreuzung in Shibuya

X ist mit Sicherheit nicht der einzige Manga, indem ein paar der Charaktere auf die große Kreuzung von Shibuya blicken. Aber der Manga, den ich im Regal habe. Tatsächlich sieht man verblüffend oft in Filmen Shibuya und die Kreuzung als bloßes Erkennungsmerkmal Tokyos. Als wir da waren, gingen tatsächlich nicht so wahnsinnig viele Leute über die Kreuzung 😉

Tokyo Tower (Minato)

Leider wurde der Manga X nie fertig gestellt – sehr wohl aber die Animeserie und der Film dazu. Daher weiß ich, dass der Tokyo Tower der Schauplatz des großen Finales wäre. Bis dahin ist der Fernsehturm mit der markanten rot-weißen Bemalung immer eine Andeutung des kommenden großen letzten Kampfes. Der Tokyo Tower ist ähnlich wie Shibuya Crossing ein Erkennungsmerkmal Tokyos und daher in sehr vielen Medien zu sehen, ich meine auch in Sailor Moon und zahlreichen anderen Manga, Anime, Filmen, … . Wir besuchten den Tokyo Tower gleich am ersten Abend und trotz ein paar Eigenheiten war es magisch zu realisieren: „Wir sind wirklich hier, in Tokyo“. Im Tokyo Tower selber wird übrigens mit Themen-Shops und -Restaurants der Manga und Anime One Piece gefeiert.

Sunshine 60

Wir waren zwar in der Sunshine City essen und shoppen, aber das Hochhaus haben wir leider nicht abgelichtet. Die Sunshine City und das Sunshine 60 Hochhaus sind wie eine eigene Stadt in der Stadt. Die bieten soviel Möglichkeiten sich zu beschäftigen und zu verlaufen, dass man hier einen ganzen Tag verbringen kann. X inszeniert die ganzen großen und bekannten Bauwerke Tokyos ja gekonnt, aber es ist auch etwas tragisch, dass ihnen dort immer die Zerstörung droht … .

Kabukichō (Shinjuku)

Das Rotlichtviertel gibt es, aber Kabukichō ist durch seine Ausläufer und Umgebung v.A. eine riesengroße Kneipenmeile. Überall Neonreklamen, Menschen, Leute die was verkaufen wollen. Es ist bunt, eng und laut und man fragt sich, ob es hier zu irgendeiner Tageszeit anders aussieht. In Urasawas 20th Century Boys arbeitet hier Kanna in einem Imbiss und spielt bald eine tragende Rolle bei diversen Bandenkonflikten und Territoriumsprügeleien.

Umihotaru

Umihotaru (Meeres-Glühwürmchen) ist eine künstliche Insel in der Bucht von Tokyo, an der die Tōkyō-wan-Aqua-Line ansetzt. Die besteht aus einer Brücke, einem Unterseetunnel und einer Aussichtsplattform. Man kann die Konstruktion von Tokyos höheren Bauwerken aus sehen – die erklärenden, digitalen Karten im Tokyo Tower erwähnen gar den Manga 20th Century Boys – hier ist Umihotaru nämlich zu einem Hochsicherheitsgefängnis umgebaut worden, indem einige unserer als Staatsfeinde erklärten Protagonisten landen und versuchen auszubrechen. (Sehr spannend übrigens 😉 )

Shinkansen

Was ist Pflichtprogramm, wenn man in Japan ist? Klar: Shinkansen fahren. Ein immens angenehmes Erlebnis, dass einem die Fahrten mit der Deutschen Bahn auf ewig versaut 😉 Und ebenso Pflicht: mal ein leckeres Bahnhofs-Bentō kaufen, d.h. eine fertige Lunchbox. Normalerweise darf man in japanischen Zügen nicht essen, aber durch die Shinkansen-typischen Langstreckenfahrten ist es dort erlaubt. Und Gang und Gäbe, dass man die Leute dort früher oder später eine Lunchbox auspacken sieht. Die Qualität ist in der Regal hervorragend. Wir haben es auch gemacht und dabei den Fehler des „einsamen Gourmet“ aus Jirō Taniguchis Manga vermieden. Wir haben kein sich selbst erhitzendes Bentō gekauft und so konnten Kochgeräusche, -gerüche und -dämpfe niemanden stören … wir wollen es uns doch nicht mit den Einheimischen verscherzen.

Konbini

Konbini ist die Abkürzung für Convenience Store – die 24h-Läden sind wahre Allrounder. Man kann dort essen, Tickets kaufen, Geld abheben und quasi alles besorgen, was gerade fehlt. Mit Konbinis verbinde ich aber v.A. Kenji, seitdem ich vor vielen Jahren 20th Century Boys gelesen habe. Der ist der Protagonist und arbeitet zu Beginn der Reihe in einem solchen Konbini. Nun ja, er liebt seinen Job nicht über alles, aber er gibt sich viel Mühe. Sein Konbini gehört zu einer Kette namens „King Mart“. Als wir an einem „Family Mart“ vorbeikamen, hatte ich den Eindruck, dass der Konbini dem aus dem Manga besonders ähnlich sieht!

 

Bisherige Artikel zur Japanreise: Reisevorbereitung | Reiseführer-Reviews | Essen in Japan | 5 Must-Do’s und 5 (halb)offene Fragen | Tag 1 (Anreise, Minato) | Tag 2 (Shibuya & Harajuku) | Tag 3 (Miyajima) | Tag 4 (Hiroshima) | Tag 5 (Kyoto) | Tag 6 (Roppongi, Shinjuku) | Tag 7 (Ghibli Museum in Mitaka, Setagaya und Tokyo Skytree) | Tag 8 (Kanda, Akihabara und Odaiba) | Tag 9 (Ikebukuro, Sunshine City) | Tag 10 (Sensō-ji, Asakusa, Sumida, Hachikō)

Habt ihr auch schon mal Film-, Serien- oder Manga-Tourismus gespielt? Mir fielen auch einige Anime ein, die ich hier aufgreifen könnte. So spielt Steins;Gate zu großen Teilen in Akiba (Akihabara) und Durarara!! in Ikebukuro, aber das wäre einen Ticken aufwendiger geworden als die Manga aus dem Regal zu ziehen 😉 Wer sich im Anime-Tourismus üben möchte, findet im Web beispielsweise Anregungen zum Besuch von Schauplätzen aus „Death Note“ und anderen bekannten Serien. Wer noch mehr Lust auf Tokyo in den Medien hat, dem lege ich meine Werkschau zu Filmen, die in Tokyo spielen ans Herz. Und natürlich bin ich sehr gespannt, welche Szene eines Manga mitsamt Schauplatz bei euch hängen geblieben ist und welchen Ort ihr gern besuchen würdet?

3 Antworten

  1. Also CLAMP sind ein perfektes beispiel für einen Manga-Reiseführer. Durch die Manga hab ich damals so viel über Tokio erfahren, was in den 90ern sich nur in unseren Köpfen, Bildbänden und Anime abgespielt hat 😛

    Taniguchi hast auch schon genannt und sonst fällt mit nur Tokyo Ghoul spontan ein XD
    Glaub ich achte jetzt wieder mehr drauf 😛

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Haha, wahrscheinlich auch durch Tokyo Babylon und X1999, oder?? 😀 Ja CLAMP ist da ne echte Fundgrube. Die Orte in den Büchern von Taniguchi gegen aber scheinbar schon wieder in die Richtung Geheimtipps. Hab neulich mal „Der geheime Garten vom Nakano Broadway“ und „Der Gourmet“ durchgeblättert, aber da waren kaum Gegenden an denen ich vorbeigekommen wäre drin.
      Bei Tokyo Ghoul sind mir gar keine Orte in Erinnerung geblieben ^^‘ Hab aber auch nur die erste Staffel des Anime geschaut In Duararara!!! waren eigentlich recht viele Orte, aber das ist zu lange her, dass ich den geschaut habe

  2. […] zu jedem Reisetag genossen, sondern war auch schwer angetan davon, dass Steffi während einige Schauplätze aus Mangas aufsuchte und uns eine Kostprobe japanischer Köstlichkeiten […]

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