Rückblick: Mai 2022

Time waits for no one

Der Satz kommt ja aus dem wunderschönen Anime-Film Das Mädchen, das durch die Zeit sprang. An verschiedenen Zeitpunkten in meinem Leben hat mich dieser Satz auf verschiedene Weise getriggert. Bedingt durch den Ukrainekrieg habe ich im Mai oftmals lange und teilweise sehr erschöpfende Diskussionen der Güteklasse „Ich dachte nie, dass wir darüber reden müssen“ geführt. Und viele der Diskussionen hatten zum Gegenstand ob man angesichts einer Krise und eines Krieges sein Leben „normal“ weiterleben kann oder soll oder darf. Viele da draußen tun das hervorragend und ohne auch nur das geringste Problem. Ich sage das zwar mit einer gewissen Bitterkeit, aber auch nicht mit Vorwürfen. Denn es ist angesichts all dessen ok, wenn man mit seinem Leben weitermachen kann. Aber nicht alle können das ohne Weiteres. Dieses Mal ist Time waits for no one Fluch und Segen. Während ich diese Zeilen gerade schreibe aber immerhin mehr Linderung.

Ich habe also im Mai viel Ablenkung wahrgenommen und viel Ablenkung gebraucht. Und die musste ich nicht lange suchen, die Ablenkung kam von selber. 🙂 Der Balkon ist neu bepflanzt, die Erdbeeren und Himbeeren sprießen. Wenn jetzt noch die Mai-Stürme all die Neulinge auf unserem Balkon etwas schonen würden, wäre ich sehr dankbar. Ein Urlaub ist gebucht. Anlässlich eines Familiengeburtstags war ich mal wieder in der Heimat. Zur Schonung meiner Nerven (Baustellenhölle) und von Ressourcen angesichts der aktuellen Lage (Sprit & Energie) habe ich mal die Bahn genutzt, was sich auf das Experiment Krieg und Frieden lesen sehr positiv ausgewirkt hat XD Es war die entspannteste Fahrt, die ich seit langem hatte und ein ähnliches entspanntes Wochenende in der Heimat. Außerdem nahm ich im Mai das erste Mal an einer lokalen IT-Konferenz als Besucherin teil, was sehr Spaß gemacht hat. Die über die letzten anspruchsvollen Monate sehr angewachsene Todoliste ist stückweise abgearbeitet, was sich nach Aufatmen anfühlt. Das lange Wochenende um Himmelfahrt haben wir außerdem genutzt um in Leipzig die Ausstellung The Mystery of Banksy zu besuchen. Sehr sehenswert! Und sehr cool gestaltet. Selbstredend, dass dort keine Originale ausgestellt werden. Das tut der Sache aber keinen Abbruch. Gerade bei Banksy stellt sich halt auch ein wenig die Frage, ob Ausstellungen der Art nun im Sinne Banksys sind oder eigentlich entgegen dem, was Banksy glaubt und verbreitet sehen will. Schließlich sind viele der Werke konsumkritisch. Dass der Ausgang wirklich durch den Gift Shop führt, ist schon wieder witzig.

Weltgeschehen

Der Mai hatte schon einige spezielle Schlagzeilen. Der ukrainische Präsident Selenskyi hat Steinmeier und Scholz nach Kyiv eingeladen. Stattdessen war u.a. Friedrich Merz dort. Man wundert sich. Aber auch Annalena Baerbock, was schon deutlich mehr Sinn ergibt. Dass innerhalb Deutschlands die Zufriedenheit mit dem Kanzler abnimmt wird seit Monaten in den Medien breit gescharrt. Für die einen ist es too little, way too late was Deutschland für die Ukraine tut. Für die anderen sollte es besser gar nichts sein – das Abhandensein von Empathie ist für mich schwer zu fassen. Derweil dauert der Krieg nun schon drei Monate und insbesondere das Geschehen rund um das Azovstal Stahlwerk in Mariupol und die dort eingeschlossenen Soldat:innen war furchtbar. Im Mai wurde auch bekannt, dass sich die Viruserkrankung der Affenpocken in Europa ausbreitet. Bisher sind die Fallzahlen aber gering, die Ansteckung ist weitaus unwahrscheinlicher als beim Coronavirus und die Aufklärung habe ich in Medien dieses Mal deutlich besser empfunden. So ist beispielsweise bereits bekannt, dass die normale Pockenimpfung voraussichtlich schützt.

In Afghanistan wurde durch die Taliban ein Gesetz erlassen, das Frauen zur Verhüllung von Kopf und Gesicht zwingt. Eine Burka wird empfohlen. Die Einschränkung der Rechte der Frauen werden immer krasser und immer deutlicher. Afghaninnen dürfen das Land inzwischen nicht mehr ohne die Begleitung männlicher Verwandte verlassen. Auch der Mai: in Deutschland haben Stürme gewütet. In Paderborn hinterließen kleinere Tornados eine Schneise der Verwüstung. Alles blöd? Alles Mist? Aaaaber. Wir hatten im Mai auch mal wieder Feiertage und herrliches Sommerwetter. Zeit.de sammelt regelmäßig Gute Nachrichten und das sind so viele, dass ich die gar nicht alle wiedergeben kann. Außerdem wurde Ncuti Gatwa als nächster Doctor (Who) gecastet und das als erster POC überhaupt. Der Mai war auch ein Wahlmonat. Es fand u.a. die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein statt, sowie die Oberbürgermeister:innenwahl in MD. Ach ja … und dann war da noch der ESC, bei dem die Ukraine gewann. 🙂 Das 9 Euro Ticket kann inzwischen gebucht werden. Also Fahrt (so gut wie) frei in den Juni!

Filme, Bücher, Serien, IT und alles andere was Spaß macht

Die wohl (für mich) krasseste Neuigkeit zuerst … ich habe endlich Krieg und Frieden zu Ende gelesen. 🙂 Es hat eine Weile gedauert. Aber so sehr viel anders habe ich das auch nicht erwartet. Ich bin eben nicht der Typ für solche Türstopper. Ein Fazit wird es natürlich geben. Das lässt sich nicht in einem Satz sagen. So oder so habe ich jetzt sehr große Lust auf andere Bücher und v.A. kürzere Leseerlebnisse, sodass man auch thematisch mal wieder etwas mehr variieren kann. Was habe ich noch gelesen? An KuF schloss ich einen Science-Fiction-Roman einer Autorin an: Die Steinernen Götter. Gefällt mir sehr gut bisher! An der Verlinkung seht ihr auch, wem ich den Tipp zu verdanken habe. 🙂 Das … ja was ist es eigentlich? Ein Märchenbuch? Rotwölfchen habe ich gelesen und außerdem einige Manga (u.a. Folge den Wolken nach Nord-Nordwest und My genderless boyfriend). Natürlich habe ich auch anlässlich des Gratis Comic Tags meine lokalen Buchhandlungen besucht und u.a.  einen Blick in Fangirl (Mangaversion) und Das dunkelgraue Chamäleon geworfen. Und The Art of The Batman nehme ich mit in den Juni. Passenderweise erscheint da auch der Film auf Disc. Außerdem höre ich immer noch bzw wieder Die Furcht der Weisen 1.

Ja irgendwas ist immer weniger präsent als anderes. Ich habe im Mai eher weniger Filme geschaut. Aber immerhin einige im Kino wahrgenommen. Downton Abbey – eine neue Ära hat mir besser gefallen als der erste Film. Everything Everywhere all at once wird sicherlich einer der besten Filme des Jahres werden. The Northman war gut, aber nicht mein liebster von Eggers. Ansonsten habe ich weiter Robert Pattinson Filme geschaut. Dass ich das mal schreibe. Und da ich schon nicht vor Ort bei der Nippon Connection dabei sein konnte, hoffe ich in der ersten Juniwoche per Stream noch ein paar japanische Filme nachzuholen. Wenn der Tag fordernd war, aber im Feierabend wenigstens mal eine Stunde übrig, habe ich auch mal wieder Pokémon Schwert gespielt. Jetzt, wo ich dort alle Orden habe, warte ich irgendwie auf den großen Showdown. Na mal gucken, ob da bald was passiert.

V.A. habe ich im Mai eher Serien geschaut. The Office Season 4 war ok, aber so langsam lässt mein Interesse nach. Clarice – das Erwachen der Lämmer war im letzten Drittel dann doch noch ganz spannend. Golden Kamuy wird ganz sicher einer meiner Lieblingsanime. Strangers from hell habe ich Last Minute schauen können, bevor die koreanische Serie aus Netflix verschwand. War ok. Heartstopper war ja in aller Munde und ich habe dem Hype mal nachgegeben und es dieses Mal nicht bereut. Mein Gott, was für eine schöne, zuckersüße Serie. ♥ V.A. mal mit richtig gut Repräsentation für alle Formen von Liebe. Ich habe gebinged, was ich ja sonst eher nicht tue, weil ich es gar nicht erwarten konnte zu sehen wie es weitergeht. Apropos Repräsentation: in Becoming Charlie ist die Hauptperson Charlie nichtbinär. Die Serie handelt maßgeblich von der Realisierung Charlies und was nichtbinär überhaupt bedeutet. Kurze, gute, unterhaltsame Serie, kann ich sehr empfehlen. Gibt es in der ZDF Mediathek. Außerdem geht der Supernatural Rewatch mit Season 9 weiter. Für mich sind Staffeln 9 und 10 ja die Talfahrt der Serie. Schauen wir mal. Hin und wieder hole ich außerdem das Format MaiThink X – Die Show nach und bin gerade noch in Staffel 1 und finde es klasse.

Und sonst so?

Ich wundere mich, ob aufgefallen ist, dass etwas weniger Posts als sonst erschien? Der Mai war ziemlich voll und ich musste das eine oder andere Mal Artikel aufschieben. Immerhin gab es zwei Artikel für die ich besonders brenne. Zum Einen die 7ème art zum Ukrainischen Film. Darüber bin ich aus aktuellem Anlass sehr froh. Vielleicht hilft das Verbreiten ukrainischer Filme Verständnis zu fördern und zu zeigen: hey, die Ukraine hat einige klasse Filme zu bieten. Leider habe ich noch kein Feedback wie das bei euch ankam. Ein auch etwas länger vorbereiteter Artikel ist Drei Mal Lyrik, bei dem ich mich über die Empfehlungen in den Kommentaren sehr gefreut habe. Trotzdem hoffe ich, dass der Juni spannender hier im Blog wird und vielleicht auch mehr Interaktion mit euch Lesenden fördert!? Anlässlich des Pride Month wird es jedenfalls einige Serien- und Manga-Besprechungen geben, deren Inhalte Pride 🙂 und die queere Community abbilden. Aber auch ein paar andere Artikel, an denen ich schon länger schraube.

Wie war euer Mai? Wäre ich auf eurem Balkon oder in eurem Garten (oder so) zu Besuch, was würde ich da finden? In welchen Momenten fällt euch „Time waits for no one“ auf die Füße? Was war das beste, das ihr im Mai erlebt oder in den Nachrichten gesehen habt?

4 Antworten

  1. Ich ziehe den Hut vor Dir, dass Du das mit ‚Krieg und Frieden‘ durchgezogen hast. Ich habe mir schon überlegt das Buch mal als Hörbuch anzugehen und es mir lieber vorlesen zu lassen 🙂

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Mir die Bücher, die mir zu anstrengend erscheinen oder bei denen ich nicht 100%ig weiß, ob sie was für mich sind, als Hörbuch zu genehmigen, ist auch oft meine Taktik 😀
      Zuletzt so gemacht mit „Ulysses“ und „Der Name des Windes“. Führt zwar manchmal wie bei „Der Name des Windes“ zu der Erkenntnis, dass ich das auch gern hätte lesen können, aber das ist ja auch kein Drama.

      Tatsächlich kann ich mir so rückblickend vorstellen, dass es mir als Hörbuch mehr Spaß gemacht hätte. Dann kann man sich von den Kriegsschilderungen berieseln lassen und sich dann wieder anfangen zu konzentrieren, wenn das vorbei ist …

  2. Wie immer sehr schöne Fotos!
    Dieses Jahr habe ich keine Erdbeeren auf dem Balkon, sie fehlen mir schon etwas. Dafür gibt es aber anderes Zeug, das auch Spaß macht. 🙂 Da im April vier Wochen über mir eine Wohnung neu instand gesetzt worden ist, kann ich Dir das mit den Nerven nachfühlen. Und so einen schönen Erdbeerkuchen hatten wir auch 😉
    Ukraine, was soll ich sagen? Nach drei Wochen endlich Nachricht, man denkt ja immer das Schlimmste. Auf der anderen Seite: Das Leben geht immer weiter – ob mit einem oder ohne, das liegt an jedem selbst. Mein Bekannter schrieb mir, sie hätten im Mai (wenige km von Kiew) die Felder bestellt und die Saat sei angegangen (es war dort auch noch etwas kühler). Was soll man machen? Es ist, wie es ist und Hände in den Schoß legen, hat noch niemandem genützt. Und ehrlich gesagt freut es mich, dass sie nicht aufgeben und versuchen, das Beste draus zu machen.
    Was Filme angeht, bin ich leider nicht so dabei, da fehlt mir einfach der Kontext und die Lust. Ich habe letztes WE „Orange ist the new Black“ (Staffel 1) gesehen, weil das ja auch so gehypt worden ist. Und ich fand es ganz furchtbar. Wenn Du aber etwas zu ukrainischer Literatur machst, bin ich gerne dabei. 🙂

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ja, ich bin auch froh, dass meine ukrainischen Bekannten durchhalten und so resilient wirken. Aber insgesamt ist es für mich unfassbar, dass es schon 4 Monate sind. Aktuell ist es ja noch viel in der Berichterstattung. Gefährlich wird es, wenn der Krieg wie ein „Konflikt im Dauerzustand“ abgetan wird und nicht mehr darüber geredet werden würde… . Freut mich auch, dass dein Bekannter scheinbar in Sicherheit ist und irgendwie weitermachen kann.

      Zu ukrainischer Literatur hab ich gute Erfahrungen mit Serhij Schadan gemacht u.a.

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