Literarische-Fundstücke: Queere Mangas, gibt es das?

Ja so ein richtiges Fundstück ist es nicht, vor Allem kein neues. 🙂 Mangas, die queere Beziehungen adressieren gibt es schon ewig und ich bespreche sie schon seit einer Weile hier im Blog. Tatsächlich habe ich als Teenager überhaupt das erste Mal queere Charaktere im Manga kennen gelernt. Das Adressieren lesbischer, schwuler, bisexueller und von Transgender-Charakteren hat eine vielleicht sogar längere Geschichte als beispielsweise im amerikanischen Comic, v.A. aber eine konsequentere (u.a. bedingt durch den Comics Code 1954 bis in die 90er Jahre der USA, Quelle [1]). Vielleicht sogar einen regelrechten Hype erlebt. Wie kommt’s? Warum gibt es so viele Begriffe und wie grenzt man diese voneinander ab? Und welche queeren Manga sollte man unbedingt gelesen haben? Und da ich bei der Recherche viel neues gelernt habe, ist es für mich eben doch ein literarisches Fundstück. 😉 Dieser Beitrag gehört zu einer ganzen Reihe anlässlich des Pride Monats Juni. Happy Pride!

Terminologie und Geschichte

Die Darstellung queerer Lebens- und Liebesgeschichten fand ihren Anfang im japanischen Comic ab den 1970er Jahren mit Werken wie The Heart of Thomas [2]. Warum gerade ab den 1970er Jahren? Der Zeitraum deckt sich in etwa mit der Erschließung des Manga-Marktes durch weibliche Mangaka (Manga-Zeichnerinnen) ab der 1960er Jahre [3]. Zuvor wurden Shōjo-Manga (Shōjo = Mädchen) von männlichen Mangaka unter der vagen Vorstellung gezeichnet, was denn Mädchen und Frauen so gefallen könnte und welche Bilder man vermitteln möchte [3]. Es scheint eine historische Entwicklung zu sein, dass sich Shōjo-Manga mehr auf Beziehungen konzentrierten und so eben auch queere aufgriffen.

Homosexualität, um nur ein Beispiel des queeren Spektrums zu nennen, war in Japan im Gegensatz zu anderen Regionen der Welt nie illegal. Trotzdem ist die gleichgeschlechtliche Ehe dort bis heute nicht gestattet und wie man zeitgenössischen Werken in Film und Literatur entnehmen kann, leider immer noch ein Tabu-Thema. Tipps: his (Film) und Wer bist du zur blauen Stunde? (Manga). Während queere Personen im echten Leben und vor dem Gesetz schmerzlich darauf warten endlich die Anerkennung zu finden, die sie verdient haben, erledigen das die Subkulturen auf ihre Art. Bands sprengen in Japan und dem asiatischen Raum allgemein seit Jahrzehnten Geschlechterklischees und queere Themen sind im Manga zuhauf zu finden und haben ihre eigenen Subgenres und Begriffe.

My Pretty Policeman

In der japanischen Comicszene hielt sich lange der Begriff Shōnen Ai (Shōnen = Junge(n), Ai = Liebe) für männliche, gleichgeschlechtliche Beziehungen und Shōjo Ai für weibliche gleichgeschlechtliche Beziehungen. In beiden Fällen sind eher zahme Liebesgeschichten gemeint, die selten über einen Kuss hinausgehen. Die eher pornösen Vertreter heißen Yaoi (schwule Beziehungen) und Yuri (lesbische Beziehungen). Da die Begriffe aber einen pädophilen Beiklang haben, wurden sie im Laufe der Zeit allmählich durch Boys Love (BL) und Girls Love (GL) ersetzt und werden inzwischen auch unter diesen Begriffen in Japan wie auch dem westlichen Markt publiziert. Ein Trend, der sich aber auch beobachten lässt: es werden immer noch ausgesprochen viele Manga in diesem Genre von Frauen geschrieben. Sind Frauen auf Liebesgeschichten gelabelt? Klingt wie der Stoff aus Vorurteilen. Und was ist Sinn und Unsinn des Umstandes, dass so viele weibliche Manga-Zeichnerinnen und -Autorinnen Geschichten über männliche, homosexuelle Beziehungen fabrizieren? Beziehungen, die sie so nie selber erlebt haben und entsprechend nie Own Voices Werke sein können. Siehe hierzu auch den Beitrag Wieso Own Voices Bücher so wichtig sind von Blogger-Kollegin Jill.

Wer hat’s gezeichnet? Und für wen?

Boys Love Manga von Autorinnen wird allgemein nachgesagt eine romantisierte und idealisierte Darstellung gleichgeschlechtlicher Beziehungen darzustellen. Die Männer entsprechen oftmals einem Bishōnen-Typus, einem idealisierten, hübschen, jungen Mann. Haarlos, perfekt und gerne auch mal leidend und zerrissen in Beziehungsfragen. Der Fokus liegt nicht selten auf dem Will they, won’t they; während die echten Herausforderungen gleichgeschlechtlicher Beziehungen (bspw. vor der Gesellschaft) nicht gerade oft Themen sind. Die Darstellung von Sex-Szenen hat auch nicht immer viel mit der Realität zutun. Aber es ist ein Trope, ein Muster. Sogar ein immens beliebtes. Es gibt eine Menge Artikel und Menschen, die sich damit befassen [2,3,4]. Die meisten sind sich aber scheinbar einig, dass Boys Love in der Tat vorrangig für ein weiblichen Publikums gedacht ist. Boys Love scheint ein geschützter Raum für Frauen zu sein Liebesgeschichten (auch sexuell explizite) zu lesen, die nicht sie selber und ihre eigene Sexualität adressieren. Manchmal ist es besser einen Schritt Abstand nehmen zu können. An anderen Fantasien und Wünsche er- und ausgelebt zu sehen. Und eben auch am anderen Geschlecht? Noch nicht nachvollziehbar? Dann so: Boys Love Manga machen eben nicht Frauen zum Objekt der Begierde und erlauben es damit eher diese nachzuempfinden ohne getriggert zu werden.

„many women in Japan feel “liberated” to explore their own sexuality through love scenes between two men rather than between a man and a woman.“ Quelle: [4]

Im queeren Manga halten sich allerdings auch hartnäckig Muster wie Rape To Love oder auch Gay For You. In letzterem entdecken Protagonist:innen, dass sie sich in eine:n gleichgeschlechtliche:n Partner:in verlieben, aber nur weil die Person so ein toller Mensch ist und nicht, weil sie bi- oder homosexuell sind. Man kann sich streiten, ob die queere Gemeinde bei solchen Tropes ärgerlich sein sollte und ihren jahrelangen Kampf um Anerkennung mit Füßen getreten sieht, oder ob es (geplant oder ungeplant) Pansexualität adressiert. Was ich an der Stelle auch unterstreichen muss: es sind selbstverständlich nicht nur Manga, die das tun, sondern flächendeckend alle Formen von Medien. Ganz gleich, ob wir über Literatur, Film oder Fernsehen sprechen. Und jedem seien seine:ihre Fantasien unter welchem Label auch immer gestattet. Aber das hilft vielleicht um abzugrenzen, was man so schnell an Boys Love falsch interpretieren kann.

Gibt es nun aber gar keine Manga, die queere Beziehungen abbilden und für ein queeres Publikum gedacht sind? Tatsächlich gibt es Bara Manga von schwulen Autoren für ein schwules Publikum. Bara sind sexuell explizit und bilden ein anderes Männerbild ab als die klassischen Bishōnen. Größer muskulöser, haariger, rauer. Klingt nach nur anderen Klischees? Vielleicht. Einer der bekanntesten Manga-Zeichner des Genres ist Gengoroh Tagame, der kürzlich in Deutschland (und der Welt!) mit Der Mann meines Bruders Erfolge feierte. Der Manga zählt eher zu dem Genre der Geikomi („Gay Comics“) in Japan. Im Westen wird das Genre oft als Gay Manga bezeichnet. Geikomi sind typischerweise nicht-pornografisch und slice-of-life-ig. Der Mann meines Bruders beispielweise handelt von einem schwulen Amerikaner, der nachdem sein Mann verstorben ist, seinen japanischen Schwager und seine Nichte besucht. Eine Familiengeschichte und eine von Akzeptanz und Repräsentation.

Hat Boys Love jetzt also gar nichts mit Allyship zutun und ist komplett bei der Diskussion um gleichgeschlechtliche Beziehungen im Manga zu vernachlässigen? Das lässt sich meiner Meinung nach nicht pauschalisieren und von Bewusstsein der Fans als Individuum wie auch von Manga zu Manga unterschiedlich. Die spannendere Frage ist vielleicht: wenn Boys Love scheinbar eher weibliche Fantasien männlicher, homosexueller Beziehungen abbildet, ist die Repräsentation dadurch weniger wert?

Ksenia Kudelkina

Sinn und Unsinn des ominösen Boys Love Regals

Mit der großen Boys Love Schwämme kamen zig Manga, die nur solche populären Muster wie Gay For You bedienen und wirkliche queere Themen aussparen und damit wohl eher bescheidene Repräsentation anbieten. Die ist zwar da, aber eben nicht besonders mutig. Aber zu jeder Bewegung gibt es meist auch irgendwann eine Gegenbewegung. Viele Manga, die heute auf den Markt gespült werden, gehen das geschickter an. Auch die schnellere Auswertung bis zur Marktreife durch den Webtoon-Hype hat hier geholfen. Keine Quellenangabe – mein Eindruck. Ob nun die relativ musterhaften Boys und Girls Love Manga etwas für queere Repräsentation tun, kann die queere Community besser bewerten als ich in meiner Ally-Funktion. Laufe ich in den Buchhandlungen meines Vertrauens am Manga-Regal vorbei, kommen mir in dem Zusammenhang aber ein paar Gedanken.

Warum gibt es dort im Manga-Regal überhaupt eine eigene Sektion unter dem Begriff Boys Love? Warum wird das explizit angegeben? Ist es, damit Frauen und schwule Männer die Manga finden? Oder damit daran nicht interessierte die Manga umgehen können? Was hat mehr Vorrang? Umgehen oder finden? Wäre es nicht „gerechter“, wenn man das Label nicht bräuchte? Oder untergrabe ich damit nur andere Vorlieben? Ist echte Repräsentation, wenn ich nicht labeln muss? Wo finde ich einen Boys-Love-Science-Fiction-Manga? Bei Sci-Fi oder Boys Love? Mit Sicherheit bei Boys Love. Hier bin ich mir sehr uneins und gespannt auf eure Kommentare und Meinungen.

Und was ist denn jetzt bitteschön mit Girls Love?

Alles oben genannte gilt natürlich auch für Girls Love. Jedenfalls würde ich das gern sagen. Aber während man häufig ein Boys Love Regal findet, gibt es sehr selten eins, das Girls Love heißt. Zahlenmäßig unterliegen Werke mit lesbischen Beziehungen denen, die schwule Beziehungen thematisieren. Die beliebte Webseite Baka-Updates führt 29.450 Yaoi-Manga, aber nur 3.295 Yuri-Manga. Stelle ich mich mal dumm und befrage die Kristallkugeln des 21. Jahrhunderts (Suchmaschinen), dann stoße ich im Internet auf Aussagen, die sicherlich nicht die eine Wahrheit abbilden, sondern nur ein Ausschnitt sind. In den meisten Quellen ist man sich einig: So wie Boys Love/Yaoi häufig für Frauen geschrieben wurde, wird Yuri für Männer geschrieben. Da Yuri aber häufig von Autorinnen kommt, liegt der Fokus auf dramatischen und charakterlichen Entwicklungen. Bei Quora kann man nachlesen (siehe Screenshot), dass es für das (dort antwortende) männliche Publikum zu wenig „heiß“ und zu wenig „lustig/unterhaltsam“ ist. Auf Drama keinen Bock. Ich hebe nochmal hervor, dass das eine Meinung irgendeiner Person im Internet ist. Im Subreddit r/wholesomeyuri heißt es eher: das zahlenmäßige überwiegen von Boys Love sei nicht so. Es hinge nur von der Quelle und Plattform ab, auf der man sich bewegt. Fakt ist aber auch, dass ich kein Äquivalent von Girls Love kenne, dass sich so verhält wie Bara zu Boys Love. Und das verrückte ist: dazu auch nichts im Internet gefunden habe. Was aber bleibt: Geikomi bzw Gay Manga.

Zurück zur Titelfrage… „Gibt es queere Manga?“

Es gibt queere Manga, weil es zu jedem Thema Manga gibt. Aber queere Manga bedeutet nicht zwingend Boys Love oder Girls Love. Die Labels der Mangaszene zielen stets auf ein bestimmtes Publikum und einen bestimmten „Ton“ ab, den man für sich selber hinterfragen muss. Dankbarerweise verschwimmen die Grenzen und es gibt sehr viele bewusste Mangaka, die mit den Tropes brechen. Wohlwissentlich, dass das Publikum die auch mal satt hat. Während man also auch in Boys und Girls Love Manga bewusste Repräsentation finden kann, sind Geikomi bzw Gay Manga eher die Genres, in denen die Themen aus Perspektive der queeren Community auffindbar sind. Aus diesen Erkenntnissen nehme ich u.a. für mich mit klarer zu vertaggen und zu bezeichnen, wenn ich über Manga schreibe. Was nehmt ihr für euch daraus mit?

Tipps zum anlesen

Zeit Gay Manga zu droppen, die von vielen gelobt werden und von denen inzwischen auch schon einige auf dem deutschen Markt erhältlich sind. Der Mann meines Bruders ist in vier Bänden vollständig bei Carlsen Manga erschienen. I Think Our Son Is Gay handelt von einer liebevollen Mutter, die einen Verdacht hat. Aber wie damit umgehen? Meine lesbische Erfahrung mit Einsamkeit von Kabi Nagata ist ein Einzelband und auch bei Carlsen erschienen. Ebenso wie Wer bist du zur blauen Stunde?, auch in 4 Bänden.

Leider habe ich noch nicht allzu viele Girls Love Manga gelesen, aber Bloom Into You wird meist als das Musterbeispiel von Girls Love genannt. Obwohl ich etwas daran zu meckern hatte, kann ich andererseits auch Office Affairs als Empfehlung nennen. An der Stelle ist es auch längst überfällig den Imprint des Carlsen Verlags zu nennen (der mich nicht bezahlt): Hayabusa hat sich auf Boys Love Manga spezialisiert, ebenso auf Feel-Good und Slice of Life, neben anderen Subgenres. Auch nicht verschweigen will ich, das Angebot von Altraverse (die mich auch nicht bezahlen), die ein einige Boys und Girls Love Titel haben. V.A. auch in der jüngeren Vergangenheit einige gehypte Webtoons nach Deutschland brachten wie Hyperventilation, BJ Alex und On or Off.

Zu meinen Boys Love Tipps gehört wohl am allermeisten On or Off. Zwar ist der Titel explizit, aber sich meines Erachtens nach der typischen Muster bewusst. Außerdem hat der Manhwa (=koreanischer Comic) Platz für u.a. lesbische und neurodivergente Nebencharaktere. Akamatsu & Seven hat auch mehr Bewusstsein für LGBTQ+ als wohl andere Titel, einen etwas derberen Stil und schönen Humor. My Pretty Policeman ist eine zauberhafte Reihe, die allerdings dem Gay For You Muster zuspielt. Obwohl absolut herzig und sehr schön gezeichnet und angenehm vom Pacing her, spart es LGBTQ+ eher aus. Davon können auch Fans der Zeichnerinnern von CLAMP ein Lied singen. Gesellschaftliche Aspekte sind in den Genre-Manga hier außen vor. Die Beziehungen sind trotzdem oder gerade deswegen bittersüß und verzwickt und in Fantasy, Sci-Fi oder Steampunk verwoben.

 

Mehr und andere Tipps findet ihr außerdem in [2] (vorrangig Klassiker, die Bewusstsein für LGBTQ+ schufen) und im Artikel 10 Amazing Queer Manga From The Past Decade von CBR eher zeitgenössischere Manga. Bücher, die Trans-Themen, Non-Binärität, Asexualität und noch so vieles mehr abbilden, verstecken sich oftmals im Drama-Genre und Slice of Life. Vielleicht und hoffentlich nimmt sich der Markt dieser Themen bald deutlich mehr an. Neulich fehlinterpretierte ich vom Titel her bereits den Manga My genderless boyfriend als einen auf dem queeren Spektrum, wobei er aber zumindest mit Geschlechterrollen bricht. Was es zumindest meiner Meinung nach nicht braucht, sind mehr und neue Manga Labels und verwirrende Genre-Bezeichnungen.

Quellen

[1] Power Up For Pride With LGBTQ+ Superheroes!, New York Public Library Blog, 2018
[2] A Beginner’s Guide to LGBTQ+ Manga, New York Public Library, 2019
[3] Manga – sechzig Jahre japanische Comics, Paul Gravett
[4] The Popularity of Gay Manga in Japan: What are ‘Bara’ and ‘Yaoi’ and Who Are Its Fans?, GaijinpotBlog, 2019
[5] Comics Corner – A Beginner’s Guide to Yaoi, Bara, BL, and Geikomi, Gayming Mag, 2022

Header image/photo credit: Janko Ferlič

So, das war ein wilder Ritt. Ich habe eine Weile an dem Artikel geschraubt und relativ lange recherchiert und über Fragen gebrütet wie „Warum gibt es mehr Boys als Girls Love“, „Sind Boys Love Manga wirklich nur für ein weibliches Publikum?“, usw. Das ist nun herausgekommen und durch die Recherche konnte ich hier und da meinerseits mit Halbwissen aufräumen und mehr Klarheit schaffen. Vielleicht ja auch für euch? Was war für euch neu? Habe ich mich irgendwo ungenau ausgedrückt oder haben sich Fehler eingeschlichen, lasst es mich wissen. Wie steht ihr zu Gay Manga, Boys Love, Girls Love, etc.? Wie würdet ihr die „Bücherregal“-Fragen beantworten? Hier geht es übrigens zu allen anderen Literarischen Fundstücken.

4 Antworten

  1. Vielen, vielen Dank für diesen guten und facettenreiche Beitrag! Der hat meinen Blick auf das Thema auch noch mal geweitet.
    Ich habe Boys Love nach ein paar (abgebrochenen) Versuch für mich abgehakt. Zu stereotyp und vorhersehbar. Und tatsächlich habe ich mich gefragt, warum es so schwer ist, Mangas zu finden, die Queersein aufgreifen, ohne sich Klischees zu bedienen. Klar, „Der Mann meines Bruders“ ist mir oft begegnet, aber doch einer der wenigen Titel, die man so im Handel findet, wenn man keine klassische BL will.. Dabei gibt / gab es ja durchaus Manga, die gute Figuren abseits der cis-hetero-Masse hatten und diese ganz natürlich und gleichberechtigt präsentieren (ich denk hier zB. an Haruka / Sailor Uranus). So eine selbstverständliche Repräsentation würde ich mir häufiger wünschen (nicht nur in Mangas).

  2. Guter Beitrag!
    Ich bin mir gerade unsicher und müsste selber nochmal schauen, aber ich meine irgendwo aufgeschnappt zu haben, dass Shoujo Ai nicht ganz so schlimme Konnotationen pflegt, wie es bei Shounen Ai der Fall ist. Kann mich aber irren. Müsste nochmal auf BL-Twitter rumstöbern und gucken ob ich was bei James Welker und anderen dazu finde. (Guter Einstiegspunkt übrigens, wenn man sich auch mit der akademischen Seite von queeren Manga beschäftigen möchte.)

    Ich gebe zu, ich habe auch so eine Trennung in meinen Mangaregalen. Mal davon abgesehen dass ich es marketingtechnisch im Buchhandel durchaus nachvollziehen kann – BL ist nunmal ein solides Steckenpferd der Verlage, was deren Absatz angeht – ist es was Repräsentation angeht leider… merkwürdig. Wobei bei uns „richtig“ queere Manga (Titel wie „Wer bist du zur blauen Stunde“) dann doch eher in den regulären Drama-/-Romance-/SoL-Regalen landen. Da scheint mein Buchhandel zumindest vorher mal reinzugucken… 😉 Warum die Trennung in meinem Regal? Es macht für mich mehr Sinn. BL’s sind meist Einzelbände und/oder kurze Reihen. Sieht einfach entspannter aus, wenn die ihre eigene Abteilung haben und ich finde mich leichter zurecht. Im Buchhandel würde ich eher verzweifeln, wenn ich die kompletten Regale ständig nach Neuerscheinungen abscannen müsste.

    Zu GL habe ich absolut keinen Bezug, mich sprechen weder die Anime, noch Manga an (wenn es wieder in Richtung queer geht, bin ich voll dafür zu haben!). Vllt bin ich einfach noch nicht an die richtigen Geschichten geraten, aber „Citrus“ bspw. war furchtbare Grütze. Weiß nicht woran es liegt. Mit BL verhält es sich anders. Ich kam nach langer Überlegung irgendwann zu dem Schluss, dass ich die Stories mag- Klischees und Darstellung hin oder her. Ich bin da sehr unempfindlich. Wahrscheinlich spricht mich die Vulnerabilität von Männern in dem Kontext an? Mir geht es nichtmal um’s explizite, aber ich habe ein Faible für dramatische (pseudopsychologische) Geschichten, da schlägt nunmal vieles in diese Kerbe. Wird von vielen wieder verteufelt, gerade wenn der Rape-Trope (o.ä.) Verwendung findet. Ich liebe z.B. die Stories von Ogeretsu Tanaka, andere verurteilen wiederum diese Darstellungen. Kann ich zum Teil nachvollziehen, aber es gibt durchaus andere Autor:Innen, die da eher mit dem Kantholz reinhauen oder jegliche Empathie missen lassen.

    Ich habe ein bisschen den Eindruck gewonnen, dass die Popularität von BL (und inzwischen auch wieder GL) doch einiges an Zuspruch zumindest unter nicht-queeren Menschen, was sich dann wiederum in Zuspruch oder zumindest Offenheit gegenüber tatsächlich queeren Menschen, findet. Gerade wenn man nach Thailand, China(!), Japan oder Südkorea schaut, werden die Serien-/Film(-adaptionen) doch wieder beliebt und es herrscht reger Nachschub an besagten Content. Auch wenn es gessellschaftlich ganz anders betrachtet wird. Aber gut, das kann ich lediglich von der Außenlinie betrachten, es kann auch nur mein Eindruck sein.

    Ein paar Empfehlungen, falls noch nicht bekannt:
    -„Trau Dich“ 1&2 von Asou Kai (Gefühlt das queerste, was unter dem BL-Label läuft. Fand’s super einfühlsam und süß.)
    – „Vassalord“ 1-7 von Chrono Nanae (Gott, was liebe ich diesen Titel. Sehr charmante Vampiraction mit einem Gigolo-Vampir und einem Cyborg des Vatikan. Leider fast unmöglich in DE zu finden, zumindest die letzten beiden Bände sind inzwischen unauffindbar 🙁 Falls aber in einer Bibliothek oder so auf Lager/bestellbar, unbedingt mal abchecken!)
    – „Mou Ichido, Nando Demo.“ 1&2 von Aniya Yuiji (Über Futekiya verfügbar. Ist genau das, was ich an BL wie oben beschrieben so mag, aber sehr explizit.)
    – „Pornographer“ von Marukido Maki (Ebenfalls über Futekiya. Ein bisschen komödiantisch, aber die Prämisse fand ich fantastisch. Über die Figuren kann man zugegebenermaßen streiten. Die Webserien-adaption läuft kostenlos auf Viki unter „Der Schriftsteller“ und ist ebenfalls herrlich.)
    – „The Ghost Tower“ 1-9 von Nogizaka Tarou (war mal in DE lizenziert, wahrscheinlich OOP. Kann nich viel zu sagen wegen Spoiler, aber es fällt in die Kategorie. Wurde in dem Kontext aber wieder zerrissen, weil manche Darstellungen unnötig sexualisiert sind und wenn es einem erstmal auffällt, nervt es durchgehend beim lesen.)
    – „Life – Mit dir, ans Ende der Zeit“ von Tokokura Miya.
    – „Tough × Smart“ 1&2 von Takatsuki Noboru (Gut, manchmal muss man auch was zu lachen haben dürfen :))
    – „Warte auf mich in Udagawa“ von Hideyoshico (Hier würde es mich wirklich interessieren, wie der Titel bei Leuten mit entsprechender Gender Identity ankommt.)

    – „Hōrō Musuko“ Anime, Fand den wunderbar gemacht, und natürlich hat ein amerikanischer Staat dafür gesorgt, dass die Mangavorlage aus sämtlichen Bibliotheken fliegt, weil ihnen das Thema zu unbequem ist. 🙂
    – „Ookami Shounen to Hamu no Hito“ Oneshot von Mentaiko. (Leider hierzulande nicht verfügbar gerade auch weil Bara, aber dennoch hervorragende Kurzgeschichte. Falls irgendwann mal explizite Bara-Werke zu uns finden sollten, was ich höchst bezweifle, dann unter irgendeinem super Micro-Verlag oder so… wer weiß. Es wird wahrscheinlich immer eine „Randerscheinung“ des BL bleiben.)

  3. […] ihrer Beiträge möchte ich euch heute aber besonders ans Herz legen. Zum einen hat sich Steffi mit queeren Figuren, Repräsentation und Own Voices in Mangas auseinandergesetzt. Zum anderen lädt sie zum Diskutieren und Überdenken des Klassiker-Begriffs […]

  4. […] wiedergeben. (Mehr über die Darstellung und Repräsentanz queerer Menschen in Mangas könnt ihr bei Miss Booleana nachlesen.) Steffis Rezension der Reihe hat mich dann aber eines besseren belehrt. Damit ich mich […]

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