Eigentlich wollte ich heute Serien besprechen, aber es gab einige Erschütterungen in der Serienlandschaft, über die es sich mal zu sprechen lohnt. Vielleicht seht ihr das ja ähnlich. 😉 Außerdem: Anspieltipps und schon einige Dinge, auf die man sich in 2023 freuen darf.
Neubesetzung „The Witcher“ ab Season 4: ohne Henry Cavill, stattdessen mit Liam Hemsworth als Geralt of Rivia
Uff. Darstellerwechsel sind in den meisten Fällen sowieso schon schlimm. Der tut besonders weh. Zum Einen, weil eine Hauptrolle. Zum Anderen, weil das Witcher-Franchise groß und beliebt ist dank Büchern und Games. Solche Brüche bleiben selten unbemerkt oder spurenlos. Schließlich drücken Darsteller:innen ihren Figuren einen Stempel auf. Selbstredend ist es schwierig Rollen zu übernehmen. Es geht hier nicht um Brüskierung über die Personalie Liam Hemsworth – der Kerl hat jetzt einen richtig schweren Job. Was soll ein:e Nachfolger:in da tun? Die Rolle anders interpretieren? Möglich. Nur ist Geralt of Rivia, ähem, bekannt. Um sich solche Fragen nicht zu stellen und allen den Wechsel zu ersparen, wird nicht selten ein Serientod der Figur oder andersartig angelegter Ausstieg in Erwägung erzogen. Ich denke da nur an Greys Anatomy, wo man noch hoffen musste, das „versetzt werden“ die Lösung ist. Leider ist das noch längst nicht alles, was den Ausstieg Cavills sagen wir mal „interessant bis diskutabel“ macht.
Meh. Recasting einer Hauptfigur 🤦♂️🤦♀️🤦WTF https://t.co/jUmeXOGdDi
— MissBooleana (@MissBooleana) October 29, 2022
Die viel größere Bombe als der Ausstieg an sich, ist der Fakt, dass Cavill aussteigt, obwohl er das Witcher-Franchise liebt und die Rolle über alles wollte. Cavill ging den Produzent:innen sogar einigermaßen auf den Keks, um die Rolle Geralts zu bekommen.[2] Jetzt nach drei Staffeln doch zu gehen, führt zwangsläufig zu Gemunkel. Hat es mit seinem Engagement als Superman im DCU zutun oder anderen Projekten?[1] Oder ist es eine überdeutliche Aussage über die Qualität der Serie? Ruft man sich frühere Aussagen Cavills in Erinnerung, verdichten sich die Hinweise, dass eher letzteres der Fall ist. Schließlich sprach er nicht selten darüber, dass er sich die Serie vorlagengetreu erhofft.[3] Letzten Endes beantwortet das aber noch lange nicht alles. Vielleicht tun das Interviews mit Cavill und anderen Serienschaffenden Jahre nachdem die Serie abgesetzt wurde oder beendet ist.
Als jemand, der nur die Serie kennt und bisher weder die Spiele gespielt, noch Bücher gelesen hat, habe ich keinen Vergleichsrahmen. Aber andere meiner Lieblingsbücher und -stoffe wurden schon in andere Medien adaptiert und ich musste meine Erwartungshaltung anpassen. Game ist nicht Buch ist nicht Serie. Unterschiedliche Medien erfordern unterschiedliches Erzählen und andere kreative Entscheidungen. Oder Möglichkeiten! Nicht selten muss auch ein Stoff an die Zeit angepasst werden, in der es erzählt wird, wenn im Ursprungswerk beispielsweise -Ismen auftreten (Rassismus, Ableismus, etc.) Ist Cavill ein Fanboy wie wir alle Fanboys:girls sind und hätte lieber seine Version der Ereignisse diktiert? Oder geht die Serie wirklich qualitativ bergab? Die Zeit wird es zeigen. Soviel erkenne aber auch ich ohne Kenntnisse der Vorlagen – die zweite Staffel hatte mich deutlich weniger am Haken als die erste. Trotzdem mochte ich beide und hoffe einfach, dass die Serienschaffenden das Beste daraus machen.
— Razkaii (@razkaii) October 29, 2022
Quellen:
[1] Screenrant, 1.11.2022, Why Henry Cavill Is Leaving The Witcher, According To Report
[2] Screenrant, 4.11.2022, The Witcher: 9 Interesting Facts About Henry Cavill’s Casting As Geralt of Rivia
[3] Screenrant, 31.10.2022, Cavill Told Us The REAL Reason He’s Leaving The Witcher A Long Time Ago
Forcierte Coming-Outs sind scheinbar ein Ding. Und das ist furchtbar.
Die fantastische Serie Heartstopper hat durch die Stimmen seiner vielen queeren Charaktere eine Sache sehr deutlich gemacht: es ist eine individuelle und sehr persönliche Entscheidung ob, wie und wann ein Coming-Out erfolgt. Und die obliegt einzig der betreffenden Person. Trotzdem sah sich Kit Connor gezwungen sich zu outen und tat dies letzten Endes auf Twitter. In Heartstopper spielt er die Rolle des bisexuellen Teenagers Nick Nelson – eine der beiden Hauptrollen. Schon seitdem die Serie auf Netflix startete und überwältigend positive Fanreaktionen boomten, wurde er immer wieder auf seine Sexualität angesprochen. Da denke ich mir: wen interessiert’s? Erstens ist das privat, zweitens macht es die Serie und die darin dargestellten Themen nicht weniger relevant, falls er wäre cis-heterosexuell wäre.
Aber laut diversen Quellen [4][5] stand dort der Vorwurf des Queerbaitings gegen Connor. Tatsächlich definiert sich Queerbaiting doch aber als das Ködern mit queeren Figuren, Beziehungen und Themen, um den Anschein von Repräsentation in bspw. Medien zu erwecken und eben Zuschauende zu ködern. Diese Inhalte aber nicht tatsächlich wiederzugeben oder nur in einem Mindestmaß anzudeuten. Also halbgarer Mist, der auch mich schon lange ärgert. Lässt sich das auch auf Privatpersonen beziehen? Fühlen sich Fans ge-queer-baitet, wenn das Privatleben der Stars nicht mit dem in der Fiktion übereinstimmt? Ist das nun der Punkt, wo nicht mehr die Serienschaffenden mit ihrem Queerbaiting übergriffig sind, sondern die Fans?
Forcierte Coming-Outs sind aber scheinbar tatsächlich ein Ding – zumindest in 2022. Im Falle von Rebel Wilson waren es Journalist:innen der Zeitung Sydney Morning Herald[6], die Wilson drohten sie zu outen um ein Statement oder sonstwas zu gewinnen. Alles für die Story? Mein Gott, lasst die Leute doch in Ruhe. Es sind offenkundig nicht immer nur Fans, die Fiktion und Realität nicht auseinanderhalten können und wollen, sondern auch allgemein ist das Interesse am Privatleben von Personen des öffentlichen Lebens scheinbar fiktionsüberschreitend. Cancel Culture, Social Media, wir sind uns doch alle so nah und denken offenbar wir haben Ansprüche auf etwas? Wann lernen wir wieder die Privatsphäre der Menschen zu respektieren, auch wenn das Internet uns glauben lässt, dass wir ein Teil davon sind? Nein. Sind wir nicht. Und das ist auch gut, denn wir wünschen uns das letzten Endes auch für uns selber.
Quellen:
[4] Gayming Magazine, 1.11.2022, Heartstopper’s Kit Connor comes out as bisexual after fans accused him of ‘queerbaiting’
[5] TAZ, Verfehlte „Queerbaiting“-Debatte
[6] Stern.de, 13.06.2022, Australische Zeitung setzte Rebel Wilson vor Coming-out unter Druck
Mischtüte
Es haben sich ja immer mal Künstler:innen daran versucht die Simpsons als realitätsgetreue Menschen oder im Anime-Style zu illustrieren und zumindest ich fand das immer ganz cool. Jetzt aber lief wohl am 30.10. anlässlich Halloween eine Treehouse of Horror Episode, in der Lisa statt Light ein Death Note findet und gemäß des Animes überlegt wie sie damit die Welt verändern kann. Wow. Komplett inklusive Animestyle-Simpsons. 🙂 Ich finds klasse. Die Simpsons haben sich hierbei schon mehrmals vor Animes verneigt. Apropos Anime – there’s a new kid in town. Schon lange geht der Manga Chainsaw Man durch die Decke. Seit Kurzem wird auch der Anime in Deutschland im Stream angeboten – wie auch international. Und ich würde behaupten ist einer der am heißesten erwarteten Animes des Jahres. Wenn man auf Twitter unterwegs ist, weiß man immer sehr genau, wann eine neue Folge erschien, da die doch zumeist trenden. Laut [8] ist das Interesse daran „noch schnell den Manga nachzuholen“ sehr groß, denn der Manga verdrängte kürzlich selbst die Leserzahlen von One Piece in der Publisher-eigenen App Manga Plus. Wow. Davon mal abgesehen: auch ich hole den gerade nach. ^^
The Simpsons‘ ‚Death Note‘, Homero Top, Youtube
Anbei noch ein paar andere Sendehinweise. Noch bis zum 16.11. kann man die ausgesprochen spannende Serie Vigil in der ZDF Mediathek schauen – ich kann’s nur empfehlen. Auf Disney+ läuft seit Kurzem die Serie The Bear, die gerade unabhängig voneinander (aber wer weiß das schon) von mehreren Kritiker:innen als „beste Serie des Jahres“ bezeichnet wurde. Die Quellen habe ich zwar nicht nochmal gefunden, aber die Serie um einen Sterne-Koch, der das Familiengeschäft mitsamt streitlustiger Angestellter und Schulden übernimmt und retten will, ist tatsächlich sehr cool. Mich als Whovian hat es außerdem sehr gefreut, dass Doctor Who ab 2023 mal ein definitives Zuhause hat[9]. Dass das Disney+ ist, dürfte für mindestens soviele cool wie schrecklich sein. Ich erinnere mich nur ungern an Zeiten, in denen man sehr kreativ werden musste, um auch mal die neue Staffel sehen zu können. Einer der Gründe, warum ich schon eine Weile keine mehr gesehen habe, leider. Belief sich auf hopping zwischen BBC-Channel auf Amazon und ONE. Das nehme ich 2023 vielleicht mal als Anlass für einen Rewatch, was sagen wir mal „ein Projekt“ werden dürfte.
Quellen:
[7] Anime2You, 30.10.2022, So sieht die »Death Note«-Parodie der »Simpsons« aus
[8] Screenrant, 02.11.2022, Chainsaw Man Has Officially Dethroned One Piece As Top Shonen Manga
[9] heise.de, 26.10.2022, Doctor Who reist ab 2023 bei Disney+ durch Zeit und Raum
Das waren dann wohl die Serien-Neuigkeiten, die mich bewegt haben. Welche haben euch bewegt? Welche Hauptdarsteller:innen-Wechsel des Grauens haben Serien (und ihr als Zuschauende) schon gut überstanden oder weniger gut? Was ist für euch die bisher beste Serie 2022, wenn wir schon bei solchen stolzen Titeln sind? Frage für einen Freund. Vielleicht lerne ich dann, was ich dieses Jahr unbedingt noch schauen sollte. 😉
Immer zwischen dem 5. und 10. eines jeden Monats mache ich einen kleinen Ausflug in die Serienlandschaft. Ob aktuelle Serien, all-time-favorites, irgendeine TOP-5 oder einfach ein paar zerstreute Gedanken: es ist alles dabei :).
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