Neulich im Kino … Filmbesprechung zu „The Menu“

Und der Preis für den Film, der im Kino übertrieben stark beworben wurde geht aaan … „The Menu“! Keine Ahnung wie oft uns im Filmvorprogramm der Trailer um die Ohren und Augen gehauen wurde. Es war oft. Und es hat funktioniert. Wir waren neugierig und sind letzten Endes in den Film gegangen. Die Besprechung ist spoilerfrei.

Im Grunde hatte The Menu alle möglichen guten Zutaten. (Pun intended.) Mit Dominique Crenn hat es eine Sterneköchin als Beraterin und das Drehbuch galt lange Zeit als eines der spannendsten, von Hollywood bisher nicht verfilmten. Es spielt mit etwas alltäglichem und mischt es mit Horror und schwarzem Humor. Das funktioniert meistens. The Menu adressiert das Phänomen Klassengesellschaft und hält Menschen als Konsumenten den Spiegel vor. Wir gehen doch alle gern essen? Aber dann kommen andererseits nicht alle Elemente des Films voll zur Geltung. Manches an dem kammerartigen Stück verschiebt sich zu sehr in Banalitäten und verliert sich zwischen seinen vielen Figuren und der überbordenden Ästhetik. Aber fangen wir am Anfang an.

Das Paar Tyler (Nicholas Hoult) und Margot (Anya Taylor-Joy) setzt per Schiff auf eine Insel über, auf der sie im legendären Restaurant Hawthorn einem mehrgängigen Dinner beiwohnen dürfen. Teuer war der Spaß, exklusiv ist der Abend. Es sind nur wenige Gäste überhaupt zugelassen. Darunter auch die Restaurantkritikerin Lillian Bloom (Janet McTeer), ein paar Business-People und der Schauspieler George Díaz (John Leguizamo). Nicht alle freuen sich so frenetisch auf das Dinner wie Tyler, der den Maître des Hawthorn, Julian Slowik (Ralph Fiennes), geradezu vergöttert. Manche sehen dem Abend eher mit Desinteresse entgegen. Nicht alle halten sich an die Regeln. Eins trifft sie alle gleich: sie hatten keine Ahnung, was sie bei dem Dinner wirklich erwarten wird.


THE MENU Trailer (2022), ONE Media, Youtube

The Menu ist in einem ähnlichen Fahrwasser unterwegs wie Don’t Worry Darling. Beide äußern eine im Grunde starke Kritik, lediglich substance droht zwischen dem style und den Schockereffekten unterzugehen. Indem The Menu neben der Klassengesellschaft auch andere Themen wie Konsument-Dienstleister-Beziehung, Geschlechterrollen und Belästigung am Arbeitsplatz adressiert, verzettelt er sich aber auch. Wäre es nicht effektiver gewesen sich auf das Überhöhen der Sternküche als Perversion von Klassendenken und Perfektionssinnsuche zu beschränken? Hätten dann nicht viele Szenen ein ganz anderes Gewicht gehabt?

Ralph Fiennes und Anya Taylor-Joy brillieren als diejenigen, die „die andere Seite“ kennen. Den Genuss auf der einen, den Dienstleistungsaspekt auf der anderen Seite. Die der Perfektion und die der Bitterkeit, wenn die einstige Berufung zum Beruf wird, intrinsische Motivation in bloßes „Schaffen“ und Zählen der Stunden bis zum Feierabend verkommt. Hier ist der Film in vielen Szenen stark, aber auch sehr gewollt. Für das Visuelle gilt dasselbe. Hochwertige Gerichte inszenieren können sie. Richten auch. Richten um des Richten willens wird aber auch langweilig. Wiederum Spaß machen die vielen, emsig herbeidefinierten „Gasttypen“. Der Fanboy (Tyler), die Kritikerin, die Desinteressierte, der Anspruchsvolle, etc. Was auf dem Papier geil klingt, ist in echt dann vorhersehbarer. Aber: damit weiß der Film umzugehen.

The Menu, USA, 2022, Mark Mylod, 108 min, (7/10)

Sternchen-7

Hat mir der Film in der köstlichen Weihnachtszeit den Geschmack verdorben? Nein, nein. Hat er das Potential dazu? Hmmm, kommt wahrscheinlich auf die Zuschauenden an. Der Film markiert übrigens Türchen 7 des Blog-Adventskalenders. Schaut gern mal in die anderen Artikel rein. Und wie hat dir „The Menue“ geschmeckt?

3 Antworten

  1. Mir hat „The Menu“ sehr gut gefallen. Leider aber hatte ich den Fehler gemacht, vorher zu wenig zu essen – und je später der Abend wurde, desto hungriger wurde ich. Das Dilemma habe ich dann gelöst, indem ich nach dem Film die nächste Burgerbraterei aufgesucht habe.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Haha, ja die Gefahr besteht – ich hatte hinterher auch etwas Hunger. 🙂

  2. Ich fand den sehr schmackhaft. 😉

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