Strelaxen oder so
Chillaxen sagt niemand mehr, ich fand den Begriff auch immer eher schlimm. Strelaxen beschreibt meinen Juni eher. Die ausgewogene (und semi gesunde) Mischung aus zuerst stressen, dann relaxen. Hat das schon wer erfunden? Nein? Dann habe ich das gerade. Der Juni bestand aus einigen Wochenenden, die sich ganz Geburtstagsfeiern lieber Freunde und Familie widmeten. Wir feierten am See und sahen der Sonne beim Untergehen über den Kiefern zu. Außerdem war es das erste Mal, dass ich Leitergolf gespielt habe. Wie kann es sein, dass mir das in meinem über dreißigjährigen Leben nie begegnet ist? Ein Familiengeburtstag führte uns außerdem auf einem Dampfer die Elbe entlang. Es war alles sehr schön und hat uns sehr gut aus dem Alltagstrott befreit. Durch lange Bahnfahrten auf unbequemen Sitzen (mit Mitfahrer:innen, denen ihre Privatsphäre schmerzhaft egal ist), habe ich mir aber auch ganz schön den Rücken versaut. Im einzelnen waren aber die Anlässe sehr schön und es tat gut alle Leute wiederzusehen, die man eine Weile nicht gesehen hat. Nur der kleine Mangel an selbstbestimmter Freizeit macht sich schon bemerkbar. Außerdem der Juni: Firmenjubiläum feiern, Buchclub bei Sturm und Regen und im Schein roter Lampions, Essen gehen mit Freunden, Fête de la Musique in Magdeburg – spezifischer dieses Mal Metal, schwierige Gespräche, angenehme Gespräche. Ruhepausen gab es, fanden meist auf dem Balkon statt oder im Lesesessel. Wahrscheinlich bin ich die einzige, die sich über zu viel feiern beschwert. Oder ich bin eben ein wenig introvertierter als ich dachte. Die Batterien sind ordentlich runter, dafür habe ich schöne Erinnerungen gesammelt.
Weltgeschehen
Der Kulturpass startete im Juni und erlaubt nun 18-Jährigen ein gewisses Freikontingent für kulturelle Angebote, Bücher, etc. Ich bin zu alt dafür, aber ich hätte das klasse gefunden. In der Ukraine brach Anfang Juni der Staudamm des Wasserkraftwerks Nowa Kachowka und hinterließ in der eh schon durch den russischen Angriffskrieg gebeutelten Ukraine Seuchengefahr, Evakuierungsnöte, etc. Die Ursachen sind (so zumindest mein Kenntnisstand) bis heute noch nicht eindeutig geklärt. Ein anderer Eklat dürfte das Gerangel zwischen Wagner-Söldnerchef und Putler sein. Geschauspielert, real, ausgehandelt nach Eskalation – das Durcheinander sah kurz nach einem möglichen Bürgerkrieg aus, erscheint jetzt nur noch obskur und nebulös. Zurück ans andere Ende der Welt: Trump wird in über 30 Punkten angeklagt und plädiert auf unschuldig. Armutszeugnis: die AfD stellt erstmals einen Landrat (in Thüringen). Mir fehlen die Worte. Das kann nur Protestwahl, Trotz und Desinformiertheit sein. In Deutschland gab es heftige Unwetter. Hat es meinen Balkon zerlegt? Bisschen. Und enden wir mit einer guten Nachricht: Der Warntag war offenbar ein Erfolg und ARD/ZDF strahlen die Frauen-Fußball-WM live aus.
Filme, Bücher, Serien, IT und alles andere was Spaß macht
Ja, super viel bin ich nicht zum Filme und Serien schauen gekommen. Ich bin gerade etwas auf die Dokus gekommen, v.A. aus der Arte Mediathek. Aber auch nicht so, dass ich welche davon empfehlen müsste. Filme, die mir gut gefallen haben sind Christian Petzolds Undine mit Paula Beer und Franz Rogowski. Außerdem Hong Sung-euns Film Aloners (gibt’s bei MUBI, falls ihr euch fragt). Into the Spiderverse fand ich auch ganz gut, aber auch nicht so sehr, dass es mich jetzt in die Fortsetzung treibt. Mein Rewatch des Monats ist wohl Hearts in Atlantis, den habe ich als Kind geliebt. Lebt eben auch sehr von Nostalgie. Anlässlich Pride Month habe ich Love, Simon geschaut und sehr gern mitgeraten, wer sein Brieffreund ist. Aber sehr ungern gesehen wie das alles eskaliert. Die Eltern-Kind-Geschichte fand ich darin auch sehr schön dargestellt. Überhaupt nicht gefallen hat mir der Film Fikkefuchs. Ins Kino habe ich es irgendwie nicht geschafft und möchte aber so gern mal wieder. Seufz.
UNDINE – der neue Film von Christian Petzold – offizieller Trailer, Piffl Medien, Youtube
Serien, die ich geschaut habe sind The Office Season 9 – wow, was für ein emotionales Ende. Außerdem Black Mirror Season 6, die ich leider sehr unspektakulär fand. Hat enorm viel Potential verschenkt aus den aktuellen Entwicklungen rund um Deepfakes, KI, Algorithmen und unserem Leben. 4 Blocks Season 1 habe ich auch gesehen – es waren eher alles kurze Staffeln. Angefangen habe ich nun eben mit The Witcher Season 3, One Punch Man Season 2 (ein Anime) und The Walking Dead Season 3. Die regt mich schon wieder auf. Aus mir wird wohl kein TWD-Fan. Wenn ich auf der Couch gelandet bin, habe ich auch öfter mal Death Stranding gespielt, da es nun dort auf das Ende zugeht. Und das wird recht apokalyptisch.
Beim Lesen ging noch am meisten ab – lange Bahnfahrten machen’s möglich. Gelesen habe ich die letzten Züge von Das Liebespaar des Jahrhunderts, von dem ich letztens schon schwärmte. Hat mir sehr gefallen. Auch gut gefallen hat mir Das Erbe der Elfen, der erste Band der Hexer-Reihe. Zur Einstimmung auf die dritte Staffel bei Netflix. Da ich ja nicht so für High-Fantasy mit den immergleichen Fantasiefiguren (Elfen, Zwerge, Zauberer, etc.) bin, war ich doch überrascht wie gut mir der Band gefallen hat. Vieles tut der Humor und das Miteinander der Charaktere. Am besten gefällt mir wohl aber, dass es hier gleich einige Frauenfiguren gibt, die auch eine bedeutungsvolle Storyline haben. Oder zumindest eine, die ihnen auch wirklich Profil und Eigenständigkeit zugesteht. Gwendys Wunschkasten lese ich gerade zu Ende und habe noch keine Meinung. Aber sehr neu erscheint mir die Handlung nicht. Gelesen habe ich es wegen der (bisher sehr kleinen) Verbindung zu Stephen Kings Dunkler Turm Reihe.
Eins der wohl charmantesten Bücher im Juni war Navillera Band 1, ein Manhwa über einen Rentner, der Ballett lernen möchte. Nicht ohne Reibungspotential – seine Familie findet das ganz furchtbar. Gute Mischung aus Ernst und Humor. Außerdem gab es noch ein paar Comics, die ich inzwischen schon wieder in die Hände der Bibliothek übergeben habe. Ein Sachbuch über Arbeitskram (Microservices) war auch dabei, das wird mich noch eine Weile begleiten. Für den Buchclub habe ich mir außerdem Das Café ohne Namen von Robert Seethaler als Hörbuch gegeben, war nicht so meins. Viel Nostalgie, sehr schwermütig in der Mitte und irgendwie wenig, was man mit nach Hause nimmt. Aktuell höre ich Der geheimnisvolle Mr. Hyde von Craig Russell, was ich ausnahmsweise (trotz David Nathan) nicht so gut gelesen finde (als ob er Eile hätte). Hat aber überraschend starke Lovecraft-Vibes.
Und sonst so?
Ja, irgendwie wollte ich mehr Kommentare beantworten, mehr Blogs lesen, sogar (noch) mehr bloggen, aber drin war’s zeitlich eben nicht. Trotzdem sind im Juni dann doch (fast) vollständig Besprechungen und Artikel erschienen, die queere Charaktere zentrieren oder die zumindest ein bisschen mit Pride zusammen hängen. Das ist dann doch wieder schön. Auch wenn klar sein sollte, dass jeder Monat Pride Month sein sollte. ♥ Zusamengefasst findet man das unter dem Tag Pride Month 2023. Ich hatte viel Spaß daran die 7ème art zu Jane-Austen-Verfilmungen zu schreiben und über Julia Armfields Our Wives Under the Sea. Außerdem den Mein Top 5 Queerbaiting in Serien Post, der nicht ganz frei von Sarkasmus ist. Was ich alles aus der Blogosphäre mitgenommen hat, liest man dann ja in der Blogophilie. 🙂 Natürlich ist mir auch aufgefallen, dass echt wenig Kommentare und Klicks im Juni zu verzeichnen waren. Wenn ihr Feedback für mich habt, dann gern her damit. Fehlt euch etwas am Blog? Ansonsten schiebe ich es auf etwas ähnliches wie bei mir: der Sommer, es passiert viel abseits des Bildschirms. Jedenfalls peile ich an auch wieder etwas aktiver im Austausch zu werden, mal gucken, ob das auch was tut.
Wie war euer Juni? Seid ihr schon urlaubsreif? Oder skippt ihr das vorerst noch? Macht ihr große, weite Reisen oder zelebriert eher Balkonien? Habt ihr die diversen Stürme und Unwetter gut überstanden? Ich hoffe es und wünsche uns allen einen schönen Juli.
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