Serienlandschaft: Besprechungen in fünf Sätzen („The Consultant“, „The Office“ S7, „I don’t work here“, „Black Mirror“ S6)

Die Mischung heute könnte nicht bunter sein. Ist es ein gutes Zeichen, dass ich die trotzdem in fünf Sätzen besprechen kann? (Oder das zumindest versuche?) 😉 Nun, ich denke zu ihnen gibt es gar nicht soviel zu sagen. Und wie immer hier bei den „fünf Sätzen“ gilt: Ziel ist es die gesehenen Serienstaffeln in nicht mehr als fünf Sätzen zu besprechen. Schachtelsätze sind dabei verboten. Das ganze funktioniert spoilerfrei für die Staffel, die ich reviewe. Nicht spoilerfrei für vorangegangene Staffeln. In fünf Sätzen auch ich ja auch gar keine Zeit viel zu spoilern.

„The Consultant“ Season 1

Nachdem der CEO der Mobile-Game-Schmiede CompWare auf schockierende Weise ums Leben kommt, erscheint der Consultant Regus Patoff (Christoph Waltz) auf der Bildfläche und übernimmt das Ruder. Die vielen Angestellten von CompWare haben Fragen, denen letzten Endes vor Allem der Game Designer Craig (Nat Wolff) und „Creative Liaison“ Elaine (Brittany O’Grady) nachgehen. Insbesondere zu Beginn der Staffel ist The Consultant durch Patoffs seltsame Gebaren und die Ungereimtheiten, die Craig und Elaine bemerken, ein angenehm perfides und unterschwellig unheimliches Absteigen in eine Art Business-Horror – irgendwo zwischen Drama, Krimi und einem Hauch Beziehungsgedöhns. Was anfangs frisch wirkt, zeigt aber in vielen Belangen gegen Ende Ermüdungserscheinungen und verliert sich allmählich wie die Darstellung der Game Developer Szene (am Anfang solide, am Ende deutlicher Quatsch) oder auch das Spiel mit dem moralischen Abstieg Elaines, das dann nicht ganz durchgezogen wird. Das coole Opening mit dem stimmungsvollen Song und dass Christoph Waltz nicht ganz seinen üblichen Shtick abspielt ist klasse, aber letzten Endes ist The Consultant nicht frei von Fragezeichen und angeteaserten Ideen, von denen man gern mehr gesehen hätte. (6/10)

Sternchen-6


The Consultant – Official Trailer | Prime Video, Youtube

„Black Mirror“ Season 6

Black Mirrors sechste Staffel besteht aus fünf Episoden, deren erste beiden gegen Netflix schießen, wenn in Joan Is Awful eine Frau entdecken muss, dass ihr Leben als „Streamberry“-Serie verfilmt wurde und in Loch Henry der True-Crime-Fetish auf schaurige Art aufgegriffen wird. 6×03 Beyond the Sea hingegen ist die vielleicht beste Episode der Staffel und deutliche Science-Fiction, wohingegen die vierte Episode (Mazey Day) schon überraschend andere Akzente setzt. Ein besonderer Fall ist die letzte Episode Demon 79, das sich trotz Anleihen an frühere Black-Mirror-Episoden wenig nach Black Mirror anfühlt, weil deutlich Fantasy-lastiger. Eigentlich als Teil der Retro-Horror-Anthologie Red Mirror angedacht, ist Demon 79 hier stattdessen zu Test Screening Zwecken aufgenommen worden und beschäftigt immerhin am meisten durch den scheußlichen Fremdenhass. Anders als seine Vorgängerstaffeln variiert die sechste zu wenig, schießt sich auf bestimmte Motive ein (wenn schon Netflix-Kritik, warum dann nicht alle Episoden?) und hat leider eine Menge Chancen ignoriert (Generative AI, AI Copyright Probleme, Deepfakes), sodass die übliche Black Mirror-Formel leider kaum spürbar ist. (5/10)

Sternchen-5


Black Mirror: Season 6 | Official Trailer | Netflix, Youtube

„I don’t work here“ Season 1

I don’t work here ist der klassische Spruch von Familienvater und Werbetexter Dawit (Akeem van Flodrop), wenn ihn im Supermarkt mal wieder jemand für einen Mitarbeiter hält, nur weil er schwarz ist. Die deutsche Miniserie ist Remake einer israelischen und dreht sich um ihn, seine deutsche Frau Laura (Sina Martens), ihr gemeinsames Kind und die Großeltern. Die Episoden sind alle witzig genug, damit die mitunter deftigen, adressierten Themen wie Racial Profiling nie belastend sind, sondern eher entlarvend. So handeln die Episoden durchaus neben ihrem multikulturellen Hintergrund und den ganz normalen Sorgen eines Mehr-Generationen-Haushalts auch mal von kleinen Flunkereien, Eitelkeiten oder dem Neverending Level Game die Nachbarn beeindrucken zu wollen. I don’t work here ist angenehm menschlich und aus der Mitte, ist aber vor Allem herrlich kurzweilig und witzig. (8/10)

Sternchen-8

„The Office (US)“ Season 7

In der siebten Staffel des US-Office versucht Dunder Mifflin als Ganzes weiterhin die eigene Firmenkultur und Identität mit Sabre zu vereinbaren, Andy (Ed Helms) will Erin (Ellie Kemper) zurückgewinnen und Michael (Steve Carell) wird einigermaßen stark durch die Meldung geschüttelt, dass eine ihm nahestehende Person zurückkehrt. Wie aber schon in der sechsten Staffel haben sich für mich einige der Konflikte und Themen etwas abgenutzt, wodurch sich auch die ganze Andy/Erin Geschichte wie ein zweites „Jim und Pam“ anfühlt und ab einem gewissen Punkt nicht mehr mitnimmt. Über weite Strecken hält einen die Staffel durch bloße Gewohnheit bei Stange und kleinere Highlights wie Gastauftritte von Evan Peters als Michael Scotts faul-dreisten Neffen oder gar Ricky Gervais höchstselbst. Deutlich besser wird die Staffel gegen Ende als sich ein bedeutungsvoller Abschied anbahnt, der auch mich emotionaler getroffen hat als ich wohl je angenommen hätte. Der Interview-Prozess gegen Ende strotzt erneut nur so vor Gastauftritten (James Spader! Catherine Tate!) und ist für mich eines der Highlights der Staffel, weil er den ganzen Blödsinn des Berufslebens in nur einer Episode abzuspulen vermag. (7/10)

Sternchen-7


Best Intro Ever – The Office US, The Office, Youtube

Ok, das da oben war schon ein cooles Intro 🙂 Irgendwie sind die Cold Openers in „The Office“ immer mehr kleine Highlights geworden. Zu „The Consultant“ muss ich dann wohl doch noch einen 6. und 7. Satz loswerden, weil sich die professionelle Meinung nicht ausklammern lässt. Anfangs beeindruckt es ja schon, dass mal echte Coding-Begriffe fallen oder an Whiteboards des CompWare-Büros stehen. Die Sache mit dem unentdeckten Trackingcode (den Craig wohl jederzeit hätte entfernen können), bringt schon ins Grübeln. Code Review ist kein Konzept bei CompWare oder was? Auch zu „Black Mirror“ habe ich noch einen: Wenn man eine Serienstaffel als lang erwartet labelt, dann weiß man eigentlich schon, dass die Erwartungen zu hoch sind, damit das ganze noch als gut wahrgenommen werden kann. Oder wie habt ihr die Serien wahrgenommen? Ich kenne niemanden, den die sechste Staffel nicht enttäuscht hat. Stand heute kann man I don’t work here in der ZDF Mediathek gucken. „The Office“ und „Black Mirror“ auf Netflix. „The Consultant“ via Amazon Prime.

Immer zwischen dem 5. und 10. eines jeden Monats mache ich einen kleinen Ausflug in die Serienlandschaft. Ob aktuelle Serien, all-time-favorites, irgendeine TOP-5 oder einfach ein paar zerstreute Gedanken: es ist alles dabei :).

5 Antworten

  1. I don’t work here hab ich mir gleich mal vorgemerkt

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Super, ich hoffe, dass dir die Serie auch so gut gefällt. 🙂

  2. Avatar von donpozuelo
    donpozuelo

    Bei Black Mirror fehlt mir noch eine Folge. Ich find’s bisher nett, aber mehr auch nicht. Hat nicht mehr so ganz den Black Mirror Touch, finde ich

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Das fasst es ganz gut zusammen denke ich 😉

  3. […] Holly (Amy Ryan) zusammenzuleben, hat sich in der (höllisch komischen) Bewerbungsphase Ende der siebten Staffel offenbar Robert California (James Spader) durchgesetzt. Das hat v.A. die Chance, dass wir einen […]

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