Serien-Besprechung: „The Walking Dead“ Season 9

Nach dem Ende des Saviors-Arcs in der achten Staffel und der Ansage Ricks gegen Ende schlägt „The Walking Dead“ (TWD) in vielerlei Hinsicht ein neues Kapitel auf. Mit einem neuen Intro. Und neuen Gegnern. Aber alten Problemen. Für mich allerdings hat sich die Formel totgelaufen (pun intended). Enthält Spoiler für Staffel acht und ggf. vorhergehende.

The New World

Ricks (Andrew Lincoln) Botschaft nach dem Sieg gegen die Saviors umzusetzen wird für alle eine Herausforderung. Sanctuary, Hilltop, Alexandria, Oceanside sollen zusammenarbeiten. Aber die Geschehnisse und Gewaltakte werfen lange Schatten. Nicht jeder will den Saviors die Taten verzeihen und gute Miene zum Bösen Spiel machen. Und nicht jeder der Ex-Saviors ist so einsichtig wie Alden (Callan McAuliffe). Am schlimmsten gärt es wohl in Maggie (Lauren Cohan), die Rick nicht verzeihen kann, dass er Negan (Jeffrey Dean Morgan) verschonte. Anfangs macht die Staffel ein Geheimnis darum, was aus Negan wurde – die Antwort kommt natürlich, man spannt uns nur (wirksam) auf die Folter.

The Walking Dead – Official Season 9 Comic-Con Trailer | SDCC 2018, GameSpot Universe Trailers, Youtube

Während Rick also versucht das Gefüge mühselig zusammen zu halten und Carls Vision zu bewahren, passiert etwas unvorhergesehenes, dass einen tiefen Einschnitt in die Serie markiert, zum Ausstieg einer prominenten Figur führt und (sehr früh) ein künstliches Mysterium erzeugt. Das wird erst in späteren Staffeln wieder aufgegriffen und macht klar: man bereitet hier bereits Sequel-Serien vor. Schön, dass jetzt so genau zu wissen, aber wie mag sich das für damalige Zuschauende angefühlt haben?

Beim Schauen von Season 9 wartet man noch auf Hinweise was passiert ist, und danach? Es ist kein Wunder sich an der Nase herumgeführt zu fühlen. Immerhin löst das die neunte Staffel (in bewährter TWD-Manier) mit Zuckerbrot nach der Peitsche. Typischerweise gibt es nach solchen herben Episoden welche mit viel Comic-Relief oder einer Überraschung, die uns erstmal ablenkt. Man entschied sich für letzteres und nichts geringerem als einem Zeitsprung. Sechs Jahre später begegnen wir einer wehrhaften Judith (Cailey Fleming), die eine Gruppe von Menschen vor Walkern rettet und nach Alexandria bringt. Der Wow-Effekt bleibt nicht aus. Und nach dem Zeitsprung gibt es eine Menge neues zu entdecken. Namentlich wie sich inzwischen das Leben in den Gemeinschaften verändert hat, das immer wirkungsvolle Wer-mit-wem und Was-wurde-aus …? Und: neue Gegner.

Whisperers whisper whispers

Der Auftakt beginnt erstmal gut. TWD besinnt sich (augenscheinlich) zurück auf die Bedrohung durch Walker und inszeniert diese in einem Showdown bester Manier auf einem Friedhof. Dort begegnen unsere Freunde Walkern, die offenbar flüstern und bewusst handeln. Sie taufen sie die Whisperer und entkommen ihnen allein aufgrund des Überraschungseffekts nur mit Müh und Not.

Hat es die Serie also geschafft von den Menschen als Bedrohung zurück zu den Walkern zu wechseln? Jein. Es gibt einen Twist bei der Sache. Aber Bedrohung durch Walker sind dennoch ein Teil der Formel. Die funktioniert allerdings zumindest für mich kaum. Der Whisperers Arc war für mich unglaubwürdig und an den Haaren herbeigezogen. Soviel muss man der Idee aber zugestehen: am Anfang ist das sehr spannend. Auch der Gedanke von Indoktrination und einem eingeimpften Credo hat was. Nur ist es ja nicht so, dass wir das und charismatische Führungsfiguren das erste Mal in TWD sehen. Das ist es wohl, was mir die neunte Staffel spätestens ab Episode 9×09 verleidet. Ich bin es müde immer mehr desselben zu sehen.

An den Darsteller:innen liegt das nicht. Ich finde das insbesondere die Gruppe um Connie (Lauren Ridloff) und Magna (Nadia Hilker) großartige Neuzugänge sind. Ebenso wie Cassady McClincy als Lydia, Samantha Morton als Alpha, oben erwähnte Cailey Fleming als nun größere Judith und viele andere. Dass Daryl mit „Dog“ einen tierischen Sidekick bekommt, erweicht mein Herz. Dass er seine Beziehung zu Rick nochmal nach dieser seltsamen Anti-Allianz aus Staffel 8 überdenkt, versöhnt mich zwar nicht mit dieser schlecht vorbereiteten Plot-Entscheidung, aber gut. Was ich der Staffel außerdem nicht verzeihen kann: dass man uns eines deutlichen On-Screen-Statements zu der Beziehung Aarons (Ross Marquand) und Jesus (Tom Payne) beraubt hat. Dabei lebt die Serie doch Diversität und Inklusion sonst sehr selbstverständlich, was ich immer als einen der cooleren und zeitgemäßeren Aspekte der Serie sah. Nicht verschweigen will ich aber das sowohl das neue Intro als auch der allgemeine Look der Serie eine positive Veränderung sind. Subjektiv ist die Staffel cinematografisch spannender, schöner und dramatischer gefilmt. Um dann zu alter Form(el) zurückzufinden muss die Staffel natürlich mit einem herben Schlag enden. Klar. Das ist schließlich TWD. Warum kann ich schon vorhersehen wie es weitergeht? (6/10)

sternchen-6

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Wie hat es sich an diesem Punkt für euch angefühlt TWD zu schauen? Wart ihr ähnlich unzufrieden wie ich oder hat euch die Staffel schon noch überrascht? Und wann habt ihr gemerkt, dass der Vorspann sich im Laufe der Zeit verändert und dem Geschehen der Serie anpasst?

2 Antworten

  1. Zu Beginn dachte ich noch: Cool, die Walker entwickeln sich weiter und handeln jetzt strategisch. Aber leider war diese Vermutung falsch und so die Idee verpufft. Ich weiß gar nicht, ob ich die Staffel noch zu Ende geschaut hab oder hier schon ausgestiegen bin…

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Das witzige ist … ganz am Ende der Serie (Staffel 11 Ende) wird in Richtung „clevere Walker“ nochmal so ein Hinweis gegeben. Es wäre der Serie aber durchaus zuzutrauen, dass sie das gar nicht nochmal ausbaut. Oder dass man eben die zig Spin-Offs nicht guckt und es zwangsläufig nicht erfährt. Für mich war es jedenfalls nicht genug Anreiz mir die zu geben. Ich bin aber auch erstmal pappsatt nach elf Staffeln TWD XD

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