Neulich im Kino … Review zu „Batman v Superman: Dawn of Justice“

Alle reden über diesen Film. Und ich musste zwei Wochen warten bis ein Kumpel aus dem Urlaub zurückkommt, damit wir den endlich gucken können. Zwei Wochen nicht mitreden können, die Reviews meiden – dabei bin ich so gespannt gewesen, ob Zack Snyder die Man-of-Steel-Materialschlacht in eine zweite Runde schickt oder einen passablen Superheldenfilm hinlegt? Ich habe trash erwartet und wollte ein trash-fest feiern. Warum? Weil ich zwar ein Batman, aber kein Superman-Fan bin und das Aufeinandertreffen der beiden für mich etwas ist, dass nur im Comic funktioniert. Beide kommen aus unterschiedlichen Welten. Batman ist Krimi, Noir und Thriller. Gotham ist das Sinnbild der von Kriminalität und Korruption verseuchten Städte. Und ein Mann kämpft dagegen an. Batman ist düster, Batman ist dunkel. Superman war für mich immer ein Strahlemann, einer der unverhofft zu Superkräften kommt, eine Figur, die mich nicht interessiert. Wie gelingt die Fusion? Review ist spoilerfrei, nicht aber die externen Links!

Auf der anderen Seite des Chaos. Während in Man of Steel der Kampf zwischen Clark Kent/Superman (Henry Cavill) und General Zod (Michael Shannon) ohne Rücksicht auf Verluste Metropolis in Schutt und Asche legte, beginnt Batman v Superman mit der Perspektive Bruce Waynes (Ben Affleck). Er rast durch Metropolis auf dem Weg zu einem seiner Firmensitze, sieht die Zerstörung und muss letztendlich mit Bitternis erkennen, dass der intergalaktische Kampf auf irdischem Boden tausende Opfer gefordert hat. Darunter seine Mitarbeiter, die in einem der Hochhäuser niedergemetzelt wurden oder in Folge des einstürzenden Hochhauses verunglückten. Als Wayne in dem Augenblick in den Himmel blickt und die fliegenden Übermenschen sieht, spricht aus seinen Augen Hass. In den folgenden 18 Monaten ist es nicht nur er, der einen Groll hegt. Die Menschheit hat erkannt, dass es Außerirdische gibt und die Meinungen sind gespalten. Obwohl Superman hilft wo er kann und übermenschliche Rettungsaktionen lostritt, ist er kein gern-gesehener Gast auf der Party. Den Kampf und die Zerstörung hätte es nicht gegeben, wenn er nicht Zods Ziel gewesen wäre. Was wird Superman (der inzwischen auch als solcher bezeichnet wird) noch aus dem All auf die Erde locken? Und was wenn er seine Kräfte gegen die Menschen richtet? Schließlich wird er nicht selten mit einem Gott verglichen. Auch der millionenschwere Unternehmer und Techie Alexander ‚Lex‘ Luthor (Jesse Eisenberg) will gegen den Mann aus Stahl vorgehen und versucht Kryptonit zu importieren, dass an verschiedenen Stellen Erde aufgefunden wurde. Dabei lässt er sich in politische Machenschaften ein und findet in Bruce Wayne eventuell einen Verbündeten. Denn der sieht Superman als falschen Gott und verteidigt seine Stadt als dunkler Ritter Batman mit anderen Mitteln.

Das ist mal ein Film über den wirklich viel geredet wurde. Da gab es das erste Easter Egg in I am Legend, gefolgt von ersten Ankündigungen über Zack Snyder als Regiesseur, der es schon irgendwie bei Man of Steel nicht so ganz richtig gemacht hat. Dann die Castingmeldungen und -gerüchte: ob der Fan-Favorit Christian Bale nach Christopher-Nolans-Batman-Trilogie nochmal in den Batsuit schlüpft? Nein: stattdessen ist es Ben Affleck, der mit Daredevil (2003) auf eine unglückliche und trashige Superheldenerfahrung zurückblicken kann. Erste Bilder von ihm wurden als sad batman verulkt und es begann ein Shirtstorm, den ich ehrlich gesagt ziemlich traurig fand. Im Vorfeld konnte ich mir Affleck sehr gut als Batman vorstellen, Jesse Eisenberg als Lex Luthor dagegen gar nicht. Und was ist geblieben nach all den Prognosen und all dem Gerede? Eine Comicverfilmung, die gut anfängt und dann in den üblichen Trash übergeht mit einem Zack Snyder, der nichts dazugelernt hat.

Tatsächlich fängt der Film interessant, glaubwürdig und etwas politisch an. Die Konsequenzen aus dem Rumgeschlachte in Man of Steel sind an jeder Stelle zu sehen (nur ein zerstörtes Metropolis sehe ich nicht mehr). Auf der einen Seite Superman-Kritiker, auf der anderen Seite Verehrer. Es gibt ein Monument von ihm, genauso wie es Demonstranten gibt, die ihn als falsches Idol und Unheilsbringer bezeichnen. Bruce Wayne alias Batman ist dunkel, gritty, rachsüchtig, ein Taktiker und ein Kritiker. Er geht mit viel Härte gegen das Verbrechen in Metropolis vor und wird von seiner Vergangenheit geplagt. Obwohl das alles nicht neu ist, wirkt es so, als ob wir diesen Batman auf der Leinwand noch nicht gesehen hätten, was an der Verschmelzung zwischen den Superheldenstorylines liegt und daran, dass die Rolle als etwas älter angelegt wurde und sich nicht auf ‚altbekannten‘ Motiven ausruht. So ist Wayne Manor beispielsweise verfallen und verlassen, während Bruce Wayne wo anders lebt. Und offensichtlich herbe Rückschläge zu betrauern hat. (Stichwort: joke’s on you.) Nebenbei gesellt sich Louis Lanes (Amy Adams) Wille dazu sich für eine Story in Gefahr zu bringen und am Ende gerettet werden zu müssen. Von keinem anderen als Superman. Immer wieder. Das Dilemma der Beziehung der beiden funktioniert, bekommt genau die richtige Screentime und der Kreis schließt sich. Eine Entdeckung von Louis führt zu einem anderen Handlungsfaden. Lex Luthor (Jesse Eisenberg) hat nämlich ganz eigene Pläne mit Batman und Superman. Die einzelnen Handlungsstränge greifen ausgesprochen gut ineinander und legen einen ernsten, düsteren und politischen Ton an den Tag. Auch die Vergleiche zu Göttern, Himmel, Erde, der Hölle und das Motiv Macht funktionieren und geben der Geschichte mehr Tiefe. Zumindest bis hierhin. Dann wird alles konfus, trashig, überladen und zu abgedreht.

Es hat Snyder und den Drehbuchautoren Chris Terrio und David S. Goyer wohl nicht gereicht diesen Konflikt abzubilden. Die Justice League anzudeuten und Wonder Woman/Diana Prince (Gal Gadot) in die Geschichte einzuführen und Hinweise auf weitere Helden geben – okay, da kann man mitgehen das tut nicht weh. Aber nein, sie müssen unbedingt noch einen Endgegner auftreten lassen und sogar noch Hinweise auf einen künftigen Endgegner streuen. Viel zu viel. Es ist eh schon gewagt die Welten von Batman und Superman aufeinandertreffen zu lassen, da brauch man nicht unbedingt noch die Alien-Technologie-Versuche Lex Luthors oder einen allmächtigen Gegner, der fast aus dem Nichts kommt. Düstere Atmosphäre: verpufft. Stattdessen: Comic-Trash. Versteht mich nicht falsch, ich mag Comics. Aber Superheldencomics bedienen sich oftmals einfachster Erzählmuster, bei denen eben plötzlich Gegner auftauchen und Dinge einfach so funktionieren, die Physik, Logik und früheren Storylines widersprechen. Woher wusste Luthor beispielsweise, was er tun muss, um den Endgegner auf Batman und Superman loszulassen? Das ist verdammt affig. An Jesse Eisenberg scheiden sich sowieso die Geister. Meine persönliche Meinung ist, dass er ein nicht ernstzunehmender Bösewicht ist. Ein exzentrischer Junge mit zuviel Geld, der ein Kindheitstrauma hat. Seine Sätze sind zwar bissig und intelligent, der Charakter aber eigentlich nur ein wandelndes Plot-Hole. Er weiß immer was zutun ist, selbst wenn es um außerirdische Technologie geht. Andere finden seine verrückte Art genial. Er ist für mich die einzige Fehlentscheidung im Cast, das ansonsten großartig ausgefallen ist. Gal Gadot rockt sehr als Wonder Woman (auch wenn es gerne eine Slow-Mo weniger hätte sein dürfen), Ben Affleck funktioniert für mich so gut als Batman, als ob er nie was anderes gemacht hätte und Henry Cavill sieht verdammt noch mal wirklich so aus wie man sich Superman vorstellt. Plus: der Saubermann-Superheld bekommt moralische Konflikte, eine Bereicherung. Ein weiterer guter Punkt: die Optik. Visuals, Kamera und Schnitt sind auf den Punkt und liefern uns Motive, die noch lange im Hinterkopf bleiben. Ich denke da nur an die Perlenkette und die Waffe oder die Erde am Ende des Films. Distinguiert, reduziert, düster, still und pointiert. Perfekt! Zumindest bis Zack Snyders übliche Materialschlacht einsetzt.

Spätestens mit Auftritt des Endgegners sieht man vor lauter Special Effects keinen Film mehr. Da reihen sich unsinnige Energiewellen und Ausbrüche aneinander und ein Effektgewitter schreitet los und metzelt die Geschichte und den Spannungsbogen nieder. Wie zuvor in Man of Steel beginnt eine Materialschlacht. Von der einst ganz schlau konstruierten Story und den hochwertigen visuals ist dann nicht mehr viel übrig. Zack Snyder hat wieder zugeschlagen. Und als ob das noch nicht reicht, bekommen unsere Helden seltsame Tagträume. Allen voran die postapokalyptische Vorahnung Bruce Waynes über eine Mad-Max-style-Zukunft wirkt lächerlich. Dahinter verbirgt sich in Wirklichkeit ein Hinweis auf den Bösewicht künftiger Justice-League-Filme. Aber insgesamt ist das einen Tick zu abgedreht. Und da muss man noch froh sein, dass ein weiterer solcher Hinweis rausgeschnitten wurde. Weiß man das nicht und kennt die Comics nicht oder mag Comics nicht, dann wirkt die Szene einfach nur unglaublich deplatziert und trashig. Oder so als ob Snyder versucht hätte das Sucker-Punch-Sequel mit Batman in der Hauptrolle einzubauen, das er sonst nie bekommen hätte. Die anfangs ernste Geschichte wird abgesehen von den großen Problemen auch in den Details ad absurdum geführt. Warum weiß scheinbar die Hälfte der Leute wer Superman und Batman wirklich sind? Um mal nur ein Beispiel zu nennen. Mal abgesehen von den derben Problemen des Drehbuchs und Snyder-typischem-over-the-top-Elementen war ziemlich vieles gut, ging aber nach hinten raus einfach schief. Schade.

Batman v Superman: Dawn of Justice, USA, 2016, Zack Snyder, 151min, (6/10)

Sternchen-6

Habt ihr den ‚Batman v Superman‘ schon gesehen? Und falls ja, wie hat er euch gefallen? Musste mich ganz schön zusammenreißen nicht Batman vs Superman zu schreiben … . Kennt ihr die Comics? Ist die Mischug für euch auch so ungewöhnlich wie für mich? Und stimmt ihr mir zu was den comic-trash-Faktor betrifft oder seht ihr das ganz anders? Den Bechdel-Test würde der Film ja nicht bestehen – wie schätzt ihr die Frauenrollen ein? Insbesondere Wonder Woman? Was denkt ihr wie erfolgreich das DC Extended Universe sein wird? Ich befürchte, dass uns kein großer Wurf bevorsteht. Maximal in den Wonder-Woman-Film setze ich Hoffnungen. Und zuletzt hier noch eine kleine Auflistung von easter eggs und Hinweisen, die man leicht übersieht.

11 Antworten

  1. Ja, der Film ist ein großes Chaos. Ich mochte den dennoch – trotz inkohärenter Story, trotz künstlich eingeschobenem JL-Setup, trotz Materialschlacht. Was ich daran schätze, ist das (in meinen Augen zeitgemäße) Zweifeln an der Existenz des strahlend guten. Erkläre ich in meinem Review etwas genauer: http://jackers2cents.de/film-batman-v-superman-dawn-of-justice-2016/

    Aber dass du die apokalyptische Vision nicht mochtest… Die hat mich richtig umgehauen! Wahrscheinlich aufgrund meines ausgeprägtem Faibles für Endzeit, etc.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ich glaube ich habe deinen Beitrag auch schon längst gelesen, sehe das aber nicht ganz so wie du was den Film betrifft. Übrigens bin ich auch einer großer Fan von postapokalyptischen Themen etc. Aber ich mag es nicht, wenn die Stoffe zu abrupt in ein ganz anderes Genre abrutschen. Mag sein, dass diese Apocalypse-Storyline irgendwo in den Comics vorkommt, aber ich fand das in dem Kontext arg fehl am Platz. So unterschiedlich sind die Geschmäcker … denkst du, dass die Storylines weitergeführt werden, die hier angerissen wurden? Das mit der Apocalypse, Aquaman, Cyborg etc.? Der Wonder Woman Film kommt, aber ich mir nicht sicher, ob der Erfolg groß genug für weiterführende Filme sein wird.

  2. Ich fand den schon mit der ersten Minute so unglaublich schlecht. Unausgewogen, unnötig und verdammt dämlich.
    Die Visuals, okay. Die typischen Snyder-Slow-Mos waren i.O. aber die grau/blau Filter gingen zusehends auch immer mehr auf den Keks. Aus meiner Sicht ist man an die Geschichte völlig verkehrt rangegangen. Lex/Eisenberg den Hampelmann hätte man besser gleich rausgeschnitten, ebenso wie den 0815-Gegner, ebenso die allerletzte Szene. Hat mal wieder alls ab absurdum geführt.
    Ach herrje, ich darf gar nicht darüber schreiben… sonst verfalle ich wieder in Rage.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ich merke schon, du gerätst bei dem Thema in nerd rage 😀 XD Das schlimme ist, ich kann und will deiner Kritik auch nichts entgegen setzen. Zwar fand ich viele visuals und Ideen gut, aber halt auch einige ziemlich schlecht. Ziemlich.

      1. Das schlimme² ist ja, dass ich nach „Civil War“ gemerkt habe, wie mies der Doppelmoralgedanke hochkommt, wenn man die beiden miteinander vergleicht. Klar fand ich BvS totalen Mist in sämtlichen Belangen. Aber „Civil War“, der ja durchaus zu unterhalten wusste und nicht ganz so gritty daherkommt, aber dennoch den Anspruch erhebt so finster zu sein, schrammt eiskalt an seiner Hauptaussage vorbei. Und das nicht nur einmal. Lag es vllt. doch nur an dem Umstand, dass man sich im etablierten MCU besser zurechtfindet, als im zusammengewürfelten und viel zu frischen DC-Universum? Mhh… wie ging es dir denn damit?

        1. Avatar von Miss Booleana
          Miss Booleana

          Also was den Doppelmoralgedanken betrifft, finde ich, dass man beide Filme trotzdem schwer miteinander vergleichen kann. Man begleitet die Charaktere im MCU länger, der Ton ist leichter, man kennt ihre Hintergründe. Obwohl die Charaktere (Superman, Batman) hinlänglich bekannt sind, ist das schwierig den Zuschauer gleich mit soviel Balast zu begegnen. Ich denke deswegen zündet der Film auch weniger. Andererseits verstehe ich was du meinst, wenn du sagst, dass Civil War an der Hauptaussage vorbeischrammt. Mich hat auch gestört, dass ich bei einigen Charakteren gar nicht 100%ig nachvollziehen konnte, warum sie jetzt Team Captain oder Team Iron Man sind. Klar … es wird bei allen schon erwähnt. Hawkeye wurde angerufen … jaaaa. Aber das wirkt ein bisschen lasch. Und willkürlich.

  3. Da kommst du ja auf die gleiche Wertung wie ich… der Film hatte wirklich seine vielen, vielen Fehler, hatte aber halt durchaus auch ein paar gute Seiten. Aber letztendlich überwiegt halt einfach doch die Enttäuschung… immerhin erwartet man beim Kampf der beiden ältesten Superhelden so viel mehr. Und den guten Drehbuchautoren sollten sie wirklich feuern: Oh, deine Mama heißt wie meine Mama… lass uns Freunde sein!!!! 😀

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Dann muss ich doch jetzt nochmal nachschauen, ob ich deinen Artikel auch schon gelesen habe … ich bin irgendwann dazu übergegangen die Reviews der anderen erst zu lesen, nachdem ich meine geschrieben habe. Und dann speichere ich die irgendwo und ja, ähm, vergesse es dann zu lesen. Oops. ^^“

      Ha! Genau dasselbe habe ich beim Schauen auch gedacht. Jetzt heißen beide Martha und die Welt ist gut, ja? Sowas funktionierte das letzte Mal im Sandkasten-Alter. Wenn nur alle Konflikte in der Welt so schnell gelöst werden könnten. „Was? Du hast eine Mutter?? Ich auch!!!“ – „Nein, wirklich?? Komm in meine Arme Bruder, leg die Waffen nieder.“ Seufz.

  4. […] Aber ein bisschen fade ist der Beigeschmack schon, wenn man bedenkt, dass nur einen Monat vorher Batman v Superman ins Kino kam, in dem sich auch zwei Superhelden-Größen kloppen. Tja … und wie war er denn nun, […]

  5. […] sicher, dass Justice League und der Woman Woman – Film das nicht ändern werden, ähnlich wie Batman v Superman die Welt nicht verändert hat. Aber die Trailer haben was. Der für Justice League ist erstaunlich […]

  6. […] bei mir ist der Zenit überschritten was die Superhelden-Verfilmungen betrifft. Zwar hatte Superman vs Batman einige interessante Ideen, wollte aber zuviel und war letzten Endes eher Comic-Trash. Eine der […]

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