Heute ist wieder Science-Fiction Tag. 🙂 Diesmal mit einer ersten Staffel – der von ‚Westworld‘, einer Serie die (zu Recht?) sehr gehypt wurde. Und einer Fortsetzungsstaffel: der vierten Staffel von ‚Black Mirror‘. Die Serie lebte lange von ihrem frischen Anthologie-Konzept. Kann das nach drei Staffeln immer noch gehalten werden? Reviews sind spoilerfrei.
„Westworld Season 1 Official Trailer (2016) | HBO (MATURE)“, via HBO (Youtube)
‚Westworld‘ Season 1
Ein Ort, an dem du du selbst sein kannst. Dein wahres Gesicht zeigen, deine inneren Sehnsüchte ausleben kannst. Das scheint für viele nicht mit der echten Welt vereinbar zu sein. Bezeichnend für die Menschheit. Vergnügungsparks wie ‚Westworld‘ bieten Besuchern für eine sicherlich nicht kleine Geldsumme ein Erlebnis höchtsmöglicher Immersion. In ‚Westworld‘ befindet man sich in einer Western-Welt, nicht nur einer Stadt, sondern einer als open world anmutenden Landschaft mit allem drum und dran. Saloons, Ureinwohnern, Westernhelden und Ganoven. Androiden, sogenannte Hosts, übernehmen die Rollen rund um die Besucher. Die Welt wird geskriptet, gesteuert und beobachtet durch ein immens großes Team, allen voran das einzige noch verbleibende Gründungsmitglied Dr. Robert Ford (Anthony Hopkins). Es war einst seine Vision und die seines Freundes Arnold. Sie kreierten die Hosts, erschufen den Park, machten die Androiden menschlicher und schraubten an ihrer KI. All diese Ideale stehen im krassen Gegensatz zu dem wie sich die Gäste in Westworld verhalten. Sind es ihre Sehnsüchte zu töten, zu brandschatzen und zu vergewaltigen? Kein Wunder, dass das „Gedächtnis“ der Hosts jede Nacht gelöscht wird. Viele von ihnen wurden schon mehrere Jahrzehnte täglich getötet oder ihnen Gewalt angetan. Und Ford und sein Team schauen sich das schon ein ganzes Leben lang an. Ohne erkennbare Ursache verhalten sich einige der Hosts plötzlich seltsam. Der Host Maeve (Thandie Newton) beispielsweise kann sich an frühere Erlebnisse erinnern. Ein stets schwarz-gekleideter Mann (Ed Harris) schnetzelt sich durch Westworld, um den Kern eines ominösen Labyrinths zu finden. Und der Host Dolores (Evan Rachel Wood) bricht unerwartet aus ihrer Storyline aus.
Das sind aber nur die großen, übergreifenden Storylines. Ich behaupte Westworld lebt v.A. von der Verknüpfung dieser mit der einen oder anderen Erkenntnis, die einschlägt wie eine Bombe. Und natürlich von der komplexen Welt, die Westworld ermöglicht. Es ist nicht so sehr die Westernwelt selbst, aber das „wie“, das den Zuschauer verblüfft und einen Albtraum von Automatisierung und KI erzählt. Es ist faszinierend zu sehen wie die lebensecht und menschlich wirkenden Hosts im Labor repariert und getestet werden. Wenn vorgeführt wird wie ihr Charakter und ihre Entscheidungen auf vorprogrammierte Routinen zurückgeführt und per Knopfdruck abgerufen werden, bewegt man sich ein unterschwellig-unheimliches Tal. Der Zuschauer erwartet schon von vornherein den Aufstand der Maschinen. Allerdings erfordert das Geduld. Es ist nicht zuviel verraten, sondern weise in Anbetracht von hohen Erwartungen zu sagen, dass Staffel 1 den ganzen Spaß erst vorbereitet. Es entführt uns in das Geheimnis um das Labyrinth, was Bewusstsein bedeutet, wie Westworld entstanden ist und gepflegt und geführt wird. Das ist auch ein Szenario, dass sich etwa im letzten Drittel beginnt totzulaufen, bevor es in ein wirklich spannendes Finale mündet. Trotz all der herausragenden Zutaten, hätte sich die Serie einen Gefallen getan, wenn sie ein bisschen weniger Geheimnisse erfunden hätte. Die Twists sind meisterlich, emotional und wirklich gut geschrieben, aber die verschwurbelte Mystery Machine macht an einigen Stellen weniger Sinn als einem lieb ist. Noch heute denken Zuschauer der ersten Stunde über Verschwörungstheorien nach 😉
(9/10)
Eine der meiner Meinung nach besten Szenen der Serie – spoilerfrei
„HBO Westworld Episode 1 – Best Scene HD (A rose is a rose / Meeting my maker) with subtitles“, via AhB3ng (Youtube)
‚Black Mirror‘ Season 4
Die Anthologie-Serie Black Mirror bietet den Zuschauern seit vier Staffeln erfolgreich mit jeder Episode eine Vision der schwierigen Beziehung zwischen Mensch und Technologie in verschiedensten Formen. Dabei wechseln sowohl, Themen, Cast und Genre pro Episode und was hinten rauskommt ist eine abwechslunsgreiche Staffel. Sicherlich ist nach ein, zwei Staffeln der Überraschungseffekt etwas weg, das Format und Ton der Serie ist bekannt und ein Attraktor fehlt. Aber insbesondere die vierte Staffel bietet einigen Zündstoff und geht u.a. mit der satirischen Folge USS Callister voller Star-Trek-Anleihen auch mal aus sich heraus. In Arkangel übertreibt es eine Helicopter-Mum aufs extremste, indem sie ihrer Tochter einen Chip implantieren lässt, mit dem sie sie tracken und sogar durch ihre Augen schauen kann. Crocodile ist vorrangig ein Krimi, in dem die vorgestellte Technologie sogar eine eher nebensächliche Rolle spielt. Hang the DJ stellt uns ein Modell der Partnerwahl und des Datings vor, das höchst fragwürdig ist. Das in schwarz-weiß gefilmte Metalhead ist eine bittere Dystopie, in der eine Frau vor Drohnen fliehen muss, die offensichtlich darauf getrimmt sind Menschen sehr effektiv zu dezimieren. Im Staffelfinale Black Museum besucht eine junge Frau ein Museum, dessen Exponate Zeugnisse kranker Verbrechen in allerbester Black-Mirror-Manier sind. Mit einem Twist.
„Black Mirror – Black Museum | Official Trailer [HD] | Netflix“, via Netflix (Youtube)
Black Museum ist vielleicht sowas wie ein kleiner Höhepunkt der gesamten Serie. Zwar konnte man allgemein schon immer mal einige Easter Eggs erkennen und Hinweise, dass die Mehrzahl der Episoden in derselben Welt spielt. Aber Black Museum kumuliert diese Hinweise in großem Maße und nimmt v.A. direkten Bezug auf Episoden der dritten Staffel wie San Junipero und USS Callister aus der vierten Staffel. Das ist wie eine bitterböse Verneigung vor dem was Black Mirror in seiner Gesamtheit versucht zu erzählen. Es gibt mit Douglas Hodge dem verantwortungslosen Umgang mit Technologie auch ein Gesicht, aber gerade in dem Maß, sodass es nicht das Gefühl stört autarke und eigenständige Episoden zu schauen. Andererseits ist der Gedanke, dass alle Episoden in ein- und derselben Welt spielen reizvoll. Welche Dystopie löst welche ab? Und es demonstriert wie eine technische Neuerung nach der anderen uns unserer Privatsphäre und Entscheidungen beraubt und wir das jedes Mal immer aufs Neue vollkommen okay finden. Nachdem man einige Staffeln Black Mirror gesehen hat, doppeln sich unter Umständen die Motive. Ein Effekt, der den Zuschauer leicht in der dritten Staffel ereilt. Die vierte macht, dass es sich wieder neuer anfühlt, obwohl die Motive das inzwischen natürlich nicht mehr sind. Es geht um Überwachung, Mind-Uploading, das Streamen von Erinnerungen, Automatisierung/KI und Drohnen-Technologie und noch vieles mehr. Das Narrativ der Folgen zieht nochmal stark an und präsentiert mitreißender erzählter Geschichten als in der dritten Staffel. Chapeau – damit beweist Black Mirror, dass man auch in einer Fortsetzungsstaffel noch einen draufsetzen kann.
(9/10)
„Black Mirror – Metalhead | Official Trailer [HD] | Netflix“, via Netflix (Youtube)
Ein Problem, dass ich übrigens mit Westworld hatte, das ich aber natürlich nicht in die Bewertung einfließen lasse, ist die Westernwelt selbst. Der Gedanke meine Freizeit in einer Simulation zu verbringen, so für einen Urlaub – hm, spannend! Vor Allem um zu sehen wie gut die Simulation wirklich ist. Aber eine Westernstadt? Nichts wäre mir ferner ehrlich gesagt. Ähem. Eine Samurai World hingegen … . Wie seht ihr das? Womit könnte man euch ködern? Und findet ihr Black Mirror noch spannend oder hat sich das Prinzip jetzt allmählich totgelaufen für euer Empfinden? Welche Episoden der vierten Staffel haben euch am besten gefallen? Ich war ehrlich gesagt kein besonders großer Fan von USS Callister, stattdessen aber von Crocodile, Metalhead und Black Museum.
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