angelesen: „Billy Bat“ Bd. 1, „20th Centurys Boys“ Perfect Edition Vol. 1 & „On Doorstep“

Da ist sie nun! 😀 Eine neue Kategorie hier im Blog. „angelesen“ ist quasi der Gegenentwurf zu „ausgelesen“. Zu Manga- oder anderen Buchreihen habe ich bisher nur in ausgelesen geschrieben und eben nur, wenn ich sie wirklich zu Ende gelesen habe. Warum? Weil ich das große Ganze nur betrachten und besprechen kann, wenn ich auch wirklich alles kenne. Aber gerade bei längeren Mangareihen geht da viel Zeit ins Land und es ist schade die zahlreichen Eindrücke auf dem Weg dahin nicht teilen zu können. In den sozialen Netzen und anderen Beiträgen hier im Blog wie den Rückblicken geht das schnell unter oder erreicht nicht die Leute, die was dazu sagen könnten oder wollen. Und als der Gedanke da war eine neue Rubrik aufzumachen und in Zukunft auch über Reihen zu schreiben, drängt sich der Name quasi auf. Let’s go.

„Billy Bat“ Bd. 1, Naoki Urasawa

USA, 1949 – ein Comiczeichner erfährt durch Zufall, dass seine Figur Billy Bat scheinbar in Japan bereits existiert. Er will nicht plagiieren und reist nach Japan um mehr darüber zu erfahren. Dort findet er tatsächlich Billy Bat und es scheint sogar mehrere Varianten zu geben und welche, die bis in das alte Japan zurückreichen. Extrem coole Idee. Die Atmosphäre einer Verschwörungsgeschichte und eines bis jetzt noch hilflosen Helden erinnert an 20th Century Boys, das Zeitgefühl ist bisher für mich ungesehen im Manga. Habe noch keinen gelesen, der in das durch Allierte besetzte Nachkriegsjapan führt. Aber die Verschwörungen und Verwicklungen werden unserem Helden Kevin mit einer so krassen Geschwindigkeit um die Ohren gehauen, dass es nicht so sehr spaßig ist. Für einige Zeit steht sogar die Frage im Raum, ob Kevin (im Gegensatz zu anderen Helden Urasawas) jetzt tatsächlich moralisch korrumpiert ist und ohne es zu wollen Blut an den Händen hat. Normalerweise kriegen Urasawas Helden immer die Kurve und tun letzten Endes das richtige. Aber die Sache klärt sich auf – was aber sein Verhalten bis zu einem bestimmten Punkt trotzdem in Frage stellt. Außerdem wirkt das Pacing, d.h. die Erzählgeschwindigkeit anders. Schneller. Oder ich bin inzwischen die super-dicken und langen Sonderbände der Perfect Editions so gewöhnt 😉 Im Gegensatz zu Urasawas Monster, Pluto und  20th Century Boys war Billy Bat keine Liebe auf den ersten Blick, aber interessant genug, sodass ich weiterlesen möchte. Wie hier Realität und Fiktion ineinandergreift ist sehr spannend.

„20th Centurys Boys“ Perfect Edition Vol. 1, Naoki Urasawa

Wunderbare Ausgabe, die die ersten zwei Bände der Mangaserie von Naoki Urasawa zusammenfasst. Scheinbar mit ein paar neuen Farbseiten und sehr schöner Optik. Ich bin sehr froh, dass der Manga neu aufgelegt wurde. Nicht nur von VIZ in dieser „Perfect Edition“, sondern wie ich leider erst später gesehen habe auch von Panini in der gleichen Ausgabe in Deutsch als „Ultimative Edition“. Perfect, Ultimativ… man ist nicht um starke Bezeichnungen verlegen. 😉 Der Manga handelt von einer Gruppe Erwachsener, die sich als Kinder Spiele von Gut und Böse überlegt haben und ihrer Clique ein geheimes Zeichen verpasst haben. Jahre später gibt es einen Sektenführer, der sich der „Freund“ nennt und genau diese Fantastereien auslebt, dieses Zeichen benutzt und über Leichen geht. Ist er einer ihrer früheren Gruppe? Über den Manga habe ich schon an anderer Stelle geschrieben und eine ausführlichere Besprechung gibt es bei Kathrin, die ich erfolgreich(?) damit anfixen konnte 😉 Normalerweise lese ich solche Reihen kein zweites Mal, weil es doch echt viel Zeit ist, die da reingeht. Aber es war so cool zu sehen wie Kathrin in Urasawas Welt abtaucht und sich darüber auszutauschen, dass ich doch angefixt wurde und wieder mitlese.

Außerdem ist es wie sich beim Re-Read gezeigt hat immer noch einer der besten Manga, die je gemacht wurden. Mit einem großartigen Empfinden für die Themen Freundschaft, Verschwörung und Fake-News(!) und einem guten Händchen für Drama. Mein Gott, tut mir der Polizist leid, der doch eigentlich nur zu seinem Enkel wollte. Das schöne ist, wenn man einen Manga liest, den man schon kennt, erkennt man vieles, was einem beim ersten Mal nicht aufgefallen ist. In dem Fall: allerlei Foreshadowing. Oder dass einer meiner Lieblingscharaktere, der eigentlich erst sehr spät in Aktion tritt, sehr früh das erste Mal auftaucht. Nämlich auf den ersten Seiten! Ein Foreshadowing, dass mir beim ersten Lesen vollkommen entgangen ist, was wohl in der Natur der Dinge liegt, da man noch nicht weiß welche Bedeutung die Figur haben wird. Und: dass „Freund“ bereits in diesem Band auftritt und in der Nähe unserer Helden ist, ohne dass sie es wissen. Tatataaaaaaa.

„On Doorstep“ CTK

Ein Boys-Love-Einzelband, der eine gute Mischung aus Comedy und Romantik hat. Es ist nicht über-verkitscht und der Zeichenstil schön klar und schnörkellos. Das Character Design gefällt mir sehr, ist an manchen Stellen etwas reduziert. Aber trotz des Kein-Kitsch-Faktors ist die Handlung etwas formelhaft und einfach. Es geht um einen Ex-Cop, der einen Gelegenheitsdieb in der U-Bahn überführt. Der will sich an ihm rächen und bricht in seine Wohnung ein, bekommt aber ein schlechtes Gewissen. Irgendwie findet er aber was an ihm und als sie sich wieder über den Weg laufen, kommen sie sich näher. Ganz süß. :3 Der Ex-Cop ist kein Cop mehr, weil er ein traumatisches Erlebnis hatte, was in der ersten Hälfte auch eine Rolle spielt. Nichtsdestotrotz wirkt es so als ob sich das doch relativ „leicht“ aufgelöst hätte. Es ist ein schönes Guilty Pleasure, aber kein Meisterwerk. Andererseits: in einen One-Shot bekommt man jetzt auch nicht unendlich Handlung. Das letzte Kapitel mit der Kurzgeschichte über zwei andere Charaktere hätte man sich aber sparen können, es ist relativ substanzlos.

Guilty Pleasure, Meisterwerk/Lieblingsmanga und Neuentdeckung, bei der ich noch nicht ganz weiß, wo die Reise hingeht – alles dabei. XD Allerdings kreise ich schon länger um „Billy Bat“. Bisher habe ich es nur nie angefangen, weil ich vorher noch Monster von Naoki Urasawa beenden wollte. Billy Bat hat eben auch 20 Bände. In Worten: zwanzig. Oh my. Lest ihr solche Endlosreihen? Oder schreckt ihr eher davor zurück? Habt ihr die oben besprochenen Manga schon gelesen und wenn ja, hattet ihr ähnliche Eindrücke? Irgendwie hätte ich gerade auch extreme Bock auf „Master Keaton“ von Urasawa … das nenne ich ein Dilemma. XD

In „angelesen“ sammle ich die Eindrücke von Buchreihen, die ich lese. D.h. insbesondere von Manga, Comics und Graphic Novels, die ich noch nicht abgeschlossen habe und deswegen nur als Teil eines Ganzen betrachten kann. Wer andere Literatur sucht und die Meinung zu abgeschlossenen Reihen, findet die in ausgelesen, einer weiteren Rubrik hier im Blog. 🙂

2 Antworten

  1. „On Doorstep“ war doch das Guilty Pleasure aus Stuttgart, oder?! Na wenigstens war es in einem Band abgeschlossen. Bei einer längeren Reihe ärgert man sich vermutlich schnell, wenn ein Manga zwar gar nett, aber nicht überwältigend war.

    „20th Century Boys“ ist da schon ein anderes Kaliber! Und aus psychologischer Sicht haben die Verlage mit der Bündelung von jeweils 2 Bänden in einem echt etwas richtig gemacht: Mich schrecken ja diese ewig langen Reihen immer ab – in dem Fall wirkt die Reihe aber nur noch halb so lang und damit nicht mehr nach so einem langen Mammutprojekt. 😉 Meine Gedanken zum zweiten Sammelband gehen nächste Woche auch endlich online. 🙂

    Ich habe inzwischen (Bettruhe sei Dank) auch diese Manga-App getestet und „The Promised Neverland“ angelesen. Gefällt mir noch immer ganz gut, mehr als die ersten Kapitel waren allerdings nicht drin. Und ich habe gesehen, dass es sogar schon eine Verfilmung gibt. :-O

  2. […] unter dem Hashtag Dostopie. Außerdem gab es diesen Monat erstmalig die neue Kategorie hier – angelesen. Das ist quasi der Gegenentwurf zu „ausgelesen“, worunter normalerweise meine […]

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