Serienlandschaft: Highlights der Geeked Week, „The Winchesters“ und „Good Omens“ S2 … ein Serien-Talk

Es wird mal wieder Zeit für einen kleinen Laber-Beitrag, da jüngst doch einige Serien-Neuigkeiten fallen gelassen wurden, die ich schwerlich unkommentiert lassen kann. 🙂 Es gab Klinsch & öffentliche Schlammschlachten (Achtung Übertreibung), Adaptionen und unerwartete Fortsetzungen.

Zwei Highlights der Netflix „Geeked Week“

Vom 7.-11. Juni konnte man täglich der Geeked Week folgen, einem Live-Stream-Event von Netflix, bei dem vielfarbig bebildert zahlreiche Updates gegeben und Ankündigungen gemacht wurden. Wer sich nochmal alle Highlights durchlesen möchte, kann das u.a. hier tun: „24 biggest announcements from Netflix’s Geeked Week 2021“ (bgr, 11. Juni). Worauf ich am meisten gehofft habe ist ein Update zu Netflix Live-Action-Adaption des großartigen Anime Cowboy Bebop. Ich habe es schon oft gesagt und werde auch nicht müde es nochmal zutun: das ist einer der besten Anime aller Zeiten. Und das nicht nur für mich … geht auf die Straße, fragt Menschen. 😉 Die Ankündigung der Live-Action-Adaption sorgte also für Neugier. Da schon einmal Keanu Reeves eine versprochen hat, aus der auch nichts wurde, standen die Wetten vielleicht sogar eher gegen Netflix. Dann kamen Casting-Meldungen, die aufhorchen ließen (u.a. John Cho als Protagonist Spike Spiegel) und dann passierte lange nichts außer einem ganz witzigen Teaser vom Set. Das war 2019. Und seitdem? Verletzungen am Set, Verschiebungen wegen Covid. Seufz.

Jetzt in der Geeked Week: Cowboy Bebop soll nun endlich im Herbst bei Netflix landen! Und in einem Teaser wurde sowohl angekündigt, dass die unglaublich tolle Komponistin Yōko Kanno die Musik beisteuern wird. das ist schon alleine wegen Kanno selber eine gute Neuigkeit und weil sie bereits den legendären Soundtrack des Anime schuf. Bei der Ankündigung hatte ich Gänsehaut. Und ich meine das zeigt, dass Netflix es ernst meint und vielleicht dieses Mal nah an der Vorlage bleibt. Was es bei anderen Formaten wie Locke & Key oder Sweet Tooth offenbar nicht tat – zumindest definitiv nicht von der Stimmung und Atmosphäre her. Locke & Key ist ein düster-brutaler Comic – die Serie wurde nett familiengerecht aufgepolstert. Hoffen wir also besseres für Cowboy Bebop. Im Teaser sieht man außerdem John Chos Spike-Spiegel-Frisur. Oh mein Gott. Es wird REAL.


„The Umbrella Academy, Cowboy Bebop, & More | GEEKED WEEK – Day 2 | Netflix“, via Netflix (Youtube) – startet bei dem Snippet zu „Cowboy Bebop“

Eine andere Adaption, bei der ich hoffe, dass Netflix sie nicht aufweicht um familienfreundlicher oder was auch immer zu werden ist die von Neil Gaimans Sandman-Comics. Zwar wurde ich mit dem Artwork der Comics so gar nicht warm, aber mit dem Hörbuch. Und ich finde es fantastisch und kann es gar nicht erwarten all die Figuren im Bewegtbild zu sehen. Das sehr divers angelegte Casting fand ich schon mal großartig! Hier nachzulesen: Sandman: 12 neue Darsteller für Comicadaption von Netflix (serienjunkies.de, 28. Mai).

Offenbar störten sich aber einige an … woran? Der freien Auslegung von Hautfarbe und Geschlecht? Wozu? Erstens: Es ist eine Adaption. Eine Adaption ist nie ein Versprechen dafür, dass alles 1:1 so gemacht werden muss. Der Vorlage zu dienen bedeutet für mich, dass man die grundlegende Botschaft, wegweisende Handlungsfäden und Atmosphäre beibehält. Eine Modernisierung und Sichtbar-machen von Personen verschiedener Kulturen, Hintergründe und Geschlechter ist mehr als wünschenswert. Auch Neil Gaiman hat das verteidigt – hier nachzulesen „Neil Gaiman staunchly defends casting non-binary and Black actors in The Sandman“ (pinknews, 04. Juni). Was mich richtig gekriegt hat sind aber die Bilder vom Set … das sieht richtig gut aus. Und ich freue mich so sehr auf Gwendoline Christie und David Thewlis im Cast. Leider gibt es noch kein Startdatum.


„The Sandman | Behind The Scenes Sneak Peek | Netflix“, via Netflix (Youtube)

„The Winchesters“

Jaaa, der Tweet den Jensen Ackles da gedroppt hat, steht schon irgendwie für sich. Ackles ist bekannt als Darsteller der Figur des Dean Winchesters, einer der beiden Protagonisten der Serie Supernatural, die im November 2020 nach 15 Jahren endete. Er teilte am 24. Juni einen Artikel, in dem nach vielen Andeutungen nun öffentlich gemacht wurde, dass eine Prequel-Serie namens The Winchesters zu Supernatural geben würde, die sich den Eltern der Winchester-Brüder widmet: Mary und John Winchester. Man kann vermuten, dass die Information etwas früher das Tageslicht der Welt erblickte als sie sollte. Dass es für einen Aufschrei der Fans sorgte, war aus diversen Gründen schon klar, dass aber auch sein Supernatural-Kollege Jared Padalecki nichts davon wusste und v.A. nicht wusste, dass er an dem Projekt nicht beteiligt sein würde, sorgte für einen der prominenteren öffentlich ausgetragenen Konflikt der jüngeren Seriengeschichte. ^^‘

Deren Online-Zwist mal außer Acht gelassen, gehöre leider auch ich zu den Supernatural-Fans, die alles andere als enthusiastisch auf diese Prequel-Idee blicken. Es gab in der Geschichte von Supernatural einige Ideen für Spin-Offs. Zuletzt wurden die Wayward Sisters mit einem vorrangig weiblichen Cast gepitcht, aber leider nie umgesetzt außer der Vorbereitung innerhalb einiger Supernatural-Folgen. Und erinnert sich noch jemand an Supernatural: Bloodlines? Ich muss gestehen, dass ich beide Serien wahrscheinlich nicht geschaut hätte, weil mich die Serien-Lore von Supernatural mit jeder Staffel weniger gekriegt hat. Zuviel, zu lange, zu zerfasert, zu inkonsistent und v.A. „alles schon mal gesehen“. Aber Cast und Charaktere der Wayward Sisters fand ichallemal spannender. Nun wird also ein weiterer Versuch gewagt die Kuh zu melken – dieses Mal mit Beteiligung der Production Company, die Jensen und seine Frau Daneel gegründet haben. Ob die Serie aber zustande kommt?

Mir erscheint die Geschichte von Mary und John Winchester schon innerhalb Supernaturals mehr als genügend erzählt. Ich empfand das sogar schon innerhalb der Serie als zuviel. Davon abgesehen ist es mehr als deutlich, dass die Serienschöpfer krampfhaft immer mal wieder versuchen den Charakter des John Winchester zu rehabilitieren. Nach dem Tod Marys (das ist kein Spoiler, das ist die erste Folge der Serie Supernatural …), wird John ein Jäger und zieht seine und Marys Kinder mit in die Suche nach dem Bösen, das für Marys Ableben verantwortlich ist. In Folge werden auch Dean und Sam Jäger. So aufzuwachsen hinterlässt bei beiden Spuren. V.A. Dean versucht lange Zeit seines Lebens wie sein Vater zu sein und einem Ideal zu entsprechen, das keines ist und ihm letzten Endes nie erlaubt das Jägerleben loszulassen. John Winchester gilt im Fandom flächendeckend als somit eher toxisches Elternteil, wenn auch durch tragische Umstände so geworden. Ich brauche wirklich keine Serie, die mir das alles nochmal erklärt. Fraglich ist auch, ob eine Serie, die damit in der Vergangenheit spielt noch viel Potential für eine Modernisierung des Stoffs birgt. Wahrscheinlich eher nicht. Tatsächlich rechne ich gar nicht damit, dass The Winchesters überhaupt zustande kommt, auch wenn Jensen Ackles Beteiligung sicherlich ein großer Motor dafür ist, wenn nicht sogar der Einzige.

„Good Omens“ Season 2!?

Neil Gaiman himself droppte am 29. Juni die Bombe, dass Good Omens eine zweite Staffel erhalten wird. Wenn ich mich vorher noch nicht unbeliebt gemacht habe, dann mache ich das wahrscheinlich jetzt, denn ich war nicht nur ein Fan der ersten Staffel. Tatsächlich habe ich sie nicht mal hier im Blog besprochen, weil ich die Adaption etwas blutleer empfand. Sie hätte gern etwas gewagter und düsterer sein können für meinen Geschmack. Insbesondere alles um die Figur des Adam wurde doch verniedlicht und eckt weitaus weniger an. Wieder so ein Weichmacher innerhalb einer Adaption, um was … eine möglichst große Zielgruppe zu erwischen und nicht zu sehr mit dem etwas subversiverem Humor der Literaturvorlage von Neil Gaiman und Terry Pratchett vor den Kopf zu stoßen? Schade, denn das ist doch gerade der Spaß. Das beste an Good Omens waren aber wohl Michael Sheen in der Rolle des Engels Aziraphale und David Tennant in der Rolle des Dämons Crowley, die eine ziemlich schöne Liebesgeschichte (manch einer nennt es lieber Bromance) pflegen. Trotzdem brauche ich sehr viel Fantasie mir vorzustellen wie Good Omens Season 2 aussehen soll und das macht es leider schon zu einer weiteren Fortsetzung, die ich nicht gebraucht hätte.

Wie komme ich zu dem ungnädigen Urteil? Hauptsächlich weil die Handlung in Good Omens zu einem eigentlich sehr runden Ende führt. Will man die nun fortsetzen, sehe ich da eher Potential zu einer schwachen und noch blutleereren Storyline. Eine Chance wäre es, wenn Aziraphale und Crowley einfach auf komplett neue Abenteuer geschickt werden. Das kann gut funktionieren und würde ich dann wahrscheinlich auch schauen. 😉 Einigen Quellen zufolge soll es jedenfalls auf einer nie fertig gestellten Idee Pratchetts und Gaimans basieren: „Good Omens: Unused Gaiman And Pratchett Story Ideas Season 2 Can Use“ (screenrant, 03.07.) Das ist nun alles natürlich nur mein Empfinden. Auch ich finde es für alle Fans natürlich absolut großartig, dass es eine zweite Staffel geben wird. Gewissermaßen sind Aziraphale und Crowley für mich sogar der Beweis an alle Destiel-Hasser unter den Supernatural-Showrunnern, dass das Potential Dean und Castiel eigentlich sehr sehr groß war, wenn sie es richtig gemacht hätten. Denn Supernatural hat auch einen Engel mit der Menschenwelt kollidieren lassen und sich mittels Queerbaiting angebiedert ohne aber jemals voll dazu zu stehen queere Figuren einzuführen. Und die Crowley/Castiel Fans dürften das ähnlich sehen.

So sehr ich bei den letzten beiden Punkten gemeckert und bei den ersten beiden gefangirlt habe, so gespannt bin ich auf eure Meinung, was diese viert Neuigkeiten angeht. Braucht ihr das Supernatural-Prequel und freut ihr euch auf die zweite Staffel „Good Omens“? Was waren eure Highlight-Meldungen aus der Geeked Week? Oder gibt es gar ganz andere Neuigkeiten der jüngeren Vergangenheit, die euch schwer beschäftigt haben?

Immer zwischen dem 5. und 10. eines jeden Monats mache ich einen kleinen Ausflug in die Serienlandschaft. Ob aktuelle Serien, all-time-favorites, irgendeine TOP-5 oder einfach ein paar zerstreute Gedanken: es ist alles dabei :).

3 Antworten

  1. Winchesters ist wirklich völlig unnötig. ich weiß auch gar nicht, was man da erzählen will. Wenn ich mich nicht irre, kommen die beiden ja vor Marys Tod überhaupt nicht mit Dämonen in Kontakt. Wird das dann eine Familiencomedy mit John, Mary und den beiden Söhnen, die ständig Mist bauen und für Lacher aus der Konserve sorgen? Sehe einfach nicht, wie das Ding auch nur ansatzweise interessant werden könnte. Da ist einfach kein Fleisch dran, das über längere Zeit ne Story tragen könnte. Die Sisters hätte ich ja nebenbei ganz gerne gesehen, wobei der „Pilot“ innerhalb der Hauptserie schon extrem schwach war. Aber mit der Figurenkonstellation hätte man zumindest ein paar nette Folgen bringen können.

    Ein zweites Omen ist auch so ne Sache. es ist zwar positiv, dass es auf einer losen Idee von Gaiman und Pratchett basieren soll und man jetzt nicht notgedrungen irgendwas aus den Fingern saugt, nur um die Kuh zu melken. Aber ohne Vorlage von Pratchett sehe ich da schon eher schwarz. Nichts gegen Gaiman, aber das Omen-Buch ist schon deutlich von Pratchett geprägt und das wird dann vermutlich einfach fehlen. Wenn ich mich nicht irre, hat Neil sogar mal irgendwo erzählt, dass seine Beteiligung am Schreibprozess zum Roman eher minimal war. Er und Terry hatten sich getroffen und spontan die Ideee entwickelt und sind dann mit einem „Irgendwann müssen wir das zusammen schreiben“ auseinandergegangen. Ein paar Tage später hat Pratchett wohl Gaiman angerufen und ihm gesagt, dass er den ersten Entwurf mal eben geschrieben hat. Der Mann war einfach eine Maschine, was Output angeht. Quasi der Anti-GRR Martin. Für Sheen und Tennant würde ich zwar wieder reinschauen, aber ich warte immer noch auf eine gute Scheibenwelt-Serie, nachdem „The Watch“ extrem durchwachsen war. Da wäre mir eine Ankündigung tatsächlich lieber gewesen.

  2. Avatar von Miss Booleana
    Miss Booleana

    Ja so mehr oder weniger … da ich gerade rewatche und gerade an der Stelle war, kann ich sagen, dass sie schon mit Dämonen in Kontakt kommen. Mindestens ein Mal bevor Mary und John heiraten und einmal danach. Aber so oder so bin ich bei dir. Durch „Supernatural“ erscheint mir da alles erwähnenswerte erzählt. Klar kann man das dramaturgisch ausschlachten und auf den Nachwehen von „Supernatural“ und der offenbar immer noch hungrigen Fanbase aufbauen. Aber die Welt hat das definitiv nicht gebraucht… zumal mir das immer wie ein Versuch vorkommt, jetzt doch John Winchesters Ruf zu rehabilitieren.

    Das habe ich im Nachwort zu „Good Omens“ etwas anders gelesen. Ich meine zwar auch, dass Gaiman beschrieb dass sein Anteil etwas geringer war, aber ich kann mich noch erinnern, dass sie von massiv vielen Anrufen sprachen, von hin und hergeschickten Texten und ich meine Kassetten mit aufgesprochenen Ideen. Und damit einhergehend mit Witzen, dass das die digital natives bestimmt ganz furchtbar finden…
    Aber sei’s drum.
    Auch da geht’s mir wie dir – für Sheen und Tennant schaue ich bestimmt rein. So richtig auf die Ankündigung gewartet habe ich aber nicht.

    1. Gaimanns Einfluss wird natürlich nicht gering gewesen sein. Ich habe mich da etwas missverständlich ausgedrückt. Ich meinte, dass Pratchetts Stil da schon in jeder Szene stark zu spüren war und ein Roman ist ja nun mal ein ausgearbeitetes Konzept, während eine „Idee für ein Sequel“ halt auch einfach mehr nicht ist als eben diese Idee und da dürfte Pratchetts Einfluss am Ende spürbar fehlen. Nichts gegen Gaimann, aber den Roman (und somit auch die Serie) machte ja gerade diese Symbiose der beiden aus und da fehlt dann einfach ein essentieller Teil von.

      Es ist ein wenig wie der letzte Teil der „Anhalter“ Reihe. Douglas Adams konnte den nicht mehr selbst schreiben, also hat das Eoin Colfer übernommen. Und auch wenn man den „Geist“ von Adams noch spürt, ist es eben nicht mehr dasselbe.

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