Serienlandschaft: Besprechungen in fünf Sätzen („Lupin“ S1, „Schitt’s Creek“ S2, „All You Need“ S1, „How to Sell Drugs Online (Fast)“ S1, „Chernobyl“)

Es ist ja so: zu manchen Serien gibt es vielleicht nicht soviel zu sagen oder zu analysieren wie bei anderen. Oder manchmal ist es eine schöne Übung sich kurz zu fassen. Es heißt also wieder „challenge accepted“. 😀 Ziel ist es die gesehenen Serienstaffeln in nicht mehr als fünf Sätzen zu besprechen. Schachtelsätze sind dabei verboten. Das ganze funktioniert spoilerfrei für die Staffel, die ich reviewe. Nicht spoilerfrei für vorangegangene Staffeln. In fünf Sätzen auch ich ja auch gar keine Zeit viel zu spoilern!

„Lupin“ Season 1

Omar Sy spielt in der französischen Netflix-Eigenproduktion Lupin (Originaltitel: Lupin, dans l’ombre d’Arsène dt.: Lupin, im Schatten des Arsène) den begabten Gentleman-Gauner Assane Diop, der versucht die Verunglimpfung und den Tod seines Vaters (Fargass Assandé) zu rächen. Dabei ist sowohl Assanes Attitüde und Lebenseinstellung an die Romanfigur Arsène Lupin von Maurice Leblanc angelehnt, als auch die Fälle und Aktionen mit denen er versucht die reiche Familie Pellegrini zu Fall zu bringen. Omar Sy ist großartig, charmant, gewitzt und der Unterton der Serie adressiert rassistische, elitäre Denke und strukturellen Rassismus. Das bildet einen großen Mehrwert neben der Unterhaltung und Assanes smarten Plänen, die sich neben Genrekollegen wie Rififi oder Oceans nicht verstecken müssen. Zu den wenigen Mankos der Serie zählt, dass die Episoden unklug aneinandergereiht sind wie am Beispiel der ersten Episode, nach der man denken könnte „Ok, das wirkt eigentlich wie ein Ende“. (7/10)

Sternchen-7



„Lupin | Offizieller Trailer | Netflix“, via Netflix Deutschland, Österreich und Schweiz (Youtube)

„Schitt’s Creek“ Season 2

Die zweite Staffel rund um die Ex-Millionärsfamilie Rosen, die gezwungen sind arm und im Exil im Kleinstädtchen (titelgebendes Schitt’s Creek) zu leben, macht einiges wieder gut was die erste Staffel an Stereotypen verbrochen hat. Zum Beispiel lässt sie die Rosens endlich etwas erwachsener werden, wenn David (Daniel Levy) sich einen Job sucht und Alexis (Annie Murphy) versucht ihre (multiplen) Beziehungen in den Griff zu bekommen. Man ahnt, dass die Rosens sich nach und nach für Schitt’s Creek erwärmen sollen und zum Ende der Serie bestimmt nicht mehr weg wollen. Jetzt gibt es aber immerhin auch die ersten, zarten Gehversuche, wenn beispielsweise Moira (Catherine O’Hara) und Johnny (Eugene Levy) mit dem Gedanken spielen für den Stadtrat zu kandidieren oder David unbedingt den Laden retten will, in dem er angefangen hat zu arbeiten. Ein schönes Beiprodukt des ganzen ist, dass die Familie Rosen zusammenwächst und natürlich bleiben auch die Lacher und die Gagdichte. 🙂 (8/10)

Sternchen-8

„All You Need“ Season 1

All You Need ist eine deutsche Serie um eine Gruppe homosexueller Männer in Berlin und kann Stand heute in der ARD-Mediathek bewundert werden. Sie widmet sich Vince (Benito Bause), der Gelegenheitsbekanntschaften satt hat und in Robbie (Frédéric Brossier) vielleicht endlich einen Partner für mehr als die schnelle Nummer gefunden hat. Außerdem Vinces ehemaligem Mitbewohner Levo (Arash Marandi), der zu seinem Freund Tom (Mads Hjulmand) zieht, einem erst kürzlich geouteten und nun geschiedenen Familienvater. In den nur 5 Episoden werden vielschichtige Themen rund um Klischees, Fetische und Rassismus beleuchtet und auch reichlich Sex gezeigt, was normal macht was normal sein sollte: dass es nicht nur heterosexuelle Paare und heterosexuellen Sex gibt. Obwohl ein paar der Dialoge etwas gestelzt klingen, ist die Serie ein längst überfälliges deutsches, modernes und zeitgeistiges Format – bitter mehr davon! (7/10)

Sternchen-7


„All You Need | Dramedy-Serie | Trailer“, via ARD (Youtube)

„How to Sell Drugs Online (Fast)“ Staffel 1

Die beiden Schüler Moritz (Maximilian Mundt) und Lenny (Danilo Kamperidis) können ganz gut programmieren und beschließen einen Online-Shop für Drogen zu eröffnen, was ihrer beider Leben und auch ihre Freundschaft ordentlich umkrempelt. Denn während Lenny das als Projekt betrachtet, macht Moritz das v.A. auch um seiner Ex-Freundin Lisa (Lena Klenke) zu imponieren. Erwartungsgemäß bleibt all das nicht ohne Folgen, vor Allem wenn sie nebenbei Schulalltag und familiäre Konflikte wuppen müssen. Nebenbei punktet die Serie mit einem tollen Humor, zeitgemäßer und rasanter Inszenierung, der absolut notwendigen Aufklärungsarbeit über Drogen und Sicherheit im Netz (zum Beispiel möglichst nicht zu googeln „How to Sell Drugs Online (Fast)“ hmmm) und punktet damit, das mit Lenny ein Hauptcharakter mit körperlicher Behinderung dabei ist und Repräsentation fördert. Alle Hauptdarsteller sind klasse und die Serie eine der wirklich cooleren Netflix-Eigenproduktion, deren einziger Knackpunkt wohl aber ist wie krass und hanebüchen Moritz Plan Lisa zurückzugewinnen ist. (8/10)

Sternchen-8

„Chernobyl“

Die Welt hat nicht auf meine Besprechung der phänomenal guten HBO-Serie rund um die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl aus dem Jahr 1986 und ihre Folgen gewartet, daher mache ich es kurz: sie ist unfassbar gut. Wir begleiten darin hauptsächlich Jared Harris als Waleri Legassow, der beauftragt wird die Aufräum- und Dekontaminationsarbeiten zu beaufsichtigen und überhaupt aufzuklären wie es zu der Katastrophe kommen konnte. Die Antworten sind aber nicht überall gern gesehen, was neben den zahlreichen menschlichen Schicksalen aus der Serie auch noch einen Polit-Thriller macht. Die globalen Auswirkungen um die man damals fürchtete waren mir lange Zeit nicht bewusst und es passiert nicht selten, dass man während des Schauens den Atem anhält, so realistisch, spannend und erschütternd ist die Serie. Wie mag es sich angefühlt haben in den Abgrund des schwelenden, strahlenden Atomkraftwerks zu blicken und zu wissen, dass man gerade sein Todesurteil unterschrieben hat und wie mag es sich für diejenigen anfühlen, die anderen diesen Befehl gegeben haben? (10/10)

Sternchen-10


„Chernobyl (2019) | Official Trailer | HBO“, via HBO (Youtube)

Ja, bei einigen Serien habe ich das Schreiben einer Besprechung lange vor mir hergeschoben. „How to Sell Drugs Online (Fast)“ habe ich sage und schreibe ein Jahr mitgeschleppt. Warum kann ich gar nicht so genau sagen. Bei „Chernobyl“ ist das schon einfacher: es haben halt gefühlt schon alle Fans anspruchsvoller Serien geschaut und ich hatte nicht den Eindruck irgendjemandem mit meiner Besprechung etwas Neues zu erzählen. So blieben die halt auf meiner Liste der zu schreibenden Besprechungen stehen. Bis jetzt vor Kurzem. „All You Need“ und „Schitt’s Creek“ habe ich aber beispielsweise gerade erst gesehen. Wie haben euch die oben besprochenen Staffeln und Serien gefallen? Für welche Serie würden euch fünf Sätze reichen, für welche nicht?

Immer zwischen dem 5. und 10. eines jeden Monats mache ich einen kleinen Ausflug in die Serienlandschaft. Ob aktuelle Serien, all-time-favorites, irgendeine TOP-5 oder einfach ein paar zerstreute Gedanken: es ist alles dabei :).

6 Antworten

  1. Ich fand Chernobyl auch großartig!

  2. Chernobyl IST großartig!

    Von Schitt’s Creek gefiel mir die zweite Staffel auch besser, als richtig gut und mit hoher Gagdichte würde ich sie aber weiterhin nicht bezeichnen. Aber immer noch gut genug, um dran zu bleiben 😉

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Hohe Gagdichte würde ich bei Schitts Creek auch nicht behaupten 😉 Steht auch nicht da oben.
      Manchmal ist es ja eher so ein Humor, der zumindest mich zum Grinsen statt zum laut loslachen bringt. Mir machts aber Freude, v.A. weil es langsam etwas „runder“ wird. Ist jetzt zumindest aktuell kein Wahnsinns-Highlight, aber schon etwas wo ich mich immer auf die nächste Folge freue. Und das ist gar nicht so einfach, ich mache um Comedy eher öfter einen Bogen.

  3. […] habe ich gelesen, dass die deutsche Serie All You Need sich mit einem queeren Sex and the City, das in Berlin spielt, beschreiben ließe. Das stimmt! […]

  4. […] sowieso, weil ich eigentlich nicht gern rewatche. Hat sich scheinbar geändert. Denn ich habe auch Schitt’s Creek Staffeln 2 und 3 nochmal geschaut. ^^‘ Mir war wohl nach Comfort-Fernsehen. Zu Ende geschaut habe ich […]

  5. […] mit (fast) jeder Verfilmung deutlich mehr Spaß hatte als mit der Vorlage. Auch mit der Serie mit Omar Sy. Habt ihr auch eine Vergangenheit mit dem Gentleman-Gauner? Kanntet ihr die Figur Lupins? Übrigens […]

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