Fantastischer Film: Der schwarze Diamant

Nimm einen Film der Coen Brothers, leg noch reichlich Bling-Bling und Straßenweisheit drauf, mehr Gefluche und spiel das ganze in 17-facher Geschwindigkeit ab – das ist Uncut Gems. Quasi „An Unserious Man“. Es mag nicht charmant sein das Werk der einen mit dem der anderen zu vergleichen, aber es drängte sich in seiner zermürbenden Weltsicht und dem absurden Glücksritter-Verhalten des Protagonisten auf. Adam Sandler mimt hier Howard „Howie“ Ratner, der ein Juweliergeschäft in New York betreibt. Zu seinen Kunden zählen Größen der Sport- und Rapszene. Howie selber ist spielsüchtig und rettet sich mit kleinen Gewinnen, Geschäften und Schuldscheinen vor Geldeintreibern. Zumindest noch eine Weile. Seine Familie, ein Leben mit einigen Annehmlichkeiten und eine Geliebte will er unterhalten. Alles steht ständig auf der Kippe. Da gelangt er an einen enorm großen Opal, den er versteigern will – einige Geschäftsbeziehungen locken aber auch und Howie geht auf’s Ganze.


„Uncut Gems | Official Trailer HD | A24“, via A24 (Youtube)

Ich kann nicht behaupten, dass Der schwarze Diamant mein neuer Lieblingsfilm ist, aber die Formel mit der die Rücksichtslosigkeit des Glücksritters Schlag auf Schlag abgespult wird, ist schon atemberaubend. Die Brüder Benny und Josh Safdie gelten in Cineastenkreisen schon eine Weile als der Geheimtipp und neuer Stern am Indiefilmhimmel. Zu recht. Der schwarze Diamant ist ein visionärer Abwärtsstrudel ungeheurer Wucht. Die Cinematografie unterstützt das in Geschwindigkeit, Farbgebung und dem Wechsel zwischen ruhigen Charaktermomenten und rasanten Glücksritter-Jagdszenen. Adam Sandler brilliert hier mal nicht als Klassenclown, sondern als tragische, ungelenke Figur, über dessen Untergang schon alle außer er selbst Bescheid wissen. Seine Hetzjagd durch New York lässt den Zuschauer schon fast mehr schwitzen als ihn. Davon abgesehen weiß ich nicht wie der Originaltitel Uncut Gems verloren gegangen ist.

Der schwarze Diamant (OT: Uncut Gems), USA, 2019, Benny Safdie/Josh Safdie, 130 min

Header image uses a Photo by Kilyan Sockalingum on Unsplash

Jeden Monat stelle ich einen Film vor, den ich für einen fantastischen Film halte – losgelöst von Mainstream, Genre, Entstehungsjahr oder -land. Einfach nur: fantastisch. 😆

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