Neulich im Kino … Filmbesprechung zu „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“

Okay, Karten auf den Tisch. Ich bin für Mads Mikkelsen und Phoebe Waller-Bridge in den Film gegangen. Ich sage noch mehr – als die Nachricht über den fünften Film das erste Mal las, fand ich das total bescheuert und wollte nicht gehen bis mich das oben genannte Casting mitgezogen hat. Das Ende des vierten Teils wirkte zumindest was Indys Privatleben betrifft so abgeschlossen auf mich, dass ich einfach keinen Mehrwert in einem fünften Teil sah. Der Gedanke wirkte für mich wie Geld verbrennen, absolut unnötig, der Flop vorprogrammiert. TLDR; und das war dann wohl auch so in gewisser Weise. Wer das genauer wissen will, findet hier spoilerfrei die Besprechung des Ganzen.

Ruhestand! Dr. Henry „Indiana“ Jones Jr. (Harrison Ford) wird kaum von seinem Kollegium verabschiedet, da klopft mit Helena Shaw (Phoebe Waller-Bridge) die Aussicht auf einen letzten großen Coup an die Tür. Nur eine von den Beiden will die Vergangenheit dringender ausgegraben als der andere. Helena ist Indys Patentochter. Ihr Vater Basil (Toby Jones) war besessen von den Möglichkeiten eines Artefakts, das niemand geringeres als Archimedes geschaffen haben soll: den Mechanismus von Antikythera. Basil und Indy ergatterten die eine Hälfte einst aus den Händen von Nazis, genauer des Wissenschaftlers Jürgen Voller (Mads Mikkelsen). Die zweite Hälfte ist noch verschollen und Helena will sie mit Indys Hilfe und den Notizbüchern ihres Vaters finden. Noch schwankt Indy, ob das eine gute Idee ist und er die Aufregung noch braucht. Die Entscheidung wird ihm aber spätestens dann abgenommen als auch andere hinter ihnen und dem Mechanismus her sind und damit einiges vor haben.

Was der Film gut kann: er vereint wieder reale Fakten mit Metaphysik. Den Mechanismus gibt es wirklich. Was zugunsten klassischer Indiana-Jones-Storylines drauf gesetzt wird, ist die Aussicht auf ein legendäres Artefakt mit besonderer Wirkung. Der Mechanismus soll Zeitreisen ermöglichen, was sich Jürgen Voller zunutze machen will, um in narzisstischer, megalomanischer Nazi-Manier was zu erreichen …? Na klar! Dem Dritten Reich nachträglich zum Sieg zu verhelfen. 🙁 Indy und Helena sehen es trotz mancher Differenzen und unterschiedlicher Absichten immerhin als gemeinsames Ziel an zumindest das zu verhindern.


INDIANA JONES 5: Das Rad des Schicksals Trailer 2 German Deutsch (2023), KinoCheck, Youtube

Andere Dinge, die der Film gut macht: er verklärt Alter nicht vollkommen. Zwar konnte man letzten Endes nicht auf das De-Aging Harrison Fords verzichten, aber direkt danach macht Harrison Ford ungeniert in einer Szene mit freiem Oberkörper klar: Menschen altern eben. Auch die nachfolgenden Actionszenen verklären ihn nicht zu einem alterslosen Actionstar, der immer noch zuschlägt und rennt wie ein Mittzwanziger. Tuk Tuk fahren wie einer vielleicht schon. 🙂 Aber ist es das, was Indiana Jones Fans sehen wollten? Es ist nur ein Symptom, stellvertretend für vieles in dem Film. Man versucht im Spagat alle glücklich zu machen und gleichzeitig „das richtige zu tun“ und vergisst dabei eine ansprechende Handlung zu erzählen.

Beispiele gefällig? „Alle glücklich machen“: Man baue genug Indiana-Jones-Motive ein, die natürlich nicht fehlen dürfen. Nazis zum Beispiel. Und Indy, der zeigt, dass er Nazis (zu recht) absolut furchtbar findet. Problem: man erwähnt das nicht wie sonst pointiert zwei Mal im Film sondern eher alle zehn Minuten bis der Spruch seine Coolness einbüßt. Man macht auch alle glücklich, in dem man alte Bekannte auftreten lässt und natürlich Schlangen einbaut und Indys Abneigung dagegen. Das geht sogar ganz gut in dem Fall. Noch ein unglückliches Beispiel: Indy in Würde altern lassen. Aber das kann man ja nicht so stehen lassen, geschweige denn an die nächste Generation den Staffelstab übergeben, nein nein. Dann machen wir eben De-Aging, so haben wir beides: Indy in alt und Indy in jung. Win-Win. Eben nicht. Es ist als ob der Film in Checklistenmanier alles abarbeitet, was man in einem Indiana Jones Film gesehen haben muss und dabei vergisst was interessantes zutun. Richtig interessant wäre gewesen, wenn es zu einem Zeitparadox gekommen wäre. Aber hier bewege ich mich auf sehr dünnem Eis, weil ich ja nicht spoilern wollte und überlasse es denjenigen das zu interpretieren, die den Film vielleicht schon gesehen haben.

Das klang schlecht, das ist es auch. Aber das heißt auch nicht, das alles schlecht ist. Es gibt einige Aspekte gegen Ende des Films, in der eine historische Kulisse beeindruckend auf die Leinwand gebracht wird. Auch das mühelose Einpflechten anderer historischer Ereignisse wie der Mondlandung und anschließenden Feier hat eine angenehme Note den Film an einem Zeitpunkt zu verankern, wissenschaftliche Leistungen zu feiern und gleichzeitig zu zeigen wie vernarrt manche Menschen in den Begriff des Siegens sind. Sei es im Krieg oder in der Wissenschaft. Insgesamt aber kann das Fazit nur lauten: Wer eben bestimmte Dinge in einem Indiana-Jones-Film sehen will, wird die bekommen. Aber es kann überraschend ermüdend sein, wenn all das hintereinander in den Film geknallt wird und dazu noch über zweieinhalb Stunden Laufzeit. Er unterhält, aber er macht auch sehr müde.

Indiana Jones und das Rad des Schicksals (OT: Indiana Jones and the Dial of Destiny), USA, 2023, James Mangold, 154 min, (6/10)

Sternchen-6

Übrigens bin ich mir ziemlich sicher, dass ich mit der Idee in den Film zu gehen jemanden den Wunsch genommen habe nochmal irgendwann andere Indy-Filme zu gucken. Wir waren eben etwas gelangweilt in ungefähr derselben Weise wie „Transformers“-Filme langweilig sind. Das ist ein Jammer, denn ich bin sogar ein großer Fan der ersten drei Indy-Filme. Zu Harrison Ford habe ich sehr wenig gesagt, obwohl der sich mit (zu Drehzeiten) fast achtzig Jahren und jetzt inzwischen tatsächlich achtzig Jahren an einen Actionfilm traut. Sollte ich mal dieses stolze Alter erreichen, wäre mir wohl nichts ferner als einen Actionfilm zu drehen. Deswegen: Respekt! Was mich aber schon wurmt ist, dass es einfach auch ok war wie der vierte Film endete. Ich bin gespannt wie ihr das seht. Vielleicht hat euch der Film besser gefallen?

Eine Antwort

  1. […] noch im Juni, deswegen gab es auch von allem etwas mehr. Mehr Filme, mehr Kino. Im Juli bin ich bei Indiana Jones und das Rad des Schicksals im Kino kurz weggenickt. Asteroid City habe ich sehr genossen, nicht nur wegen des Gastauftritts […]

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