Neulich im Kino … Review zu „X-Men – Zukunft ist Vergangenheit“

Ich persönlich hatte vor den X-Men-Filmen im Prinzip nichts mit den X-Men zutun. Comics und Cartoon sind komplett an mir vorbeigegangen. Als ich die alten Filme sah, fand ich insbesondere den ersten schon mächtig cool. Die Geschichte rund um die X-Men hat alles was man braucht: eine gute Metapher (bezogen auf das „anders“ sein) und viele Akteure mit unterschiedlicher Motivation. Mit Patrick Stewart und Ian McKellen hatten die alten Filme eine Traumbesetzung als Prof. X und Magneto. Irgendwie ging das aber schief und die anderen Teile wurden meines Erachtens nach irgendwie uninteressant. Bei First Class bzw. Erste Entscheidung wurde wieder vieles richtig gemacht und ich habe den Film so sehr geliebt, dass ich sogar mehrmals ins Kino gegangen bin. So gefällt mir Popcornkino. Und das Gespann Fassbender und McAvoy funktioniert ja auch bestens. Und da konnte ich es mir nicht nehmen lassen Zukunft ist Vergangenheit frühstmöglich zu sichten.

Worum gehts?

Im Jahr 2023 werden Mutanten gezielt von den sogenannten Sentinels niedergemetzelt. Diese sind hoch angpassungsfähige Vernichtungsmaschinen, gegen die kein Kraut gewachsen zu sein scheint. Es sind nicht mehr viele Mutanten übrig. Die Verbliebenen wie beispiels Prof. X, Magneto, Iceman, Kitty Pride unvm raufen sich aber zusammen, um gegen die Sentinels zu kämpfen. Als klar wird, dass sie nicht mehr lange durchhalten, fassen sie den Plan in die Vergangenheit zurückzureisen und die Entwicklung der Sentinels durch Bolivar Trask (Peter Dinklage) ungeschehen zu machen. Oder zumindest zu verhindern, dass Mystique (Jennifer Lawrence) in Trasks Hände fällt, sein Forschungsobjekt wird und ihre DNA die Sentinels unbesiegbar macht. Da es sehr schmerzhaft ist jemanden so weit in die Vergangenheit zu schicken, wird der sich selbst schnell regenerierende Wolverine (Hugh Jackman) ausgewählt. Es gelingt und der muss nun im Jahr 1973 Prof. X, Magneto und Mystique aufspüren und mit viel Fingerspitzengefühl die Lage vermitteln. Dabei ist die Sachlage im Jahr 1973 anders als er es sich hätte träumen lassen. Dass Prof. X‘ Schule geschlossen ist, er laufen kann, aber keine Kräfte mehr hat, sollte uns schon genug zu denken geben.

Hintergrund

Bryan Singer führte bereits bei X-Men (2000) und X-Men 2 (2003) Regie. Mit dem etwas schwierigen dritten Teil hatte er nichts am Hut und tut das auch öffentlich kund und listet auf, was seiner Meinung nach dort alles schief lief. Er scheint das Superhelden- und Comicgenre sowieso für sich gepachtet zu haben, so zeichnet er sich auch für Superman Returns verantwortlich. Nach dem meines Erachtens nach sehr gelungenen X-Men: Erste Entscheidung (X-Men: First Class) nutzt Singer die Chance das Universum der alten und der neuen Filme gekonnt zu verknüpfen und gibt der Welt im Jahr 1973, aber auch 2023 ausreichend Profil und den vielen auftretenden Figuren genug Spielraum.

Und da treten eine ganze Menge Figuren auf! Besonders Eindruck macht Quicksilver, der hier durch Evan Peters verkörpert wird (bekannt aus der American Horror Story Reihe). Zwar finde ich den Look von Quicksilver in dieser Verfilmung unterirdisch grottig, aber Evan Peters Spiel und herrlich schräge Darstellung des superschnellen Quicksilver macht das wieder wett und er ist der heimliche Star des Films. Das Filmen der Slow-Motion-Sequenzen hat außerdem hohe technische Anforderungen an das Team gestellt wie man bei Screenrant nachlesen kann. Etwas überrascht war ich außerdem, dass Omar Sy (aus Ziemlich beste Freunde) als Mutant mit von der Partie ist. Sehr zur Freude aller Game of Thrones-Fans ist Peter Dinklage mit von der Partie, bekommt aber als Quasi-Oberschurke gar nicht so viel Screentime wie man erwarten könnte. Es gibt noch mehr Gastauftritte zu bestaunen. Und – wie so oft bei Marvel-Filmen – sollte man bis ganz zum Schluss sitzen bleiben, um noch eine Post-Credit-Szene zu bewundern.

Fazit

X-Men: Zukunft ist Vergangenheit ist sehr sehr gut gelungenes Popcorn-Kino, das zwischen Comedy, Action und auch Dramatik changiert. Bryan Singer schafft es nicht nur hier das richtige Maß zu finden, sondern allen beteiligten Charakteren wohldosiert Screentime zu geben. Jeder ist mal im Fokus, um seine Motive vorzubringen oder sich gar zu entwickeln. Mit wenigen Kameraeinstellungen und gutem Timing fängt er das unterschwellige Drama der einzelnen Personen ein. Nur bei einem Charakter ist es meiner Meinung nach nicht gelungen: Raven alias Mystique nervt regelrecht. Jeder sagt ihr, dass sie auf ein Unheil zurennt und sie tut es ja doch. Selten wirkte ein Charakter so unbesonnen, weswegen mich ihr Dilemma auch kaum berühren konnte. Ansonsten ist es Bryan Singer gut gelungen, das Universum der alten und neuen X-Men-Filme zu fusionieren und sogar noch die Beziehungen und tiefergehenden Hintergründe einzubeziehen, so beispielsweise was Quicksilver und Magneto betrifft. Wie hat er das nur gemacht? Andere Filme nutzen die Zeit selten so gut. Sowohl was das Viral Marketing betrifft, als auch den Überraschungseffekt im Kino, empfand ich die leicht abgeänderten historischen Begebenheiten als genial (Stichwort JFK) und das 70er-Feeling kommt insgesamt gut rüber. Auch die Botschaft der Angst vor denen die anders sind und Widersprüchlichkeit dessen wird gewohnt gut eingefangen. Großer Tipp – Kann man auch gucken, auch wenn man nur gaaaanz wenig Ahnung von den alten und neuen X-Men-Filmen hat.

(9/10)

Sternchen-9

Habt ihr den Film schon gesehen oder habt es noch vor? Kennt ihr die Comics? Und wenn ja: wie bewertet ihr die Unterschiede zur Vorlage, müssen ja einige gewesen sein. Wer ist eure Lieblingsfigur im X-Men-Universum? Und konntet ihr mit der Post-Credit-Szene etwas anfangen??? Also ich musste erst das Internet befragen, was mir das nun sagen soll 😉

25 Antworten

  1. Ich hab ihn noch nicht gesehen und werde das auf keinen Fall im Kino tun, da ich die beiden Wolverine-Spinoffs und First Class nicht gesehen habe und das auch nicht so bald vorhabe. Selbst die alten X-Men-Filme fand ich immer schon so lala.

    1. Naja, dann bringt es ja auch nix. Ich würde zwar sagen, der ist besser als die alten X-Men-Filme oder zumindest besser als der 2. und 3., aber man muss ja auch nicht jeden Film mitnehmen.

  2. Ich möchte den Film auch sehr gerne sehen. Allerdings auch lieber daheim und nicht im Kino. Da wir zweisprachig also hauptsächlich englisch sprechen, ist des immer schwieriger

    1. Ach, is ja auch cool, dass ihr zuhause zweisprachig unterwegs seid. Ist bestimmt lustig im Alltag, wenn man dann zur Haustür rausgeht und sich wieder umstellen muss? Oder ist das schon nichts „außergewöhnliches“ mehr? 😀

      1. Manchmal vergess ich wie es auf deutsch heisst lol

  3. Jaaa, ich freu mich schon so drauf, meinen Freund am Wochenende ins Kino zu schleppen 😀 Ich warte seit Monaten auf den Film – und deiner Kritik nach zu urteilen auch zu Recht 🙂 Ich bin wirklich gespannt!

    1. Dann wünsch ich euch viel Spaß und bin schon auf deine Review gespannt 😉

  4. Hab ihn auch gestern gesehen und dachte ich sei die erste (aus meiner Feeder-Liste) die eine Review schreibt – und was machst du 😀 Schäm dich! XD
    Fand ihn auch klasse, aber es gab auch ein wenig was, was mich gestört hat…
    Aber, da du ja auch die alten Filme kennst – Kam Peter/Quicksilver in denen schon mal vor? Ich habs voll nicht mehr auf dem Schirm?! O_O
    Die Sache mit JFK und die Szene in der Küche – GROSSARTIG!!! Hab ich gar nicht erwähnt, aber die Leute sollen ja auch noch ins Kino ;D

    1. Haha, ich wollte auch mal „erste“ in meinem Feed sein, die darüber schreibt. Ansonsten bin ich nämlich fast immer verflucht spät dran. 😉 (Deswegen schäme ich mich gar nicht 😉 )
      Ich denke Quicksilver kam dort nicht vor. Kann mich zumindest nicht dran erinnern. Aber im nächsten Avengers-Film ist wieder Quicksilver dabei, allerdings wird er von Aaron Johnson gespielt. Finde das irgendwie schade und etwas inkonsequent. Da soll wohl auch keine Beziehung zu den X-men hergestellt werden und er und seine Schwester gelten einfach als übermenschlich oder so. Nervt mich ein bisschen an … das sind doch alles Marvelkinder, die können sich ruhig den Film teilen. Warum sollte man sie sonst ins Boot holen?

  5. „mit viel Fingerspitzengefühl die Lage vermitteln“? Na, da haben sich die X-Men mit Wolverine ja genau den Richtigen Zeitreisenden ausgesucht. 😉

    1. genau – den Wortwitz konnte ich mir nicht verkneifen 😉 Er findet scheinbar selber seine Aufgabe nervig …

  6. Ich habe jetzt nur deine einleitenden Worte gelesen (weil ich mir nichts vorweg nehmen möchte) und kann das alles nur unterschreiben! 🙂

    1. Cool, dann wünsch ich dir viel Spaß und lass mich/uns mal wissen wie er dir gefallen hat! 😀

  7. Ich habe noch nie einen X-Men-Film gesehen und wollte eben den Trailer von dem aktuellen ansehen, aber ähm nach der Hälfte habe ich abgebrochen. Ach ja, Geschmäcker, ein weites, ein unendliches Feld. 😉 Hoffentlich bekomme ich jetzt hier kein Kommentarverbot …

    1. Also … solange du nur sagst, dass ich einen ‚anderen‘ Geschmack habe und nicht sagst, dass ich einen ’schlechten‘ Geschmack habe, bekommst du kein Kommentarverbot. 😉

  8. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich trotz Patrick Stewart und Ian McKellen noch keinen der Filme gesehen habe. Comic-Verfilmungen sind auch eigentlich nicht mein Genre. Aber jetzt auch noch McAvoy, Dinklage und Lawrence?! Oh mann. Meinst du wirklich, ich kann den Film gucken gehen, ohne vorher irgendwas X-Men-mäßiges gesehen oder gelesen zu haben?

    1. Hm … schwierig. Wenn Comic-Verfilmungen nicht dein Ding sind, würde ich dir eher dazu abraten. Ansonsten kommt man sich im Kino so deplatziert vor und fragt sich „Was gucke ich hier?“ Aber der Trailer gibt die Atmosphäre ganz gut wieder. Wenn dir der gefällt, dann vielleicht dir bestimmt auch der Film.

      Was das Wissen über das X-Men-Universum betrifft, muss man beim Anschauen viele Informationen verarbeiten, schätze ich. Prinzipiell reicht es aus zu wissen, dass X-Men besondere Fähigkeiten haben. Und dafür nicht zwingend akzeptiert werden. Eher andersrum.

      Wissenswert und zum Verständnis beitragend ist wahrscheinlich, dass Prof. X (jung: McAvoy / alt. Patrick Stewart) und Magneto (jung: Michael Fassbender / Ian McKellen) früher Freunde waren und eine enge Bindung zueinander hatten. Aber irgendwann unterschiedliche Ziele. Magneto war Gewalt und Töten recht, Prof. X nicht. Sie haben sich entzweit und quasi im selben Moment hat Magneto ungewollt verschuldet, dass Prof. X querschnittsgelähmt ist und im Rollstuhl landet.

      Ich kann den Film insgesamt sehr empfehlen 😉 aber wenn du ihn wegen der Schauspieler guckst, muss ich noch nachtragen, dass viele wie gerade Patrick Stewart und Peter Dinklage nicht sehr viel Screentime haben. McAvoy und Fassbender haben mehr.

      1. Naja, ich bin halt generell kein Actionfan. Aber Spiderman mit Tobey Maguire mochte ich ja auch 🙂 Danke für die Einführung! 🙂

    2. Fand den Film auch ausgezeichnet – hat Spaß gemacht!! Sehr gute Review, Miss B.! Blöderweise bin ich während des Abspanns gegangen…:-( Muss ich mal bei YT suchen.

      1. Dankeschön, ich sehe das als großes Lob von dir 😉
        Also … ich muss gestehen mir hat die Post-Credit-Szene nichts gesagt. Musste dann erstmal googeln, was mir das jetzt sagen soll. Von daher bin ich gar nicht sicher, ob das jetzt ein großer Verlust ist, wenn man es nicht gesehen hat.:-/

  9. […] Ghiblis Der Mohnblumenberg und dem Film Drecksau mit James McAvoy sehr gut unterhalten gefühlt. X-Men: Zukunft ist Vergangenheit hat mir auch sehr viel Spaß gemacht! Sehr gutes Popcornkino, das laune macht. Aufgrund der letzten […]

  10. Ich habe ihn auch schon im Kino gesehen und war ganz begeistert, vor allem von der Besetzung fuer die jungen Versionen von Magneto und Charles Xavier. Aber die X-Men-Reihe gehoert sowieso zu meinen liebsten Superhelden-Verfilmungen!

    1. Ja, die sind wirklich ausgezeichnet als junger X und junger Magneto – war bei First Class sehr positiv überrascht und bei dem Film auch! 😀

  11. […] Ja — es ist eben Pop­corn­kino und kein hoch-philosophisches Kam­mer­spiel. Aber ich hatte echt mei­nen Spaß mit dem Film. […]

  12. […] machen die ’neuen‘ X-Men vieles richtig. Sowohl First Class / Erste Entscheidung, als auch Days of Future Past / Zukunft ist Vergangenheit waren Filme mit Überraschungsmomenten und v.A. viel Charakterentwicklung. Regiesseur Bryan Singer […]

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