Das junge Mädchen Sheeta ist Waise und hat nicht mehr viel von ihren Eltern bis auf eine Kette mit einem blauen Juwel. Eines Tages tauchen aber mehrere finstere Gestalten auf, die hinter dem Stein her sind. Erst auf der Flucht erkennt Sheeta warum: der Stein hat magische Kräfte. Er lässt sie u.a. schweben und wortwörtlich in den Armen des Jungen Pazu landen, der ihr hilft zu entkommen. Als klar wird, dass es eine Verbindung zwischen der Kette und der Legende von der im Himmel schwebenden Stadt Laputa gibt, machen sich die Kinder auf die Suche nach der Stadt und Sheetas Herkunft.
„Trailer – Das Schloss im Himmel (german/deutsch)“, via m4uli (Youtube)
Bei Das Schloss im Himmel handelt es sich tatsächlich um den ersten Film aus dem bekannten Studio Ghibli. Oftmals wird fälschlicherweise Hayao Miyazakis Film Nausicaä aus dem Tal der Winde als das erste Werk aus dem Hause Ghibli bezeichnet, allerdings entstand der Film noch unter dem Deckmantel eines anderen Studios, in dem Miyazaki zu der Zeit arbeitete. Die Einnahmen trugen aber maßgeblich zu der Finanzierung und Gründung von Studio Ghibli bei. Zu der Geschichte wurde Miyazaki u.a. durch Gullivers Reisen inspiriert, in denen es eine Geschichte über Laputa, ein Schloss im Himmel, gibt. Ansonsten sind die Gemeinsamkeiten aber eher gering. Miyazakis Laputa ist ein fantastischer Ort, den der Hauch vergangener Zeiten nostalgisch und bitter umweht. Man erkennt in dem Laputa, das die Kinder entdecken, das dort eine weit entwickelte, naturverbundene Zivilisation gelebt haben muss, deren wissenschaftliche Errungenschaften weit über die der „Erdbevölkerung“ hinausragen. Der Anime vereint somit wieder viele Ghibli (und Miyazaki-typische) Motive. Zum Einen den Missbrauch von Macht und Wissenschaft und die unterschwellige Botschaft, dass dies nur in Zerstörung mündet. Außerdem den Widerspruch zwischen Natur und Technik und wie der Mensch damit umgeht. Natürlich ist auch das Fliegen ein Motiv wie auch in vielen Ghibli-Filmen die folgen sollten, bspw. Porco Rosso und Wie der Wind sich hebt. Nicht nur wegen der Stadt im Himmel selber, sondern auch wegen der ulkigen Luftpiraten. Die und zahlreiche andere Charaktere beweisen einmal mehr wie divers und weltoffen die Filme aus dem Studio sind. Da gibt es nicht nur schwarz und weiß, gut und böse, sondern auch viele Grauschattierungen dazwischen. Gerade heutzutage werden viele Drehbücher und Geschichten mit links geschrieben, aus dem Ärmel geschüttelt und vom Reißbrett designt. Sie erzählen stets dieselbe Geschichte mit stets den selben Charakteren, nur mit anderen Gesichtern. Ein Vorwurf, dem sich das Studio und seine Animefilme regelmäßig entziehen konnten, denn die Handlung ist so reich an Motiven und unvorhersehbarem. Was dem Film eher zum Verhängnis wird, ist seine Lauflänge. Das und die enorme Anzahl an Nebencharakteren und -handlungen wirkt manchmal zu überfrachtet und erfordert an manchen Passagen viel Motivationen um weiterzuschauen, da die Konzentration nachlässt.
Nichtsdestotrotz ist Laputa ein Film für Groß und Klein (vielleicht aber weniger für die ganz ganz kleinen: zuviele Explosionen, zuviel Aufregung) und erzählt eine mitreißende Geschichte, die Gier und Machthungrigkeit anprangert. Der Zuschauer wird in wundervollen Bildern in eine fremde Welt entführt. Die Detailverliebtheit betrifft aber nicht nur das Setting und die Landschaften, sondern auch das Character Design. So erinnere ich mich gerne an die schwebende Stadt und deren rostiger „Bewohner“ – der Gedanken an sie macht mich ganz weich und treibt mir ein bisschen die Tränen in die Augen. Ein wunderbares Werk.
Das Schloss im Himmel (OT: 天空の城ラピュタ – „Tenkū no Shiro Rapyuta“), Japan, 1986, Hayao Miyazaki, 124 min
Jeden Monat stelle ich einen Film vor, den ich für einen fantastischen Film halte – losgelöst von Mainstream, Genre, Entstehungsjahr oder -land. Einfach nur: fantastisch. 😆
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