Auch bei mir ist der Zenit überschritten was die Superhelden-Verfilmungen betrifft. Zwar hatte Superman vs Batman einige interessante Ideen, wollte aber zuviel und war letzten Endes eher Comic-Trash. Eine der wenigen guten Dinge des Films, war dass er sich getraut hat Wonder Woman einzuführen und der Figur ein modernes Gewand zu geben ohne das Gewand des Comics zu sehr zu verändern. Gerade weil es bedauernswerter Weise sehr an ernstzunehmenden weiblichen Superheldinnen fehlte, freute ich mich sehr auf den Film. Wie ist es wohl gelungen? Review ist spoilerfrei.
Der Film behandelt die Origin-Story von Wonder Woman alias Diana, die zusammen mit den Amazonen versteckt vor der Außenwelt auf Themyscira lebt, einer paradiesgleichen Insel. Die Amazonen haben den Krieg der Götter erlebt und überlebt und er hat fast alles vernichtet was sie kennen. Sie dienen eigentlich dem Frieden und sind perfekt ausgebildete Kämpferinnen, haben aber seitdem nie den Schutz Themysciras verlassen und in einer unsichtbaren Blase gelebt. Was in der Welt vor sich geht, wissen sie nicht. Als aber während des ersten Weltkrieges der britische Spion Steve Trevor (Chris Pine) in der Nähe der Insel auf der Flucht vor Deutschen abstürzt und Diana ihn rettet, erzählt er zwangsläufig davon, was in der Welt los ist. Und vom Krieg der Kriege. Dianas Ausbildung als Amazone gilt noch nicht mal als abgeschlossen, aber sie ist besessen von dem Gedanken, dass da draußen ein Krieg tobt, den sie zu Ende führen kann. Oder sogar muss, da es ihre Bestimmung als Amazone ist. Eigentlich die Bestimmung aller Amazonen, aber das sehen die anderen anders. So zieht Diana mit Steve los und ihr Ziel ist nichts geringeres als das Ende des ersten Weltkrieges.
Das ist ziemlich ambitioniert. Selbst für eine Amazone. Es wird schnell klar, dass Diana anders ist als die anderen. Sie ist anfangs das einzige Kind auf der Insel und später wird sogar deutlich, das sie unverwundbar ist. Aber ihre Mutter Hippolyta (Connie Nielsen) und Tante Antiope (Robin Wright) hüllen sich darüber in Schweigen. Sie erzählen ihr die Sagen von früher, von Zeus und Ares, vom Kampf der Götter und wie Ares den Krieg unter den Göttern provozierte und unter den Menschen Zwietracht säte. Lediglich Ares könnte diesen Krieg überlebt haben, es ist ungewiss. Auf Themyscira gäbe es versteckt den Gotttöter: das einzige Instrument, das Ares gewachsen ist. So bildeten die Amazonen eine weitere Blase um Diana, die ihr einen gewaltigen Kulturschock versetzen dürfte als sie in die nicht so saubere und blitzblanke Außenwelt aus Industrialisierung und Weltkrieg entlassen wird, in der es Schusswaffen gibt, denen die meisten Amazonen dann auch nicht mehr gewachsen sind. Diese Blase sorgt zwar für einige köstliche Momente, in denen Diana die seltsamen Weisen der ‚modernen‘ Welt hinterfragt, beispielsweise die Rolle der Frau allgemein, die Kleidung oder auch die Stellung des Mannes im Gegensatz zur Stellung der Frau, die gelinde gesagt damals die Klappe zu halten hatte, während ein Mann spricht. Andererseits wirkt sie manchmal auch sehr naiv – ob gewollt oder nicht, das ist hier die Frage. Dass die Amazonen nicht mitkommen und mit ihr zusammen den Krieg der Menschen beenden ist eine Einstellungsfrage, die einerseits ein bisschen wie ein plot hole wirkt (Gibt es denn nicht eine einzige die die Prinzessin beschützen will und ihre Überzeugung teilt?) und andererseits auch wieder verständlich. Denn wie wir wissen haben sich die Menschen diesen Krieg leider selbst ausgesucht. Ob es wirklich einen Ares gibt, der die Menschen anfeuerte und anstiftete, das wird ein zentrales, aber sehr spätes, Motiv des Films.
So ganz zufrieden stellt einen die Handlung des Films also nicht oder sagen wir es mal so: hätte der Trailer mehr davon verraten, hätte er keinen hinter dem Ofen hervorgelockt. V.A. auch weil Diana zwar tough und zäh ist, aber vielleicht auch etwas naiver wirkt als wir das wollten. Insofern bietet er als Origin-Story andererseits aber auch ein wünschenswertes Maß an Entwicklung. Diana muss erkennen, dass es nicht zwingend einen Ares braucht für das Schlimme in der Welt. Dabei umgeht der Film geschickt Diana das Label ‚Wonder Woman‘ in Worten aufzudrücken. Aber ihren einen oder anderen Sailor-Moon-Moment hat die Superheldin doch, wenn sie mit wehendem, wallenden Haar dem Feuer und Schrecken entgegen geht und sagt, dass sie an die Liebe glaubt. Aber hey. Auch wenn das ein bisschen plakativ geraten ist, ich finds gut. Überhaupt werden die Amazonen nicht nur als Supermodel-Maß-Damen dargestellt, sondern als glaubhafter Kriegerinnen. Dabei hat v.A. auch geholfen, dass als einige der Amazonen echte Athletinnen gecastet wurden. Obwohl Gal Gadot im knappen Outfit rumläuft und man sich kaum vorstellen kann, dass das ein angemessenen für Kämpfe ist, umgeht der Film zumindest die übertrieben sexualisierte Darstellung und beschränkt sich auf Bilder, bei denen die Frauen durch Attribute glänzen, die ihnen leider viel zu selten zugeschrieben werden. Atletische und innere Stärke, festen Charakter, Mut und Gerechtigkeitsempfinden. Dafür danke ich dem Film sehr und Gal Gadot ist eine wunderbare Wonder Woman. Wirklich.
Wonder Woman, USA, 2017, Patty Jenkins, 141 min, (7/10)
„WONDER WOMAN Comic-Con Trailer“, via Warner Bros Pictures (Youtube)
Wie hat euch der Film gefallen? Habt ihr ihn schon gesehen? Warum hat es so lange gedauert bis wir einen Wonder-Woman-Film bekommen haben? Ansonsten fällt mir noch schmerzlich auf, dass ich mich Patty Jenkins ja gerne mal mit einer Werkschau widmen würde. Schließlich stammt von ihr auch ‚Monster‘. Ich beschwere mich ja regelmäßig, dass es zu wenige Regiesseurinnen gibt, denen ich mich mal in meiner Werkschau-Kategorie widmen könnte. Dummerweise habe ich mal festgelegt, dass es dazu wenigstens 7 Filme geben sollte. Das Dilemma: die wenigsten Regiesseurinnen kommen auf eine Filmografie mit mindestens sieben. Auch Patty Jenkins nicht. Was soll man davon halten? Gebt den Frauen in dem Business mehr Optionen!
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