Es ist immer wieder aufregend, wenn mal etwas adaptiert wird, womit man aufgewachsen ist. Ich bin mit vielen Manga aufgewachsen. Auch ein wenig mit „Battle Angel Alita“. Leider habe ich die initiale Reihe nie zu Ende gelesen. Die Folge-Reihen wie „Last Order“ dementsprechend auch nicht. Aber seitdem ich den Manga kenne, kenne ich auch die Gerüchte um die geplante Verfilmung Camerons. Es gibt ja einige westliche Verfilmungen aus Anime- oder Manga-Vorlagen, die diese verkennen (Dragonball) und ihres tieferen Sinns berauben (Ghost in the Shell (2017)). Sollte „Alita“ nun das Eis brechen und eine passable Verfilmung werden? Besprechung ist spoilerfrei.
Rosa Salazar ist so eine wunderschöne Frau. Warum genau musste man ihr Gesicht und ihre Haare durch CGI ersetzen? Die großen Puppenaugen sind nicht unbedingt ein Merkmal der Mangavorlage, das man gesondert hervorheben müsste. Rosa sieht im echten Leben schon aus wie eine perfekte Alita. Da brauch es doch solchen Schnurz gar nicht!? Natürlich mal abgesehen vom Cyborg-Körper. Im 26. Jahrhundert findet der Wissenschaftler Dr. Dyson Ido (Christoph Waltz) auf dem Schrottplatz Teile eines weiblichen Cyborgs. Das Gehirn und der Kopf sind weitestgehend in takt. Er gibt „ihr“ den Namen Alita und einen Körper. Als Alita erwacht, hat sie keinerlei Erinnerung daran wo sie herkommt oder wer sie ist. Ido muss ihr die Welt um sie herum erklären. Beispielsweise die schwebende Bastion Zalem, die über ihren Köpfen in der Luft thront und die Schrottstadt darunter, die sich vom Müll Zalems ernährt und in der das Leben mühsamer ist. Viele Bewohner der Schrottstadt träumen davon nach Zalem zu gelangen. So auch Hugo (Keean Johnson), den Alita kennenlernt und der ihr den Cyborg-Sport Motorball erklärt. Bald bemerken Alita und ihre neue Familie aber, dass ihre Reflexe nicht die eines gewöhnlichen Cyborg sind.
„Alita: Battle Angel | Offizieller Trailer 3 | Deutsch HD German (2019)“, via FoxKino (Youtube)
Jahrelange hat James Cameron darüber gesprochen, dass er Yukito Kishiros Manga Battle Angel Alita verfilmen möchte. Rip-Offs der Handlung wie das mit Matt Damon ( 😉 ) als Alita besetzte Elysium haben es früher auf die Kinoleinwand geschafft. Dann war es Robert Rodriguez der den Stoff verfilmte, Cameron produzierte „nur“ noch. Vielleicht hat er dann auch irgendwann gemerkt, dass das mit den Avatar-Sequels noch etwas dauert. Rodriguez Handschrift erkennt man maximal am Anfang des Films, wo die Schrottstadt als Schauplatz ihren rostigen Glanz zur Schau stellen darf und Alita herrlich unbedarft in all dies hineintappst. Es macht Spaß ihr am Anfang dabei zuzuschauen wie sie ihre Grenzen austestet und aufmüpfig dem Job als Hunter-Warrior (quasi Kopfgeldjäger) nachgeht und später sogar an der Motorball League teilnehmen will. Dass sie wie ein Engel aussieht, aber wie eine Bestie kämpfen kann, übertragen die zahlreichen Kampfszenen erwartungsgemäß gut. Aber der Film will zuviel. Er erklärt bereits relativ früh die Ursprünge Alitas und stellt ihr einen größeren Gegner entgegen. Und desto mehr der Film an World Building einbüßt und an CGI-Feuerwerk zunimmt, desto charakterloser und uninteressanter wird er.
Wie bei vielen Actionern kommt bei dem Aufeinanderkrachen von CGI-Metall der Realismus und die Charakterentwicklung zu kurz und man verliert den Zuschauer. Das ganze CGI-Geschmetter ist weniger rostig und schmutzig und falls doch, dann geht alles so schnell, dass das nicht weiter auffällt. Ist ja schnell wieder weg. Und ebenso wenig Raum bleibt für die Charaktere. Konnte Christoph Waltz am Anfang des Films noch mit seiner dieses Mal dankbarerweise reduzierter als in Django u.ä. gespielten Rolle als Ido überzeugen und Alita erschien uns als Sinnsuchende zu Beginn besonders herzig, merkt man voll all der Intention und den Charakteren letzten Endes insgesamt wenig. Auch warum Hugo es so unbedingt nach Zalem schaffen will, erschließt sich nicht. Denn die Schrottstadt hat am Anfang sehr deutlich definiert ein paar Minuten Zeit sich als vielleicht nicht so lebenswerter Ort charakterisieren zu lassen und wenn man es bis dahin nicht verstanden hat, dass es in Zalem besser sein muss … ? Dann nicht. Das ist ein bisschen dünn für den Traum vom Aufstieg und besseren Leben. Ein Motiv, das eigentlich seit jeher viel hergibt und bei der Bezeichnung Schrottstadt hätte man sicherlich noch „Luft nach oben“. Und so verschwimmen nahezu alle Motive und Leitelemente im CGI-Schrott und einer sehr generischen Storyline. Das erkennt man auch daran, dass einem das üble Schicksal einiger Charakter schon fast egal wird. Autsch. Dabei waren die Zutaten und der Anfang so gut!
Alita: Battle Angel, Usa, 2019, Robert Rodriguez, 122 min, (7/10)
Wem ist aufgefallen, dass im Trailer oben nicht Christopher Waltz‘ echte Stimme zu hören ist? 😉 Allgemein hat sich der Film ja bei den Zuschauern größerer Beliebtheit erfreut als bei den Kritikerstimmen. Wie kam der Film bei euch an? Kennt ihr die Mangavorlage? Falls es übrigens nicht bis zu euch vorgedrungen ist: der Film ist deutlich als Aufhänger einer Filmreihe angelegt. Es gab einige sehr enttäuschte Stimmen im Kinosaal als die letzten Minuten mit einem semi-offenen Ende über die Leinwand flimmerten. Aber auch so hat mich der Film nicht so packen können. Hätten sie nicht im ersten Film Alitas Ursprung verraten und auf das ganze CGI bei Rosa Salazars Gesicht verzichtet, wäre der Film vielleicht schon interessanter geworden!? Dass ihre Figur die großen Augen bekommt ist gemessen an den anderen Mangacharakteren widersinnig. Ebenso wie Manga mit großen Augen gleichzusetzen – es ist nur eines von vielen Stilmitteln, die man nicht überall und bei jedem Charakter antrifft. Und ich habe das ungute Gefühl, dass wir in ein paar Jahren darüber lachen werden, dass sie das gemacht haben. Seufz. Ich wollte den Film mehr mögen.
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