Serienlandschaft: „Anime adaptiert“ – die 3D- und Realverfilmungswelle

Es ist schon verblüffend. Da hofft man die ganze Zeit, dass Anime auch auf den allgemein auf Serien und Filmen ausgelegten Streamingplattformen wie Netflix, Amazon und Konsorten eintreffen und kaum dass der Wunsch in Erfüllung geht, mutiert die ganze Geschichte. Ein Gespenst geht um in der Animeszene. Es heißt Netflix und es hat verblüffend große Pläne mit Anime.

So weichgezeichnet?

Da wollte ich immer schon mal Saint Seiya sehen und freue mich als es in das Netflix-Sortiment aufgenommen wird. Und was sehe ich da? Ein Remake, 3D-computeranimiert. Ja genau – rein aus dem PC. Gerendert, geblendert, CGI. Hm. ich schaue ja schon gern mal einen Pixar-Film, aber dem guten alten (meinetwegen auch digital) gezeichnetem Animationsfilmen und -serien fühle ich mich näher. Aber der Trend setzt sich fort. Ronja Räubertochter aus der Kooperation von Polygon Pictures und Studio Ghibli war auch schon nicht mehr „rein“ auf dem Papier entstanden.


„Saint Seiya: Knights of the Zodiac | Official Trailer | Netflix“, via Netflix (Youtube)


„Ghost in the Shell: SAC_2045 | Official Trailer | Netflix“, via Netflix (Youtube)

Im April startet der jüngste Ableger aus dem Ghost in the Shell-Franchise auf Netflix – auch 3D-animiert. Das Character Design stammt vom in Japan lebenden Russen Ilya Kuvshinov, der allgemein offenbar gerade durchstartet. Er arbeitete zuvor bereits am Langfilm Birthday Wonderland aka The Wonderland. Und er hat es auch enorm drauf – seine ersten Designs und Skizzen zu GitS sahen sehr gut aus. Der seltsame Trend, dass Motoko Kusanagi mit jeder Adaption jünger, angepasster, menschlicher und „femininer“ wird … naja, das ist ein anderes Thema. Aber als dann Netflix den ersten Teaser veröffentlichte war klar, was jetzt auch der Lang-Trailer bestätigt: weh mir. Schon wieder 3D-animiert. Wie erklärt man sich den Trend? Zermürbt die Produktion weniger schlecht bezahlte Anime-Künstler und ist günstiger, weil Rechner nie müde werden? Oder so? Fällt mir ehrlich gesagt schwer zu glauben. Ich hab das mal selber als Hobby gemacht (und das nicht mal als Bewegtbild) und empfand die Rechenleistung und Kosten hinter Computeranimation recht krass.

So real?

Aber damit nicht genug. Netflix kündigte vor einer Weile nichts geringeres als einen der besten Anime aller Zeiten (hört hört 😀 aber ich meine das ernst) als Live Action Serie zu adaptieren: Cowboy Bebop. Und irgendwo niest Keanu Reeves. Denn der hockte jahrelang auf Plänen für einen Realfilm, die dann letzten Endes auf Eis lagen. Und jetzt ist Netflix dran, hat einen sehr ansehnlichen Cast und ich bin so neugierig! Macht bitte, dass das gut wird.


„Cowboy Bebop | Behind the Scenes | Netflix“, via Netflix (Youtube)

Kein Scherz – ich habe John Cho in sozialen Netzen gefolgt und war erst zufrieden als ich einen Eindruck bekam wie seine Spike-Spiegel-Frisur aussieht! Netflix stapelt allerdings nicht gerade tief. Cowboy Bebop ist noch nicht mal draußen, da werden die Pläne kund getan nichts geringeres als den wohl längsten Anime aller Zeiten, One Piece, in Live Action zu adaptieren. Verraten hat sich Netflix allerdings schon früher wie bereits im Frühjahr 2019 auf Anime2You nachzulesen war. Das sind mal große Neuigkeiten, denn das One-Piece-Franchise und die Fanbase ist einfach mal riesig.  Ich habe bereits als Studentin aufgegeben bei der Serie dranzubleiben, war aber auch mal ein Riesenfan. Man darf auf die ersten Bildern und Reaktionen gespannt sein. Wie sowas aussehen könnte zeigt übrigens die japanische Fernsehwerbung der Online-Jobbörse Indeed, die die Strohhutbande in live action werben ließ:


„One Piece -The Straw Hats Pirates live action commercial“, via The Bee (Youtube)

… und auch noch so charmant?

Es ist sicherlich etwas übertrieben von einer Welle zu sprechen, wenn es zwei, drei Anime gibt, die den oben beschriebenen Mustern folgen. Aber es lässt sich eben auch nicht leugnen, dass sich die Serien dieser Machart häufen. Wir dürfen nicht vergessen, dass es da auch diverse Filme gab … Death Note (US) und Ghost in the Shell mit ScarJo!? Das eine oder andere daran möchte ich lieber vergessen. Außerdem muss ich an der Stelle auch gestehen, dass mein Test noch aussteht. Leider sprechen mich eben die Trailer zu den 3D-animierten Serien überhaupt nicht an. Auf die Live Action Adaptionen hingegen bin ich unendlich gespannt. Cowboy Bebop ist nichts geringeres als mein Lieblingsanime (teilt sich Platz 1 mit Neon Genesis Evangelion) – da muss Netflix schon gut ranklotzen. Aber sowohl bei dem einen Trend wie auch dem anderen hoffe ich, dass sie sich in Grenzen halten und nicht so an Masse zunehmen wie der aktuelle Trend erahnen lässt. Aber wir dürfen auch nicht die Anime und Netflix-Eigenproduktionen vergessen die dem konventionellen, gezeichneten Modell entsprechen wie Violet Evergarden, Carole & Tuesday oder Hero Mask. Denn die gibt es auch noch. Es ist nicht so, dass Netflix Anime abgesagt hat.

Wie steht ihr zu den ganzen Neuigkeiten aus dem Hause Netflix? Habt ihr vielleicht schon Saint Seiya oder andere 3D-Adaptionen gesehen? Und haben die für euch noch mit den Anime-Vorlagen viel gemein? Mir persönlich geht ja beim Transport von einem gezeichneten Stoff zum 3D-adaptierten sehr viel Charme verloren. Diese weichgezeichneten Gesichter sind mir alle viel zu künstlich. Freut ihr euch auf die Live Action Adaptionen oder peitscht euch auch ein bisschen die Angst, was der Streaming-Gigant aus euren Helden macht?

Immer zwischen dem 5. und 10. eines jeden Monats mache ich einen kleinen Ausflug in die Serienlandschaft. Ob aktuelle Serien, all-time-favorites, irgendeine TOP-5 oder einfach ein paar zerstreute Gedanken: es ist alles dabei :).

Eine Antwort

  1. Avatar von voidpointer
    voidpointer

    Künstlerisch Meilensteine sind denke ich selten 3D-Animationen. Es fehlen mir oft die Details. Saint Seiya gefiehl mir von den gezeigten noch am besten. Ich bin ebenfalls sehr gespannt auf Cowboy Bebop.

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